Planet History

Autor: Hartmut Gruber

Gegen das Vergessen

Stolperschwelle auf dem Gehweg an der Eberhardstraße verlegt

Am 15. September 2015 verlegte der bekannte Künstler Gunter Demnig auf dem Gehweg an der Eberhardstraße in Höhe des WMF-Parkplatzes eine Stolperschwelle in Gedenken an die 800 jüdischen Frauen und Mädchen, die von Juli 1944 bis April 1945 in der WMF Zwangsarbeit leisteten. Demnig hat bis heute ca. 50.000 in deutschen Städten aber in Städten im Ausland in Erinnerung an die Opfer des Dritten Reiches verlegt. Er betonte selbst, dass das Werk in Geislingen sein bisher Weitreichendstes sei.

Zwangsarbeit für die deutsche Rüstung – WMF
800 jüdische Frauen und Mädchen des Außenlagers KZ Natzweiler-Struthof in Geislingen gehen täglich diesen Weg in die Fabrik
Sie teilen das Schicksal von mehr als 2000 Zwangsarbeitern der WMF
Deportiert – Entwürdigt – Ausgebeutet
Viele von ihnen verlieren ihr Leben

Die Namen dieser Frauen und Mädchen werden demnächst in den Räumlichkeiten der WMF zu lesen sein. Sabine Reiff von der Rätsche sowie Oberbürgermeister Frank Dehmer erinnerten an das unsagbare Leid, das diese Frauen und Mädchen während dieser Zeit erlitten haben.

Organisiert und koordiniert wurde die Verlegung der Stolperschwelle vom Kulturwerkstatt der Rätsche mit Unterstützung des städtischen Bauhofs. Über bisher 17 Spenden mit einem Gesamtbetrag von rund 1.800 Euro können sich die Organisatoren freuen. Unter den Spendern sind sowohl alle vier Rathausfraktionen als auch verschiedenste Organisatoren aber auch Privatpersonen. Die Rätsche bietet in nächster Zeit noch weitere Veranstaltungen zum Thema Holocaust an. Weitere Spenden sind deshalb herzlich willkommen.

Neue Website des Stadtarchivs Geislingen

Seit Juli wird eine neue eigenständige Website des Stadtarchivs Geislingen aufgebaut, und jetzt ist das Struktur der Website so weit installiert, dass der Besucher die wichtigsten Informationen abrufen kann. Dabei wird nicht nur über Inventar, Archivbenutzung, Publikationen informiert, sondern auch stadtgeschichtliche Veröffentlichungen online gestellt und über Veranstaltungen des Stadtarchivs informiert.
 
Auf der Menüleiste kann der Besucher sich orientieren und die Themen ansteuern, die für ihn interessant sind. Zum Beispiel wird im Menü Stadtgeschichte unter der Rubrik „Geislingen unterm Hakenkreuz“ die Geschichte der örtlichen NS-Diktatur in Form einer Online-Publikation nach und nach veröffentlicht. Dazu ist bereits ein Inhaltsgerüst entwickelt, in dessen Struktur einzelne Beiträge eingestellt werden, die als pdf-Dateien dann herunter geladen werden können.

Die Vorteile dieser Veröffentlichungen liegen auf der Hand. Es ist damit permanent möglich, neue Beiträge hinzu zu fügen, bestehende Artikel zu verändern, zu korrigieren, zu erweitern oder gar wieder zu löschen. Darüber hinaus steht diese Online-Publikation Leuten offen, die sich speziell mit diesem Thema wissenschaftlich auseinander setzen und dafür auch ihre Erkenntnisse mit adäquaten Beiträgen beisteuern können. So entwickelt sich nach und nach eine umfängliche Aufsatzsammlung zur hiesigen NS-Geschichte, die offen gehalten bleibt und durch neue Erkenntnisse immer wieder ergänzt und aktualisiert werden kann.

Auch andere stadthistorische Themen werden auf der Website nach und nach Eingang finden, so etwa als „Zeitpunkte der Stadtgeschichte“ oder in Form von Beiträgen unter dem Titel: „Sie lebten in Geislingen.“, die Biographien namhafter Personen aus neun Jahrhunderten, die sich in besonderer Weise hervor getan haben.

Wir freuen uns, mit dieser Website und den hier eingestellten Beiträgen das Geislinger Stadtarchiv online zu präsentieren und zugleich ein neues Forum der Geschichtsvermittlung zu eröffnen.

Der Link zur Website lautet: stadtarchiv-geislingen.de 


Der Geislinger Kulturherbst zum 3. Mal mit buntem Programm unter dem Titel:

Daniel Straub – 200. Geburtstag und Geislingens Aufbruch ins Industriezeitalter 1815-2015

Mit dem spektakulären Auftakt „Maschinenfabrik“ – einer multimedialen Performance – wird die Veranstaltungsreihe am 25. September im Kommunikationszentrum der WMF beginnen. Insgesamt 18 Veranstaltungen vom 24. September bis zum 18. Oktober 2015 stehen auf dem spannenden und abwechslungsreichen Programm mit Musik, Theater, Film, Vorträgen und Lesungen, die das Thema ganz unterschiedlich beleuchten, interpretieren und inszenieren.

Daniel Straubs 200. Geburtstag und Geislingens Aufbruch ins Industriezeitalter ist dieses Jahr Anlass und Motto. Am 1. Juli 1815 erblickte Daniel Straub in der Schimmelmühle das Licht der Welt, und er sollte für seine Heimatstadt Geislingen, die 1850 mit der Eisenbahn den Anschluss an die große Welt erhielt, die Weichen neu stellen.

Sein Leben lang war Daniel Straub nicht nur ein tatkräftiger Müller, sondern auch ein weitsichtiger Unternehmer und erfolgreicher Fabrikant. Ihm ist es zu verdanken, dass in Geislingen der Übergang ins Industriezeitalter schon sehr früh gelang. Straubs Maschinenfabrik und die einstige Plaquéfabrik Straub & Schweizer, die heutige WMF, sind immer noch in und um Geislingen florierende Unternehmen, die weltweit aufgestellt sind. So ist es wohl berechtigt, Daniel Straub als zweiten Gründer Geislingens zu bezeichnen.


Der Kulturherbst wird wie in den vergangenen Jahren von der Stadt Geislingen und dem Kunst- und Geschichtsverein getragen und von weiteren Geislinger Kulturvereinen unterstützt. Unser Dank gilt den vielen Geislinger Sponsoren aus Industrie, Gewerbe und Vereinen, die unseren Kulturherbst finanziell und materiell fördern.

Das Programmheft ist überall in Geschäften und öffentlichen Einrichtungen der Stadt erhältlich, und der Kartenvorverkauf hat begonnen. Programminformationen finden Sie auch auf der neuen Internetseite www.kulturherbst-geislingen.de und auf www.facebook.com/geislingerkulturherbst

Eintrittskarten zu den Veranstaltungen gibt es im Vorverkauf bei der
GZ-Geschäftsstelle, Hauptstraße 38
Buchhandlung Ziegler, Hauptstraße 16
Buchhandlung Herbi, Stuttgarter Straße 73
und online auf www.kulturherbst-geislingen.de

Das Organisationsteam des Geislinger Kulturherbstes lädt die Bürgerschaft herzlich ein zum Besuch der Veranstaltungen ein und freut sich wieder auf eine gute Resonanz.



Wetterleuchten über Geislingen


Wetterleuchten über Geislingen

1514 – 2014: 500 Jahre Lienhard Schöttlin und der Geislinger Aufstand in einer Zeit des Umbruchs

Vor 500 Jahren war die Welt im Ulmer Städtchen Geislingen ganz und gar nicht in Ordnung. Bürgerliches Aufbegehren entzündete sich an der Ulmer Obrigkeit, die mit Willkür und Ignoranz die Bürger in Geislingen unterdrückte. Die Folge war, das Geislinger Bürger – im sogenannten Zwölferausschuss – eine 26 Punkte umfassende Beschwerdeliste aufstellten und dem Ulmer Rat übergaben.



Geißlingen mit dem Schloß Helffenstein, Gouache 17. Jh., Stadtarchiv Ulm 

 

In Ulm wurde dieses Aufbegehren als renitent erachtet und der Ulmer Rat entsandte im Juli 1514 400 Landsknechte nach Geislingen, ließ die Rädelsführer verhaften und in Ulm vor Gericht stellen.

 

Vier der ‚Zwölfer‘ wurden lebenslang aus Stadt und Land verbannt und Lienhard Schöttlin durch das Schwert hingerichtet. Damit war das ‚aufrührerische Wesen derer von Geißlingen‘ nieder geschlagen.

 

In den folgenden Jahrzehnten kam die Stadt trotzdem nicht zur Ruhe, denn in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gab es gravierende gesellschaftliche Veränderungen, hervorgerufen durch revolutionäre Erhebungen, kriegerische Erschütterungen, und geistig-religiöse Reformationen, die sich ganz spezifisch auch in Geislingen manifestierten.

 

·         1513/14: Der sogenannte ‚Geislinger Aufstand’ in Zusammenhang mit dem ‚Armen
       Konrad‘

·         1517 – 1531: Beginn und Einführung der Reformation in Geislingen

·        1524/25: Der Bauernkrieg – Ludwig Helferich von Helfenstein und die Bauern bei

       Weinsberg

·         1552: Der Markgräfler Krieg und die Zerstörung des Helfensteins
 
Alle diese Ereignisse und Umwälzungen sind der historische Anlass, um im Rahmen des Kulturherbstes mit Vorträgen, Theater und Musik dieser schweren Zeiten zu gedenken.

Informationen unter:

Facebook geislingerkulturherbst
Geislingen: www.geislingen.de 

 

 

Sonderausstellung im Rotkreuz-Landesmuseum Baden-Württemberg in Geislingen



Handmarie und Nagelritter

100 Jahre Erster Weltkrieg


Das Geislinger Rote Kreuz und der Krieg daheim



Das Attentat von Sarajevo vom 28. Juni 1914 setzte die Kriegsmaschinerie der damaligen Großmächte in Gang und am 1. August 1914 zogen schlafwandlerisch die europäischen Völker mit Hurra in einen Krieg, der schon nach wenigen Monaten im zermürbenden Stellungskampf zur Ernüchterung führte.

Sonderausstellung im Rotkreuz-Landesmuseum Baden-Württemberg in Geislingen
Geschmückter Transportzug im Geislinger Bahnhof August 1914
Die folgenden langjährigen Materialschlachten brachten millionenfache Opfer und unsägliches Leid für die Menschheit.

Unmittelbar nach Kriegsbeginn war dies auch in Geislingen zu spüren. Wurden anfangs noch die Soldaten, die zur Front fuhren, auf dem Bahnhof mit Getränken verköstigt, so waren es wenig später schon die ersten Lazarettzüge, in denen Schwerverletzte versorgt werden mussten.

Sonderausstellung im Rotkreuz-Landesmuseum Baden-Württemberg in Geislingen
Das Geislinger Rote Kreuz im Einsatz
bei der Sanitätsbaracke auf dem Bahnhof im Winter 1914/15
Not und Entbehrung nahm hier wie andernorts kriegsbedingt zu. Lebensmittel und Brennstoffe wurden knapp und teuer, bis schließlich – kontingentiert – Lebens-mittelmarken Einzug hielten.

Die zur Front einberufenen Männer mussten in den Fabriken wie der WMF durch Frauen ersetzt werden, die keine Kochtöpfe mehr sondern Granathülsen herstellten.



Sonderausstellung im Rotkreuz-Landesmuseum Baden-Württemberg in Geislingen
Der noch kaum benagelte
Helfensteiner Ritter beim Eingang
zum Geislinger Rathaus, 1915
Das tägliche Leben wurde weitgehend vom Krieg bestimmt. Öffentliche Einrichtungen dienten zunehmend für Einquartierungen. Aus Turnhallen, Schulen und Krankenhäusern wurden Notunterkünfte, Ersatzkasernen und Hilfslazarette.

Das Geislinger Rote Kreuz organisierte nicht nur die hiesige Verwundetenbetreuung, sondern führte auch Benefizveranstaltungen und Sammelaktionen für Hilfsbedürftige und Kriegsversehrte durch, um die allgemeine Not zu lindern.

Für diesen Zweck wurde auch 1915 der sogenannte ‚eiserne Helfensteiner‘ aufgestellt, der nach und nach mit schmiedeeisernen Nägeln beschlagen wurde. Der Kauf eines solchen Nagels kam der Kriegsversehrtenhilfe zugute.

Erst nach über vier Jahren kam es schließlich am
11. November 1918 zum Waffenstillstand. Für Deutschland war der Krieg verloren, und die Not der Nachkriegszeit mit Revolution, Arbeitslosigkeit, Hunger und Inflation begann.

Die Sonderausstellung im Rotkreuz-Landesmuseum Geislingen wurde in Zusammenarbeit mit dem Kunst- und Geschichtsverein Geislingen konzipiert und gestaltet. 

 

RotkreuzLandesmuseum Baden-Württemberg Heidenheimer Str. 72 73312 Geislingen, Tel.: 0 71 61 67 39-0
Öffnungszeiten: Samstag / gerade KW 11 – 16 Uhr, Sonntag / ungerade KW 13 – 17 Uhr
Die Sonderausstellung ist bis März 2015 an den Regelöffnungstagen zu besichtigen.

Die Steigen rund um Geislingen

Die Steigen rund um Geislingen

Hier war die Fahrt beschwerlich für Mensch und Tier.


Geislingen liegt eingebettet im Zentrum einer Talspinne, die von fünf Tälern gebildet wird. Wer hier im Talkessel ankommt, muss zwangsläufig einen Albaufstieg zur Weiterfahrt wählen. Rund um Geislingen gibt es in alle Richtungen solche Albaufstiege, die hinauf auf das rund 120m höher gelegene Hochplateau der Schwäbischen Alb führen.

 

Die Steigen rund um Geislingen
Luftbild von Geislingen, 1990. Man erkennt deutlich die fünf Täler die hier eine sternförmige Talspinne bilden. Vom Talgrund aus führen die Fahrsteigen hinauf auf das Plateau der Schwäbischen Alb

Diese Fahrsteigen gab es seit alters her. Sie waren einerseits die notwendigen Hauptverkehrswege für den Fernhandel, die von und zu ferneren Zielorten führten, andererseits auch die Nahverkehrsstraßen, die die umliegenden Albdörfern mit der Stadt Geislingen im Talkessel verbinden mussten.

So verband die Alte Weiler Steige schon zur Römerzeit Cannstatt mit Heidenheim, Günzburg und Augsburg und führte im Mittelalter zu den Dörfern Weiler, Schalkstetten, Stubersheim, Bräunisheim bis nach Gerstetten und Langenau.

 

Die Steigen rund um Geislingen
Geislingen um 1850, Lithographie von F. Fleischhauer, Ausschnitt. Links der beiden Lokschuppen des Geislinger Bahnhofs sieht man, wie sich die steile Weiler Steige den Hang hinauf schlängelt. Im Vordergrund verläuft der damals baumbestandene Altenstädter Bühl, die heutige Bahnhofstraße, die die Zufahrtsstraße zur ältesten, seit der Römerzeit bestehenden, Weiler Steige war.

Seit dem Mittelalter führte die Reichsstraße von Esslingen über die Stadt Geislingen durchs Rohrachtal, die Geislinger Steige hinauf, nach Ulm. Zugleich war sie Wegverbindung zu den Dörfern Amstetten, Reuti, Ettlenschieß, Urspring und Lonsee.

Ähnliches galt für die Türkheimer Steige, die den Weg nach Laichingen und Blaubeuren wies und den Nahverkehr von und nach Türkheim, Oppingen, Nellingen und Aufhausen aufnahm.

Und schließlich die Stöttener Steige, die die Verbindung nach Donzdorf und Schwäbisch Gmünd war und die Dörfer Stötten, Schnittlingen, Nenningen und Weißenstein mit Geislingen verband.

Lediglich die jüngste, die Oberböhringer Steige, führte zu dem 1790 nach Plänen von Michael Knoll erbauten Weiler Oberböhringen und weiter nach Unterböhringen. Sie war eine reine lokale Straßenverbindung.

Neben diesen Fahrsteigen gab es drei weitere Wegverbindungen von kleinen Weilern zur Stadt, den Wittinger Steig, den Hofstetter Steig und den Gmünder Steig, die die Weiler Wittingen, Hofstett am Steig und Kuchalb verband.

Man unterschied zwischen einer Steige (mhd: ‚staiga‘) und einem Steig (mhd: ‚stic‘). Im Gegensatz zu einer Fahrsteige war ein Steig (schwäbisch auch: Stich) ein steiler Pfad, der zu Fuß oder mit einem Lasttier (Esel) begehbar war und nur eine lokale Verbindung darstellte.

Die Fahrsteigen in den Geislinger Talkessel war früher für die Bauerndörfer rund um Geislingen von größter Bedeutung, musste doch in heißen Sommern und kalten Wintern das Trinkwasser für Leute und Vieh mit Transportfässern aus dem Tal in die Dörfer transportiert werden.

Die Steigen waren steil und bei beladenen Wagen für die Zugtiere sehr beschwerlich, egal ob es bergab oder bergauf ging. Bergabwärts galt es, den Schub des Wagens mit Bremsblöcken auf den Hinterrädern zu drosseln, bergaufwärts musste dafür gesorgt werden, dass die Zugtiere nicht an besonders steilen Passagen zum Stehen kamen. Schwierig wurde es, wenn sich zwei Fuhrwerke auf der Steige begegneten. Um aneinander vorbei zu kommen, gab es Ausweichstellen. Doch dazu mussten sich die beiden Fuhrleute einig werden, wer ausweicht und wer Vorfahrt genießen durfte.

Die Steigen rund um Geislingen
Modell eines sechsspänniger Frachtwagens, wie er seit dem Mittelalter im Fernverkehr auf der Reichsstraße von Esslingen nach Ulm unterwegs war.

 

Für den schweren Fernfrachtverkehr gab es in Geislingen die sogenannten Hauderer. Sie boten den Fuhrleuten gegen Entgeld zusätzlichen Vorspann mit Zugtieren an, um die Steilheit der Albaufstiege bewältigen zu können.

Die Steigen rund um Geislingen
Die Jahreszahl 1870 wurde anlässlich
 der Erbauung der neuen Türkheimer Steige in den Fels eingemeißelt.


Diese alten Fahrsteige erfüllten ihren Zweck bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit dem Eisenbahnbau und der Industrialisierung des Geislinger Talkessels wurde der Transportverkehr dichter, und der Bahnhof in Geislingen brachte Menschen und Güter nicht nur in die Stadt sondern auch zu den umliegenden Albdörfern.

Die Steigen rund um Geislingen
Die neue Weiler Steige wurde, wie hier im Fels eingehauen,
 1919 – 1921 in schwerer Nachkriegszeit erbaut.

Dadurch wurden neue Fahr-steigen erforderlich, die den neuen Verkehrsanforderungen gerecht sein mussten. So wurden 1824 die neue Geislinger Steige nach Ulm, 1865 die neue Stöttener Steige, 1870 die neue Türkheimer Steige, 1815/16 die neue Oberböhringer Steige und 1921 schließlich die neue Weiler Steige gebaut und in Betrieb genommen. Waren das anfangs noch Kalkstraßen so wurde mit dem zunehmenden Kraftverkehr im 20. Jh. die Straßen asphaltiert und sowohl berg- wie hangseitig gesichert.



 

Zeitschnitt 1938

75 Jahre Landkreis Göppingen
Ausstellung zur Gründungszeit des Landkreises jetzt in Geislingen 
Zeitschnitt 1938
Das Alte Rathaus in der Geislinger Hauptstraße  um 1938




Im Rahmen des 75jährigen Kreisjubiläums hatte das Kreisarchiv Göppingen letzten Herbst auf Schloss Filseck die Ausstellung „Zeitschnitt 1938“ mit etwa 130 stark vergrößerten Bildpostkarten aus der Gründungszeit des Landkreises um 1938 präsentiert. Über 3500 Besucher haben dort bis Jahresende 2013 für eine überaus positive Resonanz gesorgt. Ab dem 25. Februar 2014 kann die erfolgreiche Ausstellung – wie schon 2013 geplant – nun für vier Wochen auch im Wappensaal des Geislinger Albwerks gezeigt werden.



Zeitschnitt 1938
Das gewaltige Autobahnviadukt bei Drackenstein

Hauptsächlich aus den Gemeinden der Oberämter Göppingen und Geislingen entstand im 
Oktober 1938 der neue Landkreis Göppingen mit 64 Gemeinden, rund 110 000 Einwohnern und 610 Quadratkilometern Grundfläche. Die Ausstellungsmotive der 1930er Jahre aus dem ganzen Kreisgebiet werden durch Bildbeschreibungen und Begleittexte ergänzt. Hochwertige Luftaufnahmen dokumentieren dabei die Entwicklung der Gemeinden und der Landschaften auch im starken Kontrast zur Gegenwart. Straßenszenen zeigen längst verschwundene Gebäude und Geschäfte. Stolz werden neu erbaute Freibäder und beliebte Ausflugslokale beworben. Neue Wohnviertel wie die Geislinger Bergwerkssiedlung entstehen. Die gigantischen Autobahnviadukte bei Aichelberg und Drackenstein werden zu touristischen Anziehungspunkten des neuen Landkreises.
 

Zeitschnitt 1938
Die ehemalige Autobahnraststätte Gruibingen um 1938

Hinter manch scheinbarer Idylle stehen aber auch die dunklen Seiten dieser Jahre. Auch die Postkarten sind Bilder ihrer Zeit: Straßen, Plätze und Einrichtungen werden nach NS-Größen benannt. Die großen Ausbildungslager Nordalb und Kuchberg oder die Attrappe einer Fliegerbombe auf dem Göppinger Marktplatz stehen für die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft. In den Straßen und von vielen Sehenswürdigkeiten wehen Hakenkreuzfahnen. Wenige Wochen nach der Kreisgründung werden in Göppingen die Synagoge brennen und jüdische Geschäfte demoliert. Nicht einmal ein Jahr nach der Kreisgründung beginnt mit Hitlers Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Daher werden die Postkarten durch ergänzende Ausstellungsfahnen in einen größeren Zusammenhang gesetzt, der zeittypische Hintergründe und Phänomene berücksichtigt.


 
Die Eröffnung mit Landrat Edgar Wolff (Begrüßung) und Kreisarchivar Dr. Stefan Lang (Einführung) findet bereits am Sonntag, den 23. Februar, um 18 Uhr im Wappensaal des Albwerks, Eybstraße 98,  statt. Zu dieser Veranstaltung wird herzlich eingeladen.
 
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-17 Uhr, Sa und So 10-17 Uhr; Eintritt frei
Informationen beim Kreisarchiv Göppingen unter 07161/503-180, kulturamt@landkreis-goeppingen.de

Zeitschnitt 1938

75 Jahre Landkreis Göppingen
Ausstellung zur Gründungszeit des Landkreises jetzt in Geislingen 
Zeitschnitt 1938
Das Alte Rathaus in der Geislinger Hauptstraße  um 1938




Im Rahmen des 75jährigen Kreisjubiläums hatte das Kreisarchiv Göppingen letzten Herbst auf Schloss Filseck die Ausstellung „Zeitschnitt 1938“ mit etwa 130 stark vergrößerten Bildpostkarten aus der Gründungszeit des Landkreises um 1938 präsentiert. Über 3500 Besucher haben dort bis Jahresende 2013 für eine überaus positive Resonanz gesorgt. Ab dem 25. Februar 2014 kann die erfolgreiche Ausstellung – wie schon 2013 geplant – nun für vier Wochen auch im Wappensaal des Geislinger Albwerks gezeigt werden.



