Dr. spion.

Einen interessanten Aspekt in der aktuellen Debatte um Doktortitel greift die taz auf: Wie sieht es eigentlich mit Titeln aus, die zwar nicht plagiiert sind, aber offensichtlicher Blödsinn sind. In der DDR gab es eine Stasi-Hochschule und diese hat fleißig Doktortitel vergeben. Die damaligen Voraussetzungen waren relativ gering, Doktorarbeiten konnten als Gemeinschaftswerk verfasst werden und umfassten nur wenige Seiten. Und natürlich waren auch die Themen der Arbeiten ideologisch geprägt. Es ist zu Bezweifeln, ob viel Wissenschaft in kurzen Arbeiten über die „Bekämpfung der imperialistischen Störtätigkeit auf dem Gebiet des Außenhandels“ oder den „Beitrag des MfS zur Verwirklichung der sozialistischen Friedensstrategie“ steckt.

Aber: Die Stasi-Doktoren durften ihren Titel nach der Wende behalten:

„Die Stasi-Hochschule kann die Titel nicht mehr entziehen, da sie aufgelöst wurde. Das andere Problem ist der deutsch-deutsche Einigungsvertrag von 1990. Auf diese Hürde verweist auch die Stasi-Unterlagen-Behörde. Laut Vertrag haben in der DDR erworbene Doktortitel im vereinigten Deutschland weiter Gültigkeit.“

Und so gibt es in der BRD jetzt Menschen, die sich mit einem Doktortitel schmücken, den sie unter obskuren Bedingungen an einer der absoluten Kaderschmieden eines Unrechtsregimes erworben haben und deren wissenschaftliche Leistung eher zweifelhaft ist.

Ein ähnliches Problem gibt es übrigens in der Nachkriegszeit. Da gab es durchaus viele Wissenschaftler, die ihre Titel im Nationalsozialismus erworben hatten und diese z.T. mit unmenschlichen Experimenten erworben hatten. In den krassesten Fällen, wie etwa bei Josef Mengele, wurden diese Titel in der Nachkriegszeit dann wieder entzogen. Wie es aber generell in derAufarbeitung der Nazizeit in den 50er Jahren so ist, betraft das nur die krassesten Fälle. Den Preis für das dreisteste Plagiat des NS-Regimes dürfte allerdings Waldemar Hoven  gewinnen: Er führte nicht nur Menschenversuche in einem Konzentrationslager durch, sondern ließ seine Doktorarbeit auch noch von zwei KZ-Häftlingen schreiben.

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