Über die Bachelor/Master-Umstellung wurde ja schon viel geschrieben, aber hat sie eigentlich ihr Hauptziel erreicht? Oder studieren diese langhaarigen Bummelstudenten immer noch bis ins 17. Semester Geschichte, Soziologie und Marxismus, gammeln bis spät in die Nacht in Kneipen herum, verwenden mehr Zeit auf ihre Bartpflege als für’s Studium, liegen uns hart arbeitenden Steuerhinterziehernzahlern auf der Tasche und zerstören bei ständigen Demonstrationen die schöne Innenstadt? Oder hat die Umstellung sie jetzt alle zu jungen High Performern gemacht, die mit 17 an die Uni gehen, mit 20 den Bachelor haben und dann als High Potentials direkt in den nach Fachkräfte gierenden Arbeitsmarkt einsteigen?
Die Zahlen sind recht ernüchternd: Nicht mal jeder Zweite schafft das Studium in den vorgegebenen 6 Semestern Regelstudienzeit. Nur 39,3% der Studierenden schafften dies.

CC-BY-ND 3.0 Statistia -> http://de.statista.com/infografik/1851/studienabschluesse-in-der-regelstudienzeit/
Esther hat dankenswerterweise einmal nachgefragt, wie dies bei Geschichtsstudenten aussieht. „Wir“ liegen am unteren Ende der Skala:
@krokodilgemuese sind ja platzbedingt nur ausgewählte Studiengänge. Bei Geschichte sieht das so aus: in RSZ: 26,3%, RSZ+2 Sem: 59,8%
— Statista GmbH (@statista_com) February 5, 2014
Wenn also nur 26,3% der Studierenden ihr Studium in der Regelstudienzeit schaffen und immerhin 40,2% mehr als 8 Semester benötigen, dann scheint doch etwas im Argen zu liegen – man sollte daher mal darüber reden, ob die Ursachen dafür in der Konstruktion der Studiengänge zu suchen sind.
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„26,3% der Geschichtsstudenten schaffen ihr Studium in der Regelstudienzeit“ http://t.co/2834F99ehc
RT @ChristianBunnen: 26,3% der #Studierenden im Fach #Geschichte in #Regelstudienzeit fertig | @MschFr fragt im Blog nach den Gründen | htt…
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Ich lese immer „schaffen“ und „benötigen“. Nur xy% schaffen dies, immerhin yz% benötigen mehr als… Vielleicht ist es ja auch so: Immerhin knapp drei von vier Geschichtsstudenten „schaffen“ es, sich der „du-musst-so-schnell-wie-möglich-fertig-werden“-Propaganda zu entziehen. Vielleicht wählen sie ja Kurse nach Interesse aus, gehen für ein oder sogar zwei Semester ins Ausland, oder belegen sogar mal was fachfremdes. (Dass viele nebenher arbeiten wollen und/oder müssen, versteht sich wohl ohnehin von selbst, da bin ich wenig romantisch).
Ein klein bisschen historisches Bewusstsein hilft übrigens auch sich daran zu erinnern, dass die Regelstudienzeit der Idee nach eine Vorgabe an die universitären Institute und Seminare war, innerhalb einer vertretbaren Anzahl an Semestern alle für den Studienabschluss notwendigen Veranstaltungen anzubieten. Daraus dann ein Disziplinierungswerkzeug gegen den zum Feind erklärten Bummelstudenten zu machen ist nur eine dieser vielen kleinen Hinterhältigkeiten des Bildungsregimes.
Ich studiere derzeit einen (leider noch nicht ausgereiften) Masterstudiengang Philosophie. Den ich in Regelstudienzeit abschließen werde, auch wenn ich dafür vermutlich Abstriche bei meinen Noten in Kauf nehmen muss. Im Bachelor, den ich vorher studiert habe, war es ohne jedes Problem möglich auch in 5 Semestern fertig zu werden. Die meisten meiner Kommilitonen brauchen dagegen geschätzt zwischen 6 und 8 Semestern. Warum? Liegt in diesem speziellen Fall wirklich nicht am Studiengang, sondern an dem Willen, diese Lebensphase so weit als möglich zu verlängern, denn solange man auf der Uni ist, kann man seinen fachlichen Interessen einfach wunderbar nachgehen und wenn einen keine finanziellen oder sonstigen Gründe zwingen, die Regelstudienzeit einzuhalten, warum sollte man es dann tun?
Dass die Naturwissenschaften in der Liste weiter oben liegen, dürfte damit zusammen hängen, dass man dort schlecht einfach mal länger machen kann. Denn dann ist man „raus“, hat irgendwelche Prüfungen einfach verpasst oder kommt nicht mehr in das Praktikum rein, das man zum Weiterstudieren unbedingt braucht. Deswegen machen die dortigen Studenten dann eher einen Regelstudienzeitabschluss oder keinen.
Gestern gebloggt: 26,3% der Geschichtsstudenten schaffen ihr Studium in der Regelstudienzeit http://t.co/yPuEeMb14e
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Bei uns an der Uni ist ein Studium in der Regelzeit mangels ausreichender Seminarplätze nur schwer möglich. Aber 17 Semester sind schon ein starkes Stück.
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