Einkaufen

Achtung, jetzt kommt eine ganz ekelige Geschichte von einem, der seinen Urlaub furchtbar genießt.

Der Plan ist simpel: Einkaufen. Auf den Markt, ein paar Kräuter der Provence kaufen und andere leckere Dinge und dann zum Bäcker und ein Frühstück besorgen. Und das ist eine der besten Gelegenheiten, um einfach mal eine schöne 40 Kilometer-Radtour über eine der schönsten Straßen der Provence zu fahren.

Los geht es – wie könnte es auch anders sein – indem ich ein hier zufällig rumstehendes Weltkulturerbe benutze, um den Fluss zu überqueren. Die Kombi aus zwei Satteltaschen am Lowrider vorne am Klapprad ist übrigens ganz und gar großartig – damit kann man erstaunliche Mengen an Sachen transportieren und die Lenkung ist trotzdem noch präzise und vernünftig zu kontrollieren. Wer mit einem tern unterwegs ist, der kann damit eigentlich nichts falsch machen.

Nach ein paar Kilometern durch die „memoirs de la garrigue“, diesen etwas komischen Themenpark am Pont du Gard, ist das erste Zwischenziel erreicht: Vom Pont du Gard aus gibt es neuerdings einen durchgehenden Radweg nach Uzès auf einer alten Bahntrasse.

Hier in der Gegend hat sich in den letzten Jahren viel getan, was das Radfahren betrifft. So gibt es z.B. einen fast durchgehenden Bahntrassenradweg von Beaucaire nach Uzès über Remoulins und auch sonst wurde die Radinfrastruktur massiv ausgebaut. Ich entdecke hier gerade ständig Radwegeschilder, die es vor wenigen Jahren noch nicht gegeben hat und das führt auch dazu, dass der Heilige Gral der Tourismusmanager angelockt wurde: Alte Menschen auf Pedelecs. Kinder aus dem Haus, 3000€ Fahrrad und mit viel verfügbarem Geld und Lust auf Gastro und eBike-Touren.

Demnächst, irgendwann nach der Pandemie, werden sich einige der deutschen Tourismusregionen etwas blöd umschauen, denn während in Deutschland in vielen Regionen nach anfänglichem guten Start dann wenig passiert ist, holt die Konkurrenz auf. Denn mal ehrlich – warum sollte man den Emsradweg fahren, wenn man auch bei schickem Wetter schön gemütlich durch Südfrankreich gleiten kann? Die Zeiten, in denen man sich in Frankreich an wild befahrenen Nationalstraßen entlang quälen musste während man Zweitakterschwaden einatmete, sind vorbei.

Ich bin etwas zwiegespalten, was Bahntrassenradwege betrifft. Sie sind natürlich irgendwie toll – man fährt kreuzungsfrei und ohne große Steigungen einfach so durch die Landschaft. Aber sie sind einerseits auch furchtbar langweilig, weil man halt irgendwie ohne coole Kurven, Anstiege oder sonstwas sanft durch die Gegend fährt. Der Rennradfahrer kann hier zwar richtig Gas geben, aber am Ende ist der Weg nach Uzès einer der langweiligeren Wege hier in der Gegend. Kein Vergleich zu den Kurven und spaßigen Anstiegen bei Ledenon! Und zum anderen ist es natürlich Schade, wenn Bahnstrecken verschwinden – wenn sich auf den Bahntrassenradwegen ein (nicht-touristischer) Verkehr etabliert, wie es etwa beim Radschnellweg im Ruhrgebiet so geplant ist, dann stellt sich immer die Frage, warum denn da kein Zug fährt. Ein „Autotrassenradweg“ ist etwas, das noch kein Verkehrsplaner geschaffen hat.

Naja, auf jeden Fall erreicht man Uzès auf dem neuen Radweg bequem, ohne Kreuzungen und leicht gelangweilt. Der Weg endet direkt am „Musée du Bonbon Haribo“ und da lohnt sich natürlich ein Abstecher in den Museumsshop. Und zwar nur in den Museumsshop, denn irgendwie ist es ja auch Quatsch sich ein Museum über Bonbons anzuschauen, wenn man sich auch einfach welche kaufen kann.

Das Faszinierende: Haribo hat in Frankreich fast komplett andere Sorten im Programm. Es gibt kein Colorado, was in Deutschland ja irgendwie immer gesetzt ist. Maoam existiert nicht, außer in einer kleinen Ecke. Dafür gibt es zig Sorten, die man in Deutschland nicht bekommt.

Experten kaufen die 2 Kilo Haribo natürlich nach dem Marktbesuch. Nachdem sie erstmal auf den Berg gefahren sind, den Markt besucht haben, damit sie das nicht alles den Berg hoch fahren müssen. Ich bin kein Experte.

Die Straße hoch in die Altstadt ist dann wieder wildes Frankreich – kein Radweg, stark befahren, eher eng, steil und heiß. Mal wieder so ein Ding für Hartgesottene Radfahrer.

Aber hey, nach 20 Kilometern ist der Markt erreicht und es geht ans Einkaufen.

Nicht zu viel, aber einige Kräuter der Provence und etwas Marmelade. In der fancy Version „Rosenblüten mit Erdbeeren“.

Und jetzt auf zum Bäcker – ein Sprint den Berg hinunter und dann über einen weiteren Berg nach Sanilhac. In diesem wirklich kleinen und völlig unbedeutenden Ort sitzt Frankreichs Bäcker des Jahres 2018, der einfach unverschämt leckere Dinge bäckt. Die Sacristains sind einfach zum Niederknien. Und wenn man schon mal da ist, ist auch der perfekte Moment für ein Croissant und eine Kaffeepause.

Und jetzt kommt das schlimmste Klischeefoto überhaupt: Der Mount Ventoux im Hintergrund, die Straße kurvt sich wunderbar zwischen den Weinreben und in der Satteltasche steckt das Baguette – so muss Urlaub sein.

(Ich hab in diesem Urlaub übrigens erstaunlich viele Kilometer ein Baguette transportiert. Richtige Baguette-Transportmöglichkeiten sind ein Muss für jeden Frankreichurlaub!)

Die Straße von Sanilhac nach Collias ist einfach eine der großartigsten der Gegend – sie kurvt wunderbar durch die Landschaft, man hat den Ventoux im Blick und sie endet einfach mal stumpf in einem höchst beeindruckenden Hohlweg.

Und der Blick von der Brücke in Collias ist natürlich auch immer wieder ein Kracher.

Der Rest des Weges ist dann wieder etwas unspektakulärer – kleine Nebenstraße durch schnieke Landschaft bis der Bahntrassenweg wieder erreicht ist.

Und der führt dann ganz entspannt wieder zum Pont du Gard. Und zum Frühstück.