Planet History

Tag: 18. Juli 2017

Archivschätze aus Schloss Hundshaupten gehen an das Staatsarchiv Bamberg

http://www.infranken.de/regional/forchheim/archivschaetze-aus-hundshaupten;art216,2771936# „Die Archivbestände im Schloss Hundshaupten werden in Kürze in das Staatsarchiv Bamberg gebracht, damit sie optimal gelagert und der der Öffentlichkeit zugänglich sind. Im Schloss Hundshaupten gibt es ein seit 1661 bestehendes Rittergutsarchiv, dazu ein in das 16. Jahrhundert … Weiterlesen

Die Grabmalkunst von Karl Friedrich Schinkel

Buchcover: Rehberger, Schinkel

Mit diesem Buch hat Lena Rebakka Rehberger erstmals einen breit angelegten wissenschaftlichen Katalog der von Schinkel entworfenen Grabmäler vorgelegt, verbunden mit einer ausführlichen kunsthistorischen und gesellschaftspolitischen Einordnung dieser sepulkralen Werke. Dabei besticht ihr Werk als opulenter Bild- und Textband durch seine zahlreichen exzellenten Abbildungen, die teilweise in Farbe wiedergegeben sind.

In der Einleitung definiert Rehberger als die Entwurfszeichnungen Schinkels für Grabmale und Mausoleen sowie die davon ausgehenden ausgeführten Werke als ihren Untersuchungsgegenstand. Bis dato waren diese Kunstwerke noch nie als Konvolut behandelt worden. Deshalb nennt sie als Ziel, „durch Analyse und Deutung von Schinkels gesamter Grabmalkunst mit Bezugnahme auf die zeitgenössische Trauerbewältigung und den kulturpolitischen Hintergrund die spezifische Rolle“ des Künstlers für die Entwicklung der Sepulkralkunst herauszuarbeiten.

Dabei vergisst Rehberger nicht den bisherigen Forschungsstand zu umreißen und ihre Quellen zu benennen, deren Fülle beeindruckend ist. Die Autorin hat sowohl die in Stein oder in Metall ausgeführten Grabmale und Mausoleen in ganz Deutschland und Polen ermittelt und persönlich besichtigt, wie bei der Zuordnung der Entwurfszeichnungen zu den ausgeführten Werken zahlreiche Archive und Museen zu Rate gezogen.

Einführend widmet sich die Autorin dem „Ästhetischen Blick auf die Vergänglichkeit“ und stellt dabei die Verbindung zwischen der sich wandelnden Erinnerungskultur und der Verbreitung des englischen Gartens um 1800 heraus. In der Folge ihrer Untersuchung knüpft sie daran immer wieder an, wenn sie die Aufmerksamkeit auf die landschaftliche Rahmung der Schinkel’schen Mausoleums- und Grabmalentwürfe lenkt.

Farbabbildungen aus Rehberger, Die Grabmalkunst von Karl Friedrich
Schinkel, S. 196-7; li: Entwurfzeichnung für Grabmal an der
 Cestiuspyramide, re: Grabmal Witzleben, Invalidenfriedhof Berlin,
re unten: Entwurf Grabmal von Klinggräf 

