Collusion–Beobachtet die Beobachter!

Im Internet ist man nie alleine. Tausende Werbenetzwerke versuchen es, mit Bannern, iFrames, Cookies, Webbugs und anderen unangenehmen Techniken dem Nutzer auf die Pelle zu rücken und möglichst viel über ihn zu erfahren. Collusion ist eine Firefox-Erweiterung, welche diese Praxis visualisiert und es jedem ermöglicht, die Überwacher zurück zu überwachen. Es agiert unauffällig im Hintergrund und analysiert dann die Verknüpfungen zwischen verschiedenen Webseiten. Und die sind wirklich erstaunlich.

Die erste Grafik zeigt das Ergebnis einer normalen, ca. einstündigen morgendlichen Surfsession von mir. Ein paar Nachrichtenseiten, der Blick in den Feedreader, einmal bei Twitter vorbeigeschaut und ein paar Links besucht und dann gegen Schluss noch ein Besuch bei Reddit. Collusion zeigt besuchte Seiten mit einem hellblauen Schein an, nicht “leuchtende” Seiten sind Seiten, die nicht aktiv besucht wurden, aber trotzdem Daten sammeln können. Das Ergebnis ist dieses hier:

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Das ist auf den ersten Blick verwirrend. Interessant wird es, wenn man sich einzelne Seiten anschaut. Hier ist etwa das Werbenetzwerk Doubleclick, das ich niemals besucht habe, das aber anhand von Werbung auf verschiedenen Seiten mich sehr gut einschätzen kann. Höchstwahrscheinlich können sie aus den besuchten Seiten schon Geschlecht, politische Überzeugungen, wahrscheinlichen Bildungsgrad etc. ableiten. Wenn Doubleclick noch länger hätte beobachten dürfen, wäre die Liste der besuchten Seiten größer und das Profil noch genauer. Werbung auf einer Seite für eine bestimmte Krankheit? Damit kann man im Zweifelsfall Alter und Geschlecht herausfinden. Einen bestimmten Onlineshop besucht? Das sind Einkommen, Geschlecht und Interessenslage. Der Artikel in einer Zeitung zum kommenden Valentinstag mit tollen Überraschungstipps deutet im Zweifelsfall auf den Beziehungsstatus hin. Taz-Leser sind eine andere Klientel als FAZ-Leser – und so zieht sich die Datenschlinge immer weiter zu, das Profil wird genauer, die Werbung gezielter und der Mensch gläserner. Ohne dass er es überhaupt bemerkt.

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Aber: Es gibt natürlich Abhilfe. Mit zwei weiteren Addons kann man die Datensammelei deutlich eingrenzen. Das erste ist Adblock Plus, welches zuverlässig alle Werbung ausblendet. Das macht das Internet deutlich angenehmer, senkt den CPU-Bedarf und steigert damit die Akkulaufzeit und natürlich wird damit das Geschäftsmodell der Seitenbetreiber gestört.
Das andere ist Ghostery, welches darauf spezialisiert ist, genau diese Tracking-Seiten zu blocken. Das Ergebnis ist deutlich aufgeräumter: Diese Grafik zeigt eine weitere Surfsession mit aktualisierten Addons. Es wurden ungefähr ähnliche Seiten besucht:

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Das ist deutlich aufgeräumter – alle angezeigten Seiten wurden auch besucht – die Ausnahme bei der Wikipedia liegt daran, dass diese ihre Bilder von den Wikimedia Commons einbindet.

Und es gibt noch eine weitere Auffälligkeit: YouTube. Mittlerweile bettet jeder Videos direkt von YouTube ein, ich bin da keine Ausnahme. Und das ermöglich es YouTube, trotz deaktivierter Tracker fleißig Daten zu sammeln:
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Collusion zeigt auch sehr deutlich die Bedeutung der ganzen eingebundenen Like-Buttons, +1-Buttons und ähnlichem sinnlosem Zeugs. Ohne diese sind Facebook und Twitter größtenteils blind – sie wissen dann nur, welche Links ihre Nutzer auf ihren eigenen Seiten anklicken und nicht, wo sie sich sonst im Netz befinden. Das ist eine gute Sache. Ich kann daher nur jedem diese zwei Addons empfehlen. Und Collusion, das sich wunderbar zur Bildung digitaler Kompetenz eignet.

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2 Antworten zu Collusion–Beobachtet die Beobachter!

  1. Erbloggtes sagt:

    Warum sieht das schwarz & mit Icons in den Punkten aus? Bei mir sind’s nur graue Punkte auf weißem Grund, und Tracker einfache rote Punkte.

  2. admin sagt:

    Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung – das ist die Standardinstallation unter FF12, Win8 64bit. Keine Ahnung, ob das auf anderen Betriebssystemen oder älteren FF-Versionen anders aussieht – rot und grau klingt aber übersichtlicher.

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