Planet History

Autor: Andreas Frings

Dabeisein ist alles. Didaktische Überlegungen zur fehlenden Anwesenheitspflicht (Crosspost)

Es gibt kaum ein Reizwort, das Lehrende, auch in geschichtswissenschaftlichen Instituten, zuverlässiger triggert als „Anwesenheitspflicht“. Die einen fordern sie ein, weil Lehre ohne Anwesenheitspflicht entwertet werde, die anderen hoffen, dass Lehrveranstaltungen ohne verpflichtende Anwesenheit der Studierenden die Lehrenden zu besserer Lehre zwingen. In aller Regel wird Anwesenheitspflicht als politische Frage behandelt, und das ist sie ja auch; nur selten werden Überlegungen angestellt, wie man die vermuteten Wirkungen einer Anwesenheitspflicht auch dort herbeiführen kann, wo es eben keine Anwesenheitspflicht (mehr) gibt. Ich möchte im Folgenden … „Dabeisein ist alles. Didaktische Überlegungen zur fehlenden Anwesenheitspflicht (Crosspost)“ weiterlesen

Vorstandswahl, Landesvorsitz und Delegiertenwahl

Vorstandswahl Am   2.   März   2021   fand   auf   der   Sitzung   des   Wahlausschusses   zur   Wahl   des Vorstandes   für   den   Landesverband   Rheinland-Pfalz   des   Verbandes   der Geschichtslehrer Deutschlands die Auszählung der eingegangenen Stimmen statt. Da   der   langjährige   Vorsitzende   Dr.   Erbar   nicht   mehr   kandidierte,   stellte   der Ausschuss als Ergebnis der Briefwahl fest: Gewählt wurde als neue Vorsitzende Frau Katharina Kaiser, Oberstudienrätin in Nackenheim, als stellvertretende Vorsitzende Frau   Anne   Sophie   Schumacher,   Studienrätin   in   Schifferstadt,   und   als Schatzmeisterin Frau Dr. Meike Hensel-Grobe, Professorin für Geschichtsdidaktik an der Universität Mainz. Der Wahlausschuss […]

Clio auf die Ohren: Podcasts aus dem Historischen Seminar der JGU Mainz

Vielleicht hilft es ja schon akut im Distanzunterricht: Unter dem Motto „Clio auf die Ohren“ hat das Historische Seminar der JGU Mainz Podcasts gedreht, die vor allem Studierenden den Winter aushalten helfen sollen. Sie eignen sich sicher auch für den Einsatz etwa im Distanzunterricht der Oberstufe und sind unterschiedlichen Pandemien und Epidemien in der Weltgeschichte gewidmet. Zu finden unter: https://cliozweipunktnull.uni-mainz.de/. Diese Podcast-Reihe ist historischen Pandemien und Seuchen gewidmet. Seuchen, Epidemien, Pandemien haben wir uns nicht deshalb vorgenommen, weil wir etwa die Hoffnung teilen, dass […]

Harvard Business School Case Studies in der historischen Lehre – II

Das von unserer Juniorprofessorin für Wirtschaftsgeschichte Eva-Maria Roelevink eingeworbene Lehrprojekt zum Einsatz von Harvard Business School Case Studies in der geschichtswissenschaftlichen Lehre ist im Wintersemester ein erstes Mal gelaufen und steht zum Sommersemester in anderer Form erneut an. Zeit, ein Zwischenresümee zu formulieren. Ich möchte es recht unsortiert entlang einiger zentraler Beobachtungen tun. Wer den ersten Blogpost hierzu nicht gelesen hat, mag das bitte nachholen (https://geschichtsadmin.hypotheses.org/826), bevor er/sie hier weiterliest. Damit zu den zentralen Beobachtungen: Unsere Studierenden stammten aus fachwissenschaftlichen und Lehramtsstudiengängen. Es waren … „Harvard Business School Case Studies in der historischen Lehre – II“ weiterlesen

Rechtfertigungsbedürftige und rechtfertigungsfähige Eingriffe in die Lern- und Studierfreiheit