In den frühen Entwurfszeichnungen arbeitet Rehberger besonders die Nähe zu den Werken von Gilly heraus, dem Lehrer und Freund des Künstlers. Ein erstes Hauptkapitel gilt dann den Grabmälern aus Gusseisen. Von ihnen wurde ein wesentlicher Teil auf einen konkreten Auftrag hin konzipiert und in der Königlichen Eisengießerei zu Berlin, für die Schinkel als einer der führenden Künstler arbeitete, ausgeführt. Gusseisen hatte im Kontext der Befreiungskriege gegen Napoleon eine neue patriotische Bedeutung erhalten. Das eigentlich preiswerte Material wurde durch das von Schinkel entworfene Eiserne Kreuz als Zeichen der Opferbereitschaft legitimiert und dadurch stark aufgewertet. Rehberger zeigt, wie Schinkel die filigranen Möglichkeiten des Material sowohl für neugotische Entwürfe mit zierlichen krabben-besetzten Fialen als auch für schlichte klassizistische Monumente nutzt. Auch hier werden wieder Verbindungen zum Landschaftspark gezogen, wenn zum Beispiel baldachinartige Grabmale mit Gartenpavillons und Brunnenaufbauten (S. 58/59) konfrontiert werden. Überraschend ist dabei, dass aus gusseisernen Platten auch große Grabmalaufbauten zusammengesetzt wurden, wie z.B. der tempel-ähnliche Aufbau für die Majorin von Klinggräff auf dem Kirchhof in Chemnitz.oder der Kenotaph für Karl Friedrich Baath im Gutspark Behlendorf in Brandenburg. Rehberger zeigt dabei immer wieder die Entwicklungsschritte auf, die sich an Schinkels verschiedenen Entwürfen nachvollziehen lassen. Sie weist zudem darauf hin, auf welche konkreten antiken Vorbilder der Künstler zurückgreifen konnte, teilweise weil sie in Stichwerken publiziert waren, z.T, aber auch, weil er sie auf seinen Reisen selbst gesehen und skizziert hatte. Dabei ist die Fülle unterschiedlicher Entwürfe nicht nur für die Grabmale aus Gusseisen beeindruckend. Ebenso eindrucksvoll ist zu sehen, dass besonders die einfachen Grabmale Schinkels – die Kreuzform mit Dreipass-Enden oder der Zippus mit Bekrönung – vorbildhaft wirkten und im 19. Jahrhunderts vielfach wiederholt wurden.

Das zweite umfangreiche Hauptkapitel gilt Schinkels Entwürfen für Mausoleen, Gruftbauten und Grabmale aus Stein. Dabei geht es hauptsächlich um Monumente für Mitglieder der preußischen Oberschicht; berühmte Grabmale, wie das für den Staatskanzler Karl August Freiherr von Hardenberg in Neuhardenberg, für die Ehefrau Wilhelm von Humboldts im Tegeler Schlosspark oder auch das Denkmal für General Scharnhorst in Berlin werden dabei ebenso wie unbekanntere Bauten und Grabmale ausführlich vorgestellt und in ihren historischen Kontext gestellt; beginnend mit der Auftragsvergabe über die unterschiedlichen Entwürfe bis zur Ausführung. Durch ihre akribische Forschungsarbeit ist es der Autorin dabei möglich selbst zu den bekannten Denkmalen noch eine Vielzahl neuer Erkenntnisse zu präsentieren.

Das folgende Kapitel befasst sich mit den Grabmalentwürfen für das Preußische Königshaus, dem Schinkel besonders eng verbunden war. Eindrucksvoll interpretiert Rehberger den ersten gotisierenden Entwurf für das Mausoleum der Königin Luise. Ideengeschichtliche Zusammenhänge – z.B. die religiöse Symbolik der Farben in Runges Farbenlehre – fließen in diese Deutung ebenso ein wie die zeitgenössische Architekturideen der vegetabilen Gestaltung des Innenraumes, die schon in den Palmsäulen der Leipziger Nikolaikirche vorgebildet war. Da der König diesen „traumhaften“ Entwurf ablehnte, entstand das Mausoleum – nach einer königlichen Skizze – als antiker Tempel im Schlosspark von Charlottenburg. Mit zahlreichen Abbildungen von Entwürfen wie mit Fotos der ausgeführten Grabmäler vermag die Autorin zudem die enge Verbindung zwischen dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.) und dem Architekten zu belegen. Bei der Ausgestaltung der Grabmale, die der Kronzprinz seinen verehrten Erziehern und Lehrern – Johann Friedrich Gottlieb Delbrück in Zeitz, Barthold Georg Niebuhr in Bonn und Jean Pierre Frédéric Ancillon in Berlin – stiftete, arbeiteten sie sozusagen Hand in Hand.

Abschließend kann die Autorin ihre These belegen, dass „sich die Harmonisierung von Architektur und Natur wie ein roter Faden“ durch die Grabmalkunst Schinkels zieht. Dabei überwiegt gerade bei den aus Stein gearbeiteten Grabmonumenten und Mausoleen die Idee des intimen „sakralen“ Bereiches als „ein aus der umgebenden Landschaft ausgegrenzter >heiliger< Raum“, der der privaten Trauer und „melancholischen Kontemplation“ gewidmet war (S. 284). Schinkel wirkte mit seiner individuell an die Wünsche seiner Auftraggeber angepassten Grabmalkunst in hohem Maße stilbildend für die nachfolgenden Künstlergeneration, was die Autorin am Schluss noch einmal an den Werken von Martin Gropius verdeutlichen kann. Abschließend öffnet die Autorin ihr Forschungsfeld in die Zukunft, wenn sie darauf hinweist, dass eine umfassende Untersuchung der nach Schinkels Zeit, also für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts noch aussteht, auch wenn es schon Einzeluntersuchung wie das Werk von Anna Götz über das „Schlagbild“ der Trauernden gibt.

