Planet History

Tag: 1. August 2016

„ … wo kein deutliches Bild ist, ist keine Vorstellung” *

Vor genau 200 Jahren, am 2. August 1816, wurde in Stockstadt Wilhelm Büchner als drittes Kind von Ernst und Caroline Büchner geboren. Zu seinem Geburtstag macht es hier im Geschwisterblog wenig Sinn, erneut eine Biographie des bedeutenden Unternehmers, der mit einiger Berechtigung Gründer der STADT Pfungstadt genannt werden könnte, einzustellen: knapp findet sie sich hier. […]

Prototype Fund: Staatliches Förderprogramm für gemeinnützige Open-Source-Projekte

Aus der Ankündigung: Der Prototype Fund unterstützt Softwareentwickler*innen, Hacker*innen und Kreative dabei, ihre Ideen vom Konzept bis zur ersten Demo zu entwickeln. Mit einer Förderung von bis zu 30.000€ könnt Ihr sechs Monate lang Code schreiben und Open-Source-Prototypen entwickeln. Wir fördern Projekte in den Bereichen Civic Tech, Data Literacy und Datensicherheit. Weitere Infos auf der (neuen) Internetpräsenz, es wird in den nächsten drei Jahren vier Förderrunden geben (erste Bewerbungsfrist: bis 30.9. 2016).

Vom Schmutz in mittelalterlichen Büchern

Ein mittelalterliches Buch ist bekanntlich nichts Statisches, das seit seiner Entstehung die Zeiten unverändert überdauert hat. Im Gegenteil liefert es viele Hinweise auf die Benützung und den Umgang mit Büchern, wie Randglossen, Streichungen und Ergänzungen aber auch die Anbringung und spätere Entfernung einer Kette zeigen. Auch im Schmutz, wie er dem heutigen Benutzer zuweilen begegnet, muss nicht zwangsläufig etwas dem Buch zu Unrecht Anhaftendes gesehen werden, das die eigentlichen Informationen überdeckt – wie auch während jüngster Arbeiten an der Inkunabelsammlung des Schottenstifts aufgefallen ist. … Vom Schmutz in mittelalterlichen Büchern weiterlesen

8. TextGrid/DARIAH-Nutzertreffen

Unter dem Motto „Aller Anfang ist leicht“ findet am 13. und 14. Oktober 2016 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel das achte TextGrid/DARIAH-Nutzertreffen statt. Die Veranstaltung soll vor allem EinsteigerInnen die Möglichkeit geben, TextGrid anhand von typischen Nutzungsszenarien kennenzulernen. Nach einer TEI-Einführung werden Arbeitsabläufe bei der Arbeit in der virtuellen Forschungsumgebung wie beispielsweise bei der Erstellung […]

VÖBBLOG TOP 20 im Juli 2016

20.249 total views im Juli 2016. Man merkt ein wenig die Ferienzeit. Die beliebtesten direkt – und nicht via Einstiegsseite – angesteuerten Posts waren Stellenausschreibung LBG: Assistenz im Forschungsmanagement (m/w) Stellenausschreibung: Wienbibliothek im Rathaus – Leitung Druckschriftensammlung OÖLB: „Österreich-Ungarns letzter Krieg … Weiterlesen

Kulturgut in Syrien und Irak, Juli 2016

Der monatliche Rückblick auf die Entwicklung der Situation archäologischer Kulturgüter in Syrien und Irak im Spiegel von Medienberichten.

Bombenanschlag in Bagdad, 3.7.2016
(Foto: http://www.tasnimnews.com/ar [CC BY SA 4.0]
via Wikimedia Commons)
 

Der Terroranschlag vom 3.Juli in Bagdad (wikipedia) mit mehr als 200 Todesopfern zeigt, dass mit den territorialen Erfolgen gegen Daesh nicht automatisch Frieden einkehrt. Er verweist aber auch  wieder einmal auf die Frage, warum es angesichts dieser Todesopfer dennoch oder gerade Sinn macht, sich für das Kulturgut des Landes zu interessieren und sich einzusetzen. In einer Nachlese der Internationalen Syrien-Konferenz in Berlin liefert die syrische Architekturstudentin Zoya Masoud dazu einige Gedanken aus der Sicht der betroffenen Länder. Kulturgut ist für sie ein Element, das eine gesellschaftliche Neubestimmung befördert und Orientierung schafft. „Es gibt ein ökonomisches Potential, das viele vergessen, die über Kulturgutschutz reden. Natürlich geht es um Tourismus als Einnahmequelle in der Zukunft. Aber auch um Wissen. Das Deutsche  Archäologische Institut etwa bildet Flüchtlinge zu Handwerkern aus, damit sie die historischen Gebäude schützen  können.“

