Bedrohtes Kulturgut in Ägypten, Libyen, Syrien

Erinnert sich noch jemand an den 29. Januar 2011? Richtig, damals, als Plünderer während der ägyptischen Revolution in das Nationalmuseum in Kairo eindrangen, plünderten und zerstörten? An diesen kurzen Moment, als alle ein zweites irakisches Nationalmuseum befürchteten, ein weiteres kulturelles Desaster? Und dann dieses kollektive Aufatmen als klar wurde, dass doch nicht so viel zerstört und geplündert wurde?

Die Situation für Kulturgut, Museen, archäologische Stätten und andere sensible Bereiche im Nahen Osten und in Nordafrika ist aber immer noch hochbrisant, wie nicht nur der Brand im Intitut d’Egypte zeigte, der einzigartige Bücher und Dokumente vernichtete, aber kaum beachtet wurde. Dazu kommen zunehmende Plünderungen und Raubgrabungen in archäologischen Stätten. Wer sich diesen sonnigen Samstag versauen will, der sollte sich die Bilder in dieser Facebook-Gruppe anschauen.

Auch in anderen Ländern sieht die Situation eher chaotisch aus: Wir wissen noch nicht mal ansatzweise, welche Schäden der Bürgerkrieg in Libyen direkt und indirekt ausgelöst hat. Während des NATO-Einsatzes gab es ständig Gerüchte, dass die Kombattanten antike Ruinen als Stützpunkt und Deckung benutzen würden. Ebenso ist es größtenteils unklar, welche Kampfschäden es etwa in den Städten, Museen etc. gegeben hat. Die Bestandsaufnahme wird wohl noch eine ganze Weile dauern und erst richtig beginnen können, wenn das Land zur Ruhe gekommen ist.

Wir wissen aber leider auch, dass es im Krieg zu mindestens einem gezielten Bankraub gekommen ist, bei dem gut informierte Räuber einen extrem wertvollen Goldschatz entwendeten. Gizmodo erzählt die erstaunlich spannende Geschichte dieses Schatzes und des gut geplanten Raubes in einem lesenswerten Artikel.

Was die Lage in Syrien betrifft, kann man einfach nur verzweifeln: Mittlerweile ist der Aufstand wieder aus den Schlagzeilen verschwunden, ganze Städte wurden erobert und größtenteils zerstört und das Assad-Regime schlägt mit harter Hand zu. Wir wissen nur wenig sicheres über die Opferzahlen, aber es sind auf jeden Fall mehrere Tausend. Die Sorge um die archäologischen Schätze muss hier jetzt erstmal hinter der Sorge um die Menschen vor Ort kommen und wir wissen darüber noch weniger als über die Opferzahlen, aber es wird nicht gut sein.

Oder um es kurz zu sagen: Die Kulturgüter in dieser Region sind momentan stark bedroht. Es lohnt sich, das Thema aufmerksam zu beobachten und vor allem zu überlegen, wie man die eigentliche Ursache dieses Desasters beseitigen kann: Die enorme Nachfrage nach entsprechenden Objekten. Wenn keiner Interesse an antiken Gegenständen hätte, würde sie auch keiner ausgraben.

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