„Die ausreichende Produktion ist gesichert“

Das Tolle an der Arbeit an @die_reklame ist, dass man manchmal auf wirklich faszinierende Werbungen stolpert. Über den Inhalt dieser Werbung könnte man eine ganze Bachelorarbeit schreiben:

Aus: Wiener Illustrierte, 19.7.1944

Die möglichen Themen sprudeln einfach nur so aus der Werbung hervor:

  • Was steht überhaupt in einer Zeitung kurz vor Kriegsende?
  • Welches Frauenbild wird hier transportiert?
  • Wie hat sich das nationalsozialistische Frauenbild durch den Krieg verändert?
  • In welchen Bereichen mussten Frauen „ihre Pflicht“ ableisten?
  • Was versteckt sich hinter dem Satz „tut ihre Pflicht ganz gleich wo man sie hinstellt“?
  • Welche Vorstellungen von Menstruation wird hier vermittelt?
  • Wie sah die reale Lage wirklich aus? Wie wurde so etwas wie Menstruation gegen Kriegsende erlebt?
  • Generell Körperpflege: Wie erfolgte diese in Kriegszeiten?
  • Welche Vorstellung von Hygiene wird hier transportiert?
  • Welche Menstruationsprodukte gab es überhaupt zu der Zeit und wie funktionierten diese?
  • Was sind die angesprochenen „früheren Gewohnheiten und kleinen Annehmlichkeiten“, auf die die „deutsche Frau“ im Krieg verzichtet?
  • Wie lange konnte Camelia dann wirklich die Produktion aufrechterhalten?
  • Welche Geschichte hat die Firma eigentlich und was passierte mit ihr nach dem Krieg?
  • Welche Entscheidungen und Prozesse in den für die Kriegswirtschaft zuständigen Ministerien sorgten dafür, dass die „ausreichende Produktion an Damenbinden auch im 5. Kriegsjahr gesichtert“ war?
  • Und war sie überhaupt gesichert?
  • Was ist eine „ausreichende Produktion“?
  • Wie war die Lage für Zwangsarbeiterinnen?
  • Wie war die Lage in den anderen kriegsführenden Ländern?
  • Welche anderen Hygieneprodukte wurden noch beworben?
  • Wieso wird überhaupt noch geworben?

Genau das macht Werbung als Quelle so interessant und reichhaltig: Sie transportiert in so wenig so viel und ist daher ein wunderbarer Einstieg in die Geschichtsforschung.

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