Restaurieren oder Konservieren ist in Palmyra auch eine politische Frage. Ein blosses Konservieren würde die Schäden durch Daesh erhalten und könnte als Mahnmal, aber auch als Erfolg von Daesh gewertet werden:

Schadensmeldungen

    Aleppo. Am 11. Juli wurde im Rahmen der erneuten Kämpfe, bei denen das syrische Militär die Zivilbevölkerung eingekesselt hat, das bislang weitgehend unversehrte, am Stadtrand liegende Museum beschossen. Das Dach wurde schwer beschädigt. Beim Jahretreffen der UNESCO in Istanbul, das vom dortigen Putschversuch überschattet wurde, wurde diese Kulturgutzerstörung wie üblich verurteilt:

    Erneut wurde das Museum am 24.7. getroffen. Dabei wurde die Fassade zerstört.

      Maßnahmen

      In Großbritannien steht zwischen all dem Brexit-Chaos derzeit eine Umsetzung der erst spät ratifizierten Konvention von Den Hague an. Großbritannien hatte sich angesichts der Aktivitäten von Daesh zu einer Unterschrift entschlossen und muss nun die Regelungen der Konvention in nationales Recht umsetzen. Trotz des Anstoßes, den Daesh gegeben hat, blendet der aktuelle Gesetzesentwurf jedoch nicht-staatliche Kriegsparteien aus.

      Praktische – bislang einigermaßen erfolgreiche – Schutzmaßnahmen in Maarat al Numan mit zahlreichen römischen und byzantinischen Mosaiken:

      Tagungen

      Ein neuer internationaler Archäologie-Preis International Archaeological Discovery Award soll nach dem durch Daesh-Terroristen ermordeten Archäologen Khaled al-Asaad benannt werden. Der Preis, der von verschiedenen europäischen populärwissenschaftlichen Zeitschriften wie der Antiken Welt gestiftet wurde, würdigt übrigens nicht eine wissenschaftliche Erkenntnis, sondern lediglich einen herausragenden Fund. Vergeben wird der Preis erstmals im Oktober bei der Mediterranean Exchange of Archeological Tourism (BMTA) in Paestum/Italien:

      Die Krise in Syrien war in Bezug auf das Kulturerbe Thema einer Veranstaltung am Europäischen Parlament in Straßburg:

      Tagung in Cottbus

        UNESCO-Sitzung in Istanbul. Uruk im Irak wurde auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt, ansonsten wurde – abgesehen von der Verurteilung des Angriffs auf das Museum in Aleppo (s.o.) – das Kriegsgebiet in Syrien und Irak offenbar kaum thematisiert.

        Digitalisierung

                Publikationen

                • Maamoun Abdulkarim/ Lina Kutiefan (Hrsg.): Syrian Archaeological Heritage. Five Years of Crisis 2011 – 2015 (Damascus 2016). [ohne ISBN]
                Das Buch ist eine Neuauflage der früheren Dokumentation, die die Jahre bis 2013 behandelte. Es handelt sich um einen Bericht aus den verschiedenen Regionen und inhaltlichen Arbeitsbereichen der syrischen Altertumsbehörde DGAM, der zugleich eine Dokumentation der bekannt gewordenen Schäden ist. Die Angaben dazu sind vielfach sehr knapp, was daran liegt, dass viele Objekte in umkämpften Gebieten nicht begutachtet werden konnten. Allerdings fehlen auch Angaben zum Zeitpunkt der Beschädigung/Zerstörung.  Der Band steht unter http://www.dgam.gov.sy/archive/docs/File/downloads/Book_en_2016.pdf als  pdf  zum Download. Leider sind viele Abbildungen nur mit schlechter Auflösung enthalten.
                dazu: http://www.dgam.gov.sy/index.php?d=314&id=1998

                • Horst Bredekamp: Das Beispiel Palmyra (Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König: 2016)

                Dazu eine Rezension bei restauro: https://www.restauro.de/bredekamp-palmyra/
                Laut Verlagsinfo plädiert Bredekamp „für eine neue Perspektive des Wiederaufbaus: die kämpferische Rekonstruktion“. Er begründet dies damit, dass „die Unterscheidung von Menschen und Monumenten angesichts einer Praxis, die Menschen als lebendige Bilder und Bilder als lebendige Feinde vernichtet, nicht mehr trennungsscharf zu vollziehen ist.“