Nun auch Rheinland-Pfalz: „Keine Pflicht zur Anwesenheit besteht gemäß dem neuen Gesetz in Vorlesungen und Seminaren”, so paraphrasierte die Süddeutsche Zeitung gestern den Entwurf des neuen Hochschulgesetzes für das Land Rheinland-Pfalz, der am 4. März per Pressemitteilung des MWWK RLP in die Öffentlichkeit gespielt worden war. Regionale Zeitungen berichteten identisch. Ich nehme das zum Anlass, einmal meine Argumente für eine Präsenzpflicht zusammenzustellen. Vorab aber die Ergebnisse meiner eigenen Recherche, der ich als Historiker ja auch irgendwie verpflichtet bin: Die online veröffentlichte PM des MWWK … „Rechtfertigungsbedürftige und rechtfertigungsfähige Eingriffe in die Lern- und Studierfreiheit“ weiterlesen

Offener Brief zum Zukunftsvertrag – Presseschau

Seither ist einige Zeit vergangen. Der Offene Brief konnte nicht in der Staatskanzlei übergeben werden, eine Annahme dort wurde uns nicht zugestanden. Er wurde daher als Einschreiben auf den Weg gebracht. Am 25. November wurden die Fraktionen des Landtags und die Medien über den Offenen Brief unterrichtet. Mit diesem Blogpost möchte ich zunächst die Reaktionen dokumentieren: Schon am 27. November berichtete die Mainzer allgemeine Zeitung: https://www.allgemeine-zeitung.de/politik/rheinland-pfalz/minister-wolf-in-der-kritik-an-der-mainzer-uni-brodelt-es_20784774. Tenor: “An der Mainzer Uni brodelt es”. Am gleichen Tag schrieb Herr Schmidt-Wyk in der gleichen Zeitung etwas … „Offener Brief zum Zukunftsvertrag – Presseschau“ weiterlesen

Offener Brief zum Zukunftsvertrag

Der unten abgebildete Offene Brief zur Umsetzung des Zukunftsvertrages in Rheinland-Pfalz wurde von knapp 880 Beschäftigten an der JGU Mainz, darunter über 140 Professorinnen und Professoren, aus Sorge um die Weiterbeschäftigung von knapp 400 Kolleginnen und Kollegen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und aus Sorge um die Qualität von Studium und Lehre und einen breiten Bildungszugang unterzeichnet. Das Land Rheinland-Pfalz hat in der ersten Jahreshälfte des Jahres 2019 den Zukunftsvertrag unterzeichnet, eine Bund-Länder-Vereinbarung, die den Hochschulpakt und den Qualitätspakt Lehre ablöst. Aus diesen bisherigen … „Offener Brief zum Zukunftsvertrag“ weiterlesen

Clio schreibt nicht mehr? @ Geschichte in digitalen Medien

Vortragsreihe an der JGU Mainz, Historisches Seminar, jeweils Donnerstag, 18.15 Uhr, Philosophicum, P 3 (Universität Mainz) 24.10.2019 Stefan Brauburger (ZDF-Redaktion Zeitgeschichte) & Stefan Gierer (ZDF-Hauptredaktion Geschichte und Wissenschaft): Geschichte im digitalen Raum – Projekte des ZDF 31.10.2019 Sven Felix Kellerhoff (Die WELT): Täglich Neuigkeiten aus der Vergangenheit. Zeit- und Kulturgeschichte im World Wide Web – das Beispiel WELTGeschichte 14.11.2019 Anja Neubert (Universität Leipzig): Geschichtsdidaktik durch die VR-Brille: Überlegungen und Beispiele zu Augmented/Virtual Reality im Kontext historischen Lernens 21.11.2019 Tobias Winnerling (HHU Düsseldorf / Arbeitskreis […]

Harvard Business School Case Studies in der historischen Lehre – I

Im Wintersemester startet das von unserer Juniorprofessorin Eva-Maria Roelevink eingeworbene Lehrprojekt zum Einsatz von Harvard Business School Case Studies in der geschichtswissenschaftlichen Lehre – und ich bin dabei. Zeit, auf diesem Blog ein wenig über das Format nachzudenken. Und da ich noch ohne Erfahrungen schreibe, hier erst einmal die Charakteristika dieser Cases (Kommentare und Diskussionen ausdrücklich erwünscht!): Charakteristika 1. Case-Studies sind in den Wirtschaftswissenschaften ein verbreitetes Instrument in der Lehre. 2. An der HBS gelten die eigenen Cases als “signature teaching technique” – neudeutsch: … „Harvard Business School Case Studies in der historischen Lehre – I“ weiterlesen

Sowjetisierung der Geisteswissenschaften?

