Planet History

Autor: Christof Rolker

A few more armorials online (Mandragore database)

The Mandragore database of the Bibliothèque national in Paris (http://mandragore.bnf.fr/jsp/rechercheExperte.jsp) allows one to search images of the BnF’s illuminated manuscripts. Unsurprisingly perhaps, this also brings to light a rather larger number of heraldic images (some 10,000 images are tagged ‘armoiries’) and at least a few armorials: 18 manuscripts in the database have been described as armorials (i.e. have the word ‘armorial’ in the modern title). Here’s a list: 1…

A world (map) of coat of arms: Richental’s mappamundi

The Aulendorf copy of Richental’s chronicle, today preserved in New York, is rightly famous as an important textual witness not only of the chronicle but also the armorial transmitted with the latter (see https://heraldica.hypotheses.org/2854 on the manuscript and the coats of arms it contains). Today, I would like to draw attention to a slightly hidden feature of the Aulendorf manuscript, namely the mappamundi it contains – a so-called ‘T-O…

The baron who became an architect: (mis-)remembering Konrad Grünenberg (d. 1494)

Konrad Grünenberg (d. 1494) and his armorial for a long time have attracted the attention of heraldists; in the late 19th c. in particular, his work was praised by German heraldists as one of the most important medieval armorials, if not the greatest armorial ever. At Konstanz, he was remembered as well; several local historians studied his life and works, and a small street was named after him. The…

Richental-Rezeption in der Frühen Neuzeit: Ein weiterer Handschriftenfund

Das Wappenbuch, das mit der Richental-Chronik überliefert wurde, darf als eines der einflussreichsten Wappenbücher des Mittelalters gelten. Zu den offensichtlicheren Gründen dafür gehören seine frühe Entstehung (unter den universalen Wappenbüchern war es eines der frühesten, unter denen des frühen 15. Jahrhunderts eines der universalsten), das frühe Datum des Erstdrucks (1483) und sicher auch der Entstehungsort – im Oberrheingebiet entstanden nun einmal viele der großen Wappensammlungen, von denen viele (auch)…

Frisch digitalisiert auf den Tisch

Basel, Universitätsbibliothek, AN II 3 Pergament · 232 ff. · 29 x 20.5 cm · Basel · 1460-1567 Rektoratsmatrikel der Universität Basel, Band 1 (1460-1567) http://e-codices.unifr.ch/en/thumbs/ubb/AN-II-0003 Zahlreiche oft ganzseitige Wappendarstellungen Basel, Universitätsbibliothek, AN II 4 Pergament · 239 ff. · 30 x 20 cm · Basel · 1568-1653 Rektoratsmatrikel der Universität Basel, Band 2 (1568-1653) http://e-codices.unifr.ch/de/thumbs/ubb/AN-II-0004 Weniger Wappendarstellungen als in Bd. 1 (mehr Portraits), aber immer noch einige. Aarau,…

A new Grünenberg copy from Brno

Konrad Grünenberg (d. 1494) is rightly famous for having had one of the greatest armorials of the Middle Ages. For a long time now, heraldists, art historians and (increasingly) historians have studied Grünenberg’s great work, but only recently the popularity of this giant collection of coat of arms has become evident, as new copies were discovered. If you want to learn about these discoveries, look no further than the…

Richental, Rüxner, Roll Chronicles: New York heraldica online

The New York Public Library has just put 180,000 images online free of any limiting licences – public domain material owned and digitized by the NYPL therefore is still public domain material, and in fact the NYPL positively encourages users to use these materials creatively. (Libraries in the German speaking world, in contrast, still tend to practice copy-fraud.) Most images are 19th and early 20th century photographs, but of…

