Planet History

Autor: Andreas Frings

Bielefeld Conference on Teaching History in Higher Education

Am 24. und 25. Mai fand in Bielefeld die „Bielefeld Conference on Teaching History in Higher Education“ (https://www.hrk-nexus.de/aktuelles/termine/kalender/termin/bielefeld-conference-on-teaching-history-in-higher-education-338/) statt. Organisiert hatte sie Friederike Neumann, der ich hierfür Dank schulde – ich durfte teilnehmen und vortragen und habe eine Menge Impulse mitgenommen. Insbesondere war es erfrischend zu sehen, dass andere Historikerinnen und Historiker mein Interesse an Fragen der fachspezifisch geaschichtswissenschaftlichen Hochschuldidaktik teilen – darunter sehr motivierte Kolleginnen und Kollegen aus Australien, Schweden, Russland, dem United Kingdom und den USA. Es handelte sich um die erste […]

Studieneinstieg – Orientierung ohne Noten und ohne Druck?

„Das Bachelor-Studium soll entschleunigt werden“ – mit diesem Titel begann vor ca. einem Monat ein Beitrag der Süddeutschen Zeitung über Pläne der HRK und der KMK (http://www.sueddeutsche.de/bildung/hochschulreform-das-grosse-bachelor-basteln-1.2989641). Das Papier lässt sich, soweit jedenfalls meine Recherche (ich lasse mich gerne korrigieren), auf den Webseiten der HRK und der KMK bisher nicht finden. Eines scheint jedoch sicher zu sein: Beide Gremien werden wohl eine Abschaffung von Noten im ersten Studienjahr empfehlen, Modulprüfungen sollen stattdessen mit bestanden/nicht bestanden gewertet werden. Außerdem soll alles sehr flexibel und voller […]

Ernst Bernheim über Prokrastination

Schon Ernst Bernheim wusste 1898 in „Der Universitätsunterricht und die Erfordernisse der Gegenwart“ von den Gefahren der Prokrastination zu berichten: „Die akademische Freiheit ist ein hohes Gut, aber sie schliesst die verhängnissvolle Freiheit ein, Zeit und Energie maasslos zu vergeuden, und dagegen giebt es kein Gegengewicht als das persönliche Pflichtgefühl und den echten Bildungstrieb.“

Bloße Studentenschelte oder wichtiger Zwischenruf?

Die Überschrift hatte es mir gleich angetan: „Studienanfänger – leseschwach und verantwortungsscheu. Ein Professor lässt Frust ab: Warum sind Studenten so mutlos und verzweifelt, wenn es Widerstände gibt? Und wo sind Neugier und Abenteuerlust geblieben?“ stand in der Online-Ausgabe der FAZ am 24.02.2016. Großartig – die übliche Studentenschelte, turnusmäßig abgeliefert. Von der Lektüre hatte ich gar nicht viel erwartet. Der evangelische Theologe Bernd Beuscher, Autor dieses Artikels, hat es aber doch geschafft, mich zu überraschen. Ich zitiere einfach einige Passagen, die mich haben nachdenken […]

Digitalität und Geschichtswissenschaft

Seit einigen Wochen diskutiert die Historikerzunft engagiert (aber allmählich auch wieder abflauend) über „Quellenkritik im digitalen Zeitalter: Die Historischen Grundwissenschaften als zentrale Kompetenz der Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter“ (so der Titel des Positionspapiers von Eva Schlotheuber und Frank Bösch (http://blog.historikerverband.de/2015/10/30/quellenkritik-im-digitalen-zeitalter-die-historischen-grundwissenschaften-als-zentrale-kompetenz-der-geschichtswissenschaft-und-benachbarter-faecher/; Forum dazu unter http://www.hsozkult.de/text/id/texte-2890?title=diskussionsforum-historische-grundwissenschaften-und-die-digitale-herausforderung). Zeit, die Debatte Revue passieren zu lassen – was naturgemäß nicht in allen Punkten geschehen kann. Den fachkundigen Anmerkungen der vielen an der Diskussion beteiligten Vertreter der Historischen Hilfswissenschaften (ich bevorzuge weiterhin den Begriff der „Historischen Hilfswissenschaften“) zu eben diesen […]