Zeitschnitt 1938
Das gewaltige Autobahnviadukt bei Drackenstein

Hauptsächlich aus den Gemeinden der Oberämter Göppingen und Geislingen entstand im 
Oktober 1938 der neue Landkreis Göppingen mit 64 Gemeinden, rund 110 000 Einwohnern und 610 Quadratkilometern Grundfläche. Die Ausstellungsmotive der 1930er Jahre aus dem ganzen Kreisgebiet werden durch Bildbeschreibungen und Begleittexte ergänzt. Hochwertige Luftaufnahmen dokumentieren dabei die Entwicklung der Gemeinden und der Landschaften auch im starken Kontrast zur Gegenwart. Straßenszenen zeigen längst verschwundene Gebäude und Geschäfte. Stolz werden neu erbaute Freibäder und beliebte Ausflugslokale beworben. Neue Wohnviertel wie die Geislinger Bergwerkssiedlung entstehen. Die gigantischen Autobahnviadukte bei Aichelberg und Drackenstein werden zu touristischen Anziehungspunkten des neuen Landkreises.
 

Zeitschnitt 1938
Die ehemalige Autobahnraststätte Gruibingen um 1938

Hinter manch scheinbarer Idylle stehen aber auch die dunklen Seiten dieser Jahre. Auch die Postkarten sind Bilder ihrer Zeit: Straßen, Plätze und Einrichtungen werden nach NS-Größen benannt. Die großen Ausbildungslager Nordalb und Kuchberg oder die Attrappe einer Fliegerbombe auf dem Göppinger Marktplatz stehen für die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft. In den Straßen und von vielen Sehenswürdigkeiten wehen Hakenkreuzfahnen. Wenige Wochen nach der Kreisgründung werden in Göppingen die Synagoge brennen und jüdische Geschäfte demoliert. Nicht einmal ein Jahr nach der Kreisgründung beginnt mit Hitlers Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Daher werden die Postkarten durch ergänzende Ausstellungsfahnen in einen größeren Zusammenhang gesetzt, der zeittypische Hintergründe und Phänomene berücksichtigt.


 
Die Eröffnung mit Landrat Edgar Wolff (Begrüßung) und Kreisarchivar Dr. Stefan Lang (Einführung) findet bereits am Sonntag, den 23. Februar, um 18 Uhr im Wappensaal des Albwerks, Eybstraße 98,  statt. Zu dieser Veranstaltung wird herzlich eingeladen.
 
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-17 Uhr, Sa und So 10-17 Uhr; Eintritt frei
Informationen beim Kreisarchiv Göppingen unter 07161/503-180, kulturamt@landkreis-goeppingen.de

Zeitschnitt 1938

75 Jahre Landkreis Göppingen
Ausstellung zur Gründungszeit des Landkreises jetzt in Geislingen 
Zeitschnitt 1938
Das Alte Rathaus in der Geislinger Hauptstraße  um 1938




Im Rahmen des 75jährigen Kreisjubiläums hatte das Kreisarchiv Göppingen letzten Herbst auf Schloss Filseck die Ausstellung „Zeitschnitt 1938“ mit etwa 130 stark vergrößerten Bildpostkarten aus der Gründungszeit des Landkreises um 1938 präsentiert. Über 3500 Besucher haben dort bis Jahresende 2013 für eine überaus positive Resonanz gesorgt. Ab dem 25. Februar 2014 kann die erfolgreiche Ausstellung – wie schon 2013 geplant – nun für vier Wochen auch im Wappensaal des Geislinger Albwerks gezeigt werden.



Zeitschnitt 1938
Das gewaltige Autobahnviadukt bei Drackenstein

Hauptsächlich aus den Gemeinden der Oberämter Göppingen und Geislingen entstand im 
Oktober 1938 der neue Landkreis Göppingen mit 64 Gemeinden, rund 110 000 Einwohnern und 610 Quadratkilometern Grundfläche. Die Ausstellungsmotive der 1930er Jahre aus dem ganzen Kreisgebiet werden durch Bildbeschreibungen und Begleittexte ergänzt. Hochwertige Luftaufnahmen dokumentieren dabei die Entwicklung der Gemeinden und der Landschaften auch im starken Kontrast zur Gegenwart. Straßenszenen zeigen längst verschwundene Gebäude und Geschäfte. Stolz werden neu erbaute Freibäder und beliebte Ausflugslokale beworben. Neue Wohnviertel wie die Geislinger Bergwerkssiedlung entstehen. Die gigantischen Autobahnviadukte bei Aichelberg und Drackenstein werden zu touristischen Anziehungspunkten des neuen Landkreises.
 

Zeitschnitt 1938
Die ehemalige Autobahnraststätte Gruibingen um 1938

Hinter manch scheinbarer Idylle stehen aber auch die dunklen Seiten dieser Jahre. Auch die Postkarten sind Bilder ihrer Zeit: Straßen, Plätze und Einrichtungen werden nach NS-Größen benannt. Die großen Ausbildungslager Nordalb und Kuchberg oder die Attrappe einer Fliegerbombe auf dem Göppinger Marktplatz stehen für die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft. In den Straßen und von vielen Sehenswürdigkeiten wehen Hakenkreuzfahnen. Wenige Wochen nach der Kreisgründung werden in Göppingen die Synagoge brennen und jüdische Geschäfte demoliert. Nicht einmal ein Jahr nach der Kreisgründung beginnt mit Hitlers Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Daher werden die Postkarten durch ergänzende Ausstellungsfahnen in einen größeren Zusammenhang gesetzt, der zeittypische Hintergründe und Phänomene berücksichtigt.


 
Die Eröffnung mit Landrat Edgar Wolff (Begrüßung) und Kreisarchivar Dr. Stefan Lang (Einführung) findet bereits am Sonntag, den 23. Februar, um 18 Uhr im Wappensaal des Albwerks, Eybstraße 98,  statt. Zu dieser Veranstaltung wird herzlich eingeladen.
 
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-17 Uhr, Sa und So 10-17 Uhr; Eintritt frei
Informationen beim Kreisarchiv Göppingen unter 07161/503-180, kulturamt@landkreis-goeppingen.de

Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 3

3. Akt: Die Zerstörung der Burg


Am Ende des überkommenen Chronikmanuskripts steht schlicht und einfach: ‚Und wie kaiserl. Majestät für Metz kommen ist, hat man das Haus Helfenstein abgebrochen, im J. 1553 ists geraumet worden.‘

Der letzte Satz des Chronisten lautet: ‚Und es wäre noch viel darüber zu sagen, daß man nit Alles schreiben kann, aber das ist nur ein Wenig geschrieben zu gedenken.‘

Deutlich gibt damit der Verfasser seinem Bedauern über die Geschehnisse Ausdruck. Man sieht ihn geradezu resignierend abwinken, als er die Feder gewissermaßen niedergelegt hatte. Es ging ihm hauptsächlich darum das Andenken an die Ereignisse des Jahres 1552 zu bewahren und weniger darum, sich in weiteren Einzelheiten über den Abriss der Burg zu ergehen. Vielleicht ging ihm die Zerstörung der Burg zu nahe, als dass er diese beschreiben wollte. Viel eher war ihm daran gelegen, die Erinnerung an die Burg zu erhalten, indem er seinem Manuskript eine Beschreibung der Festung Helfenstein und deren Verwaltung beifügte. Es handelt sich dabei um die einzige authentische Beschreibung der Burganlage, wie sie kurz vor ihrer Schleifung bestanden hatte.

Doch zurück zum Schicksal der Burg Helfenstein. Noch während der Belagerung erhielt Bürgermeister Sebastian Besserer vom Ulmer Rat die Weisung, ‚wenn das Schloß erobert sei, so solle man dasselbe mit Hakenschützen und ein Dutzend Bauern besetzen, aber nur vorübergehend unter Aufsicht von ein oder zwei Amtleuten; denn es sei vorderhand in Aussicht genommen, keinen militärischen Posten mehr auf das Schloß zu geben. Die Wiederaufrüstung des Schlosses könnte später mehr zum Nachteil sein (durch ähnliche feindliche Einfälle); ferner sei das Schloß durch die Belagerung so arg mitgenommen, daß der Wiederaufbau große Summen benötigen würde‘.

Von Ulm abgesandte Sachverständige begutachteten unmittelbar nach der Rückeroberung den Zustand der Festung, ob es geraten wäre, sie auszubessern oder gänzlich zu zerstören. Am stärksten war die Mauerflanke zum Ödenturm hin zerstört, während die nordöstlichen Mauernzüge aufgrund ihrer Stärke weniger beschädigt waren. Bei den Ausgrabungen Burkhardts wurden dort allerdings die meisten Geschützkugeln gefunden. Sie sind im Heimatmuseum ausgestellt.

Weiter wurde damals befunden, das Schloss sei in seinen Wohnräumen sehr bescheiden. Als fürstliche Wohnung eigne es sich nicht mehr. Die Unterhaltung käme durch die entstandenen Unkosten zu teuer.

Am 15. September 1552 wurde im Ulmer Rat mehrheitlich beschlossen, das Schloss abzutragen. Schon am 19. September begann der planmäßige Abbruch. Ein Teil der brauchbaren Steine wurde in Ulm zum Bau eines Kanals der Blau durch die Stadt verwendet, ein anderer wurde zur Verstärkung der Geislinger Stadtbefestigung beim Mühltor gebraucht. Auch die Geislinger werden sich bei dieser Gelegenheit mit Baumaterial versehen haben, ebenfalls die Bauern der Umgebung. Ein kleiner Rest blieb stehen, der 200 Jahre später gesprengt wurde.

So entstand mit der Zeit eine ebene Fläche im ehemaligen Burghof, das ‚obere Wiesle‘. Alles war überwachsen, und keine Spur zeigte an, dass hier einmal stattliche Bauten gestanden hatten.
 
 
Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 3
Die Burgruine Helfenstein, kurz nach der Restaurierung der nachgewiesenen Grundmauern, 1938
 
Das Nachspiel

 
 
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts war der Helfenstein ein stiller Ort geworden, der zum Verweilen einlud. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde dort stimmungsvoll mit einem schlichten Holzkreuz als Gefallenenmahnmal den Opfern des ersten Weltkrieges gedacht. Ein aus Fichtenstangen gezimmerter Pavillon lud wie auf dem unteren Wiesle zum Rasten ein und gewährte einen Ausblick auf die Stadt und ihre Umgebung.

 
 
Doch mit Beginn der 30er Jahre hatte die beschauliche Ruhe dort oben zunächst ihr Ende gefunden. Unter der Leitung von Studienprofessor Georg Burkhardt wurden 1932 im Zuge einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme systematische Ausgrabungen durchgeführt, die nicht nur die Grundmauern der gesamten Burganlage ans Tageslicht förderten, sondern auch die damaligen Stadtväter dazu veranlasste, die beiden Mauernzüge der Burg mit ihren Rondellen, den Aussichtsturm anstelle des ehemaligen Pallas und die Zisternen in den beiden Burghöfen wieder zu errichten, so dass zumindest die Ausmaße der ehemaligen Burganlage nachvollziehbar wurden. Diese Restaurierungsarbeiten dauerten bis 1938 an, und die nun weithin erkennbare Festungsruine krönte fortan wieder die Fünftälerstadt.

 
 
Die Ruine Helfenstein trug seither maßgeblich dazu bei, dass Besucher aus weiten Teilen des Landes hierher kamen, um die stattliche Burganlage kennen zu lernen und die herrliche Aussicht über den Talkessel zu genießen.

 
 
Vielfältige Ausgrabungsfunde gelangten in das Museum im Alten Bau Geislingen, wo sie bis heute die Alltagsgeschichte auf der Burg vermitteln. In der Folge dieser Ausgrabung und Rekonstruktion des Helfensteins setzte zugleich eine Welle der Helfensteinerforschung ein, die vieles über die wechselvolle Geschichte des Grafengeschlechts aufdeckte und der Öffentlichkeit zugänglich machte. In erster Linie ist dabei Georg Burkhardt zu nennen, der als Vorsitzender des damaligen Altertumsvereins – heute Kunst- und Geschichtsverein Geislingen – in den ‚Geschichtlichen Mitteilungen von Geislingen und Umgebung‘ und im ersten Band der ‚Geschichte der Stadt Geislingen‘ die wichtigsten Forschungsergebnisse veröffentlichte.

 
 
 
Literatur:

Burkhardt, Georg: Geschichte der Stadt Geislingen, 1963, Bd. 1, S. 88ff.

Hiller, Max: Die Zerstörung des Helfensteins 1552, in: Geschichtliche Mitteilungen von Geislingen und Umgebung, Heft 13, 1952, S. 131ff.
 
 
 

 

Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 3

3. Akt: Die Zerstörung der Burg


Am Ende des überkommenen Chronikmanuskripts steht schlicht und einfach: ‚Und wie kaiserl. Majestät für Metz kommen ist, hat man das Haus Helfenstein abgebrochen, im J. 1553 ists geraumet worden.‘

Der letzte Satz des Chronisten lautet: ‚Und es wäre noch viel darüber zu sagen, daß man nit Alles schreiben kann, aber das ist nur ein Wenig geschrieben zu gedenken.‘

Deutlich gibt damit der Verfasser seinem Bedauern über die Geschehnisse Ausdruck. Man sieht ihn geradezu resignierend abwinken, als er die Feder gewissermaßen niedergelegt hatte. Es ging ihm hauptsächlich darum das Andenken an die Ereignisse des Jahres 1552 zu bewahren und weniger darum, sich in weiteren Einzelheiten über den Abriss der Burg zu ergehen. Vielleicht ging ihm die Zerstörung der Burg zu nahe, als dass er diese beschreiben wollte. Viel eher war ihm daran gelegen, die Erinnerung an die Burg zu erhalten, indem er seinem Manuskript eine Beschreibung der Festung Helfenstein und deren Verwaltung beifügte. Es handelt sich dabei um die einzige authentische Beschreibung der Burganlage, wie sie kurz vor ihrer Schleifung bestanden hatte.

Doch zurück zum Schicksal der Burg Helfenstein. Noch während der Belagerung erhielt Bürgermeister Sebastian Besserer vom Ulmer Rat die Weisung, ‚wenn das Schloß erobert sei, so solle man dasselbe mit Hakenschützen und ein Dutzend Bauern besetzen, aber nur vorübergehend unter Aufsicht von ein oder zwei Amtleuten; denn es sei vorderhand in Aussicht genommen, keinen militärischen Posten mehr auf das Schloß zu geben. Die Wiederaufrüstung des Schlosses könnte später mehr zum Nachteil sein (durch ähnliche feindliche Einfälle); ferner sei das Schloß durch die Belagerung so arg mitgenommen, daß der Wiederaufbau große Summen benötigen würde‘.

Von Ulm abgesandte Sachverständige begutachteten unmittelbar nach der Rückeroberung den Zustand der Festung, ob es geraten wäre, sie auszubessern oder gänzlich zu zerstören. Am stärksten war die Mauerflanke zum Ödenturm hin zerstört, während die nordöstlichen Mauernzüge aufgrund ihrer Stärke weniger beschädigt waren. Bei den Ausgrabungen Burkhardts wurden dort allerdings die meisten Geschützkugeln gefunden. Sie sind im Heimatmuseum ausgestellt.

Weiter wurde damals befunden, das Schloss sei in seinen Wohnräumen sehr bescheiden. Als fürstliche Wohnung eigne es sich nicht mehr. Die Unterhaltung käme durch die entstandenen Unkosten zu teuer.

Am 15. September 1552 wurde im Ulmer Rat mehrheitlich beschlossen, das Schloss abzutragen. Schon am 19. September begann der planmäßige Abbruch. Ein Teil der brauchbaren Steine wurde in Ulm zum Bau eines Kanals der Blau durch die Stadt verwendet, ein anderer wurde zur Verstärkung der Geislinger Stadtbefestigung beim Mühltor gebraucht. Auch die Geislinger werden sich bei dieser Gelegenheit mit Baumaterial versehen haben, ebenfalls die Bauern der Umgebung. Ein kleiner Rest blieb stehen, der 200 Jahre später gesprengt wurde.

So entstand mit der Zeit eine ebene Fläche im ehemaligen Burghof, das ‚obere Wiesle‘. Alles war überwachsen, und keine Spur zeigte an, dass hier einmal stattliche Bauten gestanden hatten.
 
 
Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 3
Die Burgruine Helfenstein, kurz nach der Restaurierung der nachgewiesenen Grundmauern, 1938
 
Das Nachspiel

 
 
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts war der Helfenstein ein stiller Ort geworden, der zum Verweilen einlud. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde dort stimmungsvoll mit einem schlichten Holzkreuz als Gefallenenmahnmal den Opfern des ersten Weltkrieges gedacht. Ein aus Fichtenstangen gezimmerter Pavillon lud wie auf dem unteren Wiesle zum Rasten ein und gewährte einen Ausblick auf die Stadt und ihre Umgebung.

 
 
Doch mit Beginn der 30er Jahre hatte die beschauliche Ruhe dort oben zunächst ihr Ende gefunden. Unter der Leitung von Studienprofessor Georg Burkhardt wurden 1932 im Zuge einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme systematische Ausgrabungen durchgeführt, die nicht nur die Grundmauern der gesamten Burganlage ans Tageslicht förderten, sondern auch die damaligen Stadtväter dazu veranlasste, die beiden Mauernzüge der Burg mit ihren Rondellen, den Aussichtsturm anstelle des ehemaligen Pallas und die Zisternen in den beiden Burghöfen wieder zu errichten, so dass zumindest die Ausmaße der ehemaligen Burganlage nachvollziehbar wurden. Diese Restaurierungsarbeiten dauerten bis 1938 an, und die nun weithin erkennbare Festungsruine krönte fortan wieder die Fünftälerstadt.

 
 
Die Ruine Helfenstein trug seither maßgeblich dazu bei, dass Besucher aus weiten Teilen des Landes hierher kamen, um die stattliche Burganlage kennen zu lernen und die herrliche Aussicht über den Talkessel zu genießen.

 
 
Vielfältige Ausgrabungsfunde gelangten in das Museum im Alten Bau Geislingen, wo sie bis heute die Alltagsgeschichte auf der Burg vermitteln. In der Folge dieser Ausgrabung und Rekonstruktion des Helfensteins setzte zugleich eine Welle der Helfensteinerforschung ein, die vieles über die wechselvolle Geschichte des Grafengeschlechts aufdeckte und der Öffentlichkeit zugänglich machte. In erster Linie ist dabei Georg Burkhardt zu nennen, der als Vorsitzender des damaligen Altertumsvereins – heute Kunst- und Geschichtsverein Geislingen – in den ‚Geschichtlichen Mitteilungen von Geislingen und Umgebung‘ und im ersten Band der ‚Geschichte der Stadt Geislingen‘ die wichtigsten Forschungsergebnisse veröffentlichte.

 
 
 
Literatur:

Burkhardt, Georg: Geschichte der Stadt Geislingen, 1963, Bd. 1, S. 88ff.

Hiller, Max: Die Zerstörung des Helfensteins 1552, in: Geschichtliche Mitteilungen von Geislingen und Umgebung, Heft 13, 1952, S. 131ff.
 
 
 

 

Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 3

3. Akt: Die Zerstörung der Burg


Am Ende des überkommenen Chronikmanuskripts steht schlicht und einfach: ‚Und wie kaiserl. Majestät für Metz kommen ist, hat man das Haus Helfenstein abgebrochen, im J. 1553 ists geraumet worden.‘

Der letzte Satz des Chronisten lautet: ‚Und es wäre noch viel darüber zu sagen, daß man nit Alles schreiben kann, aber das ist nur ein Wenig geschrieben zu gedenken.‘

Deutlich gibt damit der Verfasser seinem Bedauern über die Geschehnisse Ausdruck. Man sieht ihn geradezu resignierend abwinken, als er die Feder gewissermaßen niedergelegt hatte. Es ging ihm hauptsächlich darum das Andenken an die Ereignisse des Jahres 1552 zu bewahren und weniger darum, sich in weiteren Einzelheiten über den Abriss der Burg zu ergehen. Vielleicht ging ihm die Zerstörung der Burg zu nahe, als dass er diese beschreiben wollte. Viel eher war ihm daran gelegen, die Erinnerung an die Burg zu erhalten, indem er seinem Manuskript eine Beschreibung der Festung Helfenstein und deren Verwaltung beifügte. Es handelt sich dabei um die einzige authentische Beschreibung der Burganlage, wie sie kurz vor ihrer Schleifung bestanden hatte.

Doch zurück zum Schicksal der Burg Helfenstein. Noch während der Belagerung erhielt Bürgermeister Sebastian Besserer vom Ulmer Rat die Weisung, ‚wenn das Schloß erobert sei, so solle man dasselbe mit Hakenschützen und ein Dutzend Bauern besetzen, aber nur vorübergehend unter Aufsicht von ein oder zwei Amtleuten; denn es sei vorderhand in Aussicht genommen, keinen militärischen Posten mehr auf das Schloß zu geben. Die Wiederaufrüstung des Schlosses könnte später mehr zum Nachteil sein (durch ähnliche feindliche Einfälle); ferner sei das Schloß durch die Belagerung so arg mitgenommen, daß der Wiederaufbau große Summen benötigen würde‘.

Von Ulm abgesandte Sachverständige begutachteten unmittelbar nach der Rückeroberung den Zustand der Festung, ob es geraten wäre, sie auszubessern oder gänzlich zu zerstören. Am stärksten war die Mauerflanke zum Ödenturm hin zerstört, während die nordöstlichen Mauernzüge aufgrund ihrer Stärke weniger beschädigt waren. Bei den Ausgrabungen Burkhardts wurden dort allerdings die meisten Geschützkugeln gefunden. Sie sind im Heimatmuseum ausgestellt.

Weiter wurde damals befunden, das Schloss sei in seinen Wohnräumen sehr bescheiden. Als fürstliche Wohnung eigne es sich nicht mehr. Die Unterhaltung käme durch die entstandenen Unkosten zu teuer.

Am 15. September 1552 wurde im Ulmer Rat mehrheitlich beschlossen, das Schloss abzutragen. Schon am 19. September begann der planmäßige Abbruch. Ein Teil der brauchbaren Steine wurde in Ulm zum Bau eines Kanals der Blau durch die Stadt verwendet, ein anderer wurde zur Verstärkung der Geislinger Stadtbefestigung beim Mühltor gebraucht. Auch die Geislinger werden sich bei dieser Gelegenheit mit Baumaterial versehen haben, ebenfalls die Bauern der Umgebung. Ein kleiner Rest blieb stehen, der 200 Jahre später gesprengt wurde.

So entstand mit der Zeit eine ebene Fläche im ehemaligen Burghof, das ‚obere Wiesle‘. Alles war überwachsen, und keine Spur zeigte an, dass hier einmal stattliche Bauten gestanden hatten.
 
 
Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 3
Die Burgruine Helfenstein, kurz nach der Restaurierung der nachgewiesenen Grundmauern, 1938
 
Das Nachspiel

 
 
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts war der Helfenstein ein stiller Ort geworden, der zum Verweilen einlud. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde dort stimmungsvoll mit einem schlichten Holzkreuz als Gefallenenmahnmal den Opfern des ersten Weltkrieges gedacht. Ein aus Fichtenstangen gezimmerter Pavillon lud wie auf dem unteren Wiesle zum Rasten ein und gewährte einen Ausblick auf die Stadt und ihre Umgebung.

