Googles Ngram macht Laune

Google hat ein neues Spielzeug veröffentlicht, das auch für Historiker höchst interessant ist. Ausgehend von dem riesigen gescannten Bücherbestand von Googles Buchsuche erlaubt der Ngram Viewer es, das Auftreten bestimmter Wörter zu bestimmen. Tippt man einen oder mehrere Begriffe ein, erhält man die Anzahl der Treffer prozentual im jeweiligen Jahr. Nützlich ist dies, um einen groben Eindruck über Trends in einem bestimmten Bereich zu bekommen. An welchem Punkt wird etwas für die Publizistik interessant?

Nehmen wir einfach mal “Adolf Hitler” als Suchbegriff. Es ist schon von Interesse, ab wann er für die Publizistik von Interesse wurde, ob in den 50ern wirklich keiner über ihn geschrieben hat, wie so häufig behauptet wird und welche anderen Booms es gab. Das sieht so aus:

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Nach einem kleinen Boom Mitte der 20er steigt seine Erwähnung wieder an, um dann gegen 31/32/33 zu explodieren. Es ist leider eines der Nachteile dieses Tools, dass man die Zahlen nicht wirklich pro Jahr genau anzeigen kann. Die Erwähnungen steigen mit einigen Abfällen stetig an, sinken dann bereits aber in den frühen 40ern rapide. Dies ist nicht auf die allgemein aufgrund der Kriegslage sinkende Anzahl der publizierten Bücher zurückzuführen, da wir hier es ja mit Prozentzahlen zu tun haben. Das Kriegsende erkennt man deutlich am kurzen Boom. Ab den beiden Staatsgründungen haben wir wieder einen Spike, die 50er sind allerdings danach von einem sinkenden Interesse gekennzeichnet, bis dann am Ende des Jahrzehntes wieder deutlich ansteigt, kurz sinkt und dann auf recht hohem Niveau ungefähr bestehen bleibt.

Noch interessanter ist der vergleichende Aspekt. Der Ngram Viewer bietet verschiedene Datenquellen aus verschiedenen Sprachen an. Nehmen wir einmal den Vergleich zwischen britischen Publikationen und amerikanischen:

British English:

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American English:

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Man erkennt ganz klar, dass nach der Machtübernahme das Interesse in den USA deutlich stärker sinkt als in Großbritannien. Man erkennt auch ganz deutlich erst einen Spike nach dem Beginn des Weltkrieges 1939 in den USA, der wieder zu sinken beginnt, dann aber nach Pearl Harbor 41 einen neuen Boom, der nach dem Krieg wieder aufhört. Oder schauen wir mal in die Sowjetunion:

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Das Tool produziert extrem interessante Ergebnisse und ist ideal, um schnell eine gewisse Tendenz zu untersuchen. Außerdem macht es wirklich Laune, damit herumzuspielen und verschiedene Trends zu analysieren. Diese sollte man natürlich nicht überbewerten: Es stellt sich immer die Frage, warum ein bestimmtes Thema boomt – die Nachkriegsbeschäftigung mit dem Thema Hitler unterscheidet sich natürlich gewaltig von der während des Nationalsozialismus. Etwas genauer muss man also schon hinschauen.

http://ngrams.googlelabs.com/

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