                Eine Bibliographie zum Thema hat ASOR online:

                 Eine Auseinandersetzung mit der Rolle des Daesh (ISIL) im internationalen Antikenhandel. Er untersucht das Volumen des Handels und schafft im vergleich mit dem illegalen Handel mit Kulturgütern aus Kambodscha einen theoretischen Rahmen, vor desen Hintergrund offizielle Akteure, wie Museen, Auktionshäuser und private Sammler als die treibende Kraft hinter Antikenhehlerei und Raubgrabungen identifiziert werden. Der Artikel stellt außerdem dar, wie der Handel seine Rolle herunterspielt. Er empfiehlt mit Blick auf die USA, dass der Antikenmarkt verstärkt geheimdienstlich beobachtet und aufgeklärt wird und die gesetzlichen Möglichkeiten der Terrorbekämpfung gegen den Antikenhandel ausgeschöpft werden.

                „On 13 November, 2015, ISIL members killed nearly 130 people, and wounded hundreds more, on a Friday night in Paris, France. Considering counterterrorism experts’ cost estimates for previous attacks in Europe, the Paris operation likely cost no more than 20,000 (US Dollars). This is less than ISIL makes in a single day by trafficking antiquities.“

                  Medienberichte

                  Vorher-Nachher- Fotogalerien

                  Interviews

                  Daesh

                  7.7.2016: Um im Gespräch zu bleiben liefert Daesh ein Video zur Zerstörung des Museums in Palmyra nach:

                  7.7.2016: Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in Balad nördlich von Bagdad. Die Zahl der Todesopfer wurde von anfänglich 25 rasch auf rund 50 korrigiert. Den Medienberichten ist wenig über das Heiligtum zu entnehmen, wo es doch – nicht nur im Hinblick auf das Kulturgut – sicher nicht unwesentlich ist, genauer zu beleuchten, welche Anschlagsziele sich Daesh aussucht. Das Heiligtum beherbergt den Schrein des Muhammad ibn Ali al-Hadi, der 868 in Samarra den Märtyrertod gefunden ahben soll. Das Heiligtum war 2006 schon einmal mit Bomben attackiert worden. Bilder des jetzigen Anschlags zeigen ein Feuer im Markt im Eingangsbereich; inwiefern das Heiligtum selbst Ziel war, blieb zunächst unklar.
                  Daesh hat nun eigene Münzen aus Gold und Silber geprägt, wie 2014 bereits angekündigt. Im Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster wurden die historischen Bezüge der Daesh-Währung analysiert.
                  In der Türkei führt in Grenznähe zu Syrien der ausbleibende Tourismus zu einer Vernachlässigung des kulturellen Erbes::

                         

                        Links

                        frühere Meldungen zum Bürgerkrieg in Syrien auf Archaeologik (u.a. monatliche Reports, insbesondere Medienbeobachtung seit Mai 2012), inzwischen auch jeweils zur Situation im Irak

                        Dank an diverse Kollegen für Hinweise und Übersetzungen.

                          “Gerhard Richter Painting” noch bis 3. August 2016 in der WDR Mediathek

                          Corinna Belz besuchte Gerhard Richter 2009 mit der Kamera im Atelier und hielt die Entstehung zweier großformatiger Abstrakter Bilder fest. Entstanden ist ein beinah stummes Portrait des Künstlers, der an seinen Bildern ebenso zweifelt wie an der Kraft des gesprochenen Wordes: „Über Malerei zu reden ist ja nicht nur sehr schwierig, sondern vielleicht sogar sinnlos, weil man immer nur das in Worte fassen kann, was in Worte zu fassen geht, was mit der Sprache möglich ist und damit ha ja eigentlich Malerei nichts zu tun.“ […]

                          Schuldenmacherei, Liebschaften in der Lehrerschaft und Vorliebe für gute Weine – die bizarre Karriere des Altparteigenossen und Kreisoberschulrats Emil Gärtner

                          Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933, das für die Nationalsozialisten ein zentrales Werkzeug für ihren Machtausbau war, suggerierte in seinem Titel und in einzelnen Paragraphen, dass sich in den Jahren der Weimarer Republik Missstände im öffentlichen Dienst ausgebreitet hätten und in beträchtlicher Zahl fachlich unqualifizierte Kandidaten in die Beamtenlaufbahn gelangt seien.

