3D-Druck und Museen

Eine der interessantesten Technologien, die kurz vor dem Durchbruch stehen, sind 3D-Drucker. Die digitalen Fabrikatoren können aus 3D-Modellen dreidimensionale Gegenstände aus Kunststoff oder Metall herstellen und versprechen die produzierende Industrie grundliegend zu verändern. Momentan sind sie vor allem bei Bastlern und im Rapid Prototyping verbreitet, aber in Zukunft könnten sie auch in vielen anderen Bereichen Verwendung finden. Mediziner können Prothesen und Implantate perfekt an den Körper anpassen, Bastler müssen nicht mehr nach den richtigen Ersatzteilen suchen und am Ende könnte eine radikale Umgestaltung der globalen Wirtschaft stehen – so erscheint es etwa wenig sinnvoll, Plastikspielzeug irgendwo in Europa zu entwickeln, dann in China containerweise produzieren zu lassen, diese nach Europa zu verschiffen und mit LKWs in die Spielwarenläden zu bringen. Wo sie dann teuren Regalplatz einnehmen und entweder verkauft werden oder auf der Müllhalde landen. Im Prinzip könnte man sich viele Dinge direkt im Laden ausdrucken und die gesamte Produktionskette umgehen. Oder man umgeht gleich direkt den Laden und produziert am heimischen 3D-Drucker.

 557px-Makerbot_Thing-O-Matic_Assembled_Printing_Blue_Rabbit (1)

Ein Thing-O-Matic 3D-Drucker (CC-BY-SA 2.0, Makerbot Industries)

Für die produzierende Industrie kann das fatal werden. Es ist kein Zufall, dass die Brettspielproduzenten von Games Workshop bereits rechtlich gegen bestimmte Modelle vorgehen. Das gesamte Geschäftsmodell der Firma besteht darin, recht teure Figuren zu verkaufen, welche dann von den Fans bemalt, modifiziert, zu Armeen zusammengestellt und ab und an auch zum Spielen eines komplexen Strategiespieles benutzt werden. 3D-Drucker gefährden dieses Geschäftsmodell fundamental.

Anders sieht es hingegen im kulturellen Bereich aus: Mittlerweile wagen sich einige Museen an das Thema und fangen an, ihre Sammlungen zu digitalisieren. Das Metropolitan Museum of Art hat in Kooperation mit Hobbyisten der Makerbot-Szene mehrere Statuen digitalisiert und stellt die 3D-Modelle auf Thingiverse zur Verfügung. Das Smithsonian scannt ebenfalls seine Sammlungen und verspricht, diese auch der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Es ist damit zu rechnen, dass einige weitere Museen folgen werden.

3D-Scanner sind in der Wissenschaft natürlich schon länger verbreitet. Archäologische Fundstätten oder wichtige Kulturstätten werden bereits seit längerem in 3D abgebildet. Rome Reborn bildet etwa das antike Rom in 3D nach und die sixtinische Kapelle erscheint am Monitor fast beeindruckender als im Original, da die verschwitzten und lärmenden Touristenmassen fehlen. Neu ist, dass diese Rohdaten auch an die Öffentlichkeit gelangen, denn zu häufig bleiben diese Daten dann unter Verschluss – und eben rein digital. Diese Lücke könnte durch 3D-Druck geschlossen werden.

 

Die Vorteile liegen auf der Hand: Wissenschaftler und die interessierte Öffentlichkeit können sich ein Ausstellungsstück gemütlich am eigenen Rechner anschauen ohne gleich in die USA fliegen zu müssen. Offene 3D-Daten können weitergenutzt werden. Vergleiche etwa zwischen verschiedenen Bauwerken oder Statuen werden einfacher. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig.

Für Museen hat dies viele Vorteile, aber nur wenige Nachteile. Die Zahl der Besucher, welche sich die echte Statue anschauen wollen, dürfte durch 3D-Modelle nicht sinken. Die Mona Lisa wird immer noch jeden Tag von tausenden Besuchern umringt und mit Handykameras fotografiert, auch wenn es hochauflösende Bilder von ihr im Internet gibt und man die Postkarte aus dem Souvenirladen mehr genießen kann als das Original. Die Souvenierläden könnten u. U. etwas weniger Umsatz machen, was aber etwa durch selbstangebotene Modelle aufgefangen werden kann. Wer will nicht das coolste Ausstellungsstück mit nach Hause nehmen?

Bonusmaterial

  • Dieser TED-Talk bietet eine gute Einführung in das momentan technisch Mögliche ein und ist nebenbei TED-typisch herrlich optimistisch.
  • Dieses Video zeigt, wie ein 3D-Druck abläuft.
  • Die momentan verbreitetsten Geräte sind der MakerBot und RepRap, die zentrale Plattform für 3D-Modelle ist Thingiverse.
  • Wer sich keinen eigenen Drucker kaufen will, aber etwas zu drucken hat, der darf Shapeways nutzen.
  • EADS hat ein Fahrrad entwickelt, das sich komplett ausdrucken kann, richtig schick aussieht und deutlich günstiger als ein normales Rad sein soll.
  • Die Pirate Bay hat bereits eine eigene Kategorie für 3D-Objekte eingerichtet. Den Link spare ich mir aus rechtlichen Gründen.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Technik abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu 3D-Druck und Museen

  1. Über 3D-Drucker hat der @MschFr auch mal geschrieben (inklusive deren Bedeutung für Museen) http://t.co/C7RdiH2K

Kommentare sind geschlossen.