Geschichtsdidaktische Herausforderungen der Flüchtlingsdiskussion

Dass die Zahl nach Deutschland gelangender Menschen, die in Deutschland einen Asylantrag stellen oder als Bürgerkriegsflüchtlinge Aufenthalt suchen, ist bekannt, dass dies die öffentlichen Diskussionen in Deutschland heftig emotionalisiert und dabei zunehmend zu latenter und manifester Aggressivität und Gewaltbereitschaft führt, auch. Die Geschichtsdidaktik reagiert derweil, wenn ich es richtig sehe, auf zwei Ebenen: Zum einen verweist sie, inspiriert von der Historischen Migrationsforschung (und völlig zu Recht), auf die historische Normalität von Wanderung und Mobilität sowie auf die historischen Ursachen der gegenwärtigen Wanderungsbewegungen. Zum anderen […]

Geflüchtete & Europa: Stellungnahme des Arbeitskreises Außereuropäische Geschichte (AAG) des VHD

Das “Ius emigrandi” des Augsburger Religionsfriedens (1555), also das Recht, sein Territorium bei Andersgläubigkeit des Fürsten zu verlassen, wurde zum Fundament individueller Grundrechte. Seither und vermehrt im 19. und 20. Jahrhundert fanden Millionen von Europäerinnen und Europäer Zuflucht und eine neue Heimat in aller Welt. Zugleich wurde Europa selbst zum Einwanderungskontinent: … Unter http://www.historikerverband.de/mitteilungen/mitteilungs-details/article/gefluechtete-europa-stellungnahme-des-arbeitskreises-aussereuropaeische-geschichte-aag-des-vhd.html hat der Arbeitskreis Außereuropäische Geschichte (AAG) des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) ein historisch begründetes Plädoyer für einen verantwortungsvollen Umgang mit Einwanderung vorgelegt.

Erklärung von Hannover zum Fachunterricht in den Fächern Geschichte, Geographie und Sozialkunde

– Für einen kompetenten Fachunterricht – Die drei Fachverbände fühlen sich in Kontinuität zur „Würzburger Erklärung“ von 1995 verantwortlich für die Weiterentwicklung der drei Schulfächer Erdkunde/Geographie, Geschichte sowie Politik/Sozialkunde/Politik-Wirtschaft/Gemeinschaftskunde/Sozialwissenschaften. Daher treten sie ein für die gemeinsame „Erklärung von Hannover“ vom 3. Juli 2015. Die Erklärung finden Sie hier: Erklärung von Hannover (pdf).

Willkommen!

Herzlich Willkommen auf der Homepage des Landesverbands der Geschichtslehrer Rheinland-Pfalz! Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege, “Was geht mich die Vergangenheit an?” – “Wozu brauchen wir heute überhaupt noch die Geschichte?” – “Geschichtsunterricht – äh, Zahlen lernen!” Geschichte also ein Auslaufmodell? Sie kennen diese und ähnliche Äußerungen sicher ebenfalls zur Genüge. Auch Politiker meinen bei Stundenkürzungen nicht selten, auf die Geschichte könne man am ehesten verzichten. Dem­gegenüber brauche ich Ihnen über die Bedeutung der Historie für die eigene Identifikationsfindung wie für die […]