Osteuropahistorische Schule und akademischer Kulturpessimismus treffen aufeinander: Stefan Plaggenborg greift in der FAZ die „strukturelle Sowjetisierung der Geisteswissenschaften“ an. Die Kritik ist alt, in meinen Augen eher oberflächlich – aber das Wording lässt mir als Osteuropahistoriker natürlich die Ohren klingeln. Aber wie immer Schritt für Schritt und in direkten Zitaten, weil dies die direkteste Form der Auseinandersetzung erlaubt: „Zum einen hat die stets umstrittene Bologna-Reform das Studium verschult, auf Verwertbarkeit ausgerichtet und als Lebensphase entwertet.“ – Das habe ich, offen gesagt, schon so oft … „Sowjetisierung der Geisteswissenschaften?“ weiterlesen

„Katastrophe“ ist gar kein Ausdruck? Produktive Kritik ist es auch nicht …

‚Kata­strophe‘ ist gar kein Ausdruck – mit dieser Ansage betitelt die Geschichte der Gegenwart einen Streittext von Christian Geulen gegen den universitären Massenbetrieb (https://geschichtedergegenwart.ch/katastrophe-ist-gar-kein-ausdruck-ueber-bildung-heute/). Um es gleich vorwegzunehmen: Seine Forderung nach „mehr Lehr­per­sonal sowie Zeit und Raum für indi­vi­du­elle Bildungs­er­fah­rung“ teile ich. Die große Zustimmung zu vielen seiner Punkte auf Twitter kann ich jedoch nicht teilen; sein Text ist aus meiner Sicht empirisch schlecht fundiert und im Wesentlichen Ausdruck eines wirklich nicht besonders neuen kulturpessimistischen Blicks auf die moderne Universität. Damit zu den einzelnen … „„Katastrophe“ ist gar kein Ausdruck? Produktive Kritik ist es auch nicht …“ weiterlesen

Ut omnes unum sint – Teil IV

Letztes Jahr haben Aline Breuer (unterdessen: Aline Meyenberg), Andreas Linsenmann, Jelena Suchan und ich endlich einen Aufsatz veröffentlichen können, der auf statistische Erhebungen 2014/15 zurückging und vor allem auch der Frage nachging, inwiefern klassische Kategorien des universitären Diversitätsdiskurses wirklich für die fachspezifische Diversität unserer Studierenden verantwortlich sind. Die Veröffentlichung trägt den Titel: Aline Breuer, Andreas Frings, Andreas Linsenmann, Jelena Suchan: Empirical Observations and Pedagogical Considerations on the Diversity of and Differences among Beginning Students in the Discipline of History. In: Neumann, Friederike; Shopkow, Leah … „Ut omnes unum sint – Teil IV“ weiterlesen

Zum Verschwinden der Germanen

In der FAZ online, wenn auch (aktuell noch?) kostenpflichtig (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/warum-die-germanen-aus-den-lehrplaenen-fast-verschwunden-sind-15924535.html), ist ein Interview von Uwe Ebbinghaus mit Lars Deile, Geschichtsdidaktiker (Bielefeld), erschienen, das auf einen Vortrag von Lars Deile zum Verschwinden der Germanen aus den Geschichtsschulbüchern zurückgeht. Ich habe Fragen, sehe Widersprüche und möchte selbst Widerspruch formulieren. Geschichtskulturelle Präsenz Zunächst konstatiert Deile eine starke geschichtskulturelle Präsenz der Germanen: „Der Ausgangspunkt könnte ja sein, dass die Germanen im Lebensumfeld von Schülerinnen und Schülern häufig vorkommen – in der Musik, im Film, in der Phantasy-Literatur.“ Später … „Zum Verschwinden der Germanen“ weiterlesen

