Aus dem Innenleben einer Exellenzuniversität

Wir leben bekanntlicherweise ja im Zeitalter des Whistleblowers, der Veröffentlichung geheimer Informationen und anonymer Veröffentlichungen, welche das Innenleben von ansonsten furchtbar intransparenten Organisationen beleuchten. In der gestrigen FAZ (25.1.) ist ein gar wunderbarer Artikel mit dem Titel „Bericht aus dem Innenleben der Exzellenz“ erschienen, in welchem ein anonymer Autor sich gnadenlos über die Probleme auskotzt, die bei der Einrichtung eines Drittmittelprojektes an einer deutschen Exellenzinitiative entstanden.

An einer deutschen Exzellenzuniversität wird ein Gruppenforschungsprojekt beantragt. Die Antragsteller sind zu diesem Zeitpunkt nicht an dieser Universität angestellt, sie beantragen ihre eigenen künftigen Stellen. Sie folgen damit einer Ausschreibung eines für Wissenschaft und Forschung zuständigen Ministeriums. Der Antrag wird gemäß dem vorgesehenen zweistufigen Verfahren zunächst aufgrund des Inhaltes positiv begutachtet. Darauf folgt die formale Antragstellung, was laut Ministerium nurmehr eine Formalie sei. Eine beeindruckende Nachricht für die Antragsteller und das gesamte Institut: Es handelt sich um eines der größten Projekte, die es seit langem eingeworben hat.

Die Geschichte trägt geradezu kafkaeske Züge – da kommen Verträge nicht rechtzeitig, die Unibürokratie knirscht, bremst und mauert, plötzlich ist kein Geld für die Ausstattung der bewilligten Räumlichkeiten mehr da, überall tauchen die absurdesten Probleme auf und man fragt sich beim Lesen, warum diese Universität überhaupt funktioniert. Das berühmte Haus, das Verrückte macht, aus den Asterix-Comics ist nichts dagegen.

Der Leser will natürlich wissen, um welche Uni es sich handelt. Wie die Fachschaft Geschichte aufdeckt, handelt es sich um die Freiburger Universität. Ihres Zeichens eine der offizielle Exellenzuniversität, recht gut in den entsprechenden Rankings platziert und ist anscheinend trotzdem unfähig, Wissenschaftler pünktlich mit Stühlen zu versorgen. Oder Computern.

(Der Artikel ist leider noch nicht online, aber viele Unibibliotheken bieten einen FAZ-Archivzugang an. Der Link für Freiburger ist dieser hier.)

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3 Antworten zu Aus dem Innenleben einer Exellenzuniversität

  1. naja, nicht die fachschaft deckt auf, sondern johannes. soviel zeit muss sein.

  2. Lennart sagt:

    Ich wiederhole mich ja nur zu ungern, muss es wohl aber trotzdem tun: die Universität ist ein großes Stück Wachs.

  3. Pingback: Blogs, die noch fehlen | Schmalenstroer.net

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