Ein ausführlicher Anhang mit Quellen-, Literatur- und Abbildungsverzeichnis vervollständigt diese umfassende Studie. Mit ihrer Vielfalt und Fülle von Informationen und Interpretationen bildet dieses Werk eine großartige Bereicherung für das Verständnis der Sepulkralkultur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.  

Lena Rebekka Rehberger, Die Grabmalkunst von Karl Friedrich Schinkel. Deutscher Kunstverlag 2017, 312 Seiten mit 31 farbigen und 324 schwarzweißen Abbildungen, 39,90 €  

Karoline Döring: Wissenschaftsblogs als Publikationsorte – Ein von den Geisteswissenschaften noch zu wenig genutztes Potential?

https://redaktionsblog.hypotheses.org/3391 Der Beitrag verdient volle Zustimmung, nicht nur, weil die 346 Miszellen in Archivalia Erwähnung finden. Döring stellt verständlicherweise die Praxis des Mittelalterblogs in den Mittelpunkt, in dem ja auch mein Püterich-Fund zweitpubliziert wurde (aber auch die Erspublikation war ein … Weiterlesen

Wissenschaftsblogs als Publikationsorte – Ein von den Geisteswissenschaften noch zu wenig genutztes Potential?

Die Bekanntmachung der neuen Förderrichtlinie „Freier Informationsfluss in der Wissenschaft – Open Access“ des BMBF hat mich als Geisteswissenschaftlerin, aktive Bloggerin und Mitglied der Redaktionen von de.hypotheses.org und von Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte…

„Ein imperialer Wissensspeicher“

Interview mit Jonas Kreienbaum über Konzentrationslager im südlichen Afrika

Die ersten Konzentrationslager, in denen militärische und politische Gegner konzentriert und massenhaft gefangen gehalten wurden, enstanden im Zuge des sogenannten Zweiten Burenkriegs (1899-1902). Die britische Kolonialarmee richtete sogenannte concentration camps für inhaftierte Buren und später auch für die afrikanische Bevölkerung ein. Ähnlich verfuhren die deutschen Kolonialherren im Verlauf des Herero- und Nama-Austands von 1904. Tausende Gefangene wurden in eigens dafür eingerichteten Lagern zusammengepfercht. Aber waren Gefangenenlager im Zusammenhang mit kriegerischen Konflikten tatsächlich etwas Neues? Der Historiker Dr. Jonas Kreienbaum von der Universität Rostock hat die Konzentrationslager im südlichen Afrika erforscht und miteinander verglichen. Seine Ergebnisse hat er im Rahmen seines Dissertationprojekts veröffentlicht. Wir haben ihm zu seinem Buch, das mit dem Preis für Übersetzungsförderung 2017 des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden ist, unsere Fragen gestellt.

Die echte und die falsche Holografie

1947 erfand der ungarische Ingenieur Dennis Gabor in England eine Verbesserung von Elektronenmikroskopen. Er nannte sie Holografie. 15 Jahre später entwickelten zwei Forscher in den USA daraus eine Technik für 3D-Bilder. In jüngster Zeit werden unter dem Namen Holografie räumliche Videopräsentationen angeboten. Sie basieren aber auf einem ganz anderen Verfahren, das ins 19. Jahrhundert zurückgeht….

Hugo von Knebel Doeberitz – Ein Freund des Sparkassenwesens

Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat mit dem Range eines Rates erster Klasse – dieser Titel wurde vor 110 Jahren dem Referenten für das Sparkassenwesen im preußischen Innenministerium verliehen. Geehrt wurde Hugo von Knebel Doeberitz bei seiner Verabschiedung aus dem Staatsdienst. Seit 1891 war der Beamte im Ministerium tätig gewesen. Während seiner Amtszeit machte er sich um das […]

Videos: Archäologische Ausgrabungen in Nürnberg ärgern Anwohner — Papyri — Historischer Fechter — usw.

