Atomtests visualisiert

Der japanische Künstler Isao Hashimoto hat eine eindrucksvolle Animation erstellt, in der er sämtliche Atomwaffeneinsätze von 1945 bis 1998 auf einer Weltkarte visualisiert. In der Animation vergeht für jeden realen Monat eine Sekunde.


„This piece of work is a bird’s eye view of the history by scaling down a month length of time into one second. No letter is used for equal messaging to all viewers without language barrier. The blinking light, sound and the numbers on the world map show when, where and how many experiments each country have conducted.“

http://blip.tv/file/1662914

Die Animation beginnt langsam, so langsam, dass aufmerksamkeitsgeschädigte Menschen irgendwann in den 50ern den Tab schließen werden, entwickelt sich dann aber zu einem bizarren Feuerwerk, in das immer mehr Nationen einsteigen. Es ist eine absurde Spiegelung des Kalten Krieges; es scheint als ob das Ziel des Ganzen sei, sich selbst häufiger zu bombardieren als der Gegner sein Land. Gleichzeitig ist das schiere Ausmaß der Atombombentests erschreckend – ich wusste zwar, dass es viele waren, aber dass die Menschheit über 2000mal den eigenen Planeten bombardierte, ist so visualisiert zu sehen beängstigend. Vor allem die Anzahl der Atomwaffen, welche die USA in Nevada zündeten, war mir so nicht bewusst.
Weiterhin lässt sich auch sehr schön das Ende des Kalten Krieges erkennen – die Tests brechen dann nach 1989/1991 recht rapide ab. (Die Frage ist, welche Fortschritte die Simulation von derartigen Tests am Computer gemacht hat)
Wie es bei Visualisierungen aber immer so ist, werden natürlich wichtige Sachverhalte überfahren. Die Anzahl der Explosionen wird anschaulich gezeigt, die Folgen bleiben völlig außen vor, die Toten von Hiroshima und Nagasaki tauchen ebenso nicht auf die die unzähligen anderen Strahlenopfer. Buntes, kurz aufflackerndes Licht ist alles.
Ebenso sollte die Tatsache, dass innerhalb weniger Jahrzehnte über 2000 Atom- (und Wasserstoffbomben) explodierten als Argument dafür nehmen, dass ein Atomkrieg dann doch gar nicht so schlimm wäre (wie es ein Kommentator auf YouTube tat). Die möglichen Toten zu ignorieren, ist schon zynisch genug, das Gleiche gilt für die Umweltschäden. Zu unser aller Glück waren die meisten Tests unterirdische, so dass deutlich weniger Radioaktivität austrat als bei oberirdischen Tests. Trotzdem ist unsere Welt aufgrund der Tests immer noch mehr verstrahlt als vorher:

Bildquelle

Das Bild zeigt die Belastung mit dem radioaktiven I-131 durch die Atomwaffentests in Nevada.
Wer sich mit dem Thema auf einer weniger abstrakten und vielleicht zynisch distanzierten Ebene beschäftigen will, dem empfehle ich die Dokumentation Atomic Café, die es auch auf YouTube gibt. Großartige Bildzusammenstellung, nur getragen von O-Tönen und gleichzeitig sehr verstörend, zeigt sie, wie die USA ins Atomzeitalter starteten. Sehenswert!

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