                          Scrinium: Rezension von Wozniak/Nemitz/Rohwedder (Hg): Wikipedia und Geschichtswissenschaft

                          In der aktuellen Ausgabe von Scrinium. Zeitschrift des Verbandes Österreichischer Archivarinnen und Archivare (Bd. 70, 2016, S. 188-190) ist eine von mir verfasste Rezension eines Open Access verfügbaren Bands zu Wikipedia und Geschichtswissenschaft erschienen, voilà der Text:

                          Thomas Wozniak, Jürgen Nemitz und Uwe Rohwedder (Hgg.), Wikipedia und Geschichtswissenschaft, Berlin/Boston 2015. XII, 324 S., ISBN 978-3-11-037634-0, Open Access: http://www.degruyter.com/view/product/433564.

                          Der vorliegende, auch Open Access verfügbare Band ist dem Andenken des 2013 viel zu früh verstorbenen Peter Haber gewidmet, einem Pionier der digitalen Geschichtswissenschaft und der ernsthaften Auseinandersetzung mit der Wikipedia. Die darin versammelten Beiträge gehen zurück auf eine im September 2014 am Deutschen Historikertag in Göttingen abgehaltene Sektion zum Thema „Wikipedia und Geschichtswissenschaft – eine Zwischenbilanz“. Die seit 2001 abrufbare freie Enzyklopädie ist damit endgültig im Mainstream der deutschsprachigen Geschichtswissenschaften angekommen, ein simples Ignorieren oder gar ein Verbot ihrer Benützung durch Studierende, wie es vereinzelt noch vorgeschlagen werden mag, erscheint damit auch für der Papierwelt verhaftete KollegInnen nicht mehr ratsam. Stattdessen steht der kritische Umgang mit der Wikipedia auf der Agenda, der umso dringlicher ist, seitdem ruchbar wurde, dass auch für seriös gehaltene Fachhistoriker daraus plagiieren. Eine gewisse feuilletonistische Prominenz erlangte der Fall der von Arne Janning aufgedeckten Wikipedia-Plagiate in dem von C. H. Beck verlegten Band „Große Seeschlachten“ (1).

                          Die Artikel des Sammelbands sind von 16 Autoren und nur vier Autorinnen verfasst, womit der unter WikipedianerInnen feststellbare Gendergap sich auch unter jenen ForscherInnen fortzuschreiben scheint, die sich mit der Enzyklopädie beschäftigen; ein aktives Gegensteuern ist hier vonnöten. Die meisten Beiträge beleuchten Details des Umgangs mit der Wikipedia und fügen den von Peter Haber vorgelegten Erkenntnissen (2) nur selten Substanzielles hinzu. Eingangs behandelt Ziko von Dijk die von Haber im Sommersemester 2010 in einem Forschungsseminar als Gastprofessor an der Universität Wien untersuchte Frage, inwieweit Wikipedia-Artikel zum Einstieg in ein Thema geeignet sind, berichtet dabei von seiner Arbeit mit StudentInnen und stellt Überlegungen an, inwieweit sich die Enzyklopädie nicht aufteilen ließe in eine „Wikipedia light“ zum schnellen Nachschlagen und in eine „Wikipedia Scholar“ für Fachleute. Auch Peter Hoeres lässt in seinen Beitrag Erfahrungen aus der akademischen Lehre einfließen, analysiert Wikipedia in Nachfolge von Deleuze als Rhizom und versucht, ausgehend von einer anachronistisch anmutenden antikommunistischen Perspektive Mängel in einzelnen Wikipedia-Artikeln zu belegen.

                          Mitherausgeber Thomas Wozniak liefert eine Übersicht über die bislang vorliegenden Studien zur Wikipedistik, das heißt der wissenschaftlichen Erforschung der Wikipedia, und zeichnet in einem Exkurs die Entstehung des Begriffs „Theoriefindung“ nach, einer Wortneuschöpfung der deutschsprachigen Wikipedia-Community für den englischen Begriff „original research“. Als „Theoriefindung“ wird die eigenständige Forschung und Produktion neuer Erkenntnisse zu einem Thema bezeichnet, ein Vorgang, der für die Verfertigung von Wikipedia-Artikeln verpönt ist, da diese nur den Anspruch haben, den vorhandenen Forschungsstand zu einem Thema zusammenzufassen.