Konrad Grünenberg X: Eine Zwischenbilanz

Eine Reihe Posts von Bernd Konrad und mir haben die Handschriften und die modernen Ausgaben von Konrad Grünenbergs Wappenbuch vorgestellt. Zeit für eine kleine Zwischenbilanz: Wenigstens acht Grünenberg-Handschriften sind erhalten. Dazu kommen Hinweise auf verlorene Handschriften. Das ist eine ganz beträchtliche Zahl von Abschriften, wenn man den Umfang des Wappenbuchs bedenkt; selbst die Anfertigung weniger repräsentativer Abschriften muss erhebliche Ressourcen erfordert haben. Vor allem ist die Zahl der Neufunde…

HackCappelli

Gestern fand in Zürich der Cappelli-Hackathon, kurz HackCappelli, statt. Mit großem Erfolg, nicht nur waren fast dauernd alle bereitgestellten Computer besetzt (und zweifelsohne viele weitere, private, im Einsatz), sondern die Zahl der noch zu bearbeitenden Seiten ist nun bei ……

Regensburger Wappenbücher online

Ein Projekt an der Uni Graz in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Regensburg hat im Jahr 2012 die Regensburger Porträt- und Wappenbücher digitalisiert und frei verfügbar ins Netz gestellt: hier. Es handelt sich um insgesamt zwölf Codices des 16. und 17. Jahrhunderts, die teilweise bis ins 19. Jh. fortgeführt und überarbeitet wurden. Sie stammen aus den Regensburger Ämtern, sind also Verwaltungsschriftgut; die hier verzeichneten Namen, Wappen und Portäts repräsentieren Inhaber…

Mohammed, Franco und andere Kastilier

  Mohammed? Franco?? Nein, keine Mohammed-Karikaturen, nur Bilder aus dem Palast Mohammeds V., der 1354 bis 1391 Emir von Granada war. Und nein, weder er noch der Generalissimo sind gebürtige Kastilier, wobei Mohammed immerhin Lehnsmann des kastilischen Königs war. Aber der Reihe nach: Die hinreißend schönen Palastanlagen der Alhambra in Granada sind berühmt, nicht zuletzt, seit ihrer romantischen Entdeckung als Beispiele eines “reinen” maurischen Stils. Ganz so rein ist…

Wappenbuch Richental VIII: Eine neue Handschrift aus Augsburg

In der Stadt- und Staatsbibliothek Augsburg liegen wertvolle Bestände, insbesondere auch Handschriften, die zum Glück durch DFG-Kataloge erschlossen und neuerdings peu à peu digitalisiert werden, den Anfang haben die Cimelien gemacht (hier zu bewundern). Auch die Kataloge sind großteils online verfügbar, und so ist es einmal mehr die Seite manuscripta-mediaevalia.de, dank der ich auf den Richental-Auszug in der Handschrift 2° Cod 263 (dort fol. 147r-178r) aufmerksam wurde. Wie der Katalog knapp und…

Wappenbuch Richental V: Die Prager Handschrift

Die zweispaltig angelegte Prager Papierhandschrift (Sigle: Pr; zu den Siglen siehe hier) stammt, wie G und St1, aus der Werkstatt Gebhard Dachers und ist von diesem selbst auf 1464 datiert worden. Aufgrund des ähnlichen Textes und v.a. der Erzählperspektive werden A und Pr zusammen als „Handschriftengruppe I“ gezählt (Kautzsch 1894). Die Ähnlichkeit zu A ist auch im Wappenbuchteil offensichtlich. Der auffälligste Unterschied zu A ist, dass Bild und Text in Pr sehr konsequent getrennt sind, auf den fast bildlosen Text der Richental-Chronik (fol. 6ra–114rb) folgt separat eine textarme Bilderchronik (fol. 114v–166r). Nach Chroniktext und Bildern folgt als dritter Teil das, was Thomas M. Buck den „systematischen Chronikteil“ genannt hat. In A handelt es sich um eine Mischung aus Wappendarstellungen, Namenslisten und anderen, meist nur in A und Pr zu findenden Textelementen. In Pr ist dieses Material getrennt: Fast alle Textelemente, vor allem Namenslisten, sind in Pr zusammengefasst (fol. 170r-198r), erst danach folgen die Wappendarstellungen selbst (fol. 198v–271r). Die Wappen sind ungefähr die gleichen wie in A, und wie dort ist auch das Wappenbuch in Pr in einen Teil für die geistlichen und einen für die weltlichen Teilnehmer geteilt. Beide Teile des Wappenbuchs in Pr sind ähnlich wie A, aber etwas […]

