Es gibt Plagiatsvorwürfe gegen Frank Walter Steinmeier, die allerdings nicht sonderlich gehaltvoll sind. Ein Münsteraner Professor hat mit einer Plagiatssuchsoftware die Doktorarbeit des SPD-Politikers untersucht und einen 279-seitigen Prüfbericht veröffentlicht. Erbloggtes analysiert diesen Prüfbericht ausführlich und kommt zu dem Schluss, dass an den Vorwürfen nicht viel dran ist. Der Prof. hat sich anscheinend zu sehr auf seine Software verlassen ohne einmal selbst die angeblichen Plagiate anzuschauen.
Interessanter wird es, wenn man ins Ausland schaut. Dort sind in den letzten Tagen einige interessante Fälle von wissenschaftlichem Fehlverhalten aufgeflogen. Den Anfang machen mysteriöse Phantomautoren in der Elsevier-Zeitschrift Biochemical and Biophysical Research Communications. Sie veröffentlichten einen echten wissenschaftlichen Artikel mit realen Daten. Die Autoren scheinen aber schlicht und einfach nicht zu existieren:
„Ghost writing is taking on an altogether different meaning in a mysterious case of alleged scientific fraud. The authors of a paper published in July, which reported significant findings in obesity research, seem to be phantoms. They are not only unknown at the institution listed on the paper, but no trace of them as researchers can be found. The paper, published in the Elsevier journal Biochemical and Biophysical Research Communications, is not the kind of prank that journals have encountered before, in which hoaxsters have submitted dummy papers to highlight weaknesses in the peer-review process. The paper’s reported findings — that overexpression of two novel proteins in fat cells leads to improvements in metabolic processes related to diabetes and obesity in mice — are, in fact, true. Too true, in the opinion of Bruce Spiegelman, a cell biologist at Harvard Medical School’s Dana-Farber Cancer Institute. He says that he has presented similar findings at about six research meetings, and is preparing to submit them to a journal. He suspects that the BBRC paper was intended as a spoiler of his own lab’s work.“
Es geht aber auch mit einer gehörigen Portion krimineller Energie mehr: In Serbien ist letztens ein Reihe von Zeitschriften aufgeflogen, in denen gegen Gebühr alles veröffentlicht wurde. Die „Herausgeber“ kassierten insgesamt wohl ca. 1 Millionen Euro an Veröffentlichungsgebühren und die „Wissenschaftler“ konnten mit ihren „Publikationen“ ihre Chancen auf akademische Stellen und Lehrstühle verbessern. Das System des „Publish or Perish„, in dem Stellen, Stipendien oder Lehrstühle nach möglichst langen Veröffentlichungslisten vergeben werden, ist anfällig für diese Art des wissenschaftlichen Betruges. Noch krasser ist die Lage in China, wo bei einer spektakulären Durchsuchung einer kriminellen Organisation gleich 50.000 Dollar aus einem Hochhaus auf die umliegenden Straßen segelten.
Money raining down on pedestrians was not as bizarre, however, as the racket behind it. China is known for its pirated DVDs and fake designer gear, but these criminals were producing something more intellectual: fake scholarly articles which they sold to academics, and counterfeit versions of existing medical journals in which they sold publication slots.
Das ist nicht nur ein Problem in China: In den USA gibt es laut New York Times und Nature ein größeres Problem mit “predatory open-access journals”, die für eine Gebühr alles veröffentlichen und damit anscheinend ordentlich Profit erwirtschaften. Das Geschäftsmodell ist dabei simpel: Ein Online-Journal ist schnell erstellt und bei Veröffentlichungsgebühren im vierstelligen Raum und Akquise per E-Mail sind die Profite enorm. Ebenfalls sehr spaßig: Es gibt auch falsche wissenschaftliche Konferenzen.
„The scientists who were recruited to appear at a conference called Entomology-2013 thought they had been selected to make a presentation to the leading professional association of scientists who study insects. But they found out the hard way that they were wrong. The prestigious, academically sanctioned conference they had in mind has a slightly different name: Entomology 2013 (without the hyphen). The one they had signed up for featured speakers who were recruited by e-mail, not vetted by leading academics. Those who agreed to appear were later charged a hefty fee for the privilege, and pretty much anyone who paid got a spot on the podium that could be used to pad a résumé.“
Insgesamt soll es mittlerweile satte 4000 falsche wissenschaftliche Zeitschriften geben. Wired hat eine Anleitung, wie man diese falschen Zeitschriften erkennt. Das hat doch was: In den nächsten Monaten könnt ihr für eine geringe Gebühr Beiträge in meiner neuen Publikation „Historische.Zeitschrift“ erwerben oder positive Rezensionen auf meiner Onlineplattform „Soz-H-u-Kult“ erwerben. Das Blogportal Hippotheses der Mark Webber Stiftung steht kurz vor dem Start – wer dort an meinem neuen Blog Archvalia mitarbeiten will, darf sich melden. Der „Tag der Historiker 2014“ findet demnächst übrigens in meinem Wohnzimmer statt, Panelvorschläge bitte per Mail an mich.
Neues aus der Welt des wissenschaftlichen Fehlverhaltens http://t.co/CMMddtbQjf
Ah ja, ich nehme an, dass die Deutsche Historiker-Gesellschaft oder zumindest der Verband Deutscher Historiker diesen Projekten die offizielle Anerkennung erteilt haben, wenn schon der revisionistische Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands als Patenorganisation offensichtlich ausfällt. :)