Die nächste OECD-Studie …

… und das nächste journalistische Statistikdesaster. SPIEGEL Online meldet unter http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/oecd-studie-nur-wenige-studenten-halten-bis-zum-abschluss-durch-a-1064253.html: Nur wenige Studierenden halten durch. In Deutschland gingen zwar unterdessen 59% der jungen Erwachsenen an die Universität, OECD-weit jedoch 67%. Und in Deutschland würden am Ende nur 36% aller jungen Erwachsenen (nicht aller Studierenden!) das Studium auch erfolgreich beenden (das wären knapp 60% der Studierenden), im OECD-Vergleich seien es ca. 50% (und damit ca. 75% aller Studierenden). Der SPIEGEL sieht Deutschland hier eindeutig hintenan. Dann kommt er aber auf die wirklich relevanten Parameter […]

Follow-Up zu: Einwanderung und Überlieferungszusammenhang

Und noch ein Fund, diesmal von Armin Nassehi: Das Attraktive an modernen Lebensformen ist, dass sie mit möglichst wenig Bekenntnissen auskommen können. Daran muss sich jeder orientieren, der Einwanderung gelingen lassen will – und zwar nicht nur Einwanderung, sondern auch das Leben der Autochthonen! Erstaunlicherweise wissen die Terroristen von Paris – übrigens auch die von Beirut, denn die meisten Opfer des so genannten Islamischen Staates sind Muslime – was “unser” Eigenes ist, gegen das sie bomben. Es ist jene Lebensform, die auf gemeinsame Bekenntnisse so […]

Ut omnes unum sint – Teil II

Unter “Ut omnes unum sint” (http://geschichtsadmin.hypotheses.org/297) hatte ich schon vor einiger Zeit darum gebeten, am Überlegen zu partizipieren und über sinnvolle, nicht zielgruppenspezifische und nicht defizitorientierte Sensibilisierungen und Maßnahmen nachzudenken. Sicher nicht die wichtigste Baustelle in den an der JGU Mainz laufenden Überlegungen, aber dennoch auf der mentalen Liste, ist die Frage nach Gebetsräumen auf dem Campus. Traditionell gibt es eine Katholische Hochschulgemeinde und eine Evangelische Studierendengemeinde, die auf Universitätsflächen auch Gebetsräume unterhalten. Seit einiger Zeit wird auch über Gebetsräume anderer Gruppen (vor allem […]

Follow-Up zu: Einwanderung und Überlieferungszusammenhang

Zur Frage, wie viel Konsens und Homogenität eine moderne Einwanderungsgesellschaft braucht (oder auch nicht; siehe http://geschichtsadmin.hypotheses.org/343), habe ich heute einen interessanten Seitenblick von Mischa Honeck in der SZ gefunden (“Deutsche unerwünscht”, SZ, 21./22. November 2015, S. 5, http://www.sueddeutsche.de/politik/gastkommentar-deutsche-unerwuenscht-1.2746512). Honeck geht der Frage nach, was die (modern gesprochen) mangelnde Integrationsbereitschaft jener Deutscher, die in Folge der Revolutionen von 1848 in die USA auswanderten, für die weitere Entwicklung der USA als Einwanderungsgesellschaft bedeuteten: “Auch wenn die Vision einer deutschen Republik auf amerikanischem Boden eine Utopie blieb, […]

Geschichte verwalten 2015-11-17 15:45:11

Zitat der Woche zur Ausrichtung von Geschichtswissenschaft von Bill Sewell: Nevertheless, I am convinced that cultural historians’ lack of interest in economic and socialstructural explanation has been a very serious loss. It has been particularly serious because it has taken place during a period—since the mid-1970s—that has been marked by a profound transformation of the world economy from state-guided forms of capitalism to an aggressive financialized neoliberal capitalism. Especially in the United States, but not only there, economic inequality has risen precipitously, economic security […]

Einwanderung und Überlieferungszusammenhang

Historiker müssen sicher nicht zu allem etwas beitragen. Sie sollten es, jedenfalls als Historiker, vor allem dann nicht tun, wenn ihre eigene Arbeit nichts mit dem Thema zu tun hat, zu dem sie sich äußern. Sie sollten dann auch vorsichtig mit dem Einsatz ihres Vokabulars sein, das nach außen Expertentum suggeriert, auch wenn ein solches gar nicht vorliegt. Sie sollten dann auch markieren, dass sie sich als Privatleute äußern, nicht als Experte. Anders vor etwa drei Wochen Jörg Baberowski: Unter dem Titel “Europa ist […]