Wappenbuch Richental V: Die Stuttgarter Handschrift

 Die (erste) Stuttgarter Handschrift (Sigle: St1; zu den Siglen siehe hier) stammt, wie G und Pr, aus der Werkstatt Gebhard Dachers. Anders als diese enthält St1 nur eine Kurzform der Richentalchronik – und kein Wappenbuch. Dennoch ist sie für das Verständnis der Wappen in der Richentalchronik aufschlussreich. Die Kurzfassung der Richental-Chronik ist in St1 in eine Fassung der weit verbreiteten Chronik des Jakob Twinger von Königshofen integriert. Nach Papst- und Kaiserkatalogen (eigentümlich, nämlich alphabetisch sortiert, angelegt) beginnt das so entstandene Komposit-Werk mit einer Weltgeschichte seit der Gründung Roms und bettet das Konzilsgeschehen in einen universellen Rahmen ein. Das ist auch für die Wappen wichtig, denn über das gesamte Werk verteilt sind viele (nicht alle) Päpste, Kaiser und Könige, die in der Chronik erwähnt werden, durch ihre Wappen repräsentiert. Diese Wappen, ziemlich sicher von einem Maler angelegt, ziehen sich gleichförmig durch die ganze Handschrift, verbinden also den Twinger- und den Richental-Text miteinander. Für eine Analyse der Wappen Richentals sind diese Wappen nicht deshalb interessant, weil sie auf Richental selbst zurückgehen – das tun sie ziemlich sicher nicht. Wohl aber zeigen sie, wie in den 1460er Jahren Wappen genutzt wurden, um Richentals Chronik an zeitgenössische Bedürfnisse anzupassen. So wie bei Richental selbst […]

Wappenbuch Richental VI: Die Ettenheimer Handschrift

Die sogenannte Ettenheimer Handschrift der Richental-Chronik (heute in Karlsruhe; Sigle E) scheint auf den ersten Blick kein wichtiger Textzeuge für eine Untersuchung von Richentals Wappenbuchs zu sein, denn sie enthält so gut wie gar keine Wappen. Dennoch ist sie ein aufschlussreicher Textzeuge, um das stemma codicum zu rekonstruieren (auch für das Wappenbuch) und allgemeiner, um die Produktion von (Wappen-)Handschriften im späten 15. Jahrhundert zu verstehen. Wie schon Kautzsch 1894 bemerkte, hängt der Chroniktext von E teils von einer Vorlage wie A, teils von einer Vorlage wie K und teils von einer dritten Fassung der Chronik ab, die Buck 2001 mit G identifizieren konnte. Interesanterweise stimmen die Wechsel der Vorlagen mit Lagenwechsel und mit Handwechseln überein; das spricht sehr dafür, dass hier verschiedene Schreiber parallel mit verschiedenen Vorlagen arbeiteten, deren Arbeit erst am Ende zu einem Codex zusammengefügt wurde. Mittelalterliche Serienproduktion also, so wie das Pecien-System an den Universitäten. Wie sieht es aber mit den Wappen aus? Erst einmal schlecht, E enthält kein Wappenbuch (wie K, W, A, Pr und G/D1) und auch sonst kaum Wappen. Aber ein zweiter Blick lohnt sich. Dort, wo im Text Wappen zu erwarten gewesen wären, fehlen sie, aber teilweise sind sie zumindest vorgezeichnet. Wappen, die […]

