DeGruyter hat den Oldenbourg- und den Akademie-Verlag aufgekauft und bietet daher bis Ende August einen kostenlosen Zugriff auf das eBook-Angebot beider Verlage an. Dieser ist ungewohnt großzügig – es handelt sich nicht nur um den kompletten Bestand von mehreren tausend aktuellen Büchern, sondern es gibt auch einen – kapitelweisen – PDF-Download. Dabei lassen sich ganze Bücher recht einfach und schnell auf den eigenen Rechner zur späteren Recherche speichern oder mit den üblichen PDF-Tools wieder zu ganzen Büchern zusammensetzen. Zu den Highlights gehören u.a. die Reihe Oldenbourg Grundriss der Geschichte und die Historische Zeitschrift, aber für jeden Fachbereich nicht nur der Geschichtswissenschaften findet sich etwas Interessantes. Bis Ende des Monats darf man sich dort gerne bedienen, denn wichtige Nachschlagewerke auf dem eigenen Rechner ersparen einige Wege in die Bibliothek – und nicht vergessen, irgendwann ist auch das längste Magister-Bummelstudium vorbei und die lokale Unibibliothek sperrt den Zugriff auf die liebgewonnenen Datenbanken und eBook-Angebote.
Spontane Leseempfehlungen: Maren Möhrigs „Fremdes Essen“ über die Frage, wie Migration, Gastarbeiter und staatliche Steuerung die Essgewohnheiten der Westdeutschen veränderten. Dazu Gudrun Kruips „Das „Welt“-„Bild“ des Axel Springer Verlags“ über dessen Weltbild und politische Ausrichtung.
[via]
Thomas Kees gießt etwas Essig in den berauschenden Gratis-Wein: http://blog.sulb.uni-saarland.de/2013/08/07/de-gruyter-in-geberlaune-gesamter-e-book-und-e-journalbestand-von-oldenbourg-und-akademie-im-august-2013-kostenlos-erhaltlich/
Das ist richtig, und der einzige Grund, warum man sich darüber nicht aufregen sollte, ist wegen der Gratis-Verfügbarkeit. Die ist aber 1. ab September wieder weg und 2. als Konzept selbst sehr kritikwürdig. Nur: Warum Detailkritiken an den Praktiken einer Branche vorbringen, die so schnell wie möglich insgesamt abgewickelt gehört?
Nun ja, über das Angebot kann man sich vorzüglich streiten. Ich würde es auch begrüßen, wenn solche Angebote für immer und für alle kostenfrei bleiben könnten. So verschwindet das alles am Ende des Monats hinter einer heftigen Paywall, die für wohl kaum einen Normalnutzer bezahlbar sein wird. Mehrere hundert Euro pro Buch wird wohl keiner freiwillig zahlen.
Trotzdem wollte ich jetzt so einen durchaus löblichen Freimonat nicht mit einem gehässigen „Ich hoffe, dass ihr alle möglichst schnell sterbt, weil ihr schädliche Parasiten der Wissenschaft seid, welche schnellstmöglich abgewickelt gehören“ kommentieren.
Es wird Zeit, sich mal auf eine Sprachregelung zu einigen, dass (True) PDFs keine eBooks sind! Ich weiß, für die Verlage sind die einfacher zu handhaben, weil die beim Setzen des Buches quasi als Abfallprodukt anfallen, aber wer schon mal versucht hat, so ein PDF auf dem Kindle (oder einem anderen eBook-Reader) zu lesen, wird zustimmen, dass die eine Plage ist. Zumal die „eBook“ von DeGruyter auch erst mal mühselig kapitelweise zusammengestellt werden müssen, ehe man überhaupt ein ganzes Buch hat.
Ist zwar nett, dass hier Bücher verschenkt werden, aber das Angebot zeigt mal wieder sehr deutlich, wo (noch) die Probleme der gesamten Verlagsbranche im Digitalen Zeitalter liegen!
Als Student oder Wissenschaftler sind wir leider noch so lange auf PDFs angewiesen, bis es entweder EPUBs mit referierbaren Seitenzahlen (o. Ä.) gibt oder die Wissenschaft sich darauf geeinigt hat, wie man sonst auf Stellen in dynamischen digitalen Formaten verweisen soll. Zumindest in meiner Disziplin bin ich daher zur Zeit noch auf das PDF oder die gedruckte Version angewiesen.
Das ist das alte Henne-Ei-Problem. Vielen Studierenden und Wissenschaftler dürfte bereits klar sein, dass die in den Geisteswissenschaften derzeit noch verbreiteten Zitierweisen nicht unbedingt noch den Erfordernissen des 21. Jahrhunderts genügen (im Grunde nicht mal dehnen des 20.), aber trotzdem traut sich niemand so recht, die alten Zöpfe einfach abzuschneiden, wohl aus Furcht, dann von der scientific community verstoßen zu werden.
So war etwa die Nennung eines Ortes statt eines Verlages bei Monografien bereits im 20. Jahrhundert wenig sinnvoll, durch die Digitalisierung von Dokumenten wird jetzt auch die Nennung von Seitenzahlen als Verweisinstrument immer mehr fraglich. Im Grunde ist es doch bereits heute wünschenswert, (zumindest in digitalen Texten) bei einem Beleg einen maschinenlesbaren Identifikator () zu haben, bei Monografien beispielsweise die ISBN oder Ähnliches, mit direkter Sprungmarke zum gemeinten Strukturelement (Dokument, Kapitel, Absatz, Satz, Fußnote, etc). Sofern das zitierte Dokument öffentlich im Netz steht, ist die Überprüfung des Belegs oder die Aufnahme in eine Literaturverwaltung dann nur noch einen Klick entfernt …
Im Moment ist der kostenlose Zugang nicht mehr möglich. Ich habe dies an mehreren Stichproben ausprobiert und soll jetzt für die einzelnen Kapitel zahlen.
Tatsächlich ist die Zugänglichkeit sehr wechselnd. Heute konnte ich Werke herunterladen, die gestern nicht gingen. Andere sind heute nicht downloadbar. Manchmal funktioniert ein Kapitel nicht (natürlich immer das entscheidende Kapitel). In anderen Fällen wurde anscheinend der Plan, ein Werk online anzubieten, zurückgenommen.
Insgesamt demonstriert die Gratis-Aktion die Probleme und Unsicherheiten, die beim E-Book-Vertrieb über degruyter.com bestehen. Wenn ich die teilweise horrenden (aber stets zumindest unangemessenen) Preise bezahlt hätte, würde ich mich schwarz ärgern über solche Funktionsmängel.
Pingback: Unmoralisches Gratisangebot | Erbloggtes
RT @MschFr: Gebloggt: Ebooks des Oldenbourg und Akademie-Verlages bis 31.August gratis http://t.co/cthH05AvXB
RT @MschFr: Gebloggt: Ebooks des Oldenbourg und Akademie-Verlages bis 31.August gratis http://t.co/cthH05AvXB