 
 
Doch mit Beginn der 30er Jahre hatte die beschauliche Ruhe dort oben zunächst ihr Ende gefunden. Unter der Leitung von Studienprofessor Georg Burkhardt wurden 1932 im Zuge einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme systematische Ausgrabungen durchgeführt, die nicht nur die Grundmauern der gesamten Burganlage ans Tageslicht förderten, sondern auch die damaligen Stadtväter dazu veranlasste, die beiden Mauernzüge der Burg mit ihren Rondellen, den Aussichtsturm anstelle des ehemaligen Pallas und die Zisternen in den beiden Burghöfen wieder zu errichten, so dass zumindest die Ausmaße der ehemaligen Burganlage nachvollziehbar wurden. Diese Restaurierungsarbeiten dauerten bis 1938 an, und die nun weithin erkennbare Festungsruine krönte fortan wieder die Fünftälerstadt.

 
 
Die Ruine Helfenstein trug seither maßgeblich dazu bei, dass Besucher aus weiten Teilen des Landes hierher kamen, um die stattliche Burganlage kennen zu lernen und die herrliche Aussicht über den Talkessel zu genießen.

 
 
Vielfältige Ausgrabungsfunde gelangten in das Museum im Alten Bau Geislingen, wo sie bis heute die Alltagsgeschichte auf der Burg vermitteln. In der Folge dieser Ausgrabung und Rekonstruktion des Helfensteins setzte zugleich eine Welle der Helfensteinerforschung ein, die vieles über die wechselvolle Geschichte des Grafengeschlechts aufdeckte und der Öffentlichkeit zugänglich machte. In erster Linie ist dabei Georg Burkhardt zu nennen, der als Vorsitzender des damaligen Altertumsvereins – heute Kunst- und Geschichtsverein Geislingen – in den ‚Geschichtlichen Mitteilungen von Geislingen und Umgebung‘ und im ersten Band der ‚Geschichte der Stadt Geislingen‘ die wichtigsten Forschungsergebnisse veröffentlichte.

 
 
 
Literatur:

Burkhardt, Georg: Geschichte der Stadt Geislingen, 1963, Bd. 1, S. 88ff.

Hiller, Max: Die Zerstörung des Helfensteins 1552, in: Geschichtliche Mitteilungen von Geislingen und Umgebung, Heft 13, 1952, S. 131ff.
 
 
 

 

Überraschend. Alt. 75000 Jahre Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen

Überraschend. Alt. 75000 Jahre Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen
Überraschend. Alt.

Das älteste Fundstück im 75 Jahre ‚jungen‘ Landkreis Göppingen ist ungefähr 75 000 Jahre alt. Hergestellt hat es ein ‚Europäer‘ mit archaischem Aussehen und modernem Verhalten – ein Neandertaler! Bis zum Ende der Altsteinzeit um 10 000 v. Chr. Hielten sich in der Region nomadisierende Jäger und Sammler auf. Schließlich führte ein Temperaturanstieg zum Rückzug der Eiszeitgletscher und zur Rückkehr der Wälder. Die Wildbeuter reagierten auf diesen gravierenden Klimawandel mit neuen Gerätetechnologien und Jagdmethoden.

Seit der Sesshaftwerdung im 6. vorchristlichen Jahrtausend war das Filstal zusammen mit seinem Umland, den Seitentälern und dem Albtrauf ein gefragter Siedlungsraum. Quer durch die Epochen wurden alle Ressourcen der Natur erschlossen und genutzt. Man legte Siedlungen unterschiedlicher Größe an. In Tälern, auf Hochflächen und sogar auf Bergen ließen sich Menschen nieder. Zu allen Zeiten führten Widrigkeiten der Natur, Umweltzerstörungen, Kriege, Seuchen sowie Gesellschafts- und Strukturwandel zu einschneidenden Veränderungen der Siedlungslandschaft.

Epochen-Stationen

In der Ausstellung vermitteln archäologische Epochen-Stationen Facetten der Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen. Im Focus der Schau stehen Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit und Römische Kaiserzeit. Außergewöhnliches bieten auch die Themenkreise Frühmittelalter, Hochmittelalter und Neuzeit.

Bedeutende archäologische Funde

Es werden bedeutende Originalfunde präsentiert. Sie kamen seit dem 19. Jahrhundert bei Feldbegehungen, Bauarbeiten und Ausgrabungen zutage.

Viele sehenswerte Exponate stammen aus den Beständen der Kreisarchäologie Göppingen sowie der Städtischen Museen und Archive in Donzdorf, Ebersbach an der Fils, Geislingen an der Steige, Göppingen und Uhingen.

Highlights sind jungsteinzeitliche Steinbeile, bronzezeitliche Waffen, spätkeltische und merowingerzeitliche Grabausstattungen sowie keltische, römische und mittelalterliche Münzen. Bedeutend sind auch zahlreiche mittelalterliche und neuzeitliche Objekte aus stadtkernarchäologischen Untersuchungen in Geislingen an der Steige und Göppingen.

Das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart stellt die Schmuckbeigaben aus einem Geislinger Frauengrab der späten Keltenzeit zur Verfügung. Eine Leihgabe des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg ist das verzierte Ortband von der Scheide eines römischen Schwerts aus Hofstett am Steig. Auch private Sammlungen bereichern die Ausstellung mit sehenswerten Fundobjekten.

Premiere

Erstmals gezeigt werden: frühkeltische Grabfunde aus Hohenstadt, ein spätkeltische Siedlungsfunde aus Gingen an der Fils, Beigaben eines römischen Brandgrabs von der Schonterhöhe und neue Grabungsfunde von der Hiltenburg bei Bad Ditzenbach.

 
Begleitprogramm

Do. 30.1.2014 / 19.30 Uhr / Geislingen
Mehrgenerationenhaus, Schubartsaal
75.000 Jahre Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen – Archäologisches vom Feuersteinschaber bis zum Kampfflugzeug.

Vortrag: Dr. Reinhard Rademacher, Kreisarchäologie Göppingen und
Michael Weidenbacher M.A., Eberhard Karls Universität Tübingen.
Die beiden Referenten begeben sich auf eine spannende und erkenntnisreiche Spurensuche quer durch die Epochen der Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen. Mit Blick auf die Bodenfunde beginnt diese bei den Neandertalern und führt bis in die Zeit des 2. Weltkriegs.

So. 2.2.2014 / 15 Uhr / Albwerk, Wappensaal
Sonderführung der Kreisarchäologie

Themenschwerpunkte: Steinzeit und Keltenzeit.

Do. 13.2.2014 / 19.30 Uhr / Geislingen
Mehrgenerationenhaus, Schubartsaal
Stadtkernarchäologie total – Ulmer Geschichte aus 40.000 Quadratmetern Grabungsfläche

Vortrag: Dr. Aline Kottmann, Landesamt für Denkmalpflege, Esslingen.
Im Rahmen eines DFG-Projekts werden alle stadtkernarchäologischen Untersuchungen seit 1940 systematisch ausgewertet. Die Gosbacher Archäologin berichtet über neueste und spannende Erkenntnisse zur Geschichte der Reichsstadt Ulm.

So. 16.2.2014 / 15 Uhr / Albwerk, Wappensaal
Sonderführung der Kreisarchäologie

Themenschwerpunkte: Früh- und Hochmittelalter

Eintritt für alle Veranstaltungen frei.
 
Info und Kontakt
 
Ausstellungsort:
Albwerk Energieversorgung, Wappensaal im Mühlengebäude, Eybstr. 100, 73312 Geislingen an der Steige
 
Öffnungszeiten:
Di – Fr 14 – 17 Uhr / Sa und So 10 – 17 Uhr / Eintritt frei
Führungen für Gruppen und Schulklassen auch außerhalb der Öffnungszeiten, Kosten: 30 €
 
Information:
fon: 07161 50318-0

 

  

 

Überraschend. Alt. 75000 Jahre Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen

Überraschend. Alt. 75000 Jahre Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen
Überraschend. Alt.

Das älteste Fundstück im 75 Jahre ‚jungen‘ Landkreis Göppingen ist ungefähr 75 000 Jahre alt. Hergestellt hat es ein ‚Europäer‘ mit archaischem Aussehen und modernem Verhalten – ein Neandertaler! Bis zum Ende der Altsteinzeit um 10 000 v. Chr. Hielten sich in der Region nomadisierende Jäger und Sammler auf. Schließlich führte ein Temperaturanstieg zum Rückzug der Eiszeitgletscher und zur Rückkehr der Wälder. Die Wildbeuter reagierten auf diesen gravierenden Klimawandel mit neuen Gerätetechnologien und Jagdmethoden.

Seit der Sesshaftwerdung im 6. vorchristlichen Jahrtausend war das Filstal zusammen mit seinem Umland, den Seitentälern und dem Albtrauf ein gefragter Siedlungsraum. Quer durch die Epochen wurden alle Ressourcen der Natur erschlossen und genutzt. Man legte Siedlungen unterschiedlicher Größe an. In Tälern, auf Hochflächen und sogar auf Bergen ließen sich Menschen nieder. Zu allen Zeiten führten Widrigkeiten der Natur, Umweltzerstörungen, Kriege, Seuchen sowie Gesellschafts- und Strukturwandel zu einschneidenden Veränderungen der Siedlungslandschaft.

Epochen-Stationen

In der Ausstellung vermitteln archäologische Epochen-Stationen Facetten der Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen. Im Focus der Schau stehen Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit und Römische Kaiserzeit. Außergewöhnliches bieten auch die Themenkreise Frühmittelalter, Hochmittelalter und Neuzeit.

Bedeutende archäologische Funde

Es werden bedeutende Originalfunde präsentiert. Sie kamen seit dem 19. Jahrhundert bei Feldbegehungen, Bauarbeiten und Ausgrabungen zutage.

Viele sehenswerte Exponate stammen aus den Beständen der Kreisarchäologie Göppingen sowie der Städtischen Museen und Archive in Donzdorf, Ebersbach an der Fils, Geislingen an der Steige, Göppingen und Uhingen.

Highlights sind jungsteinzeitliche Steinbeile, bronzezeitliche Waffen, spätkeltische und merowingerzeitliche Grabausstattungen sowie keltische, römische und mittelalterliche Münzen. Bedeutend sind auch zahlreiche mittelalterliche und neuzeitliche Objekte aus stadtkernarchäologischen Untersuchungen in Geislingen an der Steige und Göppingen.

Das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart stellt die Schmuckbeigaben aus einem Geislinger Frauengrab der späten Keltenzeit zur Verfügung. Eine Leihgabe des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg ist das verzierte Ortband von der Scheide eines römischen Schwerts aus Hofstett am Steig. Auch private Sammlungen bereichern die Ausstellung mit sehenswerten Fundobjekten.

Premiere

Erstmals gezeigt werden: frühkeltische Grabfunde aus Hohenstadt, ein spätkeltische Siedlungsfunde aus Gingen an der Fils, Beigaben eines römischen Brandgrabs von der Schonterhöhe und neue Grabungsfunde von der Hiltenburg bei Bad Ditzenbach.

 
Begleitprogramm

Do. 30.1.2014 / 19.30 Uhr / Geislingen
Mehrgenerationenhaus, Schubartsaal
75.000 Jahre Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen – Archäologisches vom Feuersteinschaber bis zum Kampfflugzeug.

Vortrag: Dr. Reinhard Rademacher, Kreisarchäologie Göppingen und
Michael Weidenbacher M.A., Eberhard Karls Universität Tübingen.
Die beiden Referenten begeben sich auf eine spannende und erkenntnisreiche Spurensuche quer durch die Epochen der Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen. Mit Blick auf die Bodenfunde beginnt diese bei den Neandertalern und führt bis in die Zeit des 2. Weltkriegs.

So. 2.2.2014 / 15 Uhr / Albwerk, Wappensaal
Sonderführung der Kreisarchäologie

Themenschwerpunkte: Steinzeit und Keltenzeit.

Do. 13.2.2014 / 19.30 Uhr / Geislingen
Mehrgenerationenhaus, Schubartsaal
Stadtkernarchäologie total – Ulmer Geschichte aus 40.000 Quadratmetern Grabungsfläche

Vortrag: Dr. Aline Kottmann, Landesamt für Denkmalpflege, Esslingen.
Im Rahmen eines DFG-Projekts werden alle stadtkernarchäologischen Untersuchungen seit 1940 systematisch ausgewertet. Die Gosbacher Archäologin berichtet über neueste und spannende Erkenntnisse zur Geschichte der Reichsstadt Ulm.

So. 16.2.2014 / 15 Uhr / Albwerk, Wappensaal
Sonderführung der Kreisarchäologie

Themenschwerpunkte: Früh- und Hochmittelalter

Eintritt für alle Veranstaltungen frei.
 
Info und Kontakt
 
Ausstellungsort:
Albwerk Energieversorgung, Wappensaal im Mühlengebäude, Eybstr. 100, 73312 Geislingen an der Steige
 
Öffnungszeiten:
Di – Fr 14 – 17 Uhr / Sa und So 10 – 17 Uhr / Eintritt frei
Führungen für Gruppen und Schulklassen auch außerhalb der Öffnungszeiten, Kosten: 30 €
 
Information:
fon: 07161 50318-0

 

  

 

Überraschend. Alt. 75000 Jahre Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen

Überraschend. Alt. 75000 Jahre Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen
Überraschend. Alt.

Das älteste Fundstück im 75 Jahre ‚jungen‘ Landkreis Göppingen ist ungefähr 75 000 Jahre alt. Hergestellt hat es ein ‚Europäer‘ mit archaischem Aussehen und modernem Verhalten – ein Neandertaler! Bis zum Ende der Altsteinzeit um 10 000 v. Chr. Hielten sich in der Region nomadisierende Jäger und Sammler auf. Schließlich führte ein Temperaturanstieg zum Rückzug der Eiszeitgletscher und zur Rückkehr der Wälder. Die Wildbeuter reagierten auf diesen gravierenden Klimawandel mit neuen Gerätetechnologien und Jagdmethoden.

Seit der Sesshaftwerdung im 6. vorchristlichen Jahrtausend war das Filstal zusammen mit seinem Umland, den Seitentälern und dem Albtrauf ein gefragter Siedlungsraum. Quer durch die Epochen wurden alle Ressourcen der Natur erschlossen und genutzt. Man legte Siedlungen unterschiedlicher Größe an. In Tälern, auf Hochflächen und sogar auf Bergen ließen sich Menschen nieder. Zu allen Zeiten führten Widrigkeiten der Natur, Umweltzerstörungen, Kriege, Seuchen sowie Gesellschafts- und Strukturwandel zu einschneidenden Veränderungen der Siedlungslandschaft.

Epochen-Stationen

In der Ausstellung vermitteln archäologische Epochen-Stationen Facetten der Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen. Im Focus der Schau stehen Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit und Römische Kaiserzeit. Außergewöhnliches bieten auch die Themenkreise Frühmittelalter, Hochmittelalter und Neuzeit.

Bedeutende archäologische Funde

Es werden bedeutende Originalfunde präsentiert. Sie kamen seit dem 19. Jahrhundert bei Feldbegehungen, Bauarbeiten und Ausgrabungen zutage.

Viele sehenswerte Exponate stammen aus den Beständen der Kreisarchäologie Göppingen sowie der Städtischen Museen und Archive in Donzdorf, Ebersbach an der Fils, Geislingen an der Steige, Göppingen und Uhingen.

Highlights sind jungsteinzeitliche Steinbeile, bronzezeitliche Waffen, spätkeltische und merowingerzeitliche Grabausstattungen sowie keltische, römische und mittelalterliche Münzen. Bedeutend sind auch zahlreiche mittelalterliche und neuzeitliche Objekte aus stadtkernarchäologischen Untersuchungen in Geislingen an der Steige und Göppingen.

Das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart stellt die Schmuckbeigaben aus einem Geislinger Frauengrab der späten Keltenzeit zur Verfügung. Eine Leihgabe des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg ist das verzierte Ortband von der Scheide eines römischen Schwerts aus Hofstett am Steig. Auch private Sammlungen bereichern die Ausstellung mit sehenswerten Fundobjekten.

Premiere

Erstmals gezeigt werden: frühkeltische Grabfunde aus Hohenstadt, ein spätkeltische Siedlungsfunde aus Gingen an der Fils, Beigaben eines römischen Brandgrabs von der Schonterhöhe und neue Grabungsfunde von der Hiltenburg bei Bad Ditzenbach.

 
Begleitprogramm

Do. 30.1.2014 / 19.30 Uhr / Geislingen
Mehrgenerationenhaus, Schubartsaal
75.000 Jahre Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen – Archäologisches vom Feuersteinschaber bis zum Kampfflugzeug.

Vortrag: Dr. Reinhard Rademacher, Kreisarchäologie Göppingen und
Michael Weidenbacher M.A., Eberhard Karls Universität Tübingen.
Die beiden Referenten begeben sich auf eine spannende und erkenntnisreiche Spurensuche quer durch die Epochen der Menschheitsgeschichte im Landkreis Göppingen. Mit Blick auf die Bodenfunde beginnt diese bei den Neandertalern und führt bis in die Zeit des 2. Weltkriegs.

So. 2.2.2014 / 15 Uhr / Albwerk, Wappensaal
Sonderführung der Kreisarchäologie

Themenschwerpunkte: Steinzeit und Keltenzeit.

Do. 13.2.2014 / 19.30 Uhr / Geislingen
Mehrgenerationenhaus, Schubartsaal
Stadtkernarchäologie total – Ulmer Geschichte aus 40.000 Quadratmetern Grabungsfläche

Vortrag: Dr. Aline Kottmann, Landesamt für Denkmalpflege, Esslingen.
Im Rahmen eines DFG-Projekts werden alle stadtkernarchäologischen Untersuchungen seit 1940 systematisch ausgewertet. Die Gosbacher Archäologin berichtet über neueste und spannende Erkenntnisse zur Geschichte der Reichsstadt Ulm.

So. 16.2.2014 / 15 Uhr / Albwerk, Wappensaal
Sonderführung der Kreisarchäologie

Themenschwerpunkte: Früh- und Hochmittelalter

Eintritt für alle Veranstaltungen frei.
 
Info und Kontakt
 
Ausstellungsort:
Albwerk Energieversorgung, Wappensaal im Mühlengebäude, Eybstr. 100, 73312 Geislingen an der Steige
 
Öffnungszeiten:
Di – Fr 14 – 17 Uhr / Sa und So 10 – 17 Uhr / Eintritt frei
Führungen für Gruppen und Schulklassen auch außerhalb der Öffnungszeiten, Kosten: 30 €
 
Information:
fon: 07161 50318-0

 

  

 

Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 2

Das Zwischenspiel


Innerhalb der markgräflichen Besatzungstruppen kam es offenbar nach Abzug des Markgrafen zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten und Machtstreitereien zwischen den beiden Kommandeuren, die damit endeten, dass ‚Auf Sonntag nach Pfingsten Anno 1552 … der Reysensteiner den Hornung zu Geißlingen in der Heerberg zu der Krone auf der Lauben‘ erschoß. ‚Nach demselben kam Wilhelm von Kaltenbach, der hielt sich wohl mit denen von Geißlingen.‘

Aus dem letzten Halbsatz lässt sich erschließen, dass offenbar der Hornung gegenüber der Geislinger Bevölkerung seine Machtposition ausgespielt und für Unfrieden und Angst gesorgt hatte, was schließlich zu der blutigen Konfrontation der beiden Kommandeure führte.

Zugleich ritt der Reysensteiner überall im Ulmer Land herum, warb Landsknechte und Schützen an und ließ weder Fuhrleute noch Bauern mit Frucht, Holz oder Wein nach Ulm fahren. Diese Blockade der Reichsstadt durch die Markgräfler dauerte vom Dienstag nach Ostern bis Ende Juli 1552.

Inzwischen nahmen die kriegerischen Vorbereitungen der Ulmer zur Rückeroberung ihrer Herrschaft allmählich Gestalt an. Der am Hof des Kaisers in Innsbruck weilende Hans Ungelter bat Anfang Mai im Namen des Ulmer Rats den Kaiser um 200 schwer bewaffnete Reiter, um den Feind im eigenen Territorium zum Abzug zu zwingen und zur Wiedereinnahme der vom Feinde besetzten Schlösser, Flecken und Städte beizutragen.

Der Kaiser war der Stadt Ulm wegen ihrer Treue wohlgesonnen und kam der Bitte entgegen. Schon am 15. Mai berichtete Hans Ungelter, dass der Kaiser Hilfe nach Ulm schicke; die Truppen würden in Konstanz zusammengezogen. Im Auftrag des Kaisers kam am 22. Juni der Obrist Konrad von Bemmelberg in Ulm an, um die fünf Fähnlein, die Ulm bisher selbst bezahlt hatte, in des Kaisers Sold zu nehmen, noch weitere fünf Fähnlein zu werben und daraus ein ganzes Regiment von zehn Fähnlein zu errichten. Dazu sollten weitere zehn Fähnlein Fußtruppen und 400 Reiter des Grafen Montfort eintreffen, die der Kaiser für die Treue der Stadt, samt den schon vorhandenen Truppen selbst in Sold nahm. Am 30. Juni erhielt Konrad von Bemmelberg vom Kaiser den Befehl, die von den Feinden besetzten Güter für Ulm zurückzuerobern.
 


Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 2
Geislingen von Westen mit der Darstellung der Belagerung und Wiedereinnahme der Burg Helfenstein durch die Ulmer 1552. Gouache auf Pergament, 2. Hälfte 16. Jh., Museum im Alten Bau Geislingen






 
2. Akt: Die Belagerung und Beschießung der Festung Helfenstein durch die Ulmer

Am Donnerstag vor Laurentius, dem 4. August 1552, rückte nun Konrad von Bemmelberg, begleitet von Sebastian Besserer, dem vormaligen Bürgermeister und damaligen Kriegsmeister von Ulm, mit acht Fähnlein aus dem Ulmer Regiment, einem Geschwader Reisigen und Geschützen vor die Burg Helfenstein und sie schlugen, wie der Chronist berichtet, ‚das Lager ob dem Rinderthal auf der Alb und schanzten daselbst‘.

Und weiter heißt es: ‚Da ward aber das Schießen so groß aus dem Schloß, daß sie die Hütten den mehrsten Theil in die Halten macheten und wichen aus dem Lager. Und die erst Schanz wollt nichts guts thun, da machten sie eine Schanz zuvorderst auf dem Berg.‘

Die Gegenwehr aus dem Schloss gegen die heranrückenden Ulmer war offensichtlich sehr massiv, was dazu führte, dass die Belagerung und Beschießung der Burg zunächst aus Mangel an Schutz zu scheitern drohte. Es ist anzunehmen, dass die Ulmer ihre Geschütze auf der dem Schloss nördlich vorgelegenen Höhe mit Einsicht in den Schlosshof in Stellung brachten und dabei von der feindlichen Burgbesatzung durch andauernde Beschießung empfindlich gestört wurden.

Anderntags hatten schließlich die Ulmer ihre Geschütze vollends in Stellung gebracht und über das besetzte Dorf Weiler mit einem ‚Fähnlein Knecht‘ einen Vorstoß auf die Burg gewagt, der allerdings zurückgeworfen wurde. Währenddessen war das Artilleriegefecht zwischen den Ulmern und der feindlich besetzten Burg Helfenstein und Stadt Geislingen in vollem Gange.

