
Es ist so eine Nachricht, die einem schon etwas den Tag versauen kann: IFTTT, das Schweizer Taschenmesser der Webdienstverknüpfung, führt Premium Accounts ein und beschränkt gleichzeitig bestehende Accounts massiv. Ab sofort sind nur noch 3 selbsterstellte Applets möglich – für alles weitere muss man den Geldbeutel aufmachen.
Das ist natürlich unangenehm. Diverse meiner Webprojekte laufen mit IFTTT – so werden z.B. die Links, die ich in Diigo speichere, automatisch auf Twitter bei @geschichtslinks und bei Reddit in /r/geschichte veröffentlicht. Das spart Arbeit, ist praktisch und verbraucht jetzt schon zwei Applets.
Natürlich ist es ok, wenn eine Firma versucht, ein tragfähiges Geschäftsmodell zu finden. Premiumfeatures und Bezahlmodelle gehören natürlich dazu. Völlig verständlich – aber es ist auch für mich als Otto-Normalverbraucher nötig, dass ich mich nach einer kostenlosen oder günstigeren Alternative umschaue. Die geforderten 3,99 Dollar pro Monat summieren sich nämlich auch auf immerhin 47,88 Dollar im Jahr hoch. Da kann die Corporate Propaganda noch so laut tönen, dass dies ja nur ein Kaffee pro Monat sei, aber zum einen ist mein Kaffee günstiger und zum anderen ist ein Fuffi am Ende des Jahres auch ein netter Abend.
Diese ganzen Abos, die einem von allen Seiten verkauft werden wollen, läppern sich am Ende doch arg hoch. Wer es sich hart gönnt und Netflix, Amazon Prime, YouTube Premium, Spotify Premium, Spiegel Plus, Strava Premium und was nicht alles sonst noch abonniert, der hat am Ende dann einfach jeden Monat mehrere hundert Euro auf dem Konto. Death by a thousand cuts – wer nicht auswählt, ist schon am Ende.
IFTTT hat leider die Auswahl nicht gepackt: So nett das auch ist, der Dienst hat sich leider in den letzten Jahren nicht richtig weiterentwickelt, es fehlen mir ein paar elementare Features und mal ehrlich: Die Ankündigung, dass man in zwei Wochen fast alle bestehenden Applets killt, wenn man nicht zahlt, ist mehr als dreist. Das macht jetzt kein gutes Gefühl – es klingt sogar nach argen Finanzierungsproblemen von IFTTT in der aktuellen Wirtschaftskrise.
Es muss also eine Alternative her und diesmal war klar: Es wird keiner der anderen Anbieter wie Zapier, die ebenfalls ähnliche Geschäftsmodelle besitzen oder sie irgendwann einführen werden, sondern es soll etwas eigenes werden. Die Wahl ist nach etwas Recherche auf NodeRed gefallen. Es gibt zwar auch andere Dienste wie h8n oder Beehive, aber NodeRed macht den besten Eindruck und scheint am flexibelsten zu sein.
Ich würde jetzt gerne großspurig hochkompetent klingende Erklärungen und Anleitungen veröffentlichen, wie man NodeRed als IFTTT-Ersatz verwendet, aber ich bin natürlich auch noch blutiger Anfänger. Da ist es besser, auf die offiziellen Anleitungen zu verweisen, denn Menschen mit mehr Erfahrung schreiben meist die besseren Anleitungen. Daher hier nur als kurzer Werkstattbericht ein paar Notizen:
- Das ganze läuft bei mir nicht auf einem Webserver, sondern auf meinem Raspberry Pi 4. Das hängt einfach damit zusammen, dass NodeRed nicht auf dem All-Inkl-Hosting dieser Webseite läuft und der Raspberry Pi eh hier arbeitet und noch Ressourcen frei hat.
- Die Installation selbst ist wirklich einfach: Im Kern gibt man nur einen Befehl ins Terminal ein. Dann wird NodeRed automatisch installiert und ist dann per Browser verfügbar.
- Die einzelnen Workflows kann man sich dann per grafischer Benutzeroberfläche zusammenstöpseln. Wobei das einfacher klingt als es ist – wer komplizierte Datenverarbeitung machen will, muss auch mit einer grafischen Benutzeroberfläche komplizierte Dinge machen.
- Hier gibt es im Standard recht wenig Optionen, aber jede Menge Plugins für diverse Dienste. Wie üblich, werden diese Plugins im Zweifelsfall von unbezahlten Freiwilligen entwickelt und sind mal von größerer und mal von schlechterer Qualität. Und wenn Dienste ihre APIs ändern, kann es sein, dass das Plugin angepasst wird oder nicht.
- Generell zeigt es sich, dass diverse Dienste den API-Zugang deutlich restriktiver handhaben als es mal war. Einige Anbieter haben den Zugang zur API ganz gestrichen, andere haben nur noch eine für Geschäftskunden, andere prüfen jede Anmeldung genauestens. Das macht IFTTT wirklich besser, indem es dem Endnutzer diesen Schritt erspart.
- Gerade Facebook zeigt sich hier sehr restriktiv: So gerne ich irgendwas mit Whatsapp oder Instagram integrieren würde, es werden keine Schnittstellen dafür angeboten. Die Daten sollen im Silo bleiben.
- RSS ist leider auf dem absteigenden Ast. Und zwar nicht, weil das Format so schlecht ist, sondern weil es einfach für die Firmen nicht richtig zu monetarisieren ist. Die eigenen Daten will kaum noch einer kostenlos an alle herausgeben, sondern alle sollen auf die eigene Webseite gelockt werden. So großartig RSS ist, leider verschwinden die Feeds zunehmend.
- Ich habe quasi versehentlich einen Telegram-Bot für PlanetHistory gebaut. Wer will, kann jetzt hier folgen.
- Mir fehlen aktuell die wirklich zündenden Ideen, was man mit dem doch sehr mächtigen NodeRed noch alles anfangen kann. Der Telegram-Kanal für PlanetHistory ist zwar eine nette Idee, aber jetzt auch eher unsexy. Das gilt auch für andere Integrationen: Natürlich kann ich die Anzeigen von @die_reklame in noch eine Plattform kippen, aber am Ende ist das zwar nett, aber auch nicht gerade nobelpreisverdächtig.