Wikipedia-Vandalismus durch Unidozenten

Unter all den Tweets vom Historikertag in Göttingen sind mir zwei richtig übel aufgestoßen. Zuerst berichtete Petra über ein Uniseminar mit sehr merkwürdigen Lehrmethoden:

Da gibt also ein Dozent seinen Studis die Aufgabe, ganz bewusst in der Wikipedia zu vandalieren. Das ist nicht nur pädagogisch katastrophal, es bindet auch die Ressourcen der Autoren. Jede Minute, die damit verbracht werden muss, die Hinterlassenschaften von marodierenden Uniseminaren zu beseitigen, ist eine Minute, die nicht in die Verbesserung des Projektes fließt. So ein Experiment ist daher gar nicht cool und dürfte nebenbei auch gegen diverse universitätseigene Ethikrichtlinien verstoßen. Kurz darauf berichtete Nico Nolden folgendes:

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen – da gibt es einen Dozenten, der ganz bewusst und aktiv ein unkommerzielles Gemeinschaftsprojekt sabotiert, um seinen eigenen Studis eine Falle zu bauen. Damit diese nicht die Wikipedia benutzen, sabotiert er sie ganz bewusst. Dazu fällt mir nichts mehr ein.

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24 Antworten zu Wikipedia-Vandalismus durch Unidozenten

  1. [http://t.co/9Oyr2HIDYS] Wikipedia-Vandalismus durch Unidozenten http://t.co/bCxBbNjztD

  2. Petra sagt:

    Hallo Michael!

    Ich gehe mit deiner Sichtweise völlig d’accord.
    Meiner Dozentin ging es damals um die Zitierfähigkeit der Wikipedia. Sie wollte damit zeigen, warum wir bei ihr – nach der üblichen Quellenkritik zeitgenössischer Quellen – die Wikipedia sehr wohl zitieren dürfen: Der Kontrollmechanismus der Wikipedia-Autoren (zu denen auch sie zählt) achten sehr wohl darauf, dass der Inhalt von Artikeln nicht gefälscht wird. Daher rief sie zur Manipulation der Artikel auf. Ich glaube, drei Studierende haben sie beim Wort genommen und berichtet, dass entweder binnen Stunden ihre Veränerung rückgängig gemacht wurde oder die Veränderung gar nicht von der Wikipedia übernommen wurde.

  3. @RosenQuilt sagt:

    RT @biblioblogs: Wikipedia-Vandalismus durch Unidozenten http://t.co/kqYTNgPcxM

  4. RT @musermeku: Über diese Wikipedia-Aussagen bin ich auch entsetzt gestolpert und schließe mich dem Beitrag von @MschFr an: http://t.co/2eQ…

  5. Nico Nolden sagt:

    Mir fällt dazu sehr wohl etwas ein. Man kann sich jetzt natürlich über die Art und Weise, die Unzuverlässigkeit von Wikipedia vorzuführen, lange empören. Und ich würde es in dieser Weise im Seminar auch nicht einsetzen.

    Tatsachen bleiben jedoch
    1) dass es notwendig ist, auf diese Unsicherheit in aller Deutlichkeit hinzuweisen, denn es sind beileibe nicht nur Uni-Dozenten, die Inhalte von Wikipedia-Artikeln trollen.
    2) dass Studierende trotz endloser Hinweise darauf, wo bei allem Nutzen von Wikipedia die Schwachstellen liegen, ihr Verhalten dennoch nicht korrigieren.

    Sich über Dozenten zu empören, welche die Arbeitsweise von Wikipedia unterlaufen und Arbeitskräfte gemeinschaftlichen Ehrenamtes binden, ist die eine Seite.

    Die andere Seite ist, dass das Wikipedia-Konsortium es bislang nicht geschafft hat, für dieses bald ein Jahrzehnt bekanntes Phänomen eine hinlängliche Lösung zu finden. Das Verhalten von Kollegen angesichts dessen als Vandalismus zu polemisieren, halte ich für ebenso übertrieben wie einseitig.