‚Und die von Ulm handt in ihrer Schanz gehabt 12 großer Stuck (Kanonen); die Ladung hat gewogen 67 Pfundt. Eine solche Kugel ist in die Kron in die Herberg geschossen worden. Aus diesen Stucken haben sie fast alle Tag 200 Schüß oder mehr gethan. Und wenn ein Schuß in das Schloß gangen, seindt zween heraus gangen. Und auf den andern oder dritten Tag haben die von Helfenstein denen von Ulm in die Artelerey oder in ihre Pulverwägen geschossen, daß Alles verbrannt ist worden und viel Volks dazu. Aber die Ulmer haben ihnen die hohe Wehr abgeschossen, daß sie über zween oder drei Tag haben nit uß der hohen Wehr schießen können.‘

Zwei Tage lang dürfte demnach das Belagerungsgefecht unentschieden gewesen sein. Erst nachdem es den Ulmern gelang, das feindliche Geschützfeuer aus dem Wehrgang des Darließ (Geschützturm) zu unterbinden, senkte sich die Waagschale zu ihren Gunsten. Als sie dann schließlich am vierten Tag vier weitere schwere Geschütze beim Ödenturm in Stellung brachten, konnte von beiden Seiten die Burg beschossen werden. Die Belagerung schritt nun rasch vorwärts.

Das erkannten auch die Geislinger Bürger, die bis dahin größtenteils markgräfisch gewesen sein mochten, und am Dienstag, den 9. August, ‚zogen die von Geißlingen in das Lager und baten um Gnad – das wussten die Knecht im Schloß.‘

Es bleibt unklar, welche Rolle die Geislinger Bürgerschaft gespielt hat. Denkbar sind zwei Positionen. Die eine Alternative wäre, dass die Geislinger Bürger aufgrund der Besatzung von Burg und Stadt gezwungenermaßen auf der Seite der Markgräfler stehen mussten, um nicht gebranntschatzt zu werden, wie es manch anderen Gemeinden im Ulmer Land ergangen ist. Das hieße, die Bürgermeister der Stadt hätten gute Miene zum bösen Spiel gemacht, nur um Hab und Gut und Leib und Leben zu retten.

Andererseits ist es durchaus denkbar, dass die Geislinger Bürgerschaft unter der Führung ihrer Bürgermeister den Markgräflern gerne die Tore der Stadt geöffnet hatten und in der offenen Parteinahme mit den Angreifern sich gegen die drückende Ulmer Herrschaft auflehnten, die sie seit über 150 Jahren zu ertragen hatten. Vielleicht hatten sie die einmalige Chance gesehen, sich ein Stück Eigenständigkeit zu erkämpfen, wenn sie die Partei der Markgräfler ergreifen würden.

Die Tatsache jedenfalls, dass die Geislinger bei den Belagerern um Gnade baten, ihnen wieder ihre Stadttore öffneten und sich damit den Ulmern auf Gedeih und Verderb ergaben, zeigt an, dass weiterer Widerstand sinnlos geworden war.

Dies erkannten auch sofort die Markgräfler Landsknechte in der Burg und der Chronist berichtet: ‚… da handt die Knecht im Schloß Gemeindt gehalten und hat sie der Hauptmann (Wilhelm von Kaltenbach) freundlich gebeten, sie sollen bei ihm bleiben, da wöll er Leib und Gut bei ihnen lassen. Aber es half nichts. Um 8 oder 9 Uhr vor Mitternacht, da brachen die Knecht ein Loch durch den Thuren heraus, der Rappen Thurm genannt, und fielen ihrer viel von dem Hauptmann, daß er nit mehr die halbe Anzahl bei ihm hatte.‘

In derselben Nacht schickten die Ulmer ein Fähnlein Landsknechte in die Stadt und besetzten diese. Vier Geislinger Bürger wurden ins Schloss hinauf geschickt, um zu erkunden, ob das Schloss von den Feinden verlassen worden wäre, denn die gefangenen fahnenflüchtigen Markgräfler Landsknechte gaben Anlass zu dieser Annahme. Doch die restliche Besatzung der Burg hielt in dieser Nacht noch trotzig aus, denn es heißt in der Chronik weiter: ‚Und da (solange) die von Geißlingen marggräfisch waren, schoßen die von Ulm in die Stadt Geißlingen. Und da sie (nun) wieder ulmisch waren, schoßen die marggräfischen herab in die Stadt. Und an dem Morgen (danach) schuß niemand (mehr).‘

Am Dienstag, den 10. August, um 8 Uhr morgens ergaben sich die noch in der Burg verbliebenen Markgräfler. Ihr Hauptmann verhandelte mit dem kaiserlichen Oberst Bemmelberg über die Übergabe des Schlosses und den freien Abzug seiner Truppen. Mittags nahmen die Ulmer den Helfenstein ‚ungeplündert‘ und ‚mit Geding‘ wieder in ihren Besitz. Die Markgräfler durften unter Geleit bis zur nächstgelegenen Grenze des Ulmer Landes abziehen.

 

 

Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 2

Das Zwischenspiel


Innerhalb der markgräflichen Besatzungstruppen kam es offenbar nach Abzug des Markgrafen zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten und Machtstreitereien zwischen den beiden Kommandeuren, die damit endeten, dass ‚Auf Sonntag nach Pfingsten Anno 1552 … der Reysensteiner den Hornung zu Geißlingen in der Heerberg zu der Krone auf der Lauben‘ erschoß. ‚Nach demselben kam Wilhelm von Kaltenbach, der hielt sich wohl mit denen von Geißlingen.‘

Aus dem letzten Halbsatz lässt sich erschließen, dass offenbar der Hornung gegenüber der Geislinger Bevölkerung seine Machtposition ausgespielt und für Unfrieden und Angst gesorgt hatte, was schließlich zu der blutigen Konfrontation der beiden Kommandeure führte.

Zugleich ritt der Reysensteiner überall im Ulmer Land herum, warb Landsknechte und Schützen an und ließ weder Fuhrleute noch Bauern mit Frucht, Holz oder Wein nach Ulm fahren. Diese Blockade der Reichsstadt durch die Markgräfler dauerte vom Dienstag nach Ostern bis Ende Juli 1552.

Inzwischen nahmen die kriegerischen Vorbereitungen der Ulmer zur Rückeroberung ihrer Herrschaft allmählich Gestalt an. Der am Hof des Kaisers in Innsbruck weilende Hans Ungelter bat Anfang Mai im Namen des Ulmer Rats den Kaiser um 200 schwer bewaffnete Reiter, um den Feind im eigenen Territorium zum Abzug zu zwingen und zur Wiedereinnahme der vom Feinde besetzten Schlösser, Flecken und Städte beizutragen.

Der Kaiser war der Stadt Ulm wegen ihrer Treue wohlgesonnen und kam der Bitte entgegen. Schon am 15. Mai berichtete Hans Ungelter, dass der Kaiser Hilfe nach Ulm schicke; die Truppen würden in Konstanz zusammengezogen. Im Auftrag des Kaisers kam am 22. Juni der Obrist Konrad von Bemmelberg in Ulm an, um die fünf Fähnlein, die Ulm bisher selbst bezahlt hatte, in des Kaisers Sold zu nehmen, noch weitere fünf Fähnlein zu werben und daraus ein ganzes Regiment von zehn Fähnlein zu errichten. Dazu sollten weitere zehn Fähnlein Fußtruppen und 400 Reiter des Grafen Montfort eintreffen, die der Kaiser für die Treue der Stadt, samt den schon vorhandenen Truppen selbst in Sold nahm. Am 30. Juni erhielt Konrad von Bemmelberg vom Kaiser den Befehl, die von den Feinden besetzten Güter für Ulm zurückzuerobern.
 


Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 2
Geislingen von Westen mit der Darstellung der Belagerung und Wiedereinnahme der Burg Helfenstein durch die Ulmer 1552. Gouache auf Pergament, 2. Hälfte 16. Jh., Museum im Alten Bau Geislingen






 
2. Akt: Die Belagerung und Beschießung der Festung Helfenstein durch die Ulmer

Am Donnerstag vor Laurentius, dem 4. August 1552, rückte nun Konrad von Bemmelberg, begleitet von Sebastian Besserer, dem vormaligen Bürgermeister und damaligen Kriegsmeister von Ulm, mit acht Fähnlein aus dem Ulmer Regiment, einem Geschwader Reisigen und Geschützen vor die Burg Helfenstein und sie schlugen, wie der Chronist berichtet, ‚das Lager ob dem Rinderthal auf der Alb und schanzten daselbst‘.

Und weiter heißt es: ‚Da ward aber das Schießen so groß aus dem Schloß, daß sie die Hütten den mehrsten Theil in die Halten macheten und wichen aus dem Lager. Und die erst Schanz wollt nichts guts thun, da machten sie eine Schanz zuvorderst auf dem Berg.‘

Die Gegenwehr aus dem Schloss gegen die heranrückenden Ulmer war offensichtlich sehr massiv, was dazu führte, dass die Belagerung und Beschießung der Burg zunächst aus Mangel an Schutz zu scheitern drohte. Es ist anzunehmen, dass die Ulmer ihre Geschütze auf der dem Schloss nördlich vorgelegenen Höhe mit Einsicht in den Schlosshof in Stellung brachten und dabei von der feindlichen Burgbesatzung durch andauernde Beschießung empfindlich gestört wurden.

Anderntags hatten schließlich die Ulmer ihre Geschütze vollends in Stellung gebracht und über das besetzte Dorf Weiler mit einem ‚Fähnlein Knecht‘ einen Vorstoß auf die Burg gewagt, der allerdings zurückgeworfen wurde. Währenddessen war das Artilleriegefecht zwischen den Ulmern und der feindlich besetzten Burg Helfenstein und Stadt Geislingen in vollem Gange.

‚Und die von Ulm handt in ihrer Schanz gehabt 12 großer Stuck (Kanonen); die Ladung hat gewogen 67 Pfundt. Eine solche Kugel ist in die Kron in die Herberg geschossen worden. Aus diesen Stucken haben sie fast alle Tag 200 Schüß oder mehr gethan. Und wenn ein Schuß in das Schloß gangen, seindt zween heraus gangen. Und auf den andern oder dritten Tag haben die von Helfenstein denen von Ulm in die Artelerey oder in ihre Pulverwägen geschossen, daß Alles verbrannt ist worden und viel Volks dazu. Aber die Ulmer haben ihnen die hohe Wehr abgeschossen, daß sie über zween oder drei Tag haben nit uß der hohen Wehr schießen können.‘

Zwei Tage lang dürfte demnach das Belagerungsgefecht unentschieden gewesen sein. Erst nachdem es den Ulmern gelang, das feindliche Geschützfeuer aus dem Wehrgang des Darließ (Geschützturm) zu unterbinden, senkte sich die Waagschale zu ihren Gunsten. Als sie dann schließlich am vierten Tag vier weitere schwere Geschütze beim Ödenturm in Stellung brachten, konnte von beiden Seiten die Burg beschossen werden. Die Belagerung schritt nun rasch vorwärts.

Das erkannten auch die Geislinger Bürger, die bis dahin größtenteils markgräfisch gewesen sein mochten, und am Dienstag, den 9. August, ‚zogen die von Geißlingen in das Lager und baten um Gnad – das wussten die Knecht im Schloß.‘

Es bleibt unklar, welche Rolle die Geislinger Bürgerschaft gespielt hat. Denkbar sind zwei Positionen. Die eine Alternative wäre, dass die Geislinger Bürger aufgrund der Besatzung von Burg und Stadt gezwungenermaßen auf der Seite der Markgräfler stehen mussten, um nicht gebranntschatzt zu werden, wie es manch anderen Gemeinden im Ulmer Land ergangen ist. Das hieße, die Bürgermeister der Stadt hätten gute Miene zum bösen Spiel gemacht, nur um Hab und Gut und Leib und Leben zu retten.

Andererseits ist es durchaus denkbar, dass die Geislinger Bürgerschaft unter der Führung ihrer Bürgermeister den Markgräflern gerne die Tore der Stadt geöffnet hatten und in der offenen Parteinahme mit den Angreifern sich gegen die drückende Ulmer Herrschaft auflehnten, die sie seit über 150 Jahren zu ertragen hatten. Vielleicht hatten sie die einmalige Chance gesehen, sich ein Stück Eigenständigkeit zu erkämpfen, wenn sie die Partei der Markgräfler ergreifen würden.

Die Tatsache jedenfalls, dass die Geislinger bei den Belagerern um Gnade baten, ihnen wieder ihre Stadttore öffneten und sich damit den Ulmern auf Gedeih und Verderb ergaben, zeigt an, dass weiterer Widerstand sinnlos geworden war.

Dies erkannten auch sofort die Markgräfler Landsknechte in der Burg und der Chronist berichtet: ‚… da handt die Knecht im Schloß Gemeindt gehalten und hat sie der Hauptmann (Wilhelm von Kaltenbach) freundlich gebeten, sie sollen bei ihm bleiben, da wöll er Leib und Gut bei ihnen lassen. Aber es half nichts. Um 8 oder 9 Uhr vor Mitternacht, da brachen die Knecht ein Loch durch den Thuren heraus, der Rappen Thurm genannt, und fielen ihrer viel von dem Hauptmann, daß er nit mehr die halbe Anzahl bei ihm hatte.‘

In derselben Nacht schickten die Ulmer ein Fähnlein Landsknechte in die Stadt und besetzten diese. Vier Geislinger Bürger wurden ins Schloss hinauf geschickt, um zu erkunden, ob das Schloss von den Feinden verlassen worden wäre, denn die gefangenen fahnenflüchtigen Markgräfler Landsknechte gaben Anlass zu dieser Annahme. Doch die restliche Besatzung der Burg hielt in dieser Nacht noch trotzig aus, denn es heißt in der Chronik weiter: ‚Und da (solange) die von Geißlingen marggräfisch waren, schoßen die von Ulm in die Stadt Geißlingen. Und da sie (nun) wieder ulmisch waren, schoßen die marggräfischen herab in die Stadt. Und an dem Morgen (danach) schuß niemand (mehr).‘

Am Dienstag, den 10. August, um 8 Uhr morgens ergaben sich die noch in der Burg verbliebenen Markgräfler. Ihr Hauptmann verhandelte mit dem kaiserlichen Oberst Bemmelberg über die Übergabe des Schlosses und den freien Abzug seiner Truppen. Mittags nahmen die Ulmer den Helfenstein ‚ungeplündert‘ und ‚mit Geding‘ wieder in ihren Besitz. Die Markgräfler durften unter Geleit bis zur nächstgelegenen Grenze des Ulmer Landes abziehen.

 

 

Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 2

Das Zwischenspiel


Innerhalb der markgräflichen Besatzungstruppen kam es offenbar nach Abzug des Markgrafen zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten und Machtstreitereien zwischen den beiden Kommandeuren, die damit endeten, dass ‚Auf Sonntag nach Pfingsten Anno 1552 … der Reysensteiner den Hornung zu Geißlingen in der Heerberg zu der Krone auf der Lauben‘ erschoß. ‚Nach demselben kam Wilhelm von Kaltenbach, der hielt sich wohl mit denen von Geißlingen.‘

Aus dem letzten Halbsatz lässt sich erschließen, dass offenbar der Hornung gegenüber der Geislinger Bevölkerung seine Machtposition ausgespielt und für Unfrieden und Angst gesorgt hatte, was schließlich zu der blutigen Konfrontation der beiden Kommandeure führte.

Zugleich ritt der Reysensteiner überall im Ulmer Land herum, warb Landsknechte und Schützen an und ließ weder Fuhrleute noch Bauern mit Frucht, Holz oder Wein nach Ulm fahren. Diese Blockade der Reichsstadt durch die Markgräfler dauerte vom Dienstag nach Ostern bis Ende Juli 1552.

Inzwischen nahmen die kriegerischen Vorbereitungen der Ulmer zur Rückeroberung ihrer Herrschaft allmählich Gestalt an. Der am Hof des Kaisers in Innsbruck weilende Hans Ungelter bat Anfang Mai im Namen des Ulmer Rats den Kaiser um 200 schwer bewaffnete Reiter, um den Feind im eigenen Territorium zum Abzug zu zwingen und zur Wiedereinnahme der vom Feinde besetzten Schlösser, Flecken und Städte beizutragen.

Der Kaiser war der Stadt Ulm wegen ihrer Treue wohlgesonnen und kam der Bitte entgegen. Schon am 15. Mai berichtete Hans Ungelter, dass der Kaiser Hilfe nach Ulm schicke; die Truppen würden in Konstanz zusammengezogen. Im Auftrag des Kaisers kam am 22. Juni der Obrist Konrad von Bemmelberg in Ulm an, um die fünf Fähnlein, die Ulm bisher selbst bezahlt hatte, in des Kaisers Sold zu nehmen, noch weitere fünf Fähnlein zu werben und daraus ein ganzes Regiment von zehn Fähnlein zu errichten. Dazu sollten weitere zehn Fähnlein Fußtruppen und 400 Reiter des Grafen Montfort eintreffen, die der Kaiser für die Treue der Stadt, samt den schon vorhandenen Truppen selbst in Sold nahm. Am 30. Juni erhielt Konrad von Bemmelberg vom Kaiser den Befehl, die von den Feinden besetzten Güter für Ulm zurückzuerobern.
 


Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 2
Geislingen von Westen mit der Darstellung der Belagerung und Wiedereinnahme der Burg Helfenstein durch die Ulmer 1552. Gouache auf Pergament, 2. Hälfte 16. Jh., Museum im Alten Bau Geislingen






 
2. Akt: Die Belagerung und Beschießung der Festung Helfenstein durch die Ulmer

Am Donnerstag vor Laurentius, dem 4. August 1552, rückte nun Konrad von Bemmelberg, begleitet von Sebastian Besserer, dem vormaligen Bürgermeister und damaligen Kriegsmeister von Ulm, mit acht Fähnlein aus dem Ulmer Regiment, einem Geschwader Reisigen und Geschützen vor die Burg Helfenstein und sie schlugen, wie der Chronist berichtet, ‚das Lager ob dem Rinderthal auf der Alb und schanzten daselbst‘.

Und weiter heißt es: ‚Da ward aber das Schießen so groß aus dem Schloß, daß sie die Hütten den mehrsten Theil in die Halten macheten und wichen aus dem Lager. Und die erst Schanz wollt nichts guts thun, da machten sie eine Schanz zuvorderst auf dem Berg.‘

Die Gegenwehr aus dem Schloss gegen die heranrückenden Ulmer war offensichtlich sehr massiv, was dazu führte, dass die Belagerung und Beschießung der Burg zunächst aus Mangel an Schutz zu scheitern drohte. Es ist anzunehmen, dass die Ulmer ihre Geschütze auf der dem Schloss nördlich vorgelegenen Höhe mit Einsicht in den Schlosshof in Stellung brachten und dabei von der feindlichen Burgbesatzung durch andauernde Beschießung empfindlich gestört wurden.

Anderntags hatten schließlich die Ulmer ihre Geschütze vollends in Stellung gebracht und über das besetzte Dorf Weiler mit einem ‚Fähnlein Knecht‘ einen Vorstoß auf die Burg gewagt, der allerdings zurückgeworfen wurde. Währenddessen war das Artilleriegefecht zwischen den Ulmern und der feindlich besetzten Burg Helfenstein und Stadt Geislingen in vollem Gange.

‚Und die von Ulm handt in ihrer Schanz gehabt 12 großer Stuck (Kanonen); die Ladung hat gewogen 67 Pfundt. Eine solche Kugel ist in die Kron in die Herberg geschossen worden. Aus diesen Stucken haben sie fast alle Tag 200 Schüß oder mehr gethan. Und wenn ein Schuß in das Schloß gangen, seindt zween heraus gangen. Und auf den andern oder dritten Tag haben die von Helfenstein denen von Ulm in die Artelerey oder in ihre Pulverwägen geschossen, daß Alles verbrannt ist worden und viel Volks dazu. Aber die Ulmer haben ihnen die hohe Wehr abgeschossen, daß sie über zween oder drei Tag haben nit uß der hohen Wehr schießen können.‘

Zwei Tage lang dürfte demnach das Belagerungsgefecht unentschieden gewesen sein. Erst nachdem es den Ulmern gelang, das feindliche Geschützfeuer aus dem Wehrgang des Darließ (Geschützturm) zu unterbinden, senkte sich die Waagschale zu ihren Gunsten. Als sie dann schließlich am vierten Tag vier weitere schwere Geschütze beim Ödenturm in Stellung brachten, konnte von beiden Seiten die Burg beschossen werden. Die Belagerung schritt nun rasch vorwärts.

Das erkannten auch die Geislinger Bürger, die bis dahin größtenteils markgräfisch gewesen sein mochten, und am Dienstag, den 9. August, ‚zogen die von Geißlingen in das Lager und baten um Gnad – das wussten die Knecht im Schloß.‘

Es bleibt unklar, welche Rolle die Geislinger Bürgerschaft gespielt hat. Denkbar sind zwei Positionen. Die eine Alternative wäre, dass die Geislinger Bürger aufgrund der Besatzung von Burg und Stadt gezwungenermaßen auf der Seite der Markgräfler stehen mussten, um nicht gebranntschatzt zu werden, wie es manch anderen Gemeinden im Ulmer Land ergangen ist. Das hieße, die Bürgermeister der Stadt hätten gute Miene zum bösen Spiel gemacht, nur um Hab und Gut und Leib und Leben zu retten.

Andererseits ist es durchaus denkbar, dass die Geislinger Bürgerschaft unter der Führung ihrer Bürgermeister den Markgräflern gerne die Tore der Stadt geöffnet hatten und in der offenen Parteinahme mit den Angreifern sich gegen die drückende Ulmer Herrschaft auflehnten, die sie seit über 150 Jahren zu ertragen hatten. Vielleicht hatten sie die einmalige Chance gesehen, sich ein Stück Eigenständigkeit zu erkämpfen, wenn sie die Partei der Markgräfler ergreifen würden.

Die Tatsache jedenfalls, dass die Geislinger bei den Belagerern um Gnade baten, ihnen wieder ihre Stadttore öffneten und sich damit den Ulmern auf Gedeih und Verderb ergaben, zeigt an, dass weiterer Widerstand sinnlos geworden war.

Dies erkannten auch sofort die Markgräfler Landsknechte in der Burg und der Chronist berichtet: ‚… da handt die Knecht im Schloß Gemeindt gehalten und hat sie der Hauptmann (Wilhelm von Kaltenbach) freundlich gebeten, sie sollen bei ihm bleiben, da wöll er Leib und Gut bei ihnen lassen. Aber es half nichts. Um 8 oder 9 Uhr vor Mitternacht, da brachen die Knecht ein Loch durch den Thuren heraus, der Rappen Thurm genannt, und fielen ihrer viel von dem Hauptmann, daß er nit mehr die halbe Anzahl bei ihm hatte.‘

In derselben Nacht schickten die Ulmer ein Fähnlein Landsknechte in die Stadt und besetzten diese. Vier Geislinger Bürger wurden ins Schloss hinauf geschickt, um zu erkunden, ob das Schloss von den Feinden verlassen worden wäre, denn die gefangenen fahnenflüchtigen Markgräfler Landsknechte gaben Anlass zu dieser Annahme. Doch die restliche Besatzung der Burg hielt in dieser Nacht noch trotzig aus, denn es heißt in der Chronik weiter: ‚Und da (solange) die von Geißlingen marggräfisch waren, schoßen die von Ulm in die Stadt Geißlingen. Und da sie (nun) wieder ulmisch waren, schoßen die marggräfischen herab in die Stadt. Und an dem Morgen (danach) schuß niemand (mehr).‘

Am Dienstag, den 10. August, um 8 Uhr morgens ergaben sich die noch in der Burg verbliebenen Markgräfler. Ihr Hauptmann verhandelte mit dem kaiserlichen Oberst Bemmelberg über die Übergabe des Schlosses und den freien Abzug seiner Truppen. Mittags nahmen die Ulmer den Helfenstein ‚ungeplündert‘ und ‚mit Geding‘ wieder in ihren Besitz. Die Markgräfler durften unter Geleit bis zur nächstgelegenen Grenze des Ulmer Landes abziehen.

