Planet History

Tag: 2. April 2018

Kronenburg: Ein Stück Spanien in der Eifel

Wer um das Jahr 1710 das malerische Burgenstädtchen Kronenburg in der Eifel besuchte, der wandelte auf spanischem Grund. Kam man 150 Jahre später, fand man sich an gleicher Stelle in Österreich wieder. Circa hundert Jahre später landete man, je nach Timing, in Frankreich, den Niederlanden oder Preußen. Der malerische Flecken im heutigen deutsch-belgischen Grenzgebiet hat … Kronenburg: Ein Stück Spanien in der Eifel weiterlesen

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CFP: Der Priscilianismus und die Gallaecia: Archäologie und Texte – Santiago de Compostela, 09/2018

Aus dem Ankündigungstext der Veranstalter: „(…) desde el grupo de investigación “Síncrisis. Investigación en formas culturais” de la USC (Grupo de Referencia Competitiva de la Xunta de Galicia) nos planteamos la pertinencia en estos momentos de poner en común las líneas de trabajo de arqueólogos e historiadores. Con este congreso, pretendemos entender las transformaciones producidas … „CFP: Der Priscilianismus und die Gallaecia: Archäologie und Texte – Santiago de Compostela, 09/2018“ weiterlesen

Kulturgut in Syrien und Irak (Februar und März 2018)

Die Situation in Syrien ist mit den nunmehr komplexeren Koalitionen nochmals unübersichtlicher geworden – das gilt auch in Bezug auf Kulturgüter, die auch unter den neuen Voraussetzungen Spielball der Politik sind. Schuldzuweisungen sind in jeder Richtung mit großer Vorsicht zu geniesen.

Mari, Tell mit Schutzdach 1993
(Foto: M. Scholz)

Daesh-Zerstörungen in Mari

Tell Hariri an der Grenze zum Irak war lange Zeit im Machtgebiet des Daesh, jetzt liegen erste Beobachtungen nach deren Vertreibung vor. Die syrische Alterumsbehörde postete Bilder der Zerstörungen. Offenbar wurde die Fundstelle systematisch umgegraben, die Mauern des Palastes von Mari (s. Wikipedia), im 3. und 2. Jahrtausend v.Chr. Mittelpunkt eines wichtigen mesopotamischen Reiches wurden systematisch untergraben. Das Schutzdach, mit dem das langjährigen archäologische Grabungsareal geschützt worden war, ist eingestürzt.

Mari, Tell mit Schutzdach 1993
(Foto: M. Scholz)

Die Fundstelle ist wegen ihres Keilschriftenarchivs sowie einiger exzeptionelle Funde, von denen sich einige heute im Louvre befinden, bekannt. Es ist anzunehmen, dass sich die Plünderer  hier Funde versprochen haben, die bei Sammlern im Ausland begehrt sind. Es ist weiters anzunehmen, dass die Raubgräber ihre Ware inzwischen an Zwischenhändler verkauft haben und dabei an Daesh „Steuern“ bezahlt haben. Es dürfte Jahre dauern, bis die Funde irgendwo auf dem Markt auftauchen.
Zu vermerken ist, dass Daesh mit dieser Fundstelle, die auf der Tentativliste der UNESCO steht, keine Propaganda betrieben hat.

Die türkische Offensive in Nordsyrien

Das militärische Eingreifen der Türkei im Norden Syriens hat dem ehemaligen Bürgerkrieg in Syrien eine neue Dimension gegeben. Neben den zivilen Menschenopfern und den Angriffen auch auf zivile Einrichtungen in Afrin stehen auch die Angriffe auf archäologische Fundstellen in einem bemerkenswerten Gegensatz zu den Beteuerungen der Türkei, nur Terroristen zu verfolgen.

Nordbasilika in Brad
(Foto: Hani Simo [CC BY 2.0]
via WikimediaCommons [Version v. 27.3.2011])

Am 22.3. melden Quellen aus dem Umfeld des Assad-Regimes wie auch die syrische Altertumsbehörde Bombenangriffe auf die byzantinische Siedlung Brad, 15 km südlich von Afrin. Sie ist die nördlichste der Totenstädte, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen.

Die syrische Altertumsbehörde unterstellt der Türkei einen systematischen Plan syrisches Kulturerbe zu zerstören. Die Meldung nennt weitere Zerstörungen in Qurosh und Tal Jendyres.

Weitere Meldungen zu den türkischen Zerstörungen in Ain Dara

Schadensmeldungen

Nach den unmittelbaren Kriegsschäden gibt es nun zunehmend Meldungen über Folgeschäden durch Vernachlässigung und mangelnde materielle wie administrative Infrastruktur. Offenbar wird die Gelegenheit gerne genutzt, Altbauten zugunsten von Neuinvestitionen los zu werden.

Mosul

Abbrucharbeiten nach Daesh in Mosul:

Impressionen aus Mossul:

Zustand des Aleppo Museums

Ein facebook-Post auf Aleppo Archaeology zeigt Bilder angeblich des Museums von Aleppo (auf der angegebenen Quelle konnte ich sie nicht ausfindig machen). Erkennbar ist ein Hinterhof mit Müll und Autowracks, vor allem aber – geschätzt von den Autowracks – etwa 20 cm hoch stehendes, schon total veralgtes Wasser, das nach dem facebook-Post vermuten lässt, dass Funde im Museum ebenfalls im Wasser liegen.

Raubgrabungen & Antikenhehlerei

Im Kontext mit der Frage nach dem Schicksal der geplünderten Funde (der Kunsthandel hat jüngst darauf verwiesen, dass in Europa bisher keine Funde des IS aufgetaucht seien. – T.E. Schmidt, Kulturgutschutzgesetz ohne Grundlage. Weltkunst 23.2.2018), ist eine Meldung von Interesse, bei der es allerdings um Funde aus dem IS-Gebiet in Libyen geht: In Spanien wurden Funde sicher gestellt, die vom IS in Libyen geplündert worden sein sollen. Das wäre ein erster Nachweis, dass „Blutantiken“ tatsächlich den westlichen Markt erreichen – allerdings werden die angeblichen Beweise (noch?) nicht offen gelegt. Nach einem französischen Zeitungsartikel geht es um einen renommierten Händler aus Brüssel, der auch auf der angeblich mit höchsten Sorgfalt arbeitenden Brussels Art Fair ausgestellt hat. In Spanien soll Anklage wegen Terrorfinanzierung erhoben werden. Die Funde gingen von Libyen über Ägypten, Vereinigte Arabische Emirate/Jordanien und Deutschland (! – mit was für Papieren?) nach Spanien und Belgien

Verdachtsfälle gab es aber schon zuvor:

Tagung der UNESCO in Paris mit dem (wahrscheinlich vergeblichen) Versuch, den Kunsthandel in die Maßnahmen gegen Antikenhehlerei und Raubgrabungen einzubinden

 Artikel

  • Neil Brodie & Isber Sabrine (2017) The Illegal Excavation and Trade of Syrian Cultural Objects: A View from the Ground. Journal of Field Archaeology, 43:1, 74-84, DOI: 10.1080/00934690.2017.1410919

Restaurierung & Wiederaufbau

Aleppo

Restaurierung der Omayaden-Moschee in Aleppo:

Der Damage Newsletter von Heritage for Peace vom 12.3.2018 weist auf einen arabischen Artikel zu den Baulizenzen in der Altstadt von Aleppo hin, die nach der Eroberung durch das Assad-Regime vergeben werden und weitere Substanzverluste befürchten lassen.
Es wird bemängelt, dass die Bestimmungen des Denkmalschutzes umgangen würden und der Wiederaufbau unsachgemäß mit Beton durchgeführt würde. Ein Problem scheint indes der Mangel an traditionellen Baumaterialien zu sein. Es gibt wohl Gespräche zwischen Stadtverwaltung und Denkmalschutz. Unter den aktuellen Bedingungen mit einer Kontrolle durch das Assadregime ist es kaum denkbar, dass all die im Ausland geschmiedeten Pläne (vergl. Archaeologik 19.5.2017) groß in den Wiederaufbau eingebracht werden können.

Palmyra

Weitere 3D-Rekonstruktionen

Buchpublikation:

  • M. Silver/G. Fangi/A. Denker, Reviving Palmyra in multiple dimensions. Images, ruins and cultural memory (2017). – ISBN 978-184995-296-5 
Eine syrische Delegation hat in Moskau eine Vereinbarung über Restaurierungsarbeiten unter russischer Beteiligung unterschrieben:

Irak

UNESCO-Statement zum Wiederaufbau im Irak:

Mosul
Neben den Meldungen über Trümmer und Tote – während noch die Leichen in den Straßen liegen – gibt es auch solche zu ersten Restaurierungen.

Resonanz

Diskussion in Wien:

Auswirkungen des deutschen Kulturgutschutzgesetzes:

Kunst in London

Schulung für syrische Museumsmitarbeiter in Beirut durch HTW Berlin

    Literatur

    Links

    frühere Posts zum Bürgerkrieg in Syrien auf Archaeologik (u.a. monatliche Reports, insbesondere Medienbeobachtung seit Mai 2012), inzwischen auch jeweils zur Situation im Irak

    Dank an diverse Kollegen für Hinweise.