Potenzielles Propagandamaterial

In dieser (lesenswerten) Reportage über das Berlin Document Center, welches die von den Amerikanern aus einer Papiermühle gerettete Mitgliederkartei der NSDAP verwaltete und damit eines der wichtigsten Druckmittel der Entnazifizierung war, taucht diese Passage auf, die ich einfach festhalten muss. Das Schlaglicht auf den Kalten Krieg und die Propagandaschlachten zwischen Ost und West und insbesondere zwischen BRD und DDR ist einfach zu treffend. Wer sich fragt, warum und wie das eigentliche Anliegen der Entnazifizierung unter die Räder geriet, der bekommt hier einen Teil der Antwort:

Bis 1989 blieb die Geschichtspolitik, besonders der Vorwurf unzureichender Auseinandersetzung mit der braunen Vergangenheit, das einzige Feld in der Systemkonkurrenz zwischen Ost und West, auf dem sich die SED stets und meist mit Erfolg in der Offensive befand. Entsprechend besaß das BDC seit seiner Einrichtung immer höchste politische Relevanz. Deshalb wurden während der Berliner Blockade die Keller mit besonders starken Wasserleitungen ausgestattet: Falls die Roten Armee die westlichen Sektoren der geteilten Stadt überrollt hätte, wäre die Kartei geflutet und so zerstört worden.

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