Rationales Entscheiden und historische Erklärung

Seit langem beschäftige ich mich mit der Frage der handlungstheoretischen Grundlegung der historischen Erklärung. Aktuell stoße ich dabei auf die Selbstbeschreibung des SFB 1150 „Kulturen des Entscheidens“ in Münster. Auf der Homepage findet sich eine Zusammenfassung des Forschungsprogramms, in der es u.a. heißt: “Damit soll zum anderen ein Anstoß dazu gegeben werden, Entscheiden zu einem zentralen Problem der Historischen Kulturwissenschaften zu machen […].” Dem kann ich ich nur anschließen – würde aber ergänzen, dass Entscheiden immer schon ein zentrales Problem der Historischen Kulturwissenschaften war. […]

“Dialog für Frieden” – oder Orwell 2.0

Rückblick auf das Ausstellungsprojekt: Am 09. Mai schrieb mir Ali Söylemezoglu, Vorsitzender des Vereins mit dem sprechenden Namen: “Dialog für Frieden e.V.”, wir würden eine Veranstaltungsreihe anbieten, in der die Behauptung erhoben werde, dass die Türken 1915 einen Völkermord verübt hätten. Das war schon einmal falsch: “Die Türken” hatten wir nirgendwo geschrieben, wohl aber tauchte der Begriff “Völkermord” in Vortragstiteln der die Ausstellung begleitenden Vortragsreihe auf. Erstaunlich, wie man missverstanden werden kann, wenn jemand missverstehen will. Der Dialog für Frieden (laut eigener Internet-Recherche ein […]

Studienabbruch steuern?

Seitdem das Land Hessen die finanzielle Unterstützung der eigenen Universitäten an die Reduktion der Studienabbruchquoten binden möchte, wird auch hierüber diskutiert. Nun kritisiert Jürgen Kaube in der FAZ die Politik, die auf diese Weise nur politisch gesteuerte Fehlentwicklungen der Bologna-Reformen überdecken wolle: Heute aber verlässt, nach Zahlen des Deutschen Hochschulverbandes, jeder dritte Student vor dem ersten Abschluss die Universität, zwei von fünf, die für Mathematik oder Naturwissenschaften eingeschrieben sind, bleiben ebenfalls ohne Bachelor-Titel. In den Sozialwissenschaften, einschließlich Jura und Ökonomie, schließt jeder Vierte nicht […]

Ausstellung zum Völkermord an den Armeniern an der JGU Mainz

Eine Projektgruppe von 11 Studierenden unter der Leitung von Dr. Andreas Frings hat für das Historische Seminar der JGU Mainz eine Ausstellung zum Thema “Eine ‘innertürkische Verwaltungsangelegenheit’? Osmanisch-deutsche Verflechtungen und die Armeniergräuel im Ersten Weltkrieg” erarbeitet, die am Mittwoch feierlich eröffnet wurde und seit gestern (bis Pfingsten) im Philosophicum der JGU Mainz zu sehen ist. Projektbegleitend wurde unter der URL https://www.blogs.uni-mainz.de/fb07-armeniergreuel/ eine Ausstellungshomepage erarbeitet, die die Texte der Poster spiegelt und zusätzlich weitere Materialien und didaktische Überlegungen anbietet. Ausstellung und Homepage wurden bewusst so […]

