Daniel Reetz DIY Bookscanner ist ein großartiges Stück Technik, das Bücherdigitalisierung aus dem Bereich der professionellen Geräte und zigtausend Euro Investitionskosten führt. Zwei handelsübliche Kameras und etwas handwerkliches Talent reichen, um einen praxistauglichen Buchscanner zu bauen.
Das einzige Problem war bisher, dass man die Seiten manuell umblättern musste. Das unterscheidet den DIY Bookscanner nicht von den Geräten, welche normalerweise in Uni-Bibliotheken stehen, aber ist für viele Anwendungsbereiche recht unpraktisch. Die Bücher in meinem Bücherschrank werde ich so definitiv nicht digitalisieren und an ganze Bibliotheken ist erst recht nicht zu denken.
Rund um den ersten Scanner ist allerdings eine findige Community entstanden, welche das ursprüngliche Konzept immer weiter verbessert und momentan am Problem des automatischen Umblätterns arbeitet. Die bisherigen Prototypen funktionieren schon sehr gut:
Das große Problem ist, dass wohl nur die wenigsten die handwerklichen Fähigkeiten besitzen, um sich selbst so ein Gerät zu bauen. Die einfachen manuellen Scanner sind recht simpel, da sie im Kern aus einer V-förmigen Plexiglasplatte und einer Halterung für Bücher, Licht und Kameras bestehen. Die automatischen Maschinen sind deutlich komplexer und es bleibt daher zu hoffen, dass irgendwer eine fertige Mechanik auf den Markt bringt.
Neben den Scannern an sich hat die Community auch noch diverse Softwarelösungen zur Vereinfachung des Scanprozesses hervorgebracht. ScanTailor und BookScanWizard erleichtern das Scannen ganzer Bücher enorm. Außerdem besitzt ScanTailor die momentan besten Algorithmen zum automatischen Entzerren von Textbildern.
Wer also etwas handwerklich begabt ist und seine Lieblingsbücher digitalisieren will, wer in einer kleinen Institution ohne Geld für einen professionellen Scanner die Digitalisierung anstoßen will oder wer einfach nur seine raren Bücher auch auf dem Kindle lesen will, der sollte dringend einen Blick auf das Projekt werfen.
Hallo Herr Schmalenstroer,
ihre Webseite ist ja eine wahre Fundgrube für den geneigten Leser.
Doch zur Sache: ich verfolge die Versuche zur Automatisierung schon eine ganze Weile (Jahre). Vor kurzem viel mein Augenmerk auf eine ganz interessante, einfache und geniale Lösung. Schauen sie sich es mal an:
Linear Book Scanner is a prototype automatic book scanning device. The device moves a book face-down over linear sensors to capture page images, and uses vacuum pressure to turn pages automatically as the book moves.
https://code.google.com/p/linear-book-scanner/
http://www.youtube.com/watch?v=4JuoOaL11bw
MFG
A. Pospischil
Sehr geehrter Herr Schmalenstroer,
wenn man das Ganze mal ausprobiert, kommt man schnell darauf, dass ein automatisches Umblaettern die Sache nicht wirklich beschleunigt. Der eigentliche Zeitaufwand ist die digitale Nachbearbeitung, selbst dann, wenn man die sehr guten fertigen Programme verwendet. Allerdings, wie auch schon auf der Webseite diybookscanner.org richtig bemerkt, das automatische Umblaettern ist fuer den menschlichen Beobachter ausserordentlich beeindruckend und wird sich m.E. daher auch im diy-Bereich letztlich durchsetzen.
Das ist halt eine Frage der Prioritäten – im bibliothekarischen und gewerblichen Kontext summieren sich die Lohnkosten schnell hoch, selbst wenn man ungelernte Kräfte mit dem Scannen beauftragt. Automatisierte Scanner sind hier sicherlich das Mittel der Wahl.
Im privaten Rahmen muss sich dann jeder überlegen, was ihm mehr wert ist, seine eigene Zeit oder Kostenfragen bzw. auch was und wie viel er scannen will. Ältere, fragile Dokumente sollte man so einem Scanner nicht anvertrauen, aber das solide gebundene Fachbuch ist sicherlich ein Fall für einen automatischen Scanner.