
Pen Plotter sind eigentlich völlig veraltete Hardware: Sie bewegen einen Stift mit der Hilfe von Motoren über Papier, um eine Zeichnung zu erstellen. In der Frühzeit der Computertechnik waren sie häufig das einzige Mittel, um z.B. berechnete Funktionen und Graphen „auszudrucken“. Im Gegensatz zu einem normalen Ausdruck haben die Erzeugnisse der Stiftplotter eine ganz andere Charakteristik: Sie sind mit einem echten Stift gezeichnet worden – dafür aber mit einer übermenschlichen, fast unheimlichen Genauigkeit. Oder umgekehrt gesagt: Die Maschine gleicht die Unfähigkeit des Menschen aus – wo ein Zeichner hunderte Stunden üben müsste, um das gleiche, exakte Ergebnis zu schaffen, kann man mit einem Plotter Dinge erschaffen, die einfach toll sind.

Pen Plotter sind das perfekte Spielzeug für Nerds: Es handelt sich um uralte Technik aus der Steinzeit der Computertechnik. Man verwendet entweder Retro-Technik oder Nischenprodukte, die man sich selbst zusammenbauen muss und die man mit Hilfe obskurer Dateiformate bespielt. Sie benötigen Vektorgrafiken, die eine Wissenschaft für sich sind. Und sie verbinden auf wunderbare Weise das Analoge mit dem Digitalen.
Die Wahl fiel auf den EleksMaker A3 Pro. Das Gerät ist eigentlich ein Lasergravierer, man kann ihn aber auch mit einem optionalen Aufsatz zum Stiftplotter machen. Ich habe für den Start auf den Laserkopf verzichtet und mir nur das rohe Gerät bei Banggood besorgt. Der große Vorteil bei diesem Gerät ist, dass es bis zu A3 plotten kann – die meisten preislich vergleichbaren Geräte schaffen nur A4 und die anderen A3-Plotter sind dann deutlich teurer.
Der optionale Laserkopf ist so eine Sache: Mit einem Lasergravierer kann man coole Sachen machen – Holz und je nach Stärke andere Materialien gravieren und sogar weichere Materialien schneiden. Der A3 Pro ist aber diversen Berichten zufolge eher auf der unsicheren Seite – es gibt keine Abschirmung, es gibt keine Absaugung und entsprechend kann man sich ernsthaft schwer verletzen. Laser können auch als Reflektion die Augen schwer schädigen und beim Lasern werden natürlich auch diverse Schadstoffe freigesetzt – wer etwas aus einem Stück Plastik lasert, hat halt Plastikdämpfe in der Bude. Wer mit Lasern herumspielen will, sollte wissen, was er tut – und ich weiß es definitiv nicht und daher verzichte ich für den Start auf den Laserkopf.
Das Gerät kommt in Einzelteilen, aber der Zusammenbau hat wunderbar geklappt. Nach ca. 1-2 Stunden hat man alles zusammen – wenn man einen Schraubenzieher mit dem passenden Bitset hat und schonmal größere Legosets gebaut hat, geht das trotz der etwas spartanischen Anleitung eigentlich ganz gut.

Die wichtigste Erkenntnis nach Inbetriebnahme: Die mitgelieferte Software ist scheiße. Und zwar so richtig – man kann mit ihr zwar den Schreibkopf bewegen, wenn man ihn manuell steuert, aber wenn man ein Bild zeichnen will, passiert nichts. Und wenn man einen Text oder ein Bild importieren will, bekommt man nur einen Haufen chaotischer Striche.
Die Lösung nach längerem Herumfrickeln: Die EleksCAM kann keine Kommata als Dezimalstellen verarbeiten. Der offizielle Bugfix? Das gesamte Windows auf Englisch umstellen! Der Hersteller erdreistet sich sogar ein Tool namens „EleksCAM Auto Fix“ zum Download anzubieten, das nur die Windows-Spracheinstellungen öffnet. Und nachdem ich dann die Spracheinstellungen gewechselt hatte, wollte das Tool dann den Plotter gar nicht mehr ansprechen.
Die weitere Softwaresuche erwies sich dann als recht nervtötend: Da es sich ja eigentlich um einen Laser-Gravierer handelt, gibt es es jede Menge Software, die aber entweder einen höchst zweifelhaften Eindruck macht (Benbox) oder dann wieder Geld kostet (T2Laser). Die Rettung war dann LaserGRBL, welches genau die nötigen Features mitbringt.

Dann folgte eine gewisse Phase des Frustes – der Stift fuhr über das Papier, aber die Kalibration war falsch. Bzw. malt der Plotter eine ganze Weile vernünftig und dann vermalt er sich. Geometrische Muster, die nebeneinander liegen sollten, wurden ineinander gemalt.
Die Lösung waren andere Einstellungen in LaserGRBL, die natürlich nirgends online dokumentiert waren. Mit etwas ausprobieren und experimentieren hat es funktioniert. Und was soll man sagen? Jetzt läuft es zuverlässig und es macht richtig Laune den Stift über das Papier sausen zu sehen.

Was ist der nächste Schritt? Nachdem der Plotter jetzt eingerichtet ist und läuft, geht es nun daran, die passenden Vorlagen zu erstellen. Ich habe jetzt bis jetzt v.a. geometrische Muster vom großartigen TurtleToy gedruckt, aber natürlich gibt es auch noch jede Menge andere Ideen in meinem Kopf, was man damit malen kann. Und es gibt auch eine ganz wunderbare Welt der analogen Medien zu erkunden – mal schauen, wie sich unterschiedliche Stifte verhalten. Sind Stabilos besser als ein Füller? Wie sehen Bleistiftzeichnungen aus? Kann man Zeichenkohle verwenden? Oder gar Pinsel? Muss man immer nur auf Papier malen? Es wird ein großartiger Spaß und ich werde euch hier berichten.