Deutschland und die Armeniergräuel im Ersten Weltkrieg, II

Dass das Thema unserer geplanten Ausstellung so viel mediale Aufmerksamkeit erfahren wird, hatten wir nicht vermutet. Die Wortmeldung von Papst Franziskus, die Entschließung des Europäischen Parlaments, die heftigen Diskussionen in den Fraktionen des Deutschen Bundestags vor der Debatte und Entschließung nächste Woche Freitag (und die schon für Donnerstagabend unmittelbar davor angekündigte Ansprache des Bundespräsidenten Gauck im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes) – das alles lenkt den Blick der politisch aufmerksamen Öffentlichkeit viel stärker als in vergangenen Jahren auf die Armeniergräuel im Ersten Weltkrieg. Leider ist das […]

Deutschland und die Armeniergräuel im Ersten Weltkrieg, II

Dass das Thema unserer geplanten Ausstellung so viel mediale Aufmerksamkeit erfahren wird, hatten wir nicht vermutet. Die Wortmeldung von Papst Franziskus, die Entschließung des Europäischen Parlaments, die heftigen Diskussionen in den Fraktionen des Deutschen Bundestags vor der Debatte und Entschließung nächste Woche Freitag (und die schon für Donnerstagabend unmittelbar davor angekündigte Ansprache des Bundespräsidenten Gauck im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes) – das alles lenkt den Blick der politisch aufmerksamen Öffentlichkeit viel stärker als in vergangenen Jahren auf die Armeniergräuel im Ersten Weltkrieg. Leider ist das […]

Deutschland und die Armeniergräuel im Ersten Weltkrieg

Seit Veröffentlichung seines neuen Buches mit dem Titel “Beihilfe zum Völkermord: Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier” wird Jürgen Gottschlich, Mitbegründer der taz und seit vielen Jahren als Journalist in Istanbul tätig, in vielen Medien angefragt und zitiert – es etabliert sich damit, jedenfalls kurzfristig, ein bestimmtes Narrativ. Gottschlich wird auf tagesschau.de etwa so zitiert: “Es gab eine deutsche Beteiligung bei der Planung der Deportation. Die Deutschen haben das politisch abgewehrt. Sie haben die Deportation und Vernichtung, die ihre osmanischen Partner durchgeführt haben, […]

Eine „innertürkische Verwaltungsangelegenheit“?

Eine „innertürkische Verwaltungsangelegenheit“?  Osmanisch-deutsche Verflechtungen und die “Armenier-Greuel” im Ersten Weltkrieg Unter dieser Überschrift geht eine lange vorbereitete Ausstellung demnächst an die Öffentlichkeit. Woher dieser Titel? “Über die Armeniergreuel ist folgendes zu sagen: Unsere freundschaftlichen Beziehungen zur Türkei dürfen durch diese innertürkische Verwaltungsangelegenheit nicht nur nicht gefährdet, sondern im gegenwärtigen, schwierigen Augenblick nicht einmal geprüft werden. Deshalb ist es einstweilen Pflicht, zu schweigen.” Mit diesen Worten suchte das Kriegspresseamt des deutschen Kaiserreiches im Oktober 1915 eine Berichterstattung über die Massaker an der armenischen Bevölkerung […]

Ut omnes unum sint

Zu Beginn dieser Woche hat zum ersten Mal der Lenkungsausschuss Diversity Audit der JGU getagt, dem ich angehöre. Offenbar hatte ich zu laut gegrummelt, als ich von diesem Audit erfuhr, und von „positiver Stigmatisierung“ und von „etwas zum Problem erklären, das erstens nicht lösbar und zweitens nicht zwingend ein Problem ist“ geredet. Damit war ich in der Pflicht, als der Lenkungsausschuss zusammengestellt wurde. Die JGU will im Rahmen des Audit-Verfahrens vor allem auf den soziobiographischen Erfahrungshintergrund ihrer Studierenden fokussieren und über „Studierende mit Migrationshintergrund, […]

