Nachrichtensortiermaschine

Ich habe bereits ausführlich über meine „Nachrichtensortiermaschine“ geschrieben und nachdem ich sie jetzt über Monate ausführlich getestet habe, ist es an der Zeit sie öffentlich verfügbar zu machen. Ich habe sie zusammen mit einer ausführlichen Dokumentation auf GitHub veröffentlicht. Ihr seid herzlich eingeladen, sie auch zu nutzen.

Alle Details zur Installation und was die Nachrichtensortiermaschine alles kann, findet ihr drüben. Daher hier einfach nur ein paar Erkenntnisse aus der ganzen Übung:

Ganz überraschenderweise bin ich mit dem selbstgebastelten Tool, das genau auf meine Bedürfnisse zugeschnitten ist und auf das ich schon etwas stolz bin, höchst zufrieden. Es ist höchst angenehm, Artikel aus dem Internet einfach in Ruhe auf dem eReader zu lesen. Das Sofa ist dann doch besser geeignet, um in Ruhe zu lesen als der PC am Schreibtisch und gerade lange Reportagen profitieren davon, wenn sie nicht neben achtzehn anderen Tabs, neben blinkenden Werbebannern und dem Feed einen Tab weiter platziert sind. Denn mal ehrlich – wann habt ihr das letzte Mal einen 6000 Wörter-Artikel am Rechner oder Handy gelesen?

Ich habe seit einiger Zeit kein Werbebanner in einem Artikel mehr gesehen. Es ist aber auffallend, wie viel Textmüll in Artikeln steckt. Werbeblöcke für Premiumabos. Komische Textfragmente, die andere Artikel empfehlen. Textmüll, der schräg in die Artikel eingepflegt wird.

Das Konzept der „Aktions-Ordner“ könnte noch einiges Potenzial haben. Aktuell kann ich einen Mastodon-Beitrag veröffentlichen, indem ich eine Mail in einen Ordner schiebe und einen Artikel direkt bei Diigo/Pinboad bookmarken, ebenfalls indem ich ihn in einen anderen Ordner schiebe. Von dort aus wird er dann ebenfalls bei /r/geschichte gepostet. Diese Art der Verbreitung ist wirklich erstaunlich gut und ich überlege gerade, was man damit noch automatisieren könnte.

Python hat sich gewissermaßen als eine „Superpower“ erwiesen. Es ist wirklich großartig, wenn man eine Idee hat und diese relativ unabhängig von bestehender Software umsetzen kann. Das hat sich auch als halbwegs einfach zu lernen erwiesen, von daher kann ich nur empfehlen es einfach zu versuchen. Gerade wenn man ein konkretes Projekt umsetzen möchte, ist es motivierender als alle Trockenschwimmübungen bei Codeacademy & Co. – denn mal ehrlich gesagt, diese gerne etwas mathematischen Übungen sind stinklangweilig.

Ganz hart gesagt: Programmieren hat ja den Ruf, dass dort kluge Köpfe mit viel Gehirnschmalz alles extrem optimieren und irgendwas mit Primzahlen und sonstigen arkanen mathematischem Zeugs machen, was für Normalsterbliche völlig undurchdringbar ist. Moderne Rechner sind aber so leistungsstark, dass es am Ende für solche kleinen Privatprojekte egal ist, ob alles absolut optimiert oder ob der eine Job dann 30 Sekunden länger läuft. Das mag bei zigtausenden Usern gleichzeitig relevant sein, aber im Zweifelsfall funktioniert das kleine Skript auch anders. Daher keine Berührungsängste – bei einer industriellen Warenproduktion ist es auch wichtig, dass alles extrem optimiert ist, aber wenn man sich selbst in der Garage ein Vogelhäuschen zusammenbastelt, ist diese Optimiererei egal. Auch der industrielle Landwirt darf sein Gewächshaus mit den Tomaten extrem optimieren, es beheizen und mit CO₂ begasen, aber am Ende kann man auch im eigenen Garten Tomaten pflanzen und erntet dann trotzdem leckere Früchte. Der Heimwerker bekommt auch ohne Profi-Handwerker einen Nagel in die Wand und vielleicht ist er krumm, aber er hält das Bild.

Grundsätzlich kann ich nur eine klare Empfehlung für mehr Selbstbestimmung im Nachrichtenkonsum geben: Gerade in einer Welt, in der man praktisch nonstop mit schlechten Nachrichten bombardiert wird, vom Radiowecker morgens über zig Pushnachrichten bis hin zur Windows-Taskleiste, dem Infoscreen in der U-Bahn-Haltestelle und dem Geschrei auf Social Media, ist es wichtig, dass man Nachrichten bewusst konsumiert. Klingt jetzt wie eine Binsenweisheit, aber man muss sich nicht alles Leid und den Wahnsinn der großen weiten Welt den ganzen Tag in die Synapsen spülen.

https://github.com/michael-hatz/nachrichtensortiermaschine

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