Archäologische Ausgrabungen ärgern Anwohner | Spieldauer 2 Minuten | BR | Stream & Info
Archäologen beklagen sich zwar gerne darüber, dass sie ihrer Arbeit z.T. unter nahezu prekären Verhältnissen nachkommen müssen, aber dass ihr Verdienst nicht einmal mehr für einen ordentlichen Hut reicht, kann ich mir nicht vorstellen 😆
Sehr gut ist auch der Auftritt der alten Frau bei 00:36 Min 😂

Campus TALKS: Wie Papyri zeigen können, was Griechen und Römer uns nicht wissen ließen | Spieldauer 14 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

Carsten Belz: Historischer Fechter | Spieldauer 4 Minuten | RB | Stream & Info
Man bewegt sich im 16. Jahrhundert, die legendäre Schamkapsel darf da natürlich nicht fehlen!
Martina Egler: Das alte Leben fürs Mittelalter aufgegeben | Spieldauer 4 Minuten | SWR | Stream & Info
So oder so ähnlich hat es im Mittelalter ausgesehen, meint die Stimme aus dem Off zu den gezeigten Bildern. Nein, weder so noch so ähnlich.
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Raubgrabungsfunde für ein biblisches Disneyland – Der Fall „Hobby Lobby“

Beitrag von Jutta Zerres

Amerikanische Medien berichteten in den letzten Tagen, dass Steve Green, einer der Gründer der amerikanischen Einzelhandelskette „Hobby Lobby“, vom Department of Justice zur Rückgabe von rund 5000 Antiken an den Irak und zur Zahlung einer Strafe von 3 Mio $ verurteilt wurde.

Hobby Lobby-Filiale in Stow/Ohio
(Foto: DangApricot [CC BY-SA 3.0] via Wikimedia Commons)

Es handele sich dabei um Keilschrifttafeln, Tonsiegelabdrücke und Rollsiegel aus Mesopotamien  Der Unternehmer habe die Objekte aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Israel angekauft. Diese seien dann bei der Einfuhr in die USA als „Muster von handgemachten Tontafeln“ zum Preis von 250 $ falsch deklariert worden. Außerdem habe es falsche Herkunftsangaben gegeben, wonach die Stücke aus Israel oder der Türkei stammen sollten. Diese Vorgehensweise lege den Verdacht nahe, dass es sich um Raubgrabungsfunde handele. Gestützt wird diese Annahme durch die Aussage von Kulturgut-Experten. Diese halten den Aufbau einer solch großen Sammlung in so kurzen Zeit – Green hatte die Ankäufe 2010 und 2011 getätigt – alleine mit legal gehandelten Funden nicht für möglich.
Vor Begutachtung der Ware in den vereinigten Arabischen Emiraten hat eine Expertin explizit auf die Rechtslage sowie die Raubgrabungsproblematik hingewiesen und von einem Kauf abgeraten. Die Art und Weise der Lieferung wie der Bezahlung (an mehrere Strohmänner) macht deutlich, dass bewusst gegen Export- und Importbestimmungen verstoßen wurde.

(Foto: Public Domain via Pixaby)
Das Vorgehen der millionenschweren Unternehmers ist aber nicht nur aus der Perspektive des Kulturgüterschutzes äußerst problematisch. Ebenso fragwürdig ist seine Motivation für den Ankauf der Objekte. Der evangelikale Christ, der sich seit Jahren für eine Aufhebung der Trennung von Staat und Kirche in den USA einsetzt, plant den Bau eines Bibel-Museums in Washington DC. Es handele sich um den größten Museumsbau der amerikanischen Hauptstadt, der in bester Lage in der Nähe des Capitols für ca. 800 Mio $ Baukosten entstehen soll. Die Ausstellungskonzeption zielt darauf ab, die Geschichte des Nahen Ostens in der Perspektive von Greens fundamental-christlicher Weltanschauung zu inszenieren und die Historizität der Bibel zu untermauern. Die archäologischen Funde und alle weiteren Objekte sollen als Belege und Illustration dienen. Die Newsweek-Journalistin Nina Burleigh bemerkte sinngemäß in einem Bericht über den Vorgang, dass das Geschichtsbild von Greens Bibel-Museum besser in eine Sonntagschule in Oklahoma City passe als in die Hauptstadt eines weltanschaulich heterogenen Staates wie die USA. Es handele sich um ein archäologisches Disneyland.

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