Ach… was soll man eigentlich schreiben, wenn mal wieder irgendwelche religiösen Eiferer mit Waffen versuchen, die Vergangenheit zu zerstören? Diesmal sind es nicht die Taliban in Afghanistan, die buddistische Statuen zerstören, sondern Islamisten in Mali, die sich am Weltkulturerbe Timbuktu vergreifen und dort die Mausoleen angeblich “unislamischer” islamischer Denker zerstören. Fundamentalisten, die in irgendwelchen Koranschulen eine Indoktrination, aber keine Bildung genossen haben, maßen sich an, über eine Jahrhunderte alte Tradition zu zerstören. Ich verstehe diese Leute nicht…
Bevor man jetzt aus Frust eine Ecke aus dem Schreibtisch beißt, sollte man lieber wütenden Trotz zeigen. Wenn die einen versuchen, die Geschichte zu zerstören, dann darf man sich gerne genau über diese informieren. Timbuktu ist immerhin Synonym für “weit weg”. Wenn die physikalische Zerstörung dazu führt, dass das Zerstörte bekannt war, dann ist es vielleicht nur halb so tragisch.
Daher hier ein paar Hinweise auf einige Ressourcen – die sinnvollste und ausführlichste Möglichkeit, sich mit der präkolonialen Geschichte des subsaharischen Afrikas zu beschäftigen, ist natürlich ein gutes Buch. Eine etwas veraltete Bibliographie gibt es hier. Aber auch im Internet gibt es jede Menge Material. Einen schnellen Einstieg für Aufmerksamkeitsgeschädigte bietet der allgemein großartige “Crash Course World History” und erzählt die legendäre Geschichte des malischen Königs Mansa Musa, der mit seiner Pilgerfahrt nach Mekka 1324/25 so viel Gold ausgab, dass er eine massive Inflation auslöste und damit auch sämtliche europäischen Vorurteile, dass Afrika in der vorkolonialen Ära arm und von kleinen, primitiven Stämme bewohnt wurde.
Wer mehr Zeit mitbringt, darf sich die BBC-Dokumentation „The Lost Libraries of Tumbuktu“ anschauen:
Die Wikipedia besitzt natürlich auch jede Menge Artikel zum Thema. Dabei ist die englische der deutschen Version definitiv überlegen. Deren Artikel sind deutlich ausführlicher und besser bebildert. Starten darf man entweder in der Geschichte Malis, der History of Mali oder direkt im Artikel zu Timbuktu. Wer die religiösen Eiferer ärgern will, darf sich gerne daran machen, die englischen Artikel zu übersetzen.
Neben den Kulturstätten sind auch die alten islamischen Schriften Timbuktus bedroht. Wer Mausoleen zerstört, verbrennt auch Bibliotheken. Diese sind zum Glück teilweise digitalisiert, etwa bei der Library of Congress. Bei der leider kostenpflichtigen Plattform Aluka gibt es Dokumente und sogar 3D-Modelle wichtiger Bauten. Grundsätzlich lesenswert ist auch Heinrich Barths “Reisen und Entdeckungen in Nord- und Central-Afrika in den Jahren 1849 bis 1855”, in denen es auch eine ausführliche Beschreibung Timbuktus gibt. Einen noch früheren Reisebericht gibt es von Leo Africanus hier.
Das Weltkulturerbe #Timbuktu wird gerade zerstört – daher hier Infos, was das überhaupt ist und warum es wichtig ist http://t.co/dhDhwsRT
RT @MschFr: Das Weltkulturerbe #Timbuktu wird gerade zerstört – daher hier Infos, was das überhaupt ist und warum es wichtig ist http://t.co/dhDhwsRT
Ich empfinde einfach nur bloße Trauer und bin schockiert über die Dummheit einiger Menschen. Die Zerstörung der Buddha Statuen im Bamiyan-Tal war ein anderer Moment der meinen Glauben an die Menschheit zum erliegen gebracht hatte. Das jetzige Ereignis ist ein weiterer Beweis für die Gefährlichkeit aller islamistischen Bewegungen. Das Übel sollte an der Wurzel gekappt werden. In denjenigen Ländern, wo so etwas von Statten geht, herrscht immer ein enormer Bildungsmangel, der einen bedeutsamen Nährboden für religiösen Fanatismus darbietet. Genau hier sollte geholfen bzw. subventioniert werden, damit zukünftige Generationen weiterhin in den Genuss geschichtlicher Monumente kommen können.
Quelle: Islamisten zerstören Weltkulturerbe in Mali
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