Sprachlos

Gestern abend erfahre ich aus dem Flurfunk: Der Fachschaftsrat Geschichte hat auf seiner Facebook-Seite (http://on.fb.me/1ux1MWw) eine Stellungnahme zur Verwendung von Überschüssen vom 49, Deutschen Historikertag veröffentlicht. Heute folgt eine Stellungnahme des Historischen Seminars (online unter http://www.blogs.uni-mainz.de/fb07geschichte/?p=654). Es mag sein, dass ich dem Ganzen mit diesem Post noch mehr Aufmerksamkeit verschaffe – aber mir selbst verschaffe ich damit etwas Luft. Was die Fachschaft hier betreibt, kann man kaum anders als diffamierend und rufschädigend nennen. Für meine eigene Arbeit im Studienbüro kann ich sagen, dass ich kaum […]

Anwesenheitspflicht und Präsenzlehre

(2a) Eine verpflichtende Teilnahme der Studierenden an Lehrveranstaltungen darf als Teilnahmevoraussetzung für Prüfungsleistungen nicht geregelt werden, es sei denn, bei der Lehrveranstaltung handelt es sich um eine Exkursion, einen Sprachkurs, ein Praktikum, eine praktische Übung oder eine vergleichbare Lehrveranstaltung. Mit diesem Passus erregt das nordrhein-westfälische Hochschulzukunftsgesetz gerade viel Aufmerksamkeit. Die Diskussion wird interessanterweise darüber geführt, ob Präsenzlehre an sich sinnvoll sei. So argumentiert etwa Bernhardt Markus in Public History Weekly diese Woche („Mandatory attendance, farewell!“), dass dieses Gesetz die primitiven didaktischen Perspektiven des zuständigen […]

Latinum weiter in der Diskussion

Ein kurzes Update zu meinem Eintrag „Latein und Bildungsgerechtigkeit“: Warum Latein als Schulfach bleiben muss. Kommentar von Johann Osel » http://www.sueddeutsche.de/bildung/pro-lateinunterricht-die-bedeutung-bleibt-1.2274649. Warum Latein als Schulfach überflüssig ist. KOmmentar von Roland Preuß » http://www.sueddeutsche.de/bildung/contra-lateinunterricht-warum-latein-als-schulfach-ueberfluessig-ist-1.2274651. Eigentlich wollte ich es damit ja bewenden lassen. Aber: 1: Ich sehe mich auch nach diesen beiden Beiträgen bestätigt.  Und 2: In Zeiten, in denen man von politischer Seite über den Stifterverband für die deutsche Wissenschaft oder den anstehenden Exzellenzwettbewerb Lehramt die Wissenschaftlichkeit von Lehramtsstudiengängen steigern und unterstreichen will, ist die Idee, das […]

Online Self Assessments

Online-Studienselbsttests fallen durch die Prüfung – das meldet der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, der dazu gleich eine Studie mit immerhin 14 Seiten ins Netz stellt. Dabei geht es um Tests, die Studieninteressierte vor dem Bewerbungsverfahren auf einen Studiengang durchlaufen können, um entweder herauszufinden, welche Studiengänge auf der Basis der eigenen Interessen und Fähigkeiten in Frage kommen oder (bei schon konkreterem Interesse) ob der bereits avisierte Studiengang wirklich zum Bewerber passt. Die wenigen Online Self Assessments zum Fach Geschichte habe ich mir vor einigen […]

Latein und Bildungsgerechtigkeit

Endlich wird es Zeit, einiges an Themen durchzugehen, was vor dem Urlaub liegengeblieben ist. Da war zum Beispiel die kleine Debatte in der ZEIT zur Frage, ob Studierende Latein lernen sollten. Moritz Fastabend, AStA-Referent in Bochum, hatte eine Petition mitverantwortet, in der die Abschaffung der Latinumspflicht für Lehramtsstudierende gefordert wurde (https://www.openpetition.de/petition/online/abschaffung-der-latinumspflicht-fuer-lehramtstudierende); für das Fach Geschichte wurde als Alternative die Formel “Kenntnisse in Latein oder anderen modernen Fremdsprachen” vorgeschlagen. Fastabends Argument: Wer ohne Latinum an die Uni komme, brauche in der Regel vier Semester länger […]