    • Marcus Cyron sagt:

      Was ist das „Wikipedia-Konsortium“? Ich lese den Begriff das erste Mal und mein erster Kontakt mit Wikipedia ist mittlerweile 10 Jahre her, davon 9 1/2 als aktives Mitglied der Community.

      Ansonsten ist die vorsätzliche verfälschen von korrekten Dingen zu welchem Zweck auch immer natürlich Vandalismus. Da braucht man gar nicht drüber diskutieren. Das kann man auch nicht schön reden.

      Im übrigen ist Wikipedia ein Lexikon. Nicht mehr – nicht weniger. Wir Autoren können nichts dafür, wenn die Studenten das nicht kapieren. Das ist nicht unser Problem. Uns für diese Unzulänglichkeiten verantwortlich zu machen geht gar nicht.

      Und andauernd etwas von der Wikipedia zu fordern, daß sie nie anstrebte und laut Eigendefinition auch nicht ist, nur damit man sie einfacher in Seminararbeiten zitieren kann ist ja wohl absurd. Und wird noch absurder wenn man bedenkt, daß kaum einer der Dozenten selbst gewillt ist mitzuarbeiten. Von aussen billige „gute“ Ratschläge geben ist ja so leicht. Selbst etwas tun aber offenbar sehr schwer.

  6. @cassionetta sagt:

    RT @musermeku: Über diese Wikipedia-Aussagen bin ich auch entsetzt gestolpert und schließe mich dem Beitrag von @MschFr an: http://t.co/2eQ…

  7. @th_schmid sagt:

    RT @Planet_History: [http://t.co/9Oyr2HIDYS] Wikipedia-Vandalismus durch Unidozenten http://t.co/bCxBbNjztD

  8. Ich kann dir nicht ganz folgen, Nico. Zum einen hat die Wikipedia durchaus massiv ihre Qualität verbessert und seit Start ihre Arbeitsabläufe deutlich professionalisiert. Mittlerweile sind Quellenangaben etc. Pflicht und es wird auch radikal Blödsinn gelöscht. Dass bei mehreren Millionen Artikeln auch Unfug oder Schlechtes dabei ist, kann man nicht verhindern.
    Ich verstehe auch die Aussage nicht, dass die Wikipedia Studis davon abhalten soll, sie zu benutzen. Es ist ja gerade das Ziel der Wikipedia, dass sie benutzt wird. Und sie weißt selbst ständig auf ihre Schwachstellen hin – mehr kann sie eigentlich gar nicht machen. Und ja, gezielt falsche Informationen einbauen, damit andere Leute diese falschen Informationen dann verwenden, ist Vandalismus und keine pädagogische Maßnahme. Das wäre vllt. eine pädagogische Maßnahme, wenn es sich um ein Intranet-Wiki handelt, aber Millionen Menschen falsche Infos vorzusetzen, um den 30 Leuten im Kurs eine „Lektion“ zu erteilen, ist Vandalismus.

  9. @Libraricana sagt:

    #Wikipedia & Lehre – it’s complicated. MT @Planet_History Wikipedia-Vandalismus durch Unidozenten http://t.co/DIMbmGZmk8

  10. Ich kann die Aufregung nicht nachvollziehen. Wer dauerhaft Bödsinn stehen lässt, um die Wikipedia bloßzustellen, verdient Kritik. Wer mit der angeblichen Qualitätssicherung der Wikipedia in kleinem Umfang experimentiert (was ich auch schon getan habe), vermittelt Informationskompetenz und verdient Lob.

  11. Dietmar Bartz sagt:

    Selbstverständlich handelt es sich um Vandalismus. Man muss nur genau genug hinschauen, dann erkennt man das Verwerfliche. Ob mit Wissenschaft oder Medieninteresse begründet, ist ganz egal. Ausführlich an einer Gruppe von Manipulationen („für“ WDR und NZZ) im Wikipedia-Kurier vom 3. August 2014 dargestellt; als Einzeltext hier:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Aalfons/sw

    • Dietmar Bartz sagt:

      Falls tl;dr : Wer im „wissenschaftlichen Interesse“ Informationsquellen beschädigt oder zerstört, handelt verwerflich.

