Die kleinen Freuden der Arbeit

Ich werte gerade für eine meiner Hausarbeiten diverse Reiseberichte von Europäern aus, die im späten 18. Jahrhundert nach China reisten, vor allem die Reiseberichte der Macartney-Mission 1792-94. Diese Gesandtschaft der britischen Krone an den chinesischen Kaiserhof scheiterte zwar und konnte nicht die erhoffte Öffnung Chinas für britische Händler erreichen, aber die Teilnehmer verfassten diverse Berichte, die entscheidend für das europäische Chinabild waren. Die Ergebnisse der Auswertung veröffentliche ich vielleicht später hier, aber zwei Dinge spreche ich jetzt schon an:

Zum einen zeigt sich gerade bei diesen dann doch etwas obskuren Thema wie viel die Digitalisierung der Forschung bringen kann. Die Reiseberichte wurden in den Jahren nach der Mission veröffentlicht, ungefähr zwischen 1795 und 1805. Auch wenn sie größere Verbreitung fanden, gibt es von den meisten keine neueren Auflagen – aber Digitalisate. Google Book Search und die Universität von Hongkong haben fast alle Berichte online zum Bequemen herunterladen. Ohne Digitalisate wäre meine Arbeit deutlich erschwert oder sogar unmöglich: Die Freiburger Universitätsbibliothek besitzt nicht alle Reiseberichte und ihr Alter bedeutet zum einen, dass man sie nur im Sonderlesesaal unter bestimmten Bedingungen benutzen darf und dass man sie natürlich auch nicht per Fernleihe bekommt. Für eine Hausarbeit reist man aber auch nicht in andere Städte.

Digitalisate sind also extrem praktisch und bieten der Forschung einige neue Möglichkeiten, gerade wenn es wie in der Frühneuzeit-Forschung um seltene Quellen gibt, die eben nicht allgemein zugänglich sind. Diese Möglichkeiten sind erstaunlich jung – Google Book Search ist beispielsweise erst sechs Jahre alt. Manche Leute studieren so lange. Und ich bin immer wieder überrascht wie viele Leute diese Möglichkeiten nicht nutzen.

An den Reiseberichten fällt auch eine Sache auf, vor allem, wenn man mehrere vergleichend betrachtet: Sie sind erstaunlich zugriffsfreundlich. Nehmen wir z.B. diesen Bericht:

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Der Titel ist zwar land und führt zu unglaublich grotesken Literaturangaben, aber wer ihn liest, der weiß, worum es geht, auch ohne das Buch in der Hand gehabt haben zu müssen. Auch die Inhaltsverzeichnisse sind extrem benutzerfreundlich – der Inhalt jedes Kapitels wird angegeben. Wer etwas sucht, findet damit extrem schnell die passende Stelle:

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Können wir diese Praxis bitte wieder einführen?

 

Außerdem: Es ist erstaunlich verwirrend, wenn das kleine S im Druckbild aussieht wie das kleine F und sich beide Buchstaben nur durch einen kleinen Strich unterscheiden. Das irritiert auch noch nach der 30. Seite.

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