Ohne Worte

In einem Beitrag “Ohne Titel” hatte ich am 02.08.2013 meiner Verwunderung über die deutschen Wissenschaftsinstitutionen Ausdruck verliehen, die so offensichtlich mit durchweg problematischen Argumenten Frau Schavan gegen die Universität Düsseldorf helfen wollten. Den Druck auf die Universität Düsseldorf konnte man schon damals nicht gutheißen. Nun berichten Süddeutsche und FAZ von einem Abschlkussbericht der Universität, der zumindest begründet vermuten lässt, dass hier wirklich wissenschaftspolitisches Netzwerken der eher üblen Sorte betrieben wurde; offenbar ging der Ruf einer Politikerin hier über wissenschaftliche Standards. Den Artikeln möchte ich […]

Schlechtes Abschneiden der Lehrer-Bildung

Der Hochschulbildungsreport2020, die zentrale Publikation der Bildungsinitiative “Zukunft machen”) in der Verantwortung des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft (http://www.hochschulbildungsreport2020.de/),  hält fest: “Der Hochschul-Bildungs-Index erreicht nur 10 statt 20 Punkten. Besonders schlecht abgeschnitten hat die Lehrer-Bildung.” Was ist da los? Grundsätzlich reiht sich der Befund wohl in die politische Tendenz ein, das Lehramt wieder stärker in die Universität hineinzunehmen. Ausdruck dieses Willens war schon die “Lehrer-Initiative” des Stifterverbands und der Heinz Nixdorf Stiftung (http://www.stifterverband.org/wissenschaft_und_hochschule/lehre/lehrer-initiative/index.html). Nun folgt die daten-/indikatorengestützte Feststellung eines Defizites. Aber wie zuverlässig sind […]

Ist Geschichtsbewusstsein germanozentrisch?

Auf eine Tagung einzugehen, die man selbst nicht besucht hat, und das nur auf Grund eines Tagungsberichtes, von dem man nicht weiß, ob er der Tagung auch gerecht wird, ist nicht unbedingt zu empfehlen. Gerechtfertig erscheint es mir, wenn man im Tagungsbericht Formulierungen wiederfindet, die man auch andernorts schon gesehen – und nicht verstanden hat. So wurde ausweislich des Berichts (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5358) dem Geschichtsbewusstsein vorgeworfen, “dass gängige Theoriedebatten des Geschichtsbewusstseins allzu sehr die dualistischen Denkstrukturen des 19./20. Jahrhunderts spiegeln würden” (und später wird gefragt, “ob […]

Sekundarstufe III

“Ein deutsches College ist unausweichlich” – unter dieser Überschrift wirbt Jürgen Kaube in der FAZ vom 15.05.2014 für eine an der Universität zu organisierende Vorbereitung auf die Universität. Damit reagiert er auf die Bologna-Kritik von Dieter Lenzen. Lenzen kommt u.a. zu der Einschätzung, in Zeiten der Bachelorstudiengänge sei die Hochschule eine neue gymnasiale Oberstufe geworden, die statt des Abiturs den Bachelorabschluss verleihe. Kaube hält dem entgegen, dass es kein deutsches College gebe, das als Teil oder Vorstufe der Hochschule die nachträgliche Hochschulreife verleihe. Daher […]

Akkreditierung heißt “Glauben schenken”

Das letzte Jahr im Studienbüro war von einem großen Thema beherrscht: der Reakkreditierung unserer Studiengänge. Ich hoffe sehr, dass ich nach (erfolgreichem?) Abschluss des Verfahrens auch hierüber schreiben werde. Aus der aktuellen Arbeit fallen mir vor allem Fehlbeobachtungen anderer auf – offenbar ein Leitmotiv dieses Blogs. Diesmal ist mir der Beitrag “Wie soll man anders Qualität sichern?” aus der FAZ (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/akkreditierung-an-deutschen-unis-wie-soll-man-anders-qualitaet-sichern-12914892.html) aufgefallen. Dort führt die Autorin Christiane Gaethgens zu Recht an, dass das Akkreditierungswesen in mancherlei Hinsicht als Ausdruck der modernen Hochschulautonomie gesehen werden […]