Ut omnes unum sint – Teil III

Ich habe einige Zeit im Diversity-Audit der JGU Mainz mitgearbeitet – 2014 war die JGU Mainz in das Diversity-Audit „Vielfalt gestalten“ des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft aufgenommen worden. Von daher lese ich, was mir unter die Augen kommt, durchaus mit Interesse und zugegebenermaßen reichlich skeptischer (kritischer?) Distanz. Unter der Überschrift „Die Solidarität endet an der Grenze zur Unterschicht“ haben die Soziologen Jürgen Gerhards und Tim Sawert nun in der FAZ einen Artikel über Diversität an Hochschulen vorgelegt. Zu Recht benennen Sie, dass Diversität … „Ut omnes unum sint – Teil III“ weiterlesen

Ut omnes unum sint – Teil III

Ich habe einige Zeit im Diversity-Audit der JGU Mainz mitgearbeitet – 2014 war die JGU Mainz in das Diversity-Audit „Vielfalt gestalten“ des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft aufgenommen worden. Von daher lese ich, was mir unter die Augen kommt, durchaus mit Interesse und zugegebenermaßen reichlich skeptischer (kritischer?) Distanz. Unter der Überschrift „Die Solidarität endet an der Grenze zur Unterschicht“ haben die Soziologen Jürgen Gerhards und Tim Sawert nun in der FAZ einen Artikel über Diversität an Hochschulen vorgelegt. Zu Recht benennen Sie, dass Diversität … „Ut omnes unum sint – Teil III“ weiterlesen

Dürfen Historiker*innen eine Resolution verabschieden?

Da ich seit geraumer Zeit mit einem Kollegen über fachwissenschaftsspezifische Ethiken nachdenke (hätten wir mehr Zeit, würde daraus sicher auch mehr), hat mich die Diskussion über die „Resolution des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands zu gegenwärtigen Gefährdungen der Demokratie“ (https://www.historikerverband.de/verband/stellungnahmen/resolution-zu-gegenwaertigen-gefaehrdungen-der-demokratie.html), von der Mitgliederversammlung am 27. Sept. 2018 in Münster verabschiedet, naturgemäß elektrisiert. Dürfen Historiker*innen politisch sein? Ja klar! Wo also liegt das Problem? Wieso zeigt sich ausgerechnet Patrick Bahners in der FAZ so kritisch (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/deutsche-historiker-stellen-sich-gegen-die-afd-15812149.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0)? Wieso zitiert die taz Petra Terhoeven, die darin … „Dürfen Historiker*innen eine Resolution verabschieden?“ weiterlesen

Mehr Daten-Kompetenz und weniger Dativ-Kompetenz?

Ich sitze an einem Artikel über die Studierfähigkeit von Studienanfänger*innen. Weil ich dabei nicht nur aus dem (reichhaltigen) Erfahrungsschatz im historischen Kolleg*innenkreis arbeiten möchte, habe ich mich an eine kleine Debatte unter Mathematiker*innen in der Süddeutschen Zeitung vor einem Jahr erinnert, die ich kurz ansprechen möchte. Sie zeigt paradigmatisch, wie auch in anderen Fächern die Argumentationsfähigkeit leidet, sobald ideologische, bildungspolitische Ziele das Argument überlagern. Zunächst hatte der Statistikprofessor Christian Hesse am 7. April 2017 unter dem Titel „Mehr Gauß, weniger Goethe“ (https://www.sueddeutsche.de/bildung/gastkommentar-mehr-gauss-weniger-goethe-1.3455512) geschrieben: „(…) … „Mehr Daten-Kompetenz und weniger Dativ-Kompetenz?“ weiterlesen

Was läuft schief mit dem Abitur, oder auch: was machen wir daraus?