 

 

Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 1

Eine Tragödie in drei Akten


Die ehemalige Ulmer Festung Helfenstein wurde im sogenannten Markgräfler Krieg durch List und Erpressung an Ostern 1552 von den Truppen des Markgrafen Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach besetzt. Die stattliche Burg über der Stadt Geislingen war zuvor niemals von Feinden eingenommen worden, auch während des Bauernkriegs 1524/25 nicht, in dem viele Burgen und Klöster im Umkreis gebrandschatzt wurden. Und es mutet fast wie eine Laune der Geschichte an, dass die Ulmer ihre eigene Festung belagern und sturmreif schießen mussten, um wieder ihre Herrschaft in Geislingen zu erlangen.

Das Vorspiel


Im Herbst 1551 schlossen eine Reihe von protestantischen Fürsten, vornehmlich Kurfürst Moritz von Sachsen, Landgraf Wilhelm von Hessen, Herzog Albrecht von Mecklenburg und Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach mit dem König von Frankreich Heinrich II. heimlich ein Bündnis gegen den katholischen deutschen Kaiser Karl V.


Ursachen für diese Fürstenverschwörung gegen den Kaiser waren die Stationierung spanischer Truppen in Deutschland nach dem Augsburger Interim von 1548 und die Pläne Karls V., die deutsche Kaiserkrone erblich an das Haus Habsburg unter Bevorzugung der spanischen Linie zu binden.

Die Beweggründe für diese kaiserfeindliche Allianz lagen weniger darin, wie vorgegeben, für die Verbreitung der evangelischen Glaubenslehre und zum Wohl des deutschen Volkes einzutreten, sondern eher darin, die eigenen territorialen Machtbereiche zu erweitern und autonome Machtbefugnisse von der Zentralmacht des Kaisers zu ertrotzen. Dabei waren sich diese protestantischen deutschen Fürsten nicht zu schade, mit dem französischen König und Protestantenfeind Heinrich II. ein Zweckbündnis abzuschließen, was zur Folge hatte, dass die Franzosen in Elsass und Lothringen einfielen und die Bistümer und Reichsfestungen Metz, Toul und Verdun erobern konnten.

Ihre Kriegspläne gegen den Kaiser führten die Fürsten im Frühjahr 1552 auch schnell aus. Ihr Hauptziel war, den Südwesten des Deutschen Reiches unter ihre Kontrolle zu bekommen. Vor allem die drei Reichsstädte und Handelszentren, Nürnberg, Augsburg und Ulm, waren die strategischen Ziele ihrer militärischen Operationen. Dazu war ihnen jedes Mittel recht, sei es List, Verrat oder Gewalt. Nachdem die beiden erstgenannten Reichsstädte nebst Dinkelsbühl, Schwäbisch Hall, Nördlingen und Rothenburg in ihre Hände gefallen waren, zogen sie mit 10.000 Mann am 12. April 1552 von Weißenhorn her auf Ulm zu und forderten die Reichsstadt zur Kapitulation auf.

Ulm blieb jedoch nach Abstimmung seiner Bürger Kaiser und Reich treu, verweigerte die Übergabe und rüstete sogleich zur Verteidigung der Stadt, obwohl die Garnison sehr schwach, dadurch das umliegende Land dem Feind ausgeliefert und kaiserliche Hilfe fern war.

Nach siebentägiger Beschießung und Belagerung und dem Verlust von ungefähr 700 Mann bei der vergeblichen Erstürmung der Reichsstadt zogen die Belagerer schließlich ab, wobei sie das nahe Umland der Stadt verwüsteten.

 
Ein Großteil der kurfürstlichen Heeresmacht zog unter der Führung von Moritz von Sachsen nach Tirol gegen den Kaiser, ein anderer Teil unter den Fürsten von Mecklenburg und Hessen gegen Ravensburg und Stockach. Der Rest der Truppen blieb unter der Führung des Markgrafen von Brandenburg im Ulmer Land, wo weitere 18 Dörfer ausgeplündert und niedergebrannt wurden. Ebenso wurden die Hauptorte des Ulmer Landes, Leipheim, Langenau, Albeck und Geislingen, gebrandschatzt, d.h. entweder wurde eine geforderte Geldsumme sofort bezahlt oder die Stadt wurde niedergebrannt.

Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 1
Geißlingen mit dem Schloß Helffenstein. Eine der ältesten Darstellungen der Stadt Geislingen und der Burg Helfenstein, 16./17. Jh., kolorierte Federzeichnung, Stadtarchiv Ulm
 

1. Akt: Die unrühmliche Besetzung der Stadt Geislingen und der Festung Helfenstein durch den Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach

Geislingen und der Helfenstein wurden in der Osterwoche 1552 von den Truppen des Markgrafen von Brandenburg überrumpelt und ohne Kampf eingenommen. Wie dies vonstatten ging, wurde in einer Chronik überliefert, die sich im Stadtarchiv Ulm befindet und deren Verfasser unbekannt ist, der aber damals ein Augenzeuge der Geschehnisse hier in Geislingen gewesen sein musste. Der Chronik zufolge ging die Einnahme der Stadt und der Burg folgendermaßen vor sich:


Markgraf Albrecht von Brandenburg schickte vorab einen Zug Reisiger, das waren schwerbewaffnete, gepanzerte Reiter, auf Geislingen zu. Ihnen voran ritten drei Kuriere mit einem Trompeter über die Alb vor die Festung Helfenstein und begehrten von der Burgbesatzung den unbeschadeten Durchritt des Reiterzuges, der ihnen auch gewährt wurde.


Die Festung Helfenstein war unter der Führung der beiden Ulmer Burgvögte Mang Kraft und Hochwäher mit 24 Schützen, 4 Wächtern, einem Trompeter und der sechs besten Kriegsleute aus Geislingen besetzt. Die Stadt Geislingen selbst war dagegen unbesetzt.


Die brandenburgischen Kuriere ritten dann zur Stadt hinunter und benachrichtigten Hans Ehinger, den hiesigen Ulmer Vogtverwalter, und die Geislinger, daß ein ‚reißiger Zug‘ durchziehe, den man nicht in die Stadt lassen, sondern hinten hinab weisen soll. Der Zug ritt still und ohne allen Schaden hinter der Stadt, also entlang der Westseite vorbei und besetzte die vier Dörfer im Filstal unterhalb der Stadt.


In der Chronik heißt es weiter: ‚Es blieb aber ein Oberster mit 40 Pferdten in der Stadt Geislingen. Da es Abend war, ließ er noch wohl 80 Pferdt zu ihm auß den Dörfern in die Stadt kommen; das die von Helfenstein nit sehen konnten, das geschah am Oster Aftermontag (Dienstag).‘

Hier ist der Chronist, wahrscheinlich der Geislinger Vogtverwalter Hans Ehinger selbst, ziemlich ungenau. Zunächst ist lediglich von einem Vorbeizug der Reiter an der Stadt die Rede, dann allerdings bleibt plötzlich ein Oberster mit vierzig Reitern als Besatzung in der Stadt, denn mit dem Begriff ‚Pferdten‘ kann nichts anderes gemeint sein als eine Abteilung des Reiterzuges. Und am Abend des Dienstag nach Ostern werden weitere 80 Reiter heimlich in die Stadt gelassen.

Was war zwischenzeitlich passiert? Was verschweigt der Chronist wohl absichtlich? Hat sich etwa der gutgläubige Geislinger Vogtverwalter überrumpeln lassen, als der Reiterzug ankam und der Oberst mit seinen 40 Reitern in die Stadt einrückte? Oder wurde der vielleicht gar nicht so gutgläubige Ulmer Vogtverwalter von den drei Kurieren unter Bedrohung seines Lebens zur Übergabe der Stadt gezwungen?

Man weiß es nicht. Jedenfalls ist es offensichtlich, dass die Stadt durch Arglist von dem Brandenburger okkupiert wurde, denn in derselben Nacht um 10 Uhr kamen noch vier Fähnlein Fußvolk in die Stadt, was vom Helfenstein aus ebenfalls unbemerkt blieb. Und nachdem anderntags noch zwei Regimenter Landsknechte durch Geislingen zogen und unterhalb der Stadt auf den Lauffenwiesen ihr Lager aufschlugen, ritt der Markgraf selbst in Geislingen ein.

Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 1

 






Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach (1522 – 1557), Belagerer von Ulm und Eroberer des Helfensteins. Kupferstich, undatiert, Stadtarchiv Geislingen
 

Nach Arglist und Täuschung setzte nun der Markgraf Erpressung und Androhung von Gewalt ein, um die ulmische Besatzung des Helfensteins zum Einlenken zu bewegen, und es wird berichtet:

‚Und auf den Donnerstag am Morgen luß (ließ) er denen zu Helfenstein anzeigen, daß alle Burger aus Geißlingen auß dem Schloß herab in die Stadt zu ihrem Hab und Gut zihen sollen oder ihre Häußer müssen brennen mit Feuer. Da ließendt die Burgvögte die von Geißlingen heraus, häts Mancher nit thun, wenn er Burgvogt wär geweßt. Da erfuhr der Markgraf alle Sach, und begehrte darnach das Schloß auf; doch den Burgvögten zween Spital-Wägen geladen mit ihrem Gut wollt er ihnen heraus lassen, und die anderen mit gewehrter Hand und Fried und Glait ziehen lassen. Das nahmen die von Helfenstein an und gaben das Schloß auf. Da war ein Geschrei unter dem gemeinen Mann der in das Schloß geflüchtet hat all sein Hab und Gut. Und da man das Schloß aufthat, ließ man niemand hinein dann die zween Wägen, und die markgräf’schen Herren waren im Hof gestanden, daß die zween Wägen flugs geladen und wieder hinaus kämen; und alsdann wurde Helfenstein geplündert. Der Markgraf zog alsdann hinweg und besezte das Schloß mit 29 Rotten Schützen und wardt Oberst der Sylvester Hornung und über die Reiterei wardt Balthuß Reysensteiner verordnet. Und also war das Schloß besezt und Spieß und Büchsen und was man dörfte, nahmen sie zu Geißlingen.‘

 


Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 1

Eine Tragödie in drei Akten


Die ehemalige Ulmer Festung Helfenstein wurde im sogenannten Markgräfler Krieg durch List und Erpressung an Ostern 1552 von den Truppen des Markgrafen Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach besetzt. Die stattliche Burg über der Stadt Geislingen war zuvor niemals von Feinden eingenommen worden, auch während des Bauernkriegs 1524/25 nicht, in dem viele Burgen und Klöster im Umkreis gebrandschatzt wurden. Und es mutet fast wie eine Laune der Geschichte an, dass die Ulmer ihre eigene Festung belagern und sturmreif schießen mussten, um wieder ihre Herrschaft in Geislingen zu erlangen.

Das Vorspiel


Im Herbst 1551 schlossen eine Reihe von protestantischen Fürsten, vornehmlich Kurfürst Moritz von Sachsen, Landgraf Wilhelm von Hessen, Herzog Albrecht von Mecklenburg und Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach mit dem König von Frankreich Heinrich II. heimlich ein Bündnis gegen den katholischen deutschen Kaiser Karl V.


Ursachen für diese Fürstenverschwörung gegen den Kaiser waren die Stationierung spanischer Truppen in Deutschland nach dem Augsburger Interim von 1548 und die Pläne Karls V., die deutsche Kaiserkrone erblich an das Haus Habsburg unter Bevorzugung der spanischen Linie zu binden.

Die Beweggründe für diese kaiserfeindliche Allianz lagen weniger darin, wie vorgegeben, für die Verbreitung der evangelischen Glaubenslehre und zum Wohl des deutschen Volkes einzutreten, sondern eher darin, die eigenen territorialen Machtbereiche zu erweitern und autonome Machtbefugnisse von der Zentralmacht des Kaisers zu ertrotzen. Dabei waren sich diese protestantischen deutschen Fürsten nicht zu schade, mit dem französischen König und Protestantenfeind Heinrich II. ein Zweckbündnis abzuschließen, was zur Folge hatte, dass die Franzosen in Elsass und Lothringen einfielen und die Bistümer und Reichsfestungen Metz, Toul und Verdun erobern konnten.

Ihre Kriegspläne gegen den Kaiser führten die Fürsten im Frühjahr 1552 auch schnell aus. Ihr Hauptziel war, den Südwesten des Deutschen Reiches unter ihre Kontrolle zu bekommen. Vor allem die drei Reichsstädte und Handelszentren, Nürnberg, Augsburg und Ulm, waren die strategischen Ziele ihrer militärischen Operationen. Dazu war ihnen jedes Mittel recht, sei es List, Verrat oder Gewalt. Nachdem die beiden erstgenannten Reichsstädte nebst Dinkelsbühl, Schwäbisch Hall, Nördlingen und Rothenburg in ihre Hände gefallen waren, zogen sie mit 10.000 Mann am 12. April 1552 von Weißenhorn her auf Ulm zu und forderten die Reichsstadt zur Kapitulation auf.

Ulm blieb jedoch nach Abstimmung seiner Bürger Kaiser und Reich treu, verweigerte die Übergabe und rüstete sogleich zur Verteidigung der Stadt, obwohl die Garnison sehr schwach, dadurch das umliegende Land dem Feind ausgeliefert und kaiserliche Hilfe fern war.

Nach siebentägiger Beschießung und Belagerung und dem Verlust von ungefähr 700 Mann bei der vergeblichen Erstürmung der Reichsstadt zogen die Belagerer schließlich ab, wobei sie das nahe Umland der Stadt verwüsteten.

 
Ein Großteil der kurfürstlichen Heeresmacht zog unter der Führung von Moritz von Sachsen nach Tirol gegen den Kaiser, ein anderer Teil unter den Fürsten von Mecklenburg und Hessen gegen Ravensburg und Stockach. Der Rest der Truppen blieb unter der Führung des Markgrafen von Brandenburg im Ulmer Land, wo weitere 18 Dörfer ausgeplündert und niedergebrannt wurden. Ebenso wurden die Hauptorte des Ulmer Landes, Leipheim, Langenau, Albeck und Geislingen, gebrandschatzt, d.h. entweder wurde eine geforderte Geldsumme sofort bezahlt oder die Stadt wurde niedergebrannt.

Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 1
Geißlingen mit dem Schloß Helffenstein. Eine der ältesten Darstellungen der Stadt Geislingen und der Burg Helfenstein, 16./17. Jh., kolorierte Federzeichnung, Stadtarchiv Ulm
 

1. Akt: Die unrühmliche Besetzung der Stadt Geislingen und der Festung Helfenstein durch den Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach

Geislingen und der Helfenstein wurden in der Osterwoche 1552 von den Truppen des Markgrafen von Brandenburg überrumpelt und ohne Kampf eingenommen. Wie dies vonstatten ging, wurde in einer Chronik überliefert, die sich im Stadtarchiv Ulm befindet und deren Verfasser unbekannt ist, der aber damals ein Augenzeuge der Geschehnisse hier in Geislingen gewesen sein musste. Der Chronik zufolge ging die Einnahme der Stadt und der Burg folgendermaßen vor sich:


Markgraf Albrecht von Brandenburg schickte vorab einen Zug Reisiger, das waren schwerbewaffnete, gepanzerte Reiter, auf Geislingen zu. Ihnen voran ritten drei Kuriere mit einem Trompeter über die Alb vor die Festung Helfenstein und begehrten von der Burgbesatzung den unbeschadeten Durchritt des Reiterzuges, der ihnen auch gewährt wurde.


Die Festung Helfenstein war unter der Führung der beiden Ulmer Burgvögte Mang Kraft und Hochwäher mit 24 Schützen, 4 Wächtern, einem Trompeter und der sechs besten Kriegsleute aus Geislingen besetzt. Die Stadt Geislingen selbst war dagegen unbesetzt.


Die brandenburgischen Kuriere ritten dann zur Stadt hinunter und benachrichtigten Hans Ehinger, den hiesigen Ulmer Vogtverwalter, und die Geislinger, daß ein ‚reißiger Zug‘ durchziehe, den man nicht in die Stadt lassen, sondern hinten hinab weisen soll. Der Zug ritt still und ohne allen Schaden hinter der Stadt, also entlang der Westseite vorbei und besetzte die vier Dörfer im Filstal unterhalb der Stadt.


In der Chronik heißt es weiter: ‚Es blieb aber ein Oberster mit 40 Pferdten in der Stadt Geislingen. Da es Abend war, ließ er noch wohl 80 Pferdt zu ihm auß den Dörfern in die Stadt kommen; das die von Helfenstein nit sehen konnten, das geschah am Oster Aftermontag (Dienstag).‘

Hier ist der Chronist, wahrscheinlich der Geislinger Vogtverwalter Hans Ehinger selbst, ziemlich ungenau. Zunächst ist lediglich von einem Vorbeizug der Reiter an der Stadt die Rede, dann allerdings bleibt plötzlich ein Oberster mit vierzig Reitern als Besatzung in der Stadt, denn mit dem Begriff ‚Pferdten‘ kann nichts anderes gemeint sein als eine Abteilung des Reiterzuges. Und am Abend des Dienstag nach Ostern werden weitere 80 Reiter heimlich in die Stadt gelassen.

Was war zwischenzeitlich passiert? Was verschweigt der Chronist wohl absichtlich? Hat sich etwa der gutgläubige Geislinger Vogtverwalter überrumpeln lassen, als der Reiterzug ankam und der Oberst mit seinen 40 Reitern in die Stadt einrückte? Oder wurde der vielleicht gar nicht so gutgläubige Ulmer Vogtverwalter von den drei Kurieren unter Bedrohung seines Lebens zur Übergabe der Stadt gezwungen?

Man weiß es nicht. Jedenfalls ist es offensichtlich, dass die Stadt durch Arglist von dem Brandenburger okkupiert wurde, denn in derselben Nacht um 10 Uhr kamen noch vier Fähnlein Fußvolk in die Stadt, was vom Helfenstein aus ebenfalls unbemerkt blieb. Und nachdem anderntags noch zwei Regimenter Landsknechte durch Geislingen zogen und unterhalb der Stadt auf den Lauffenwiesen ihr Lager aufschlugen, ritt der Markgraf selbst in Geislingen ein.

Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 1

 






Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach (1522 – 1557), Belagerer von Ulm und Eroberer des Helfensteins. Kupferstich, undatiert, Stadtarchiv Geislingen
 

Nach Arglist und Täuschung setzte nun der Markgraf Erpressung und Androhung von Gewalt ein, um die ulmische Besatzung des Helfensteins zum Einlenken zu bewegen, und es wird berichtet:

‚Und auf den Donnerstag am Morgen luß (ließ) er denen zu Helfenstein anzeigen, daß alle Burger aus Geißlingen auß dem Schloß herab in die Stadt zu ihrem Hab und Gut zihen sollen oder ihre Häußer müssen brennen mit Feuer. Da ließendt die Burgvögte die von Geißlingen heraus, häts Mancher nit thun, wenn er Burgvogt wär geweßt. Da erfuhr der Markgraf alle Sach, und begehrte darnach das Schloß auf; doch den Burgvögten zween Spital-Wägen geladen mit ihrem Gut wollt er ihnen heraus lassen, und die anderen mit gewehrter Hand und Fried und Glait ziehen lassen. Das nahmen die von Helfenstein an und gaben das Schloß auf. Da war ein Geschrei unter dem gemeinen Mann der in das Schloß geflüchtet hat all sein Hab und Gut. Und da man das Schloß aufthat, ließ man niemand hinein dann die zween Wägen, und die markgräf’schen Herren waren im Hof gestanden, daß die zween Wägen flugs geladen und wieder hinaus kämen; und alsdann wurde Helfenstein geplündert. Der Markgraf zog alsdann hinweg und besezte das Schloß mit 29 Rotten Schützen und wardt Oberst der Sylvester Hornung und über die Reiterei wardt Balthuß Reysensteiner verordnet. Und also war das Schloß besezt und Spieß und Büchsen und was man dörfte, nahmen sie zu Geißlingen.‘

 


Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 1

Eine Tragödie in drei Akten


Die ehemalige Ulmer Festung Helfenstein wurde im sogenannten Markgräfler Krieg durch List und Erpressung an Ostern 1552 von den Truppen des Markgrafen Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach besetzt. Die stattliche Burg über der Stadt Geislingen war zuvor niemals von Feinden eingenommen worden, auch während des Bauernkriegs 1524/25 nicht, in dem viele Burgen und Klöster im Umkreis gebrandschatzt wurden. Und es mutet fast wie eine Laune der Geschichte an, dass die Ulmer ihre eigene Festung belagern und sturmreif schießen mussten, um wieder ihre Herrschaft in Geislingen zu erlangen.

Das Vorspiel


Im Herbst 1551 schlossen eine Reihe von protestantischen Fürsten, vornehmlich Kurfürst Moritz von Sachsen, Landgraf Wilhelm von Hessen, Herzog Albrecht von Mecklenburg und Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach mit dem König von Frankreich Heinrich II. heimlich ein Bündnis gegen den katholischen deutschen Kaiser Karl V.


Ursachen für diese Fürstenverschwörung gegen den Kaiser waren die Stationierung spanischer Truppen in Deutschland nach dem Augsburger Interim von 1548 und die Pläne Karls V., die deutsche Kaiserkrone erblich an das Haus Habsburg unter Bevorzugung der spanischen Linie zu binden.

Die Beweggründe für diese kaiserfeindliche Allianz lagen weniger darin, wie vorgegeben, für die Verbreitung der evangelischen Glaubenslehre und zum Wohl des deutschen Volkes einzutreten, sondern eher darin, die eigenen territorialen Machtbereiche zu erweitern und autonome Machtbefugnisse von der Zentralmacht des Kaisers zu ertrotzen. Dabei waren sich diese protestantischen deutschen Fürsten nicht zu schade, mit dem französischen König und Protestantenfeind Heinrich II. ein Zweckbündnis abzuschließen, was zur Folge hatte, dass die Franzosen in Elsass und Lothringen einfielen und die Bistümer und Reichsfestungen Metz, Toul und Verdun erobern konnten.

Ihre Kriegspläne gegen den Kaiser führten die Fürsten im Frühjahr 1552 auch schnell aus. Ihr Hauptziel war, den Südwesten des Deutschen Reiches unter ihre Kontrolle zu bekommen. Vor allem die drei Reichsstädte und Handelszentren, Nürnberg, Augsburg und Ulm, waren die strategischen Ziele ihrer militärischen Operationen. Dazu war ihnen jedes Mittel recht, sei es List, Verrat oder Gewalt. Nachdem die beiden erstgenannten Reichsstädte nebst Dinkelsbühl, Schwäbisch Hall, Nördlingen und Rothenburg in ihre Hände gefallen waren, zogen sie mit 10.000 Mann am 12. April 1552 von Weißenhorn her auf Ulm zu und forderten die Reichsstadt zur Kapitulation auf.

