„Kunst aus dem Holocaust“ im DHM

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Karl Robert Bodek/Kurt Conrad Löw Ein Frühling, 1941 © Collection of the Yad Vashem Art Museum, Jerusalem

Es gibt Ausstellungen, die Spaß machen. Ausstellungen, die den Besucher in opulente Bilderwelten eintauchen lassen, die alte und spannende Objekte ausstellen, bei deren Anblick einem die Kinnlade herunter klappt. Und es gibt Ausstellungen, die wirklich hart sind. Die weh tun, die verstören und einen an der Menschheit zweifeln lassen.

Aktuell zeigt das Deutsche Historische Museum in Berlin die Ausstellung Kunst aus dem Holocaust, welche zur Kategorie „sehr schwer zu verdauen“ gehört. Sie versammelt 100 Gemälde und Zeichnungen aus der Sammlung von Yad Vashem, die von Künstlern jüdischen Glaubens in Gettos und Konzentrationslagern geschaffen wurden. Werke, die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ausdrücken. Werke, die auf Packkarton, Rückseiten, Zetteln und was gerade sonst alles in der Not verfügbar war, gemalt wurden. Werke, die dokumentieren wollen. Werke, die verzweifeltes Warten  zeigen.

Leo (Lev) Haas Ankunft eines Transports, 1942 © Collection of the Yad Vashem Art Museum, Jerusalem

Leo (Lev) Haas
Ankunft eines Transports, 1942
© Collection of the Yad Vashem Art Museum, Jerusalem

Und immer wieder, in den Künstlerbiografien, die Worte „Gestorben 1941. Gestorben 1942. Gestorben 1943. Gestorben 1944. Gestorben 1945.“

Diese Ausstellung ist wirklich nicht einfach zu „verdauen“. Sie ist ein Schlag in die Magengrube und genau das macht sie so sehenswert. Denn aus der Kunst strahlt Emotion. Und nicht nur Verzweiflung, Abscheu, Wut, sondern auch Hoffnung. Hoffnung auf ein normales Leben außerhalb der Lager, auf ein Leben nach den Nazis, nach der Verfolgung. Erinnerungen an das Leben vor den Nazis. Die Kunst schafft es, das Ziel der Vernichtungsmaschinerie zu stören: Der Mensch, das Individuum, tritt wieder aus der entmenschlichten, anonymen Masse hervor. Sonst betrachtet man in der Ikonografie des Holocausts Fotos von Leichenbergen, lange Trecks von Menschen, überfüllte Eisenbahnwagen, Erschießungsszenen, hungernde, ausgemergelte Menschen in Baracken oder an Lagerzäunen. Es sind Bilder, die den Menschen in der Masse zeigen. Hier tritt der Mensch mit seinen Emotionen, Hoffnungen und Ängsten in den Vordergrund und tritt wieder aus der Masse hervor. Und dann immer wieder: „Gestorben 1941. Gestorben 1942. Gestorben 1943. Gestorben 1944. Gestorben 1945.“

Bedřich Fritta Hintereingang, 1941–1944 © Collection of the Yad Vashem Art Museum, Jerusalem

Bedřich Fritta
Hintereingang, 1941–1944
© Collection of the Yad Vashem Art Museum, Jerusalem

Die Ausstellung läuft noch bis zum 3. April 2016, mehr Informationen gibt es auf der offiziellen Webseite.

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  6. Ich war letztes Jahr 2015 im Frühling in Auschwitz und Auschwitz-Birkenau. Es hat mich sehr tief berührt, was ich da gesehen und gehört habe an der Führung. In der Nacht hatte ich fürchterliche Träume wie noch nie. Das einzige schöne war im Waschraum Auschwitz-Birkenau ( schöne einfache Wandmalereien, die vielleicht auch namhafte Künstler gemalt haben, wer weis ). Hoffe sehr, das alle Seelen aus dieser dunklen Zeit ihren Frieden gefunden haben.

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