Konrad Grünenberg IX: Die Editionen

Konrad Grünenbergs Wappenbuch ist im deutschen Sprachraum seit dem späten 19. Jahrhundert berühmt, und wurde in den Jahrzehnten um 1900 mit Superlativen geradezu überhäuft – das größte, schönste, wichtigste, prächtigste Wappenbuch des Mittelalters wurde es genannt. Vieles davon hängt mit der Geschichte des Berliner Codex zusammen, dessen Erwerb durch das Preußische Heroldsamt 1841 einen angeblichen Verkauf der (übrigens gar nicht mehr in Deutschland befindlichen) Handschrift ins Ausland abwenden sollte. Unter dem Eindruck des drohenden Verlusts wurde die Handschrift immer schöner und wichtiger. Ganz so aufregend (und teuer) wie der Erwerb des Codex Manesse 1888 war die Sache nicht, aber am Ende wurde nicht nur die Handschrift gekauft, sondern auch ziemlich teure Faksimile-Ausgabe auf den Weg gebracht. Es handelt sich um die erste von relativ vielen gedruckten Ausgaben von Grünenbergs Wappenbuch, die ich im folgenden in chronologischer Reihenfolge vorstellen möchte: 1. Die erwähnte erste Ausgabe wurde vom Heraldiker J. G. Leonhard Dorst (alias Dorst von Schatzberg) und Rudolf von Stillfried (seit 1840 Zeremonienmeister Friedrich Wilhelms IV.) in den späten 1830er Jahren begonnen. Sie basierte auf dem 1841 für das Berliner Heroldsamts erworbenen Exemplar. Die erste Lieferung erschien schon 1840, drei (?) weitere folgten offenbar bis 1850. Die Auflage muss niedrig gewesen sein, […]

Wappenbuch Richental II: Die Aulendorfer Handschrift

Die Aulendorfer Handschrift (= A) ist neben der Konstanzer Handschrift K traditionell eine der für die Forschung wichtigsten Überlieferungen der Richental-Chronik. Die Handschrift selbst ist nicht digitalisiert; die besitzende Bibliothek hat nur ein paar Bilder ins Netz gestellt. Dafür sind ein älteres (schwarz-weißes) Faksimile sowie die alte, auf A basierende Edition digitalisiert und frei zugänglich: Concilium ze Costenz 1414-1418: Fac-similirte Ausgabe nach der im Besitze des Grafen Gustav zu Königsegg in Aulendorf befindlichen Urschrift, hg. von Hermann Sevin, Karlsruhe 1881. [online] Ulrichs von Richental Chronik des Constanzer Concils, 1414 bis 1418, ed. Michael R. Buck, Stuttgart 1882. [online hier und hier] A gilt, was den Text der Richental-Chronik angeht, als eine der besten Handschriften. Über die Qualität des Wappenbuchteils ist damit nichts gesagt, und in der Tat ist weder die Ausführung der Wappen allzu sorgfältig, noch die Anordnung der Wappen so, dass A als besonders gute Überlieferung auffallen würde. Der Wappenbuchteil von A enthält zahlreiche Listen mit Namen von Konzilsteilnehmern, von nicht-europäischen Kirchen und von den Sprachen der Welt sowie ein paar andere Texte; dies gilt alles auch von Pr, dort sind die Wappen allerdings weitgehend von den Listen und anderen Texten getrennt (erst nur Text, dann nur Wappendarstellungen). Wie […]

Wappenbuch Richtental I: Die Handschriften des Wappenbuchs in Ulrich Richentals Konstanzer Konzilschronik