Ulm blieb jedoch nach Abstimmung seiner Bürger Kaiser und Reich treu, verweigerte die Übergabe und rüstete sogleich zur Verteidigung der Stadt, obwohl die Garnison sehr schwach, dadurch das umliegende Land dem Feind ausgeliefert und kaiserliche Hilfe fern war.

Nach siebentägiger Beschießung und Belagerung und dem Verlust von ungefähr 700 Mann bei der vergeblichen Erstürmung der Reichsstadt zogen die Belagerer schließlich ab, wobei sie das nahe Umland der Stadt verwüsteten.

 
Ein Großteil der kurfürstlichen Heeresmacht zog unter der Führung von Moritz von Sachsen nach Tirol gegen den Kaiser, ein anderer Teil unter den Fürsten von Mecklenburg und Hessen gegen Ravensburg und Stockach. Der Rest der Truppen blieb unter der Führung des Markgrafen von Brandenburg im Ulmer Land, wo weitere 18 Dörfer ausgeplündert und niedergebrannt wurden. Ebenso wurden die Hauptorte des Ulmer Landes, Leipheim, Langenau, Albeck und Geislingen, gebrandschatzt, d.h. entweder wurde eine geforderte Geldsumme sofort bezahlt oder die Stadt wurde niedergebrannt.

Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 1
Geißlingen mit dem Schloß Helffenstein. Eine der ältesten Darstellungen der Stadt Geislingen und der Burg Helfenstein, 16./17. Jh., kolorierte Federzeichnung, Stadtarchiv Ulm
 

1. Akt: Die unrühmliche Besetzung der Stadt Geislingen und der Festung Helfenstein durch den Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach

Geislingen und der Helfenstein wurden in der Osterwoche 1552 von den Truppen des Markgrafen von Brandenburg überrumpelt und ohne Kampf eingenommen. Wie dies vonstatten ging, wurde in einer Chronik überliefert, die sich im Stadtarchiv Ulm befindet und deren Verfasser unbekannt ist, der aber damals ein Augenzeuge der Geschehnisse hier in Geislingen gewesen sein musste. Der Chronik zufolge ging die Einnahme der Stadt und der Burg folgendermaßen vor sich:


Markgraf Albrecht von Brandenburg schickte vorab einen Zug Reisiger, das waren schwerbewaffnete, gepanzerte Reiter, auf Geislingen zu. Ihnen voran ritten drei Kuriere mit einem Trompeter über die Alb vor die Festung Helfenstein und begehrten von der Burgbesatzung den unbeschadeten Durchritt des Reiterzuges, der ihnen auch gewährt wurde.


Die Festung Helfenstein war unter der Führung der beiden Ulmer Burgvögte Mang Kraft und Hochwäher mit 24 Schützen, 4 Wächtern, einem Trompeter und der sechs besten Kriegsleute aus Geislingen besetzt. Die Stadt Geislingen selbst war dagegen unbesetzt.


Die brandenburgischen Kuriere ritten dann zur Stadt hinunter und benachrichtigten Hans Ehinger, den hiesigen Ulmer Vogtverwalter, und die Geislinger, daß ein ‚reißiger Zug‘ durchziehe, den man nicht in die Stadt lassen, sondern hinten hinab weisen soll. Der Zug ritt still und ohne allen Schaden hinter der Stadt, also entlang der Westseite vorbei und besetzte die vier Dörfer im Filstal unterhalb der Stadt.


In der Chronik heißt es weiter: ‚Es blieb aber ein Oberster mit 40 Pferdten in der Stadt Geislingen. Da es Abend war, ließ er noch wohl 80 Pferdt zu ihm auß den Dörfern in die Stadt kommen; das die von Helfenstein nit sehen konnten, das geschah am Oster Aftermontag (Dienstag).‘

Hier ist der Chronist, wahrscheinlich der Geislinger Vogtverwalter Hans Ehinger selbst, ziemlich ungenau. Zunächst ist lediglich von einem Vorbeizug der Reiter an der Stadt die Rede, dann allerdings bleibt plötzlich ein Oberster mit vierzig Reitern als Besatzung in der Stadt, denn mit dem Begriff ‚Pferdten‘ kann nichts anderes gemeint sein als eine Abteilung des Reiterzuges. Und am Abend des Dienstag nach Ostern werden weitere 80 Reiter heimlich in die Stadt gelassen.

Was war zwischenzeitlich passiert? Was verschweigt der Chronist wohl absichtlich? Hat sich etwa der gutgläubige Geislinger Vogtverwalter überrumpeln lassen, als der Reiterzug ankam und der Oberst mit seinen 40 Reitern in die Stadt einrückte? Oder wurde der vielleicht gar nicht so gutgläubige Ulmer Vogtverwalter von den drei Kurieren unter Bedrohung seines Lebens zur Übergabe der Stadt gezwungen?

Man weiß es nicht. Jedenfalls ist es offensichtlich, dass die Stadt durch Arglist von dem Brandenburger okkupiert wurde, denn in derselben Nacht um 10 Uhr kamen noch vier Fähnlein Fußvolk in die Stadt, was vom Helfenstein aus ebenfalls unbemerkt blieb. Und nachdem anderntags noch zwei Regimenter Landsknechte durch Geislingen zogen und unterhalb der Stadt auf den Lauffenwiesen ihr Lager aufschlugen, ritt der Markgraf selbst in Geislingen ein.

Belagerung und Zerstörung des Helfensteins 1552 Teil 1

 






Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach (1522 – 1557), Belagerer von Ulm und Eroberer des Helfensteins. Kupferstich, undatiert, Stadtarchiv Geislingen
 

Nach Arglist und Täuschung setzte nun der Markgraf Erpressung und Androhung von Gewalt ein, um die ulmische Besatzung des Helfensteins zum Einlenken zu bewegen, und es wird berichtet:

‚Und auf den Donnerstag am Morgen luß (ließ) er denen zu Helfenstein anzeigen, daß alle Burger aus Geißlingen auß dem Schloß herab in die Stadt zu ihrem Hab und Gut zihen sollen oder ihre Häußer müssen brennen mit Feuer. Da ließendt die Burgvögte die von Geißlingen heraus, häts Mancher nit thun, wenn er Burgvogt wär geweßt. Da erfuhr der Markgraf alle Sach, und begehrte darnach das Schloß auf; doch den Burgvögten zween Spital-Wägen geladen mit ihrem Gut wollt er ihnen heraus lassen, und die anderen mit gewehrter Hand und Fried und Glait ziehen lassen. Das nahmen die von Helfenstein an und gaben das Schloß auf. Da war ein Geschrei unter dem gemeinen Mann der in das Schloß geflüchtet hat all sein Hab und Gut. Und da man das Schloß aufthat, ließ man niemand hinein dann die zween Wägen, und die markgräf’schen Herren waren im Hof gestanden, daß die zween Wägen flugs geladen und wieder hinaus kämen; und alsdann wurde Helfenstein geplündert. Der Markgraf zog alsdann hinweg und besezte das Schloß mit 29 Rotten Schützen und wardt Oberst der Sylvester Hornung und über die Reiterei wardt Balthuß Reysensteiner verordnet. Und also war das Schloß besezt und Spieß und Büchsen und was man dörfte, nahmen sie zu Geißlingen.‘

 


29. Weihnachtsausstellung in der Galerie im Alten Bau

Sie lebten in Geislingen.

Lebenslinien bedeutender Persönlichkeiten aus neun Jahrhunderten

 

Seit Beginn der Ansiedlung und späteren Stadt Geislingen vom 12. bis ins 20. Jahrhundert gab es herausragende Persönlichkeiten, die – so weit bekannt – eine besondere Rolle im Gemeinwesen und darüber hinaus gespielt haben. Sie haben in ganz verschiedenen Tätigkeitsfeldern aufgrund besonderer Fähigkeiten, hervorragender Begabungen oder eines tatkräftigen Gestaltungswillens in ihrer Zeit jeweils für die Geschicke der Stadt oder anderswo Weitreichendes und Bedeutsames zuwege gebracht.

Es handelt sich um Persönlichkeiten,

·         die als namhafte Mitglieder von ortsansässigen Adelsfamilien die Weichen für die Stadt
      Geislingen gestellt haben.

·         die politische und gesellschaftliche Zeichen gesetzt haben.


·         die mit unternehmerischem Weitblick wirtschaftliche Erneuerung gebahnt haben.


·         die in humanistischem Sinne karitativ, medizinisch und pädagogisch tätig waren.


·         die wissenschaftliche Meriten errungen haben.


·         die aufgrund ihrer vielfältigen künstlerischen Begabungen herausragende Werke
      geschaffen haben.

Die 29. Weihnachtsausstellung präsentiert Biografien namhafter Personen in und aus Geislingen, die

·         beispielhaft in der Stadt gewirkt haben.

·         sich hier zum Wohle der Stadt verdient gemacht haben.


·         über die Stadtgrenzen hinaus gewirkt haben.


·         die als zugezogene Bürger in der Stadt neue Akzente gesetzt haben.

Die Darstellung ihrer Lebenslinien und ihrer Lebenswege zum Teil mit Einbettung in Familienstammbäumen, die Schilderung ihrer besonderer Lebensumstände und Schicksale und die Präsentation ihrer herausragenden Lebensleistungen in Wort und Bild und mit entsprechenden Exponaten werden in der Ausstellung vermittelt.

 

Infos zur Ausstellung:
 
Eröffnung der Ausstellung: Freitag, 6. Dez. 2013, um 19.30 Uhr, Galerie im Alten Bau

Dauer der Ausstellung:     06.12.2012 – 12.01.2013


Öffnungszeiten:                Di – So 14 – 17 Uhr, Mo geschlossen,


                                         an den Weihnachtsfeiertagen und an Dreikönig geöffnet


                                         an Heiligabend und Silvester geschlossen

 

29. Weihnachtsausstellung in der Galerie im Alten Bau

Sie lebten in Geislingen.

Lebenslinien bedeutender Persönlichkeiten aus neun Jahrhunderten

 

Seit Beginn der Ansiedlung und späteren Stadt Geislingen vom 12. bis ins 20. Jahrhundert gab es herausragende Persönlichkeiten, die – so weit bekannt – eine besondere Rolle im Gemeinwesen und darüber hinaus gespielt haben. Sie haben in ganz verschiedenen Tätigkeitsfeldern aufgrund besonderer Fähigkeiten, hervorragender Begabungen oder eines tatkräftigen Gestaltungswillens in ihrer Zeit jeweils für die Geschicke der Stadt oder anderswo Weitreichendes und Bedeutsames zuwege gebracht.

Es handelt sich um Persönlichkeiten,

·         die als namhafte Mitglieder von ortsansässigen Adelsfamilien die Weichen für die Stadt
      Geislingen gestellt haben.

·         die politische und gesellschaftliche Zeichen gesetzt haben.


·         die mit unternehmerischem Weitblick wirtschaftliche Erneuerung gebahnt haben.


·         die in humanistischem Sinne karitativ, medizinisch und pädagogisch tätig waren.


·         die wissenschaftliche Meriten errungen haben.


·         die aufgrund ihrer vielfältigen künstlerischen Begabungen herausragende Werke
      geschaffen haben.

Die 29. Weihnachtsausstellung präsentiert Biografien namhafter Personen in und aus Geislingen, die

·         beispielhaft in der Stadt gewirkt haben.

·         sich hier zum Wohle der Stadt verdient gemacht haben.


·         über die Stadtgrenzen hinaus gewirkt haben.


·         die als zugezogene Bürger in der Stadt neue Akzente gesetzt haben.

Die Darstellung ihrer Lebenslinien und ihrer Lebenswege zum Teil mit Einbettung in Familienstammbäumen, die Schilderung ihrer besonderer Lebensumstände und Schicksale und die Präsentation ihrer herausragenden Lebensleistungen in Wort und Bild und mit entsprechenden Exponaten werden in der Ausstellung vermittelt.

 

Infos zur Ausstellung:
 
Eröffnung der Ausstellung: Freitag, 6. Dez. 2013, um 19.30 Uhr, Galerie im Alten Bau

Dauer der Ausstellung:     06.12.2012 – 12.01.2013


Öffnungszeiten:                Di – So 14 – 17 Uhr, Mo geschlossen,


                                         an den Weihnachtsfeiertagen und an Dreikönig geöffnet


                                         an Heiligabend und Silvester geschlossen

 

29. Weihnachtsausstellung in der Galerie im Alten Bau

Sie lebten in Geislingen.

Lebenslinien bedeutender Persönlichkeiten aus neun Jahrhunderten

 

Seit Beginn der Ansiedlung und späteren Stadt Geislingen vom 12. bis ins 20. Jahrhundert gab es herausragende Persönlichkeiten, die – so weit bekannt – eine besondere Rolle im Gemeinwesen und darüber hinaus gespielt haben. Sie haben in ganz verschiedenen Tätigkeitsfeldern aufgrund besonderer Fähigkeiten, hervorragender Begabungen oder eines tatkräftigen Gestaltungswillens in ihrer Zeit jeweils für die Geschicke der Stadt oder anderswo Weitreichendes und Bedeutsames zuwege gebracht.

Es handelt sich um Persönlichkeiten,

·         die als namhafte Mitglieder von ortsansässigen Adelsfamilien die Weichen für die Stadt
      Geislingen gestellt haben.

·         die politische und gesellschaftliche Zeichen gesetzt haben.


·         die mit unternehmerischem Weitblick wirtschaftliche Erneuerung gebahnt haben.


·         die in humanistischem Sinne karitativ, medizinisch und pädagogisch tätig waren.


·         die wissenschaftliche Meriten errungen haben.


·         die aufgrund ihrer vielfältigen künstlerischen Begabungen herausragende Werke
      geschaffen haben.

Die 29. Weihnachtsausstellung präsentiert Biografien namhafter Personen in und aus Geislingen, die

·         beispielhaft in der Stadt gewirkt haben.

·         sich hier zum Wohle der Stadt verdient gemacht haben.


·         über die Stadtgrenzen hinaus gewirkt haben.


·         die als zugezogene Bürger in der Stadt neue Akzente gesetzt haben.

Die Darstellung ihrer Lebenslinien und ihrer Lebenswege zum Teil mit Einbettung in Familienstammbäumen, die Schilderung ihrer besonderer Lebensumstände und Schicksale und die Präsentation ihrer herausragenden Lebensleistungen in Wort und Bild und mit entsprechenden Exponaten werden in der Ausstellung vermittelt.

 

Infos zur Ausstellung:
 
Eröffnung der Ausstellung: Freitag, 6. Dez. 2013, um 19.30 Uhr, Galerie im Alten Bau

Dauer der Ausstellung:     06.12.2012 – 12.01.2013


Öffnungszeiten:                Di – So 14 – 17 Uhr, Mo geschlossen,


                                         an den Weihnachtsfeiertagen und an Dreikönig geöffnet


                                         an Heiligabend und Silvester geschlossen

 

Neu! Die ‚Route der Industriekultur‘ zur Industriegeschichte des Filstales

Neu!  Die 'Route der Industriekultur' zur Industriegeschichte des Filstales



Am 5. November 2013 ist das Projekt

‚Route der Industriekultur‘

des Verbands Region Stuttgart
und der 16 Gemeinden des Filstales gestartet.

 
Die Route der Industriekultur verknüpft als Radroute wichtige und interessante Orte der Industriekultur im Filstal miteinander und erschließt die vielfältige und spannende Industriegeschichte. An Ankerpunkten und Infoinseln werden Industriegeschichte(n) sichtbar und erlebbar. Begleitet wird dies durch ein ‚digitales Gedächtnis‘ zur Industriekultur damals und heute.
 
Dabei sind die Menschen im Filstal gefragt. Mit ihren persönlichen Erfahrungen und Geschichten aus dem Arbeitsleben (oder dem ihrer Eltern oder Großeltern), mit ihrem Wissen zu Unternehmen, Produkten und zum Arbeitsalltag im Filstal soll nach und nach ein lebendiges Geschichten- und Lesebuch zur Industriekultur im Filstal entstehen.
 
Auf der interaktiven Webseite des Projektes www.industriekultur-filstal.dekann jeder seinen eigenen Beitrag zur Industriegeschichte des Filstals einreichen. Zudem finden man hier den aktuellen Arbeitsstand der bisher ausgewählten Orte und einen ersten Vorschlag für die Route der Industriekultur.

Neu!  Die 'Route der Industriekultur' zur Industriegeschichte des Filstales
Blick auf das Bad- und Waschhaus, später Festsaal, heute Kindergarten der Kuchener Arbeitersiedlung, erbaut 1868/69, eröffnet im Mai 1869




Literatur:
Christel Köhle-Hezinger und Walter Ziegler (Hrsg.): ‚Der Glorreiche Lebenslauf unserer Fabrik‘ –  Zur Geschichte von Dorf und Baumwollspinnerei Kuchen, 1991




Neu! Die ‚Route der Industriekultur‘ zur Industriegeschichte des Filstales

Neu!  Die 'Route der Industriekultur' zur Industriegeschichte des Filstales



Am 5. November 2013 ist das Projekt

‚Route der Industriekultur‘

des Verbands Region Stuttgart
und der 16 Gemeinden des Filstales gestartet.

 
Die Route der Industriekultur verknüpft als Radroute wichtige und interessante Orte der Industriekultur im Filstal miteinander und erschließt die vielfältige und spannende Industriegeschichte. An Ankerpunkten und Infoinseln werden Industriegeschichte(n) sichtbar und erlebbar. Begleitet wird dies durch ein ‚digitales Gedächtnis‘ zur Industriekultur damals und heute.
 
Dabei sind die Menschen im Filstal gefragt. Mit ihren persönlichen Erfahrungen und Geschichten aus dem Arbeitsleben (oder dem ihrer Eltern oder Großeltern), mit ihrem Wissen zu Unternehmen, Produkten und zum Arbeitsalltag im Filstal soll nach und nach ein lebendiges Geschichten- und Lesebuch zur Industriekultur im Filstal entstehen.
 
Auf der interaktiven Webseite des Projektes www.industriekultur-filstal.dekann jeder seinen eigenen Beitrag zur Industriegeschichte des Filstals einreichen. Zudem finden man hier den aktuellen Arbeitsstand der bisher ausgewählten Orte und einen ersten Vorschlag für die Route der Industriekultur.

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Blick auf das Bad- und Waschhaus, später Festsaal, heute Kindergarten der Kuchener Arbeitersiedlung, erbaut 1868/69, eröffnet im Mai 1869




Literatur:
Christel Köhle-Hezinger und Walter Ziegler (Hrsg.): ‚Der Glorreiche Lebenslauf unserer Fabrik‘ –  Zur Geschichte von Dorf und Baumwollspinnerei Kuchen, 1991




Neu! Die ‚Route der Industriekultur‘ zur Industriegeschichte des Filstales

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Am 5. November 2013 ist das Projekt

‚Route der Industriekultur‘

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und der 16 Gemeinden des Filstales gestartet.

 
Die Route der Industriekultur verknüpft als Radroute wichtige und interessante Orte der Industriekultur im Filstal miteinander und erschließt die vielfältige und spannende Industriegeschichte. An Ankerpunkten und Infoinseln werden Industriegeschichte(n) sichtbar und erlebbar. Begleitet wird dies durch ein ‚digitales Gedächtnis‘ zur Industriekultur damals und heute.
 
Dabei sind die Menschen im Filstal gefragt. Mit ihren persönlichen Erfahrungen und Geschichten aus dem Arbeitsleben (oder dem ihrer Eltern oder Großeltern), mit ihrem Wissen zu Unternehmen, Produkten und zum Arbeitsalltag im Filstal soll nach und nach ein lebendiges Geschichten- und Lesebuch zur Industriekultur im Filstal entstehen.
 
Auf der interaktiven Webseite des Projektes www.industriekultur-filstal.dekann jeder seinen eigenen Beitrag zur Industriegeschichte des Filstals einreichen. Zudem finden man hier den aktuellen Arbeitsstand der bisher ausgewählten Orte und einen ersten Vorschlag für die Route der Industriekultur.

Neu!  Die 'Route der Industriekultur' zur Industriegeschichte des Filstales
Blick auf das Bad- und Waschhaus, später Festsaal, heute Kindergarten der Kuchener Arbeitersiedlung, erbaut 1868/69, eröffnet im Mai 1869




Literatur:
Christel Köhle-Hezinger und Walter Ziegler (Hrsg.): ‚Der Glorreiche Lebenslauf unserer Fabrik‘ –  Zur Geschichte von Dorf und Baumwollspinnerei Kuchen, 1991




Das Geislinger Kinderfest

Das Geislinger Kinderfest – seit 1428 eines der ältesten Stadtfeste in Südwestdeutschland

 

Das Geislinger Kinderfest ist einwandfrei das Heimatfest, das in unserer Stadt und ihrer weiteren Umgebung die historisch am weitest in die Vergangenheit zurückreichende Tradition besitzt. Mit der einzigartigen Tradition dieses Geislinger ‚Nationalfestes‘ lassen sich höchstens noch vergleichen das Ravensburger Ruten- und das Biberacher Schützenfest, keinesfalls jedoch das Göppinger Maienfest, dessen Überlieferung anderen Ursprunges ist.

 

Die Reichsstadt-Ulmischen Herrschaftspfleger verhandelten am Freitag, den 29. August 1679 über den ‚Tantz der Geislingischen Schuolkinder‘. Sie beschlossen dabei:

 

‚… 3. wird nicht allein den Schuolkindern zu Geislingen ihren jährlichen Tantz auf der Steingruben, nach dem Friedensfest anzustellen, …‘

 

Aus dem Text des Beschlusses geht hervor, dass die Ulmer Herren diesen Tanz der Schulkinder nicht zum ersten Mal erlauben, sondern nur eine alte, unterbrochene Tradition wieder aufnehmen. Das ‚ihren Tantz‘ will nichts anderes sagen als, dass der Tanz bereits 1679 Tradition ist.

 

Bei der Anordnung über die Durchführung des Festes heißt es im Beschluss des Rats: ‚am folgenden Montag fürohin in den latein. und teutschen Schuolen, mit betten und singen schuldige Devotion abgelegt und nachmittag der Schul Jugend vacanz gelassen, …‘

 

Es ist der Montag nach Jakobi, dass in Geislingen die Schuljugend ihren, seit langer Zeit veranstalteten, jährlichen Tanz wieder abhalten darf. Der endlich abgeschlossene Frieden von Nymwegen und ein außerordentlich fruchtbares Jahr mag die Eltern und Schüler zum ersten Mal wieder zum ‚Festen‘ veranlasst haben und gerne gab dazu der Rat auch seine obrigkeitliche Erlaubnis. In den folgenden Jahren und auch den vorhergegangenen Jahren wurde immer am Montag nach Jakobi das ‚alljähliche Kinderfest‘, wie es in einer Rechnung aus dem Jahre 1824 erstmals heißt, abgehalten.

 

Zuvor fand sich in den Geislinger Rechnungen und Beilagen der Stiftungspflege des früheren Hospitals der Begriff ‚Berg‘ oder ‚Schulberg‘ für das Kinderfest. Zum ersten Mal konnte er nachgewiesen für das Jahr 1732 werden. Diese Bezeichnung geht auf das einstige Ulmer Kinderfest oder den ‚Schulberg‘ zurück, die sich in Ulm bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Es war ein Fest der lateinischen und ab 1531 mit der Einführung der ‚Teutschen Schulen‘ im Zuge der Reformation auch der ‚teutschen‘ Volks-Schuljugend, das anfänglich auf dem Michelsberg in Ulm gefeiert wurde; daher der Name ‚Berg‘ oder ‚Schulberg‘.