„Das Abitur befähigt inzwischen nicht mehr zum Beginn eines Grundstudiums“ – mit diesem vorgezogenen Fazit eröffnet der Erziehungswissenschaftler Volker Ladenthin in Forschung & Lehre (https://www.forschung-und-lehre.de/lehre/da-laeuft-etwas-ganz-schief-894/) eine Auseinandersetzung mit schwindenden kritischen und analytischen Fähigkeiten von Studierenden. Anders als das im Sommerloch übliche Studierendenbashing, wie es etwa Online-Zeitungen mitunter vorführen, bleibt er nicht bei Klischees stehen. Seine Kritik ist differenzierter, sie ist aus didaktischen Überlegungen und Erwartungen gespeist, und sie zielt nicht direkt auf die Studierenden, sondern auf ein strukturelles Problem. Es geht ihm um das … „Was läuft schief mit dem Abitur, oder auch: was machen wir daraus?“ weiterlesen

Alter Wein in neuen Studien – deutsche Verflechtungen in den Völkermord an den Armeniern

Erst ploppten einige RSS-Feed-Hinweise aus meinem Google-News-Feed auf, dann machte mich auch ein Student darauf aufmerksam: Pünktlich zum 103. Jahrestag des Völkermordes an den Armeniern hatte jemand das Thema „Deutsche Verwicklungen in den Völkermord an den Armeniern“ neu angepackt. Der Zugang diesmal: Das Deutsche Reich habe die Waffen für den Genozid geliefert. Als Kriegsdienstverweigerer und Historiker war ich von zwei Seiten angesprochen. Und wurde ziemlich enttäuscht. Ausgangspunkt der Berichterstattung war eine „Studie“ (ich kann das leider nur in Anführungszeichen wiedergeben) des neuen Rüstungsexportnetzwerkes „Global … „Alter Wein in neuen Studien – deutsche Verflechtungen in den Völkermord an den Armeniern“ weiterlesen

Und wieder ruft die Kompetenzschelte …

Nun ist es Felix Grigat, Chefredakteur von Forschung und Lehre, der die Reaktion der HRK auf die nun wirklich saudummen Einwürfe des Deutschen Industrie- und Handelskammertages zunächst lobt- zu Recht hat die HRK das enge Verständnis von Berufsorientierung in Studiengängen kritisiert. Dann jedoch greift Grigat die HRK selbst an und wirft ihr gewissermaßen Kompetenzfixierung vor; Kompetenzorientierung sei der „Gegenentwurf“ zur Bildungsorientierung. Hier zunächst die Artikel: Wirtschaft fordert mehr Einfluss auf Studiengestaltung (https://bit.ly/2HN9jPt) HRK kritisiert Leitlinien des DIHK (https://bit.ly/2HOBSMo) Distanz (https://bit.ly/2HOzq8J) Nach Franz Weinerts kanonischer … „Und wieder ruft die Kompetenzschelte …“ weiterlesen

Noch Polemik oder schon Demagogie?

Am 6. März berichtete Birte Förster auf der Wissenschaftsseite der FAZ von den Bemühungen der American Historical Review, sich zu „dekolonialisieren“ – ein Unterfangen, das ich nachvollziehen konnte. Daher habe ich das entsprechende Editorial gleich per Twitter angezeigt: Experiment an lebender Zeitschrift: Amer. Hist. Rev. will sich dekolonialisieren. https://t.co/DrMrmYzYSe und https://t.co/DFJJzohjQc 🙂 — Andreas Frings (@geschichtsadmin) March 6, 2018 Nun hat Ronald G. Asch in der gleichen Zeitung Vorwürfe gegen Birte Förster erhoben, die verwundern, weil er Thesen angreift, die Birte Förster so nicht … „Noch Polemik oder schon Demagogie?“ weiterlesen

Latinum = „eine unverhältnismäßig große Anforderung an das Studium“?

Mit diesem Argument gibt es aktuell eine neue rheinland-pfälzische Petition gegen das Latinum im Studium der romanischen Sprachen, einsehbar unter http://bit.ly/2EWl1Fh. Das Hauptargument: „Das Latinum, das nicht unmittelbar Teil der studierten Sprachen ist, stellt eine unverhältnismäßig große Anforderung an das Studium dar“. Was ist dran? Nicht viel. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Mir konnte bisher niemand erklären, wie ein wissenschaftliches Studium der romanischen Sprachen ohne Latinum aussehen soll. Immerhin  geht es nicht darum, Französisch zu lernen, sondern die französische Sprache, Literatur usw. zu studieren … „Latinum = „eine unverhältnismäßig große Anforderung an das Studium“?“ weiterlesen

Die Dinge beim Namen nennen?