Seminararbeiten und Rechtschreibung

Zur Klage über moderne Studierende gehört – gewissermaßen standardisiert – auch die Klage über die Rechtschreibung in Seminararbeiten. Unter dem Titel “Sprachnotstand an der Uni. Studenten können keine Rechtschreibung mehr” (http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/campus/sprachnotstand-an-der-uni-studenten-koennen-keine-rechtschreibung-mehr-12862242.html) hat sich nun Hannah Bethke (Politikwissenschaft, Greifswald) in der FAZ an diesem Thema versucht. Das Schlimme daran: Auch wenn ich versuche, meinen eigenen kulturpessimistischen Anwandlungen entgegenzuarbeiten, muss ich dem Befund erst einmal zustimmen. Die Zahl an Seminararbeiten, die schon sprachlich nicht die Voraussetzungen erfüllen, die mit dem Abitur eigentlich nachgewiesen sein müssten, ist […]

Was braucht gute Lehre?

Gute Lehre braucht Innovationen, Zeit, Geld und Anerkennung – unter diesem Motto hat der Stifterverband die Ergebnisse der Arbeit mit Fellows der Baden-Württemberg Stiftung, der Joachim Herz Stiftung und des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft vorgestellt (http://www.stifterverband.info/wissenschaft_und_hochschule/lehre/fellowships/was_gute_lehre_braucht/index.html). Welche (Rahmen-) Bedingungen braucht gute Lehre? Welche Unterstützung wünschen sich engagierte Lehrende? Die Antworten sind überraschend – überraschend ermutigend. Unter dem Stichwort “Innovation” werden die Hochschullehrenden selbst als Ressource angeführt. Es braucht Lehrende, “die sich neueren Lern- und Lehrprozessen öffnen und diese ausprobieren” – das ist noch […]

Sinnbildung über Zeiterfahrung

Ich habe mich unter http://public-history-weekly.oldenbourg-verlag.de/2-2014-4/sinnbildung-ueber-zeiterfahrung/ an einer Diskussion über einen Blogpost von Michael Sauer beteiligt, der sich sehr kritisch mit der Rüsenschen Formel der “Sinnbildung über Zeiterfahrung” beteiligt – ein kleiner Ikonoklasmus, den Michael Sauer da in “Public History Weekly” gewagt hat.

Geschichte im Rathaus | Der Nationalsozialismus in der Mainzer Erinnerungskultur

Am Donnerstag, dem 23. Januar, wurden abends im Rathaus drei Bachelorarbeiten, zusammengefasst unter dem Titel “Der Nationalsozialismus in der Mainzer Erinnerungskultur”, vorgestellt. Diese drei Arbeiten setzten sich damit auseinander, in welcher Art und Weise die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus und dessen Spuren in Mainz zeitgemäß an die Schülerinnen und Schüler herangetragen werden könnten. […]

“Völkermord an den Armeniern” an deutschen Schulen

Christoph Pallaske hat auf seinem Blog “historischdenken” für einen offensiven geschichtsdidaktischen Umgang mit dem schwierigen Thema “Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich geworben (2015 | 100 Jahre Völkermord an den Armeniern | Herausforderung für den Geschichtsunterricht). Dem Plädoyer möchte ich mich zunächst unbedingt anschließen. Im Sommersemester 2013 habe ich in einem geschichtsdidaktischen Proseminar mit Studierenden erarbeitet, welche Funktion dieses Thema im Kontext interkulturellen historischen Lernens haben und wie man es mit Schülerinnen und Schülern erarbeiten könnte. Ich bin jedoch aus mehreren Gründen mit […]