Das Geislinger Kinderfest
Kinderfest im Stadtpark um 1925




C. F. D. Schubart schildert den Festtag der Geislinger Schuljugend übrigens in einem Brief vom 24. Juli 1768, als einen Tag

 

‚zum Tanzen, zum Springen,

 zum Lachen, zum Singen,

 zum Geigen und Blasen,

 zum Schreien, zum Rasen,

 zum Essen, zum Trinken, zur Lust.

 Es hüpfet voll Freude die Brust.‘

 

Für Geislingen ist aber noch ein weiterer Gesichtspunkt interessant und der Beachtung würdig. Im Jahre 1428 wurde die heute evangelische Stadtkirche durch den Weihbischof von Konstanz geweiht, wie eine Urkunde im Hauptstaatsarchiv Stuttgart beweist. Aus dieser Urkunde geht deutlich hervor, dass sich der Bischof vom 22. bis 24. Juli 1428 in Geislingen aufgehalten hat. Die Kirchweihe als Fest wurde in Geislingen bis ins 19. Jahrhundert hinein am Sonntag vor Jakobi gefeiert. Oberlehrer Georg Maurer erklärte, dass früher das Kinderfest auch im Volksmund ‚Kinderkirbe‘ genannt worden sei. Und Pfarrer Klemm schreibt: ‚es ist also eine ganz richtige Erinnerung, wenn das je am Montag nach Jakobi gefeierte Kinderfest zusammen mit dem Sonntag zuvor die ‚Kirchweih‘ betitelt wird‘.


Das Geislinger Kinderfest, der ‚Schulberg‘ und die ‚Kinderkirbe‘ gehen bis ins Mittelalter zurück als die verschiedenen Bezeichnungen für ein Fest, und das Kinderfest ist traditionsgemäß schon immer, mit einigen wenigen Ausnahmen aus besonderen Anlässen, am Montag, und bis 1919 am Montag und Dienstag nach Jakobi gefeiert worden.



Weder Unterbrechungen in Kriegszeiten, noch der Übergang der Stadt Geislingen von der ulmischen Herrschaft zur bayrischen und dann zur württem-bergischen, noch Angriffe auf die Ausgestaltung des Festes im 19. Jahrhundert konnten an dieser fortdauernden Tradition rütteln.


 

Infolge der über rund 500 Jahre bestehenden eigenständigen Tradition des Geislinger Kinderfestes, hat es bis heute seinen eindeutigen Charakter als echtes Geislinger Heimatfest bewahrt, zu dem von überallher, nicht zuletzt aus dem Ausland, ehemalige Geislinger in ihre Heimatstadt kommen, um wie ehemals zu Schulzeiten eben auch ein Wiedersehen mit Freunden und Bekannten zu feiern.
 
Literatur:
 

Schmolz, Helmut: Das Geislinger Kinderfest, in: Eine Stadt im Wandel, 1810-1938: Die württembergische Oberamtsstadt Geislingen, S. 63 ff.

 

Das Geislinger Kinderfest

Das Geislinger Kinderfest – seit 1428 eines der ältesten Stadtfeste in Südwestdeutschland

 

Das Geislinger Kinderfest ist einwandfrei das Heimatfest, das in unserer Stadt und ihrer weiteren Umgebung die historisch am weitest in die Vergangenheit zurückreichende Tradition besitzt. Mit der einzigartigen Tradition dieses Geislinger ‚Nationalfestes‘ lassen sich höchstens noch vergleichen das Ravensburger Ruten- und das Biberacher Schützenfest, keinesfalls jedoch das Göppinger Maienfest, dessen Überlieferung anderen Ursprunges ist.

 

Die Reichsstadt-Ulmischen Herrschaftspfleger verhandelten am Freitag, den 29. August 1679 über den ‚Tantz der Geislingischen Schuolkinder‘. Sie beschlossen dabei:

 

‚… 3. wird nicht allein den Schuolkindern zu Geislingen ihren jährlichen Tantz auf der Steingruben, nach dem Friedensfest anzustellen, …‘

 

Aus dem Text des Beschlusses geht hervor, dass die Ulmer Herren diesen Tanz der Schulkinder nicht zum ersten Mal erlauben, sondern nur eine alte, unterbrochene Tradition wieder aufnehmen. Das ‚ihren Tantz‘ will nichts anderes sagen als, dass der Tanz bereits 1679 Tradition ist.

 

Bei der Anordnung über die Durchführung des Festes heißt es im Beschluss des Rats: ‚am folgenden Montag fürohin in den latein. und teutschen Schuolen, mit betten und singen schuldige Devotion abgelegt und nachmittag der Schul Jugend vacanz gelassen, …‘

 

Es ist der Montag nach Jakobi, dass in Geislingen die Schuljugend ihren, seit langer Zeit veranstalteten, jährlichen Tanz wieder abhalten darf. Der endlich abgeschlossene Frieden von Nymwegen und ein außerordentlich fruchtbares Jahr mag die Eltern und Schüler zum ersten Mal wieder zum ‚Festen‘ veranlasst haben und gerne gab dazu der Rat auch seine obrigkeitliche Erlaubnis. In den folgenden Jahren und auch den vorhergegangenen Jahren wurde immer am Montag nach Jakobi das ‚alljähliche Kinderfest‘, wie es in einer Rechnung aus dem Jahre 1824 erstmals heißt, abgehalten.

 

Zuvor fand sich in den Geislinger Rechnungen und Beilagen der Stiftungspflege des früheren Hospitals der Begriff ‚Berg‘ oder ‚Schulberg‘ für das Kinderfest. Zum ersten Mal konnte er nachgewiesen für das Jahr 1732 werden. Diese Bezeichnung geht auf das einstige Ulmer Kinderfest oder den ‚Schulberg‘ zurück, die sich in Ulm bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Es war ein Fest der lateinischen und ab 1531 mit der Einführung der ‚Teutschen Schulen‘ im Zuge der Reformation auch der ‚teutschen‘ Volks-Schuljugend, das anfänglich auf dem Michelsberg in Ulm gefeiert wurde; daher der Name ‚Berg‘ oder ‚Schulberg‘.





Das Geislinger Kinderfest
Kinderfest im Stadtpark um 1925




C. F. D. Schubart schildert den Festtag der Geislinger Schuljugend übrigens in einem Brief vom 24. Juli 1768, als einen Tag

 

‚zum Tanzen, zum Springen,

 zum Lachen, zum Singen,

 zum Geigen und Blasen,

 zum Schreien, zum Rasen,

 zum Essen, zum Trinken, zur Lust.

 Es hüpfet voll Freude die Brust.‘

 

Für Geislingen ist aber noch ein weiterer Gesichtspunkt interessant und der Beachtung würdig. Im Jahre 1428 wurde die heute evangelische Stadtkirche durch den Weihbischof von Konstanz geweiht, wie eine Urkunde im Hauptstaatsarchiv Stuttgart beweist. Aus dieser Urkunde geht deutlich hervor, dass sich der Bischof vom 22. bis 24. Juli 1428 in Geislingen aufgehalten hat. Die Kirchweihe als Fest wurde in Geislingen bis ins 19. Jahrhundert hinein am Sonntag vor Jakobi gefeiert. Oberlehrer Georg Maurer erklärte, dass früher das Kinderfest auch im Volksmund ‚Kinderkirbe‘ genannt worden sei. Und Pfarrer Klemm schreibt: ‚es ist also eine ganz richtige Erinnerung, wenn das je am Montag nach Jakobi gefeierte Kinderfest zusammen mit dem Sonntag zuvor die ‚Kirchweih‘ betitelt wird‘.


Das Geislinger Kinderfest, der ‚Schulberg‘ und die ‚Kinderkirbe‘ gehen bis ins Mittelalter zurück als die verschiedenen Bezeichnungen für ein Fest, und das Kinderfest ist traditionsgemäß schon immer, mit einigen wenigen Ausnahmen aus besonderen Anlässen, am Montag, und bis 1919 am Montag und Dienstag nach Jakobi gefeiert worden.



Weder Unterbrechungen in Kriegszeiten, noch der Übergang der Stadt Geislingen von der ulmischen Herrschaft zur bayrischen und dann zur württem-bergischen, noch Angriffe auf die Ausgestaltung des Festes im 19. Jahrhundert konnten an dieser fortdauernden Tradition rütteln.


 

Infolge der über rund 500 Jahre bestehenden eigenständigen Tradition des Geislinger Kinderfestes, hat es bis heute seinen eindeutigen Charakter als echtes Geislinger Heimatfest bewahrt, zu dem von überallher, nicht zuletzt aus dem Ausland, ehemalige Geislinger in ihre Heimatstadt kommen, um wie ehemals zu Schulzeiten eben auch ein Wiedersehen mit Freunden und Bekannten zu feiern.
 
Literatur:
 

Schmolz, Helmut: Das Geislinger Kinderfest, in: Eine Stadt im Wandel, 1810-1938: Die württembergische Oberamtsstadt Geislingen, S. 63 ff.

 

Das Geislinger Kinderfest

Das Geislinger Kinderfest – seit 1428 eines der ältesten Stadtfeste in Südwestdeutschland

Das Geislinger Kinderfest ist einwandfrei das Heimatfest, das in unserer Stadt und ihrer weiteren Umgebung die historisch am weitest in die Vergangenheit zurückreichende Tradition besitzt. Mit der einzigartigen Tradition dieses Geislinger ‚Nationalfestes‘ lassen sich höchstens noch vergleichen das Ravensburger Ruten- und das Biberacher Schützenfest, keinesfalls jedoch das Göppinger Maienfest, dessen Überlieferung anderen Ursprunges ist.

Die Reichsstadt-Ulmischen Herrschaftspfleger verhandelten am Freitag, den 29. August 1679 über den ‚Tantz der Geislingischen Schuolkinder‘. Sie beschlossen dabei:

‚… 3. wird nicht allein den Schuolkindern zu Geislingen ihren jährlichen Tantz auf der Steingruben, nach dem Friedensfest anzustellen, …‘

Aus dem Text des Beschlusses geht hervor, dass die Ulmer Herren diesen Tanz der Schulkinder nicht zum ersten Mal erlauben, sondern nur eine alte, unterbrochene Tradition wieder aufnehmen. Das ‚ihren Tantz‘ will nichts anderes sagen als, dass der Tanz bereits 1679 Tradition ist.

Bei der Anordnung über die Durchführung des Festes heißt es im Beschluss des Rats: ‚am folgenden Montag fürohin in den latein. und teutschen Schuolen, mit betten und singen schuldige Devotion abgelegt und nachmittag der Schul Jugend vacanz gelassen, …‘

Es ist der Montag nach Jakobi, dass in Geislingen die Schuljugend ihren, seit langer Zeit veranstalteten, jährlichen Tanz wieder abhalten darf. Der endlich abgeschlossene Frieden von Nymwegen und ein außerordentlich fruchtbares Jahr mag die Eltern und Schüler zum ersten Mal wieder zum ‚Festen‘ veranlasst haben und gerne gab dazu der Rat auch seine obrigkeitliche Erlaubnis. In den folgenden Jahren und auch den vorhergegangenen Jahren wurde immer am Montag nach Jakobi das ‚alljähliche Kinderfest‘, wie es in einer Rechnung aus dem Jahre 1824 erstmals heißt, abgehalten.

Zuvor fand sich in den Geislinger Rechnungen und Beilagen der Stiftungspflege des früheren Hospitals der Begriff ‚Berg‘ oder ‚Schulberg‘ für das Kinderfest. Zum ersten Mal konnte er nachgewiesen für das Jahr 1732 werden. Diese Bezeichnung geht auf das einstige Ulmer Kinderfest oder den ‚Schulberg‘ zurück, die sich in Ulm bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Es war ein Fest der lateinischen und ab 1531 mit der Einführung der ‚Teutschen Schulen‘ im Zuge der Reformation auch der ‚teutschen‘ Volks-Schuljugend, das anfänglich auf dem Michelsberg in Ulm gefeiert wurde; daher der Name ‚Berg‘ oder ‚Schulberg‘.





Kinderfest im Stadtpark um 1925




C. F. D. Schubart schildert den Festtag der Geislinger Schuljugend übrigens in einem Brief vom 24. Juli 1768, als einen Tag

‚zum Tanzen, zum Springen,

 zum Lachen, zum Singen,

 zum Geigen und Blasen,

 zum Schreien, zum Rasen,

 zum Essen, zum Trinken, zur Lust.

 Es hüpfet voll Freude die Brust.‘

Für Geislingen ist aber noch ein weiterer Gesichtspunkt interessant und der Beachtung würdig. Im Jahre 1428 wurde die heute evangelische Stadtkirche durch den Weihbischof von Konstanz geweiht, wie eine Urkunde im Hauptstaatsarchiv Stuttgart beweist. Aus dieser Urkunde geht deutlich hervor, dass sich der Bischof vom 22. bis 24. Juli 1428 in Geislingen aufgehalten hat. Die Kirchweihe als Fest wurde in Geislingen bis ins 19. Jahrhundert hinein am Sonntag vor Jakobi gefeiert. Oberlehrer Georg Maurer erklärte, dass früher das Kinderfest auch im Volksmund ‚Kinderkirbe‘ genannt worden sei. Und Pfarrer Klemm schreibt:

 ‚Es ist also eine ganz richtige Erinnerung, wenn das je am Montag nach Jakobi gefeierte Kinderfest zusammen mit dem Sonntag zuvor die ‚Kirchweih‘ betitelt wird.‘


Das Geislinger Kinderfest, der ‚Schulberg‘ und die ‚Kinderkirbe‘ gehen bis ins Mittelalter zurück als die verschiedenen Bezeichnungen für ein Fest, und das Kinderfest ist traditionsgemäß schon immer, mit einigen wenigen Ausnahmen aus besonderen Anlässen, am Montag, und bis 1919 am Montag und Dienstag nach Jakobi gefeiert worden.



Weder Unterbrechungen in Kriegszeiten, noch der Übergang der Stadt Geislingen von der ulmischen Herrschaft zur bayrischen und dann zur württem-bergischen, noch Angriffe auf die Ausgestaltung des Festes im 19. Jahrhundert konnten an dieser fortdauernden Tradition rütteln.

Infolge der über rund 500 Jahre bestehenden eigenständigen Tradition des Geislinger Kinderfestes, hat es bis heute seinen eindeutigen Charakter als echtes Geislinger Heimatfest bewahrt, zu dem von überallher, nicht zuletzt aus dem Ausland, ehemalige Geislinger in ihre Heimatstadt kommen, um wie ehemals zu Schulzeiten eben auch ein Wiedersehen mit Freunden und Bekannten zu feiern.
Literatur:

Schmolz, Helmut: Das Geislinger Kinderfest, in: Eine Stadt im Wandel, 1810-1938: Die württembergische Oberamtsstadt Geislingen, S. 63 ff.

Die Anfänge der WMF in Geislingen

Vor 160 Jahren: Die Gründung der Plaquéwarenfabrik Straub & Schweizer im Jahre 1853

Wie schon 1850 mit der Maschinenfabrik aus seiner Kapellmühle heraus gelang es Daniel Straub bereits drei Jahre später wiederum auf dem Gelände der verfallenen Lenz’schen Ölmühle in den Lauffenwiesen unterhalb der Stadt eine Fabrik zu gründen, die heute als Württembergische Metallwarenfabrik nach 160 Jahren mit ihren Produkten weltweit hohes Ansehen genießt.

Der Hintergrund

1836 heiratete Daniel Straub Catharina Oechsle, die jüngere der beiden Töchter des Geislinger Kapellmüllers. Sein ansehnliches Heiratsgut ermöglichte es ihm, mit seiner Frau die Kapellmühle und deren umfangreichen landwirtschaftlichen Grundbesitz zu erwerben. Zu den Liegenschaften der Kapellmühle gehörte eine Wiese auf den unteren Laufen. Um sie abzurunden und eine Wasserkraft anzulegen, erwarb Daniel Straub 1840 ein Grundstück an der Rohrach auf dem die Lenz’sche Ölmühle sich befand.

Unablässig und uneigennützig bemühte er sich, einen Unternehmer für eine Fabrikansiedlung zu gewinnen, um seinen Mitbürgern Arbeit und Brot zu verschaffen. Im Frühjahr 1852 zeigten die Zürcher Spinnereiunternehmer Staub Interesse an der Wasserkraft. Sie wollten eine Baumwollspinnerei errichten. Da aber Wässerungsrechte der angrenzenden Wiesenbesitzer dem Plan entgegenstanden und sich nicht so rasch beschränken oder gar beseitigen ließen, die Wasserkraft dazu nicht konzessioniert war, gaben sie einem gleichfalls von Straub vorgeschlagenen Standort an der Fils bei Altenstadt den Vorzug.

Wohl erst jetzt entschloß sich Daniel Straub, die Wasserkraft selbst zu nutzen und hatte die Absicht dort unten vor der Stadt ein Kupferwalzwerk zu errichten. Doch Ferdinand Steinbeis, der unermüdliche Wegbereiter der Industrialisierung Württembergs und Förderer der Geislinger Elfenbeinschnitzer hatte den Geislinger Unternehmer auf die erfolgversprechende Branche der Plaquéwarenherstellung aufmerksam gemacht, die in einem Bericht über die Leipziger Industrieausstellung 1850 beschrieben vorlag.
Plaquéwaren – also Hohl- und Gebrauchswaren, die aus silberplattiertem Kupferblech hergestellt wurden – fertigten um 1850 Bruckmann & Söhne in Heilbronn, Rau & Cie. in Göppingen und Carl Deffner in Esslingen, letzterer seit 1830 – als wohl erster in Deutschland. Seit der Eheschließung besaß Daniel Straub ein silberplattiertes Besteck.

 



Die Anfänge der WMF in Geislingen
Die Metallwarenfabrik Straub & Schweizer, Geislingen;
gemalt von A. Kappis um 1860.
Das Bild zeigt die Metallwarenfabrik einige Jahre nach ihrer Gründung.

Die Fabrikgründung

Den entscheidenden Anstoß zur Gründung einer Plaquéfabrik gab wohl der fast gleichaltrige und gebürtige Geislinger Friedrich Schweizer. Ihn und dessen Bruder Louis gewann Daniel Straub als Partner. Der gelernte Metalldreher besaß durch seine jahrzehntelange Tätigkeit bei Deffner und Rau die erforderlichen Fachkenntnisse, dazu wohl auch etwas Kapital. Ungeachtet des noch anhängigen Wässerungsstreits beantragten Straub & Schweizer die Errichtung eines Kupfer- und Messingwalzwerks mit Dreherei und Drückerei und erhielten am 7. Juni 1853 die Genehmigung.

Im Herbst 1853 stellten sie zwei kleinere Pressen der Maschinenfabrik und Eisengießerei Gebrüder Benckiser in Pforzheim auf, und Ende des Jahres lagen die ersten Plaquéwaren vor. 1854 beteiligte sich die Metallwarenfabrik Straub & Schweizer mit einem Sortiment silberplattierter Waren an der Münchner Industrieausstellung. Im gleichen Jahr konstruierte Straub in seiner mechanischen Werkstätte eine große Doppelpresse für die Plaquéfabrik. Das Produktionsprogramm umfaßte Waren aus Messing, Kupfer und Plaqué, wie Teekessel, Leuchter, Lampen und Chaisenlaternen sowie diverse Haus- und Küchengeräte. Bis 1856 vervierfachte sich die Zahl der Arbeiter auf 60, die mechanische Werkstätte beschäftigte 30 Arbeiter. Die Metallwarenfabrik wurde bereits 1858 mit ca. 57 000 Gulden Wert eingeschätzt. Zusammen mit seiner Kapellmühle und der dazu gehörigen Maschinenfabrik war Daniel Straub mit einem Vermögen von 123 000 Gulden der höchstbesteuerte Bürger Geislingens.

Die Anfänge der WMF in Geislingen
Büste von Daniel Straub

1866 schied Friedrich Schweizer aus der Plaquéfabrik aus, und Daniel Straub mußte seinem Partner und Teilhaber innerhalb von zehn Jahren 90 000 Gulden ausbezahlen. Die Metallwarenfabrik zählte zu dieser Zeit etwa 120 bis 140 Beschäftigte und war mit 78 000 Gulden eingeschätzt. Der hohe Abfindungsbetrag dürfte mehr in der glänzenden wirtschaftlichen Entwicklung der Metallwarenfabrik und einem guten Teilhabervertrag zu suchen sein als in Schweizers eingebrachtem Kapital. Daniel Straub nahm seinen Sohn Heinrich in das Geschäft herein und firmierte nun als Metallwarenfabrik Straub & Sohn Geislingen.





1880 entstand dann aus dem zu einer Industriegesellschaft umgewandelten Straub’schen Familienbetrieb in Fusion mit der Esslinger Firma Ritter & Co. die heutige WMF – Württembergische Metallwarenfabrik AG.


Übrigens: Noch bis weit in die 1960er Jahre hinein war die volksmundliche Bezeichnung ‚Placke‘ für die WMF bei den Geislingern Gang und Gäbe. Sie geht auf die anfängliche Plaquéwarenfabrikation zurück.

 

Die Anfänge der WMF in Geislingen

Vor 160 Jahren: Die Gründung der Plaquéwarenfabrik Straub & Schweizer im Jahre 1853

Wie schon 1850 mit der Maschinenfabrik aus seiner Kapellmühle heraus gelang es Daniel Straub bereits drei Jahre später wiederum auf dem Gelände der verfallenen Lenz’schen Ölmühle in den Lauffenwiesen unterhalb der Stadt eine Fabrik zu gründen, die heute als Württembergische Metallwarenfabrik nach 160 Jahren mit ihren Produkten weltweit hohes Ansehen genießt.

Der Hintergrund

1836 heiratete Daniel Straub Catharina Oechsle, die jüngere der beiden Töchter des Geislinger Kapellmüllers. Sein ansehnliches Heiratsgut ermöglichte es ihm, mit seiner Frau die Kapellmühle und deren umfangreichen landwirtschaftlichen Grundbesitz zu erwerben. Zu den Liegenschaften der Kapellmühle gehörte eine Wiese auf den unteren Laufen. Um sie abzurunden und eine Wasserkraft anzulegen, erwarb Daniel Straub 1840 ein Grundstück an der Rohrach auf dem die Lenz’sche Ölmühle sich befand.

Unablässig und uneigennützig bemühte er sich, einen Unternehmer für eine Fabrikansiedlung zu gewinnen, um seinen Mitbürgern Arbeit und Brot zu verschaffen. Im Frühjahr 1852 zeigten die Zürcher Spinnereiunternehmer Staub Interesse an der Wasserkraft. Sie wollten eine Baumwollspinnerei errichten. Da aber Wässerungsrechte der angrenzenden Wiesenbesitzer dem Plan entgegenstanden und sich nicht so rasch beschränken oder gar beseitigen ließen, die Wasserkraft dazu nicht konzessioniert war, gaben sie einem gleichfalls von Straub vorgeschlagenen Standort an der Fils bei Altenstadt den Vorzug.