Nun hat auch das niederländische Parlament „den im Osmanischen Reich an Armeniern begangenen Massenmord als Völkermord anerkannt“ (http://bit.ly/2oraefa). Die Zahl der Staaten, die sich dazu öffentlich festgelegt haben, wächst damit weiter an. Zwei Wege lassen sich unterscheiden. Die Niederlande sind den bundesdeutschen Weg gegangen: Das Parlament anerkennt den Völkermord, indem es die Geschehnisse per Parlamentsentscheidung „Völkermord“ nennt. Die Regierung wahrt Zurückhaltung und freut sich, sich nicht selbst äußern zu müssen. Der zweite Weg wird in Frankreich seit langem diskutiert: Dort gab es schon zwei … „Die Dinge beim Namen nennen?“ weiterlesen

Russlanddeutsche und die AFD?

Die Oldenburger „Arbeitsstelle Historische Stereotypenforschung“ hat einen Blog eingerichtet, auf dem nun aus der Historischen Stereotypenforschung vor Ort berichtet werden wird. Unter der Überschrift „Zwischen ‚Klein-Moskau‘ und der ‚Alternative für Russlanddeutschland‘. Anmerkungen zum Bild der AfD als ‚Partei der Russlanddeutschen‘ aus Sicht der historischen Stereotypenforschung“ hat mein langjähriger Lieblingskollege Hans-Christian Petersen dort die vermeintliche AFD-Nähe der Russlanddeutschen kritisch unter die Lupe genommen und dafür geworben, “ den Menschen hinter den Verallgemeinerungen zuzuhören“. Dem Plädoyer schließe ich mich gerne an und werbe hiermit dafür, sich … „Russlanddeutsche und die AFD?“ weiterlesen

Geschichte verwalten 2018-02-16 10:43:43

Ein schönes Zitat zum Nachdenken über die universitäre geschichtswissenschaftliche Lehre und zugleich ein Beitrag zum Erinnerungsjahr 1968-2018, gesprochen im Mai 1967 von Peter Schneider: Wir haben uns ein Semester lang mit der Frage beschäftigt, warum die Goten das t hauchten und wir haben über einen Franzosen des neunzehnten Jahrhunderts gearbeitet, der seinerseits über einen Römer des zweiten Jahrhunderts gearbeitet hatte. Wir haben mit dieser Arbeit keinen Erfolg gehabt, denn wir haben die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Franzosen des neunzehnten Jahrhunderts, die über … „“ weiterlesen

Und ewig grüßt der HU-Professor

Ein Kollege hat mich gebeten, meinen Post zu Jörg Baberowski upzudaten. Im Hebrst 2015 hatte ich unter dem Titel „Einwanderung und Überlieferungszusammenhang“ einen FAZ-Beitrag von Jörg Baberowski auseinandergenommen und mich gefragt, ob man von Jörg Baberowski wirklich etwas Instruktives über die Migrationsdiskussion erwarten könne. In der Zwischenzeit hat sich viel getan; Jörg Baberowski hat sich mit einer trotzkistischen Gruppe eine Fehde geleistet, die öffentliche Aufmerksamkeit erfuhr und Gerichte beschäftigte. Dass sich diese Debatte erschöpft, merkt man sicher auch daran, dass inzwischen Kollegen abschließende Worte … „Und ewig grüßt der HU-Professor“ weiterlesen

Rechtsextremismus an der Universität

Heute ohne Beitragsbild, weil das Thema so unerfreulich ist, aber mit einem Foto als Beleg für das Problem: Die identitäre Bewegung ist mit Spuckis an der Universität Mainz angekommen. Anders jedenfalls lassen sich diese Bilder kaum deuten: Wie erwartet lässt sich auf dem Spucker kein „V.i.S.d.P.“ finden, das würde auch nicht der Logik dieses Mediums folgen. Die islamfeindliche Botschaft ist aber deutlich, und das Farbschema entspricht dem der identitären Bewegung, die ihren Rassismus unter dem Konzept des „Ethnopluralismus“ verbergen. Ich mag ein naiver Wissenschaftsoptimist … „Rechtsextremismus an der Universität“ weiterlesen

Wiki-Beiträge statt Hausarbeiten?

