Nur eine kleinere Radtour durch das Hinterland nach Dolcedo. Ich starte im Ferienhaus, das zum Glück schon eine ganze Ecke über dem Meer liegt. Es führt ein kleiner Schotterpfad rüber in Richtung Poggio – hoch über der eh schon hoch liegenden Autobahn.

Und dann natürlich die übliche Erkenntnis, die mich jedes Mal trifft: Es ist eine höchst bekloppte Idee, sich auf Komoot & Co zu verlassen, wenn es hier um die Wegeplanung geht. Das Hinterland ist voll mit kleinen, eher unmarkierten Pfaden und Wegen, die diese ganz merkwürdige Mischung aus öffentlich und privat haben. Man weiß dann doch nicht, ob dies nur der Zufahrtsweg zu einem Haus ist oder doch der richtige Pfad und vor allem weiß man nicht, ob einen dort freilaufende Hunde erwarten oder nicht. Oder ob irgendwer den Durchgang versperrt hat.

Ich ändere also die Route, gerade weil der geplante Weg steil den Berg herunter führt – über bald zweihundert steile Höhenmeter rückwärts auf Schotter sind halt kein Spaß, ich bleibe lieber auf der Straße und plane spontan einen Umweg.
Bis ich dann doch ein Schild finde, das mich nach Piani leitet – und zwar auf einem Wanderweg. Und mal ernsthaft – würdet ihr hier ohne ein Schild, nur auf Basis von Komoot hier durchlaufen?

Oder gar hier? Wirklich zu fahren ist da nix.

Aber dann… plötzlich… die Millionen-Euro Idee für Schwarzwald-Tourismusmanager! Ein asphaltierter Single-Trail! Er führt steil den Berg herunter, hat Mountainbike-Feeling, aber auf Asphalt. Was für eine brilliante Sache, um Mittfünfzigern auf eMTBs das Trailfeeling zu geben! Abenteuer, aber eben problemlos fahrbar, auch für völlig bescheuerte Enddreißiger wie mich, die auf Klapprädern ligurische Berge befahren. Die ganze MTB-Kultur perfekt eingefangen auch befahrbar für Gisela auf dem Damenrad. Welch eine Idee! Schwarzwald-Tourismus, her mit den Millionen, wir werden zusammen reich!


So ist es natürlich nicht – wer auch warum auch immer da den Asphalt hingeschmiert hat, hat natürlich keinen vernünfigen Untergrund produziert, sondern einfach nur Asphalt auf eine Wiese geschmiert. Entsprechend hubbelig ist das alles und es ist auch schon arg steil. Von daher ist es trotz Asphalt dann doch eine kleine Herausforderung.
Thema „Würdet ihr da ohne Schild durchlaufen?“: Hier endet der Pfad. Bzw. er endet natürlich nicht hier, sondern der Wanderweg geht hier durch. Und dann führt er einfach eine brutal steile Straße herunter, deren Steilheit ein Foto nicht einfangen kann. Ernsthaft, wer eine passende Idee hat, wie man steile Wege besser fotografieren kann, dem gebe ich gerne ein Bier aus.


Piani ist erreicht und nun ist es alles sehr simpel – ich verlasse die abgelegenen Nebenstraßen und komme auf die Hauptstraße nach Dolcedo. Da fährt es sich deutlich smoother.


Und was soll man noch zu Dolcedo sagen? Der Ort ist unverschämt schön. So schön, dass er, wenn er in Deutschland läge, in jedem Reiseführer stände. Aber hier gibt es diese Ortschaften wie Sand am Meer. Verwinkelt, irgendwie idyllisch, mit einem gewissen Charme des Verfalls und unglaublich fotogen. Diese „Kasbahs“ sind einfach toll – und hier gibt es sie wie Sand am Meer, jede alte Ortschaft hat diese verwinkelten Ecken – und Dolcedo bietet mit dem Fluß und der Brücke auch den Fotospot, dass hier eigentlich die Influencer auf Italientour Schlange stehen müssten. Tun sie aber nicht – die Stadt ist angenehm ausgestorben, nur in den Cafés sitzen ein paar andere Touristen. Während sich alles in den Cinque Terres drängelt, ist hier nichts los.



Und das war’s – der Rückweg war dann schön, aber sehr unspektakulär auf der leider viel zu befahrenen Küstenstraße. Es wird gerade wohl an der Verlängerung der Pista ciclabile von San Lorenzo rüber nach Imperia/Diano Marina gebaut und dann muss man nicht mehr den wilden Weg in Mitten der Autos nehmen. 2022 dann vielleicht 🙂