                          Es folgen Jürgen Nemitz’ Erfahrungsbericht aus dem Einsatz der Wikipedia in der Lehre und die von Andreas Kuczera referierten Ergebnisse einer Umfrage zur Wikipedia-Nutzung unter KollegInnen. Eine Innenperspektive aus der Wikipedia-Welt kann Frank Schulenburg bieten. Er stellt das 2009 gestartete Wikipedia Education Program vor, das zum Ziel hat, durch Kooperation mit Universitäten bestimmte, in der Wikipedia vernachlässigte Themenbereiche systematisch zu verbessern; nach anfänglichen Kinderkrankheiten – Studierende indischer Universitäten füllten die Online-Enzyklopädie massenhaft mit Plagiaten – war diese Zusammenarbeit durchaus erfolgreich (3). Mit Marcus Cyron kommt im Anschluss ein altgedienter Wikipedianer mit dem Schwerpunkt Archäologie zu Wort, der bereits mehrere 100.000 Edits vorgenommen hat und als „Wikipedian in Residence“ beim Deutschen Archäologischen Institut arbeitete. Er betont, wie sehr die Qualität mancher Artikel an einzelnen Autoren hängt. Cyron ist auch einer jener zehn Wikipedianer, die Andreas Möllenkamp für seinen Beitrag interviewte. Möllenkamp unterscheidet drei Typen der Wikipedia-Mitarbeiter, zum einen die zivilgesellschaftlich Engagierten, dann die Bildungsbürger und Enzyklopädisten und schließlich die Spieler, die ihre Arbeit auch als Unterhaltung betrachten. Ein weiterer sehr aktiver Wikipedia-Beiträger ist Horst Enzensberger, der seine Wandlung vom mittlerweile emeritierten Professor für Historische Hilfswissenschaften der Universität Bamberg zum Wikipedia-Administrator Revue passieren lässt. Wer über die Wikipedia-internen Bemühungen um Qualitätssicherung und -verbesserung, über die „Wikiquette“, die Funktion des Schiedsgerichts und die Befugnisse von AutorInnen, AdministratorInnen, „Oversightern“ sowie „Bürokraten“ informiert werden möchte, ist mit dem Aufsatz von Hans-Jürgen Hübner bestens bedient. Ebenfalls sehr nützlich ist der Beitrag von Patrick Sahle und Ulrike Henny, die Tools vorstellen, mit deren Hilfe Wikipedia-Artikel analysiert werden können, während zwei weitere Beiträge Beispiele für angewandte Wikipedistik liefern: So betreibt Klaus Richter Nationalismusforschung, indem er die Beiträge zur Stadt Vilnius/Wilno in den verschiedenen Sprachversionen vergleicht. Weiters stellt ein AutorInnenteam erste Ergebnisse eines DFG-Forschungsprojekts zum so genannten „Rückschaufehler“ in der Wikipedia vor, indem es die Frage behandelt, wie im Nachhinein der Verlauf bestimmter Ereignisse als zwangsläufig und unvermeidbar dargestellt wird.

                          Abgeschlossen wird der Band mit einer umfangreichen Bibliographie, die künftiger Wikipedistik als wertvolles Hilfsmittel dienen wird, und einer Chronologie der Wikipedia. Aus dieser geht hervor, dass auf Grund einer falsch gewählten Einstellung die ältesten Versionen der ersten deutschsprachigen Wikipedia-Artikel gelöscht wurden, weswegen nicht mehr eruierbar ist, welches der erste darin erschienene Artikel war, womit einmal mehr demonstriert wird, vor welch besonderen Herausforderungen die Geschichtsschreibung des digitalen Zeitalters steht.

                          Anton Tantner

                          1 Vgl. u. a. Patrick Bahners, Glänzend geschrieben, wenn auch nicht immer von unserem Autor. In: FAZ, 5. 5. 2014, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/der-plagiatsfall-grosseseeschlachten-12924883.html (letzter Zugriff: 22. 3. 2016).

                          2 Peter Haber, Digital Past. Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter, München 2011, 75–79; ders.: Wikipedia. Ein Web 2.0-Projekt, das eine Enzyklopädie sein möchte. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 63 (2012), 261–270.

                          3 Mittlerweile gibt es solche Versuche der Zusammenarbeit zwischen Wikipedia und Universitäten auch in Österreich, ein erster Workshop dazu fand im März 2014 statt, siehe https://mitglieder.wikimedia.at/Projekte/Universit%C3%A4ten_und_Hochschulen (letzter Zugriff: 22. 3. 2016).

                          Donnerkeile als Glücksbringer, Amulette und Medizin

                          Bereits bevor sich die Archäologie als Wissenschaft entwickelte, fanden die Menschen immer wieder Hinterlassenschaften früherer Kulturen im Boden. Da ihnen wissenschaftliche Erklärungen für die Herkunft dieser Objekte unbekannt waren, entwickelten sie abergläubische Vorstellungen. Steinbeile aus der Jungsteinzeit hielten für die Spitzen von Blitzen, die vom Himmel geschleudert wurden. Daher nannten sie diese Steine Donnerkeile. Auch …weiterlesen „Donnerkeile als Glücksbringer, Amulette und Medizin“

                          B-Seiten

                          Vor Kurzem gingen die ersten histocamp–Postkarten und -Plakate in den Druck, sodass es bald mit der Verteilung und der Übermittlung der Poster an die Gewinner unseres Rätsels losgehen kann. In Vorfreude auf die hoffentlich hübschen…

                          Wohnen in der Stadt

                          Merkur-Gespräch vom 02.07.2016 im silent green Kulturquartier, Berlin

                          Über Jahrzehnte galt als ausgemacht, dass gut geplante Städte aus funktional getrennten Sphären zu bestehen hätten. Für Wohnen, Arbeit und Konsum waren unterschiedliche Standorte vorgesehen, und die zentrale städtebauliche Herausforderung lag darin, diese Standorte verkehrstechnisch zu vernetzen. Dieses urbanistische Paradigma, das den Wohn- und Siedlungsbau an die Peripherie verschob, gilt inzwischen als überholt. Seit gut zehn Jahren sind die Innenstädte zunehmend wieder als Wohnraum gefragt, zugleich steigen die Einwohnerzahlen in den Großstädten weit über das Maß hinaus, das der bestehende Wohnungsmarkt aufnehmen kann. Wie kann dieser Bedarf gedeckt werden und wie sieht zeitgemäßer Wohnbau in der Stadt aus? Wie realitätsnah sind urbanistische Planungen und welche Spielräume hat Architektur angesichts politischer und rechtlicher Vorgaben? Wie kann städtischer Wohnbau finanziert werden und wie verhindert man, dass zentrale Großstadtlagen ausschließlich zu Luxusquartieren werden? Die Architekten Matthias Sauerbruch und Silvia Carpaneto skizzieren in ihren Kurzreferaten zwei Entwürfe.

                          Fundstücke KW 30

                          Sollten historische Darsteller bezahlt werden, wenn sie ein Museum oder eine historische Stätte „beleben“? Oder sollten sie dafür bezahlen, dass ihnen eine solche Örtlichkeit zur Ausübung ihres Hobbys zur Verfügung gestelltl wird? Das ist eine Diskussion, die seit Jahren immer … Weiterlesen

                          Nixdorf gegen Hacker

                          Vor 30 Jahren, genauer gesagt, am 1. August 1986 trat das Zweite Gesetz zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität in Kraft. Es führte unter anderem eine Bestimmung zum Ausspähen von Daten ins Strafgesetzbuch ein. Damit war es das erste deutsche Gesetz gegen Hacker. An der Erstellung des Gesetzestextes wirkte indirekt auch ein Jurist der Firma Nixdorf mit….

                          Stellenausschreibung UB Wien

                          An der Universitätsbibliothek Wien / Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte ist die Stelle eine/r/s Angestellten des höheren Bibliotheksdienstes ausgeschrieben (40 WStd, KV IVa, unbefristet). Ende der Bewerbungsfrist: 21.8.2016. Ihre Aufgaben: Ihr Aufgabenbereich umfasst die Leitung der Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte, die Literaturauswahl, die inhaltliche Erschließung … Weiterlesen

                          KVK-Jubiläum: 20 Jahre alt

                          20 Jahre Karlsruher Virtueller Katalog (KVK) – das Rückenmark der wissenschaftlichen #Bibliotheken in Deutschland: https://t.co/bRRGHdGd4J — jurabilis.de (@jurabilis) July 30, 2016 Und nicht nur der wissenschaftlichen, auch der Öffentlichen #Bibliotheken 🙂 https://t.co/NG89MnIvxg — B.Sleegers (@Be_Sle) July 31, 2016 Es ist … Weiterlesen