Zugegeben: Die Reaktion ist ein bisschen spät. Aber in den Semesterferien war Einiges zu tun. Nun endlich eine Antwort auf den Vorschlag des evangelischen Religionspädagogen Christoph Tipker in SPIEGEL Online (16.02.2017; URL: http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/uni-dozent-fordert-schafft-die-hausarbeiten-ab-a-1134566.html), Hausarbeiten abzuschaffen. Studierende würden sich quälen, Dozenten bei der Korrektur nicht weniger. Hausarbeiten hätten „nichts mehr mit der Sehnsucht nach neuen Erkenntnissen zu tun“. Sie seien der Überrest eines „Aufnahmerituals“ aus dem späten 18. Jahrhundert. Der Kern des Vorwurfs: Hausarbeiten „rauben den Studenten die Luft zum selbstständigen Atmen“. So ein Unsinn. … „Wiki-Beiträge statt Hausarbeiten?“ weiterlesen

1816 – Jahr ohne Sommer

Ab und an werbe ich für Kolleginnen und Kollegen – heute für einen Vortrag meines Kollegen Dr. Tobias Huff, der am 12. März 2017 im Ortsmuseum Nackenheim einen Vortrag mit dem Titel „1816 – Das Jahr ohne Sommer“. Der Ausbruch des Tambora und Folgen für Rheinhessen halten wird. Im Anschluss wird die 3Sat-Dokumentation hierzu gezeigt. Die Veranstaltung im Ortsmuseum Nackenheim beginnt am 12. März um 18:00 Uhr (Einlass 17:30), der Eintritt ist frei. Aus der Pressemitteilung: Ein gewaltiger Vulkanausbruch und die Folgen. Nachdem 1815 … „1816 – Jahr ohne Sommer“ weiterlesen

Bedeutende Menschen der deutschen Geschichte …

Seit langer Zeit grüble ich, wie eine professionelle Geschichtswissenschaft sinnvollerweise auf die Forderungen der AfD reagieren sollte, die „positiven, identitätsstiftenden Aspekte deutscher Geschichte“ in eine „erweiterte[n] Geschichtsbetrachtung“ einzubeziehen, um so die „aktuelle Verengung der deutschen Erinnerungskultur auf die Zeit des Nationalsozialismus“ (Grundsatzprogramm der AfD) zu überwinden. Was damit gemeint ist, ist ja eigentlich klar; und aus Sicht einer professionellen Geschichtswissenschaft hat dieses Anliegen mit Geschichte wenig, viel aber mit Geschichtspolitik zu tun. Denn tatsächlich lässt sich eine solche Verengung nirgends empirisch beobachten; sie wird … „Bedeutende Menschen der deutschen Geschichte …“ weiterlesen

20 lessons from the 20th century

Dankbar habe ich heute – eher zufällig aus zeitgeschichte-online.de – den folgenden Facebook-Aufruf von Timothy Snyder gelesen, den ich ansonsten unkommentiert einfach weitergeben möchte. Wer das ebenfalls tun möchte: Nur zu, Timothy Snyder hat selbst dazu aufgefordert. Original-URL: https://www.facebook.com/timothy.david.snyder/posts/1206636702716110. Americans are no wiser than the Europeans who saw democracy yield to fascism, Nazism, or communism. Our one advantage is that we might learn from their experience. Now is a good time to do so. Here are twenty lessons from the twentieth century, adapted to … „20 lessons from the 20th century“ weiterlesen

Geschichte verwalten 2016-12-19 21:34:34

Die Aufregung um die Abschaffung elektronischer Semesterapparate an den deutschen Universitäten zum Januar 2017 hat sich – nach erstaunlich raschen Einigungen zwischen HRK, KMK und VG Wort – wieder etwas gelegt. Wie zu erwarten, wurde in der Diskussion um mögliche neue Wege auch die alte Debatte „Wissenschaftsschrasnke versus Open Access“ reanimiert, also die Frage, ob die Universitäten die Gelegenheit nutzen sollten, zum vollständigen Open-Access-Publizierens überzugehen, oder ob nicht doch eine Wissenschaftsschranke alten Typs – eine im Gesetz definierte Ausnahme vom normalen Urheberrechtsschutz für Studium … „“ weiterlesen

Geschichte verwalten 2016-12-19 21:22:28

Unter http://www.hagalil.com/2016/11/entebbe/ hat Susanne Bressan einen Artikel über die Operation Entebbe geschrieben, in dem sie u.a. gegenüber meinen Kollegen Freia Anders und Alexander Sedlmaier schwere, nicht belegte Vorwürfe erhebt. Da Hagalil die Kommentarfunktion für diesen Artikel derzeit geschlossen hat, veröffentliche ich meinen Kommentar hier: Susanne Bressan erhebt in ihrem Beitrag für Hagalil über die „Operation Entebbe“ schwere Vorwürfe. Dass Freia Anders in Frankfurt „fragwürdig“ argumentiert habe, gehört zu den harmloseren Behauptungen – substantiiert wird dieser Vorwurf aber nicht. Das zentrale Argument des Aufsatzes von … „“ weiterlesen

NVA und Prager Frühling

Manchmal wird man von seiner Vergangenheit eingeholt. Einer der Impulse für mein späteres osteuropahistorisches Studium war eine Facharbeit in der 12. Klasse über die Beteiligung der NVA der DDR an der Niederschlagung des Prager Frühlings in der westdeutschen Presse. Literaturgrundlage war schon damals die Studie von Rüdiger Wenzke (Die NVA und der Prager Frühling 1968.Die Rolle Ulbrichts und der DDR-Streitkräfte bei der Niederschlagung der tschechoslowakischen Reform, erschienen 1995). Nun sprachen westdeutsche Medien damals durchweg von einer breiten militärischen Beteiligung der NVA; dass deren Einheiten […]

Kleine Reihe Hochschuldidaktik Geschichte

Im Blogpost zur Bielefelder Scholarship-Tagung (https://geschichtsadmin.hypotheses.org/401) habe ich es schon vorweggenommen, und auf dem Historikertag nächste Woche wird es der Fachöffentlichkeit vorgestellt werden: Meike Hensel-Grobe, Rainer Pöppinghege, Tobias Seidl und ich geben – unterstützt vom Wochenschau-Verlag, insbesondere Frau Schneider, Herrn Debus und Herrn Trützschler – die „Kleine Reihe Hochschuldidaktik Geschichte“ heraus, die insbesondere junge Lehrende im Lehralltag unterstützen soll (http://www.wochenschau-verlag.de/attributeindexer/list/product/index_ids/75298/). Nun sind hochschuldidaktische Ratgeber auf dem Markt an sich nicht neu. Leider überwiegen aber sehr allgemeine Nachschlagewerke vor allem zu Lehrmethoden an der Hochschule. […]

Abschied von den Leistungspunkten?

Unter der Überschrift „Abschied von den Leistungspunkten“ zieht der Bielefelder Soziologe Stefan Kühl in der FAZ (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/bologna-prozess-abschied-von-den-leistungspunkten-14346897.html) Schlussfolgerungen aus der jüngsten Erklärung von KMK und HRK. Mir scheint, da schleichen sich Missverständnisse ein. Insbesondere fällt ihm auf, dass die Grundlage der Anerkennung von Leistungen, die an anderen Universitäten erbracht wurden, nicht mehr die Leistungspunkte, sondern nun die dort erworbenen Kompetenzen sein sollten. Das Problem: „Die Studienpläne in den Bachelor- und Master-Studiengängen wurden so genau in ECTS-Punkten spezifiziert, dass es ein seltener Glücksfall war, wenn […]

Jugend und Protest – Lehrprojekt an der JGU Mainz

Ich möchte gerne auf eine Veranstaltung hinweisen, die am 12. Juli ab 18.15 Uhr (Hörsaal N3, Muschel) unter Federführung des Arbeitsbereichs Zeitgeschichte stattfindet und die der kluge Kollege Markus Raasch mit verantwortet. Studierende haben zum Thema „Jugend und Protest im historischen Wandel“ eine innovative Homepage gebaut und werden diese mit Kurzvorträgen und Musik der Öffentlichkeit präsentieren. Aus diesem Anlass findet auch eine Podiumsdiskussion statt, an der Rainer Langhans und ein blockupybewegter Vertreter des ASta teilnehmen werden. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.