  12. Die Methode halte ich wie Michael Schmalenstroer für fragwürdig, denn sie lässt Hinterlist als verführerisch, weil praktikabel erscheinen. Wichtiger ist vielmehr, den Studierenden zu vermitteln, dass gedruckte Quellen gleichermaßen der immerwährenden Prüfung bedürfen; sie können Irrtümer transportieren wie jede Übermittlung von Information und Wissen. Eine Wikipedia hat das Problem im Grunde nur herausgeschält und bewusst gemacht. Sie hat Wissenschaft dadurch keineswegs vereinfacht, sondern eher Gläubigkeiten ihr gegenüber infrage gestellt.

  13. „#Wikipedia-Vandalismus durch Unidozenten“ http://t.co/aDVZyGvURp via @MschFr #Studium #Schule #Studenten #Trolle http://t.co/08LovAg8kA

  14. @_scs sagt:

    RT @verabunse: #Wikipedia-Vandalismus durch Unidozenten http://t.co/xBfAyXO5GX

  15. drikkes sagt:

    Die erste Nummer geht natürlich gar nicht. Bei der zweiten könnte ich mir allerdings gut vorstellen, daß es „nur“ eine Ankündigung ist, der keine Taten folgen. Einfach, um die Studenten die Fakten noch einmal gegenchecken zu lassen.

  16. Koffeeinist sagt:

    Man kann mit der Qualitätssicherung natürlich experimentieren, aber sollte man a) die Änderungen nach kurzer, angemessener Zeitspanne von selbst wieder korrigieren und b) den Arbeitsaufwand, den die Gemeinschaft dadurch hatte, mit eigenen Beiträgen erstatten. Gerade Dozenten dürften reihenweise Artikel auffallen, die sie mit geringem Aufwand nachhaltig verbessern könnten.

  17. Autoren in Wikipedia leisten unbezahlte Arbeit
    (zu Klaus Graf)

    Experimentieren mit Inhalten in Wikipedia verursacht zusätzliche Arbeit für die ehrenamtlichen Autoren. Dadurch gehen Zeit und Energie für die inhaltliche Weiterentwicklung – z.B. für das Auffinden und Ergänzen besserer Belege – verloren. Auch in „kleinem Umfang“ kann dies zu hoher Belastung werden, wenn viele „Experimentatoren“ die Informationskompetenz (von wem eigentlich?) testen wollen.
    Leider glauben u.a. Journalisten, solche Experimente dienten der Öffentlichkeit (vgl. Schmutzige Wäsche in Stalins Badezimmer) und der Deutsche Presserat billigte dies in der Vergangenheit (Dokumentation).

    Marcus Cyron stimme ich voll zu. Dozenten sollten sich am Hochschulprogramm beteiligen, das wäre ein konstruktiver Beitrag.

  18. @Atlan970 sagt:

    RT @biblioblogs: Wikipedia-Vandalismus durch Unidozenten http://t.co/kqYTNgPcxM

  19. @Atlan970 sagt:

    RT @biblioblogs: Wikipedia-Vandalismus durch Unidozenten http://t.co/kqYTNgPcxM

  20. @Moepern sagt:

    @Nothingtomove @KatharinaKoenig ähnlich nervig wie: http://t.co/PT4UGRN05C

  21. Max sagt:

    Das Experiment bzw. der Aufruf der Dozentin und das Ergebnis is äußerst interessant; ihr Anliegen unterstützenswert. Aber jetzt wo wir ungefähr wissen, wie es ausgeht: bitte nicht nachmachen! (und deshalb Eintrag von @patabarelli fleißig retweeten ;-)
    Was den anderen Prof angeht: Das ist keine pädagogische Maßnahme, das ist bewusste (oder eben auch nicht) Falschinformation. Vielleicht eine Neurose, weil sein Vater im Brockhaus früher den Eintrag „Sex“ geschwärtzt hat.

  22. Pingback: Nico Nolden (@NicoNolden)

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