Tina Raddatz und ich beschäftigen uns seit einiger Zeit mit Richentals Wappenbuch –  sie im Rahmen ihrer Dissertation, ich im bescheideneren Rahmen anderer Forschungen. (Ursprünglich wollte ich eigentlich nur das Wappenbuch des Konrad Grünenberg mit seinen möglichen Vorlagen vergleichen; heute, drei Jahre später, finde ich mich mitten in einem neuen, spannenden Forschungsgebiet wieder. Danke, Torsten, Steen, Tina!) Analog zu den Posts zum Grünenberg-Wappenbuch wollen wir in den nächsten Wochen die einzelnen Handschriften und Drucke vorstellen, die sich teilweise massiv voneinander unterscheiden. Die Hoffnung, dass sie die Zahl der bekannten Textzeugen auch hier so explosionsartig vermehrt, habe ich zwar nicht, aber wer weiß. Da die Handschriften in Bezug auf die Wappen viele kleine und weniger kleine Unterschiede aufweisen, die bislang so gut wie gar nicht erforscht wurden, gibt es hier viel zu entdecken. Worum geht es eigentlich? Die Chronik Richentals zum Konstanzer Konzil ist eine einigermaßen einzigartige Quelle, die vier unterschiedliche Elemente kombiniert: Den Text der Chronik, eine große Zahl Illustrationen, ausführliche Teilnehmerlisten (Namenslisten) und eben die Wappen. Die Gewichtung zwischen diesen Teilen schwankt in den einzelnen Überlieferungszweigen (15 Handschriften und drei Frühdrucke insgesamt) stark, es gibt reine Texthandschriften ebenso wie reine Bilderhandschriften, das Wappenbuch kann einen kleinen Teil der Handschrift […]

Konrad Grünenberg VIII: “Faksimile” und Original am Beispiel der Stillfried-Ausgabe

Wie so viele Wappenbücher ist auch das des Konrad Grünenberg einerseits kompliziert überliefert, andererseits vor allem über ein älteres Faksimile bekannt. Bei älteren, gemalten Faksimiles muss man grundsätzlich mit Artefakten rechnen, und sei es nur der Emendation der Wappendarstellungen. Im Stillfried-Faksimile ist es vor allem die neue Anordnung der Blätter, die das “Faksimile” vom Original unterscheidet, egal, ob man mit Letzterem die Vorlage im Zustand zur Zeit der Faksimilierung meint oder den “Urzustand” von Grünenbergs eigenem Exemplar des Wappenbuch: Die Reihenfolge der Blätter entspricht weder der Berliner Handschrift (wie sie Stillfried vorlag), noch der dortigen älteren Foliierung, noch einer plausiblen Rekonstruktion, wie eine eventuelle (verlorene) Originalfassung, die älter als die erhaltenen Handschriften ist, ausgesehen haben könnte. Das Faksimile enthält aber auch noch ein paar andere Artefakte, deren Existenz man weder dem Stillfried-“Faksimile” noch den anderen Editionen entnehmen kann, weshalb sie hier auch mit Abbildungen belegt werden. Die Artefakte sind keine “Fehler”, sondern eindeutig Absicht. So war Stillfried der Überzeugung, dass der Berliner Codex das Original des Wappenbuchs sei, und dass dieses 1483 abgeschlossen worden sei. So lautet die interne Datierung der Berliner und nur der Berliner Handschrift, die allerdings nachweislich falsch ist; wie alle anderen Handschriften auch enthält der Berliner […]

Konrad Grünenberg VIII: “Faksimile” und Original am Beispiel der Stillfried-Ausgabe

Wie so viele Wappenbücher ist auch das des Konrad Grünenberg einerseits kompliziert überliefert, andererseits vor allem über ein älteres Faksimile bekannt. Bei älteren, gemalten Faksimiles muss man grundsätzlich mit Artefakten rechnen, und sei es nur der Emendation der Wappendarstellungen. Im Stillfried-Faksimile ist es vor allem die neue Anordnung der Blätter, die das “Faksimile” vom Original unterscheidet, egal, ob man mit Letzterem die Vorlage im Zustand zur Zeit der Faksimilierung meint oder den “Urzustand” von Grünenbergs eigenem Exemplar des Wappenbuch: Die Reihenfolge der Blätter entspricht weder der Berliner Handschrift (wie sie Stillfried vorlag), noch der dortigen älteren Foliierung, noch einer plausiblen Rekonstruktion, wie eine eventuelle (verlorene) Originalfassung, die älter als die erhaltenen Handschriften ist, ausgesehen haben könnte. Das Faksimile enthält aber auch noch ein paar andere Artefakte, deren Existenz man weder dem Stillfried-“Faksimile” noch den anderen Editionen entnehmen kann, weshalb sie hier auch mit Abbildungen belegt werden. Die Artefakte sind keine “Fehler”, sondern eindeutig Absicht. So war Stillfried der Überzeugung, dass der Berliner Codex das Original des Wappenbuchs sei, und dass dieses 1483 abgeschlossen worden sei. So lautet die interne Datierung der Berliner und nur der Berliner Handschrift, die allerdings nachweislich falsch ist; wie alle anderen Handschriften auch enthält der Berliner […]