Wohl erst jetzt entschloß sich Daniel Straub, die Wasserkraft selbst zu nutzen und hatte die Absicht dort unten vor der Stadt ein Kupferwalzwerk zu errichten. Doch Ferdinand Steinbeis, der unermüdliche Wegbereiter der Industrialisierung Württembergs und Förderer der Geislinger Elfenbeinschnitzer hatte den Geislinger Unternehmer auf die erfolgversprechende Branche der Plaquéwarenherstellung aufmerksam gemacht, die in einem Bericht über die Leipziger Industrieausstellung 1850 beschrieben vorlag.
Plaquéwaren – also Hohl- und Gebrauchswaren, die aus silberplattiertem Kupferblech hergestellt wurden – fertigten um 1850 Bruckmann & Söhne in Heilbronn, Rau & Cie. in Göppingen und Carl Deffner in Esslingen, letzterer seit 1830 – als wohl erster in Deutschland. Seit der Eheschließung besaß Daniel Straub ein silberplattiertes Besteck.

 



Die Anfänge der WMF in Geislingen
Die Metallwarenfabrik Straub & Schweizer, Geislingen;
gemalt von A. Kappis um 1860.
Das Bild zeigt die Metallwarenfabrik einige Jahre nach ihrer Gründung.

Die Fabrikgründung

Den entscheidenden Anstoß zur Gründung einer Plaquéfabrik gab wohl der fast gleichaltrige und gebürtige Geislinger Friedrich Schweizer. Ihn und dessen Bruder Louis gewann Daniel Straub als Partner. Der gelernte Metalldreher besaß durch seine jahrzehntelange Tätigkeit bei Deffner und Rau die erforderlichen Fachkenntnisse, dazu wohl auch etwas Kapital. Ungeachtet des noch anhängigen Wässerungsstreits beantragten Straub & Schweizer die Errichtung eines Kupfer- und Messingwalzwerks mit Dreherei und Drückerei und erhielten am 7. Juni 1853 die Genehmigung.

Im Herbst 1853 stellten sie zwei kleinere Pressen der Maschinenfabrik und Eisengießerei Gebrüder Benckiser in Pforzheim auf, und Ende des Jahres lagen die ersten Plaquéwaren vor. 1854 beteiligte sich die Metallwarenfabrik Straub & Schweizer mit einem Sortiment silberplattierter Waren an der Münchner Industrieausstellung. Im gleichen Jahr konstruierte Straub in seiner mechanischen Werkstätte eine große Doppelpresse für die Plaquéfabrik. Das Produktionsprogramm umfaßte Waren aus Messing, Kupfer und Plaqué, wie Teekessel, Leuchter, Lampen und Chaisenlaternen sowie diverse Haus- und Küchengeräte. Bis 1856 vervierfachte sich die Zahl der Arbeiter auf 60, die mechanische Werkstätte beschäftigte 30 Arbeiter. Die Metallwarenfabrik wurde bereits 1858 mit ca. 57 000 Gulden Wert eingeschätzt. Zusammen mit seiner Kapellmühle und der dazu gehörigen Maschinenfabrik war Daniel Straub mit einem Vermögen von 123 000 Gulden der höchstbesteuerte Bürger Geislingens.

Die Anfänge der WMF in Geislingen
Büste von Daniel Straub

1866 schied Friedrich Schweizer aus der Plaquéfabrik aus, und Daniel Straub mußte seinem Partner und Teilhaber innerhalb von zehn Jahren 90 000 Gulden ausbezahlen. Die Metallwarenfabrik zählte zu dieser Zeit etwa 120 bis 140 Beschäftigte und war mit 78 000 Gulden eingeschätzt. Der hohe Abfindungsbetrag dürfte mehr in der glänzenden wirtschaftlichen Entwicklung der Metallwarenfabrik und einem guten Teilhabervertrag zu suchen sein als in Schweizers eingebrachtem Kapital. Daniel Straub nahm seinen Sohn Heinrich in das Geschäft herein und firmierte nun als Metallwarenfabrik Straub & Sohn Geislingen.





1880 entstand dann aus dem zu einer Industriegesellschaft umgewandelten Straub’schen Familienbetrieb in Fusion mit der Esslinger Firma Ritter & Co. die heutige WMF – Württembergische Metallwarenfabrik AG.


Übrigens: Noch bis weit in die 1960er Jahre hinein war die volksmundliche Bezeichnung ‚Placke‘ für die WMF bei den Geislingern Gang und Gäbe. Sie geht auf die anfängliche Plaquéwarenfabrikation zurück.

 

Die Anfänge der WMF in Geislingen

Vor 160 Jahren: Die Gründung der Plaquéwarenfabrik Straub & Schweizer im Jahre 1853

Wie schon 1850 mit der Maschinenfabrik aus seiner Kapellmühle heraus gelang es Daniel Straub bereits drei Jahre später wiederum auf dem Gelände der verfallenen Lenz’schen Ölmühle in den Lauffenwiesen unterhalb der Stadt eine Fabrik zu gründen, die heute als Württembergische Metallwarenfabrik nach 160 Jahren mit ihren Produkten weltweit hohes Ansehen genießt.

Der Hintergrund

1836 heiratete Daniel Straub Catharina Oechsle, die jüngere der beiden Töchter des Geislinger Kapellmüllers. Sein ansehnliches Heiratsgut ermöglichte es ihm, mit seiner Frau die Kapellmühle und deren umfangreichen landwirtschaftlichen Grundbesitz zu erwerben. Zu den Liegenschaften der Kapellmühle gehörte eine Wiese auf den unteren Laufen. Um sie abzurunden und eine Wasserkraft anzulegen, erwarb Daniel Straub 1840 ein Grundstück an der Rohrach auf dem die Lenz’sche Ölmühle sich befand.

Unablässig und uneigennützig bemühte er sich, einen Unternehmer für eine Fabrikansiedlung zu gewinnen, um seinen Mitbürgern Arbeit und Brot zu verschaffen. Im Frühjahr 1852 zeigten die Zürcher Spinnereiunternehmer Staub Interesse an der Wasserkraft. Sie wollten eine Baumwollspinnerei errichten. Da aber Wässerungsrechte der angrenzenden Wiesenbesitzer dem Plan entgegenstanden und sich nicht so rasch beschränken oder gar beseitigen ließen, die Wasserkraft dazu nicht konzessioniert war, gaben sie einem gleichfalls von Straub vorgeschlagenen Standort an der Fils bei Altenstadt den Vorzug.

Wohl erst jetzt entschloß sich Daniel Straub, die Wasserkraft selbst zu nutzen und hatte die Absicht dort unten vor der Stadt ein Kupferwalzwerk zu errichten. Doch Ferdinand Steinbeis, der unermüdliche Wegbereiter der Industrialisierung Württembergs und Förderer der Geislinger Elfenbeinschnitzer hatte den Geislinger Unternehmer auf die erfolgversprechende Branche der Plaquéwarenherstellung aufmerksam gemacht, die in einem Bericht über die Leipziger Industrieausstellung 1850 beschrieben vorlag.
Plaquéwaren – also Hohl- und Gebrauchswaren, die aus silberplattiertem Kupferblech hergestellt wurden – fertigten um 1850 Bruckmann & Söhne in Heilbronn, Rau & Cie. in Göppingen und Carl Deffner in Esslingen, letzterer seit 1830 – als wohl erster in Deutschland. Seit der Eheschließung besaß Daniel Straub ein silberplattiertes Besteck.

 



Die Metallwarenfabrik Straub & Schweizer, Geislingen;
gemalt von A. Kappis um 1860.
Das Bild zeigt die Metallwarenfabrik einige Jahre nach ihrer Gründung.

Die Fabrikgründung

Den entscheidenden Anstoß zur Gründung einer Plaquéfabrik gab wohl der fast gleichaltrige und gebürtige Geislinger Friedrich Schweizer. Ihn und dessen Bruder Louis gewann Daniel Straub als Partner. Der gelernte Metalldreher besaß durch seine jahrzehntelange Tätigkeit bei Deffner und Rau die erforderlichen Fachkenntnisse, dazu wohl auch etwas Kapital. Ungeachtet des noch anhängigen Wässerungsstreits beantragten Straub & Schweizer die Errichtung eines Kupfer- und Messingwalzwerks mit Dreherei und Drückerei und erhielten am 7. Juni 1853 die Genehmigung.

Im Herbst 1853 stellten sie zwei kleinere Pressen der Maschinenfabrik und Eisengießerei Gebrüder Benckiser in Pforzheim auf, und Ende des Jahres lagen die ersten Plaquéwaren vor. 1854 beteiligte sich die Metallwarenfabrik Straub & Schweizer mit einem Sortiment silberplattierter Waren an der Münchner Industrieausstellung. Im gleichen Jahr konstruierte Straub in seiner mechanischen Werkstätte eine große Doppelpresse für die Plaquéfabrik. Das Produktionsprogramm umfaßte Waren aus Messing, Kupfer und Plaqué, wie Teekessel, Leuchter, Lampen und Chaisenlaternen sowie diverse Haus- und Küchengeräte. Bis 1856 vervierfachte sich die Zahl der Arbeiter auf 60, die mechanische Werkstätte beschäftigte 30 Arbeiter. Die Metallwarenfabrik wurde bereits 1858 mit ca. 57 000 Gulden Wert eingeschätzt. Zusammen mit seiner Kapellmühle und der dazu gehörigen Maschinenfabrik war Daniel Straub mit einem Vermögen von 123 000 Gulden der höchstbesteuerte Bürger Geislingens.




Büste von Daniel Straub, gefertigt von David Fahrner, 1950

1866 schied Friedrich Schweizer aus der Plaquéfabrik aus, und Daniel Straub mußte seinem Partner und Teilhaber innerhalb von zehn Jahren 90 000 Gulden ausbezahlen. Die Metallwarenfabrik zählte zu dieser Zeit etwa 120 bis 140 Beschäftigte und war mit 78 000 Gulden eingeschätzt. Der hohe Abfindungsbetrag dürfte mehr in der glänzenden wirtschaftlichen Entwicklung der Metallwarenfabrik und einem guten Teilhabervertrag zu suchen sein als in Schweizers eingebrachtem Kapital. Daniel Straub nahm seinen Sohn Heinrich in das Geschäft herein und firmierte nun als Metallwarenfabrik Straub & Sohn Geislingen.





1880 entstand dann aus dem zu einer Industriegesellschaft umgewandelten Straub’schen Familienbetrieb in Fusion mit der Esslinger Firma Ritter & Co. die heutige WMF – Württembergische Metallwarenfabrik AG.

Übrigens: Noch bis weit in die 1960er Jahre hinein war die volksmündliche Bezeichnung ‚Plagge‘ für die WMF bei den Geislingern Arbeitern Gang und Gäbe. Sie geht auf die anfängliche Plaquéwarenfabrik zurück und hat den ironischen Nebensinn von Plage.

 

Karrenrank und Rabenmiste

Geschichtsträchtige Stadtrandwanderung rund um Geislingen


Am Samstag, 18. Mai 2013, 9.00 Uhr findet im Rahmen des VHS-Programm in Zusammenarbeit mit dem Kunst- und Geschichtsverein Geislingen eine Stadtrandwanderung rund um Geislingen statt.

Treffpunkt für die angemeldeten Teilnehmer ist das Straßenende der Zeppelinstraße / Alte Türkheimer Steige

Eine Fülle von historischen Begebenheiten, Bauwerken und stadtgeschichtlichen Besonderheiten entlang des Weges lassen Sie die Stadt neu entdecken.


Dabei erfahren Sie Interessantes über erste Siedlungsspuren in Geislingen, über die Geschichte des Helfensteins und den Bau des Ödenturms. Was verbringt sich hinter Ortsnamen wie „Siebenquellen“, „Kleemeisterei“, „Oßmannsweiler und „Rabenmiste“?
Die Straub’sche Grabkapelle, die wichtigsten Kirchen, die Industrialisierung in Geislingen, die Geschichte der Geislinger Steige, das KZ-Außenlager – und noch einiges mehr, wird auf dieser Wanderung an 20 Stationen erzählt oder besucht.
Eine gemeinsame Mittagsrast und eine Kaffeepause (beides nicht im Preis enthalten) runden den Tag ab.

Für die Tageswanderung (ca. 15 km) sind festes Schuhwerk, eventuell Regenbekleidung und eine gute Kondition notwendige Voraussetzungen.

 
 

Karrenrank und Rabenmiste

Geschichtsträchtige Stadtrandwanderung rund um Geislingen


Am Samstag, 18. Mai 2013, 9.00 Uhr findet im Rahmen des VHS-Programm in Zusammenarbeit mit dem Kunst- und Geschichtsverein Geislingen eine Stadtrandwanderung rund um Geislingen statt.

Treffpunkt für die angemeldeten Teilnehmer ist das Straßenende der Zeppelinstraße / Alte Türkheimer Steige

Eine Fülle von historischen Begebenheiten, Bauwerken und stadtgeschichtlichen Besonderheiten entlang des Weges lassen Sie die Stadt neu entdecken.


Dabei erfahren Sie Interessantes über erste Siedlungsspuren in Geislingen, über die Geschichte des Helfensteins und den Bau des Ödenturms. Was verbringt sich hinter Ortsnamen wie „Siebenquellen“, „Kleemeisterei“, „Oßmannsweiler und „Rabenmiste“?
Die Straub’sche Grabkapelle, die wichtigsten Kirchen, die Industrialisierung in Geislingen, die Geschichte der Geislinger Steige, das KZ-Außenlager – und noch einiges mehr, wird auf dieser Wanderung an 20 Stationen erzählt oder besucht.
Eine gemeinsame Mittagsrast und eine Kaffeepause (beides nicht im Preis enthalten) runden den Tag ab.

Für die Tageswanderung (ca. 15 km) sind festes Schuhwerk, eventuell Regenbekleidung und eine gute Kondition notwendige Voraussetzungen.

 
 

Karrenrank und Rabenmiste

Geschichtsträchtige Stadtrandwanderung rund um Geislingen


Am Samstag, 18. Mai 2013, 9.00 Uhr findet im Rahmen des VHS-Programm in Zusammenarbeit mit dem Kunst- und Geschichtsverein Geislingen eine Stadtrandwanderung rund um Geislingen statt.

Treffpunkt für die angemeldeten Teilnehmer ist das Straßenende der Zeppelinstraße / Alte Türkheimer Steige

Eine Fülle von historischen Begebenheiten, Bauwerken und stadtgeschichtlichen Besonderheiten entlang des Weges lassen Sie die Stadt neu entdecken.


Dabei erfahren Sie Interessantes über erste Siedlungsspuren in Geislingen, über die Geschichte des Helfensteins und den Bau des Ödenturms. Was verbringt sich hinter Ortsnamen wie „Siebenquellen“, „Kleemeisterei“, „Oßmannsweiler und „Rabenmiste“?
Die Straub’sche Grabkapelle, die wichtigsten Kirchen, die Industrialisierung in Geislingen, die Geschichte der Geislinger Steige, das KZ-Außenlager – und noch einiges mehr, wird auf dieser Wanderung an 20 Stationen erzählt oder besucht.
Eine gemeinsame Mittagsrast und eine Kaffeepause (beides nicht im Preis enthalten) runden den Tag ab.

Für die Tageswanderung (ca. 15 km) sind festes Schuhwerk, eventuell Regenbekleidung und eine gute Kondition notwendige Voraussetzungen.

 
 

Mittelalterliche Burgenforschung im Kreis Göppingen

Auftakt zum Burgenprojekt im Landkreis – Symposium auf Schloss Filseck

 

Am 23. März 2013 wurde im Moser-Saal auf Schloss Filseck ein Fachsymposium zum Thema „Mittelalterliche Burgenforschung“ abgehalten.
 
Vortrag von Prof. Heiko Steuer (Freiburg)

Am 23. März 2013 wurde im Moser-Saal auf Schloss Filseck ein Fachsymposium zum Thema „Mittelalterliche Burgenforschung“ abgehalten. Die durch Unterstützung der Stauferstiftung Göppingen ermöglichte Veranstaltung war zugleich Auftakt zum „Burgenprojekt“ des Landkreises, in dessen Rahmen während der nächsten Jahre die Burgen und Burgstellen auf dem Kreisgebiet kontinuierlich untersucht werden sollen.
Landrat Edgar Wolff begrüßte die rund 60 Teilnehmer und betonte die Bedeutung der zahlreichen Burgen im Kreis sowohl für den Tourismus als auch zur Identifikation für die Bevölkerung. Die letzten Herbst zwischen Schlat und Eschenbach eingeweihte Burgerinnerungsstätte Zillenhart, wo man das Gelände einer ehemaligen Turmhügelburg forsttechnisch aufbereitet und eine moderne Informationstafel aufgestellt habe, sei quasi das „Pilotprojekt“ gewesen.

In ihrer Einführung stellten Kreisarchivar Dr. Stefan Lang und Kreisarchäologe Dr. Reinhard Rademacher die regionale „Burgenlandschaft“ vor und umrissen deren historischen Rahmen sowie die Geschichte der Burgenforschung im Kreis. Erinnert wurde dabei auch an den im letzten August verstorbenen Tübinger Landeshistoriker Prof. Sönke Lorenz, der das Symposium als Dank für die lange freundschaftliche Zusammenarbeit mit Kreisarchivar a.D. Walter Ziegler maßgeblich organisiert hatte.

Lorenz’ Nachfolgerin Prof. Dr. Sigrid Hirbodian (Tübingen), Direktorin des Instituts für Geschichtliche Landeskunde, hob insbesondere die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit von Archäologen und Historikern bei diesem Thema hervor. Prof. Dr. Thomas Zotz (Freiburg) stellte mit dem Burgenprojekt zu den Burgen im Breisgau ein über viele Jahre erfolgreiches Projekt vor, das auch für andere Regionen Vorbildcharakter besitzt. Prof. Dr. Heiko Steuer (Freiburg) zeigte in seinem breit angelegten Vortrag „Burgenforschung und Archäologie“ die Chancen und Grenzen der ärchäologischen Untersuchung von Burgen auf. Steuer plädierte im Hinblick auf ein Burgenprojekt insbesondere auf die Erstellung von detaillierten Karten, die die Herrschaftsverhältnisse einer Burgenlandschaft aussagekräftig darstellen.
Einen neuen Aspekt brachten Dr. Anke Scholz und Dr. Guntram Gassmann (Tübingen) mit der Hypothese ein, dass auch eine archäologisch nachweisbare breite Eisengewinnung am Albtrauf mit der Anlage etlicher Burgen verbunden sein könnte. Hier sollen Untersuchungen in den kommenden Jahren weitere Ergebnisse bringen. Abschließend wandte sich Prof. Karl-Heinz Spies (Greifswald) den Burgherren und ihren Lebenswelten zu, galt doch eine Burg neben ihrer militärischen und administrativen Funktion immer auch als adeliges Statussymbol. Eine lebhafte Abschlussdiskussion zog den Schlussstrich unter die anregende und rundum gelungene Veranstaltung, von der die Referenten als Dank auch ein „Filsbuch“ mit in die Heimat nehmen konnten.

Ansprechpartner:
Landratsamt Göppingen
Hauptamt – Abteilung Kreisarchiv, Kreisarchäologie und Kultur
Kreisarchivar Dr. Stefan Lang
Tel.: +49 (0) 7161 503 18-12
Fax: +49 (0) 7161 503 18-19
E-Mail:
s.lang@landkreis-goeppingen.de

Weiterführender Link:

http://www.swp.de/goeppingen/lokales/goeppingen/Stelldichein-der-Burgforscher;art5583,1918635

Mittelalterliche Burgenforschung im Kreis Göppingen

Auftakt zum Burgenprojekt im Landkreis – Symposium auf Schloss Filseck

 

Am 23. März 2013 wurde im Moser-Saal auf Schloss Filseck ein Fachsymposium zum Thema „Mittelalterliche Burgenforschung“ abgehalten.
 
Mittelalterliche Burgenforschung im Kreis Göppingen
Vortrag von Prof. Heiko Steuer (Freiburg)

Am 23. März 2013 wurde im Moser-Saal auf Schloss Filseck ein Fachsymposium zum Thema „Mittelalterliche Burgenforschung“ abgehalten. Die durch Unterstützung der Stauferstiftung Göppingen ermöglichte Veranstaltung war zugleich Auftakt zum „Burgenprojekt“ des Landkreises, in dessen Rahmen während der nächsten Jahre die Burgen und Burgstellen auf dem Kreisgebiet kontinuierlich untersucht werden sollen.
Landrat Edgar Wolff begrüßte die rund 60 Teilnehmer und betonte die Bedeutung der zahlreichen Burgen im Kreis sowohl für den Tourismus als auch zur Identifikation für die Bevölkerung. Die letzten Herbst zwischen Schlat und Eschenbach eingeweihte Burgerinnerungsstätte Zillenhart, wo man das Gelände einer ehemaligen Turmhügelburg forsttechnisch aufbereitet und eine moderne Informationstafel aufgestellt habe, sei quasi das „Pilotprojekt“ gewesen.

In ihrer Einführung stellten Kreisarchivar Dr. Stefan Lang und Kreisarchäologe Dr. Reinhard Rademacher die regionale „Burgenlandschaft“ vor und umrissen deren historischen Rahmen sowie die Geschichte der Burgenforschung im Kreis. Erinnert wurde dabei auch an den im letzten August verstorbenen Tübinger Landeshistoriker Prof. Sönke Lorenz, der das Symposium als Dank für die lange freundschaftliche Zusammenarbeit mit Kreisarchivar a.D. Walter Ziegler maßgeblich organisiert hatte.

Lorenz’ Nachfolgerin Prof. Dr. Sigrid Hirbodian (Tübingen), Direktorin des Instituts für Geschichtliche Landeskunde, hob insbesondere die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit von Archäologen und Historikern bei diesem Thema hervor. Prof. Dr. Thomas Zotz (Freiburg) stellte mit dem Burgenprojekt zu den Burgen im Breisgau ein über viele Jahre erfolgreiches Projekt vor, das auch für andere Regionen Vorbildcharakter besitzt. Prof. Dr. Heiko Steuer (Freiburg) zeigte in seinem breit angelegten Vortrag „Burgenforschung und Archäologie“ die Chancen und Grenzen der ärchäologischen Untersuchung von Burgen auf. Steuer plädierte im Hinblick auf ein Burgenprojekt insbesondere auf die Erstellung von detaillierten Karten, die die Herrschaftsverhältnisse einer Burgenlandschaft aussagekräftig darstellen.
Einen neuen Aspekt brachten Dr. Anke Scholz und Dr. Guntram Gassmann (Tübingen) mit der Hypothese ein, dass auch eine archäologisch nachweisbare breite Eisengewinnung am Albtrauf mit der Anlage etlicher Burgen verbunden sein könnte. Hier sollen Untersuchungen in den kommenden Jahren weitere Ergebnisse bringen. Abschließend wandte sich Prof. Karl-Heinz Spies (Greifswald) den Burgherren und ihren Lebenswelten zu, galt doch eine Burg neben ihrer militärischen und administrativen Funktion immer auch als adeliges Statussymbol. Eine lebhafte Abschlussdiskussion zog den Schlussstrich unter die anregende und rundum gelungene Veranstaltung, von der die Referenten als Dank auch ein „Filsbuch“ mit in die Heimat nehmen konnten.

Ansprechpartner:
Landratsamt Göppingen
Hauptamt – Abteilung Kreisarchiv, Kreisarchäologie und Kultur
Kreisarchivar Dr. Stefan Lang
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Weiterführender Link:

http://www.swp.de/goeppingen/lokales/goeppingen/Stelldichein-der-Burgforscher;art5583,1918635