Ich bin gerade fasziniert von diesem Video:
Es wurde auf der Expo 2010 in Shanghai im polnischen Pavillion gezeigt und soll einen kurzen Abriss der polnischen Geschichte darstellen. Technisch ist es großartig gemacht, es ist perfekt in 3D gerendert, Musik und Soundeffekte tragen die Stimmung, der Clip ist von rasanten Schnitten geprägt und von einer enormen Dichte. Er verzichtet auf sämtliche Erklärungen, nur Jahreszahlen werden unten am Rand klein eingeblendet. Jeder, der sich (wie ich) nicht genau in der polnischen Geschichte auskennt, wird einige Ereignisse erkennen, aber nicht alles auf den ersten Blick in den wenigen Sekunden einordnen können. Die polnischen Teilungen, die effektvoll durch zerberstendes Land und schachernde Großmächte in Szene gesetzt wurden, den Zweiten Weltkrieg und den Warschauer Aufstand (hier geht im Video kurz die Sonne auf, während des Krieges und der kommunistischen Zeit herrscht Dunkelheit und gedämpftes Licht) erkennt man auch noch, aber bei einigen Details müsste man doch nachschlagen. Ich bin mit aber sicher, dass jedes Schulkind in Polen jedes dargestellte Ereignis sofort erkennt, dass aber aber gleichzeitig dem durchschnittlichen Besucher des polnischen Pavillions in Shanghai diese Ereignisse nicht bekannt sind. Polnische Geschichte gehört nämlich mit Sicherheit nicht zum chinesischen Lehrplan.
Was bleibt, ist der Eindruck der Bilder. Und die zeigen geradezu idealtypisch das "offizielle" Geschichtsbild Polens. Das Video zeigt außerdem, wie extrem wichtig Text und Kontext für die Geschichtswissenschaft ist. Ohne die Erklärung von Motiven und Ursachen, ohne Zusammenhänge und im Schnelldurchlauf bleibt nur eine bruchstückhafte Version der Geschichte übrig. Schnell hintereinander geschnittene Szenen, die Emotionen vermitteln, aber keine Informationen. So gut wie das Video auch gemacht ist, es ist höchst manipulativ und gerade deshalb sehenswert.