Die Welt als Wappen und Vorstellung: Der Libro del conosçimiento

Der Libro del conosçimiento ist eine Beschreibung der Welt (oder doch großer Teile derselben) in Form eines fiktiven Reiseberichtes, wobei die einzelnen Herrschaften oft mit ihren Wappen oder (häufiger) Fahnen vorgestellt werden. Der vollständige Titel verspricht nicht nur, „alle“ Herrschaften der Welt, sondern auch ihre Zeichen und Wappen zu präsentieren. Bei so viel Wissen wundert es nicht, dass der Titel eher lang ausfällt: Libro del conosçimiento de todos los rregnos et tierras e señoríos que son por el mundo et de las señales et armas que han. Entstanden ist das in vier Handschriften überlieferte Werk am Ende des 14. Jahrhunderts; die Form des französischen Wappen liefert den terminus post quem 1376. María Jesús Lacarra spricht von einer sehr breiten Rezeption. Angesichts seiner Wappendarstellungen ist es als „notabilísimo armorial“ (de Riquer i Morera) bezeichnet worden. Sowohl der Inhalt als auch die Vorliebe für Fahnen erinnern an Portolankarten, und in der Tat scheint der Libro mit dem Portolan des Angelino Dulcert von 1339 in Verbindung zu stehen. Aus einem keineswegs fiktiven Bericht über eine Expedition des normannischen Adeligen Jean de Béthencourt wissen wir, dass dieser 1402 den Libro nutzte, als er den umfassenden Plan hegte, die Kanaren für die kastilische Krone zu erobern, […]

Die Wappen des Konstanzer Konzils in der Welt

Richentals Chronik des Konstanzer Konzils ist sicher die bekannteste Quelle zum Constantiense, und um so erstaunlicher ist es, dass das in mehreren frühen und wichtigen Abschriften dieser Chronik enthaltene Wappenbuch bislang so wenig Aufmerksamkeit gefunden hat, wie Tina Raddatz gerade geschrieben hat. Das Wappenbuch der Richentalchronik ist aber nicht die einzige heraldische Quelle zum Konstanzer Konzil. Werner Paravicini hat schon ein vor einigen Jahren [1] auf drei weitere Handschriften aufmerksam gemacht, die Wappendarstellungen enthalten, die mehr oder minder direkt auf das Konzil zurückgehen. Alle drei sind mittlerweile zumindest teilweise online verfügbar. 1. Das Wappenbuch Charolais, auch bekannt als Petit armorial du Concile de Constance, erhalten in Paris, Bibliothèque de l’Arsenal, Ms. 4150. Laut interner Datierung soll es 1425 entstanden sein, die Handschrift stammt aber aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und ist offensichtlich in verschiedener Weise überarbeitet worden, ohne dass (mir) klar wäre, wann oder von wem. Ein vor einiger Zeit angekündigtes Faksimile (in der Reihe Documents d’héraldique médiévale) scheint nie erschienen zu sein, aber auf Gallica ist immerhin ein Digitalisat des Mikrofilms verfügbar. 2. Der (in anderen Kontexten halbwegs bekannte) Beauchamp Pageant, der in den 1480er Jahren zur Erinnerung an die Taten